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Ein deutscher Arzt in Indonesien trifft auf eine kühl-faszinierende Engländerin mit dem dringenden Wunsch nach einer diskreten Abtreibung – der Auftakt zu einer Achterbahnfahrt der Leidenschaft voller Dramatik und menschlicher Abgründe. Ein Fall für die Couch von Sigmund Freud – oder den psychologischen Tiefenblick des großartigen Erzählers Stefan Zweig.


Hardcover, Pappband, 96 Seiten, 12,2 x 18,7 cm
ISBN: 978-3-7306-1115-9
Erschienen am  24. January 2022
Lieferstatus: Dieser Titel ist lieferbar.

Rezensionen

Eine unerhörte Begebenheit

Von: Jana Jordan

12.11.2022

Ich wusste nicht, dass das Wort „Amok“ aus dem Malaiischen stammt. Die Malaien rufen es als Warnung, wenn ein Mensch in wahnartigen Rauschzuständen geradeaus durch den Ort läuft und wahllos jeden tötet, der nicht schnell genug weglaufen kann. In eben diesem Zustand befand sich der Protagonist dieser Novelle von Stefan Zweig. Der in Wien gebürtige Autor beschrieb mit Vorliebe menschliche Abgründe. Die vorliegende Novelle beschreibt die selbstzerstörerischen Auswirkungen einer übersteigerten Leidenschaft. Die eigentliche Geschichte ist in eine Rahmenhandlung eingebettet. Der namenlose Erzähler trifft auf der Überfahrt von Kalkutta nach Neapel auf einen geheimnisvollen Fremden, der sich nur des Nachts an Deck des Passagierschiffes aufhält und ihm eine bewegende Geschichte erzählt. Der Mann ist ein deutscher Arzt, welcher auf einer der Distriktstationen in den holländischen Kolonien in Indonesien eingesetzt ist. Die Begegnung mit einer Frau bringt ihn dergestalt außer Takt, dass er wie im Rausch seine Existenz hinwirft, ihr nacheilt und jegliche Selbstkontrolle aufgibt. Die für Novellen typische unerhörte Begebenheit lässt sich in doppeltem Sinne finden. Es ist zum einen ein merkwürdiger Unfall, welcher sich auf eben jenem Passagierschiff ereignete und dessen Hintergründe nicht ermittelt werden konnten. Zum anderen ist es die Geschichte des Fremden, die gleichzeitig als mögliche Erklärung für den Unfall dargestellt wird. Die Novelle erschien 1922 zunächst in der österreichischen Tageszeitung „Neue Freie Presse“ und kurz darauf im Insel-Verlag. Die Neuauflage durch den Anaconda-Verlag erscheint somit zum 100sten Geburtstag des Textes und sie hat es verdient, erneut veröffentlicht zu werden. Die eindringliche und wortmalerische Sprache Zweigs hat mich vom ersten Satz in den Bann gezogen. Zweig lässt den Fremden seine Seelenzustände, seine Gedanken und seine Qual in bewegenden Worten schildern, lässt ihn immer wieder um Verständnis ringen. Ich erlebe, wie in Wahnzuständen gebündelte Gier gegen hinter kühler Arroganz versteckte Angst prallt und daran zerschellt. Ich schaue mich um und erkenne allgegenwärtiges Geschehen im Großen wie im Kleinen. Damit ist die Novelle trotz des historischen Settings zeitlos aktuell. Zudem ist der Text sprachlich ein wahrer Genuss. Ich erliege immer wieder der Versuchung, einzelne Abschnitte laut vorzutragen und in der Schönheit der Sprache zu versinken. Für mich ist Stefan Zweigs Novelle „Der Amokläufer“ ein wiedergefundener Schatz, den ich gerne weiterempfehle.

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Der Amokläufer

Von: Frau Lehmann liest

07.03.2022

Mit ca 17 Jahren habe ich Stefan Zweig entdeckt und, wie man das in dem Alter so macht, mich durch sein Werk gefräst. Ich mochte die Sprache, auch wenn sie für heutige Ohren umständlich erscheinen mag, die Dichte der Texte. Dreißig Jahre später bin ich erneut über Zweig gestolpert und habe mich gefragt, will ich das wirklich lesen? Will ich das Risiko eingehen, die Sprache schwülstig zu finden, die Begeisterung nicht mehr nachvollziehen zu können? Es fing gut an: eine Schiffsreise, ein rätselhafter Mitreisender. Aber dann das Thema der Novelle, eine Abtreibung. Und ich dachte, nun kommt all das, was ich nicht mehr lesen möchte von Männern, die über weibliche Körper entscheiden, über gefallene Frauen und mangelnde Moral, über vom Himmel gesendete Bestrafungen für ausschließlich weibliches Fehlverhalten. Es hätte ja zur Zeit gepasst. Aber nein, so simpel gestrickt ist Zweig nicht. Und das hat mich unglaublich gefreut. Ich weiß, was die Siebzehnjährige in ihm gesehen hat und dreißig Jahre später ist es immer noch da: die Sprache und die Dichte, große Literatur.

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Vita

Stefan Zweig

Stefan Zweig (1881–1942) wuchs als Sohn einer jüdischen Kaufmannsfamilie in Wien auf. Er schrieb Gedichte, Novellen, Dramen und Essays, die 1933 der Bücherverbrennung der Nationalsozialisten zum Opfer fielen. Seit 1938 auf der Flucht, lebte der engagierte Pazifist und Humanist zuletzt in Brasilien, wo er zusammen mit seiner Ehefrau Selbstmord beging.

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