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Haruki Murakami

Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki

Roman

(7)
Taschenbuch
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Der junge Tsukuru Tazaki ist Teil einer Clique von fünf Freunden, deren Mitglieder alle eine Farbe im Namen tragen. Nur Tsukuru fällt aus dem Rahmen und empfindet sich – auch im übertragenen Sinne – als farblos. Als er nach der gemeinsamen Schulzeit nach Tokyo geht, tut dies der Freundschaft keinen Abbruch. Zumindest nicht bis zu jenem Sommertag, an dem Tsukuru voller Vorfreude auf die Ferien nach Nagoya zurückkehrt – und herausfindet, dass seine Freunde ihn plötzlich und unerklärlicherweise schneiden. Er erhält einen Anruf: Tsukuru solle sich in Zukunft von ihnen fernhalten, er wisse schon, warum. Verzweifelt kehrt Tsukuru nach Tokio zurück, wo er ein halbes Jahr am Rande des Selbstmords verbringt. Viele Jahre später offenbart sich der inzwischen 36-Jährige seiner neuen Freundin Sara und stellt sich, von ihr ermutigt, den Dämonen seiner Vergangenheit.


Aus dem Japanischen von Ursula Gräfe
Originaltitel: Shikisai wo motanai Tazaki Tsukuru to, kare no junrei no toshi
Originalverlag: Bungeishunju
Taschenbuch, Broschur, 320 Seiten, 11,8 x 18,7 cm
ISBN: 978-3-442-74900-3
Erschienen am  13. July 2015
Lieferstatus: Dieser Titel ist lieferbar.

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Rezensionen

Weil ich nichts bin.

Von: Mikka Gottstein aus Hilter aTW

17.07.2018

Haruki Murakami erzählt die leise Geschichte eines Mannes, der sich selber in nur einer Hinsicht für außergewöhnlich hält: außergewöhnlich belanglos. Tazaki Tsukuro hat vier enge Freunde, die ihm alles bedeuteten. Alle tragen eine Farbe im Namen: Akamatsu (Rotkiefer), Oumi (blaues Meer), Kurono (schwarzes Feld) und Shirane (weiße Wurzel). Nur sein eigener Name ist so farblos, wie er sich auch als Mensch empfindet. Als die Freunde ihn von einem Tag auf den anderen brutal verstoßen, ist Tsukuro zutiefst verwundet. Monatelang taumelt er am Rande des Abgrunds, sehnt den Sturz fast herbei. Der Tod wäre ihm willkommen, doch trotz dieses Leidensdrucks wagt er nicht, auf einer Erklärung zu bestehen. Erst sechzehn Jahre später zieht er los, diese alte Wunde zu schließen. Dass es fünf Freunde sind und Tsukuru sich für leer hält, ist sicher kein Zufall – zu deutlich erinnert es an die Fünf-Elemente-Lehre in Japan. Neben Erde, Wasser, Feuer und Luft gibt es dort als fünftes Element die Leere. Daraus ergibt sich eine interessante Symbolik, die sich durch das gesamte Buch zieht, ohne dass es erzwungen wirkt. Tsukurus Freunde, allesamt unverwechselbare Persönlichkeiten, brauchen ihn – ihn, den Farblosen! –, damit ihre perfekte Harmonie funktionieren kann. Nach dieser Harmonie verzehrt sich Tsukuru seit dem Bruch, in keiner anderen Beziehung kann er sie finden. Erst spät kommt er zur Erkenntnis: Zitat: “Er begriff endlich in den Tiefen seiner Seele, dass es nicht nur die Harmonie war, die die Herzen der Menschen verband. Viel tiefer war die Verbindung von Wunde zu Wunde. Von Schmerz zu Schmerz. Von Schwäche zu Schwäche. Es gab keine Stille ohne den Schrei des Leides, keine Vergebung, ohne dass Blut floss, und keine Überwindung ohne schmerzhaften Verlust.” Als Figur macht es Tsukuro dem Leser erst nicht leicht. Über lange Passagen lässt er sich antriebslos treiben, Beziehungen zu anderen Menschen knüpft er eher zufällig. Wenn diese scheitern, nimmt er es hin und sieht es als weiteren Beweis seiner eigenen Bedeutungslosigkeit. Es ist schwer, sich mit ihm zu identifizieren, denn seine Persönlichkeit scheint an seinen Erlebnissen nicht zu wachsen. Was das Buch vorantreibt, ist in den ersten Kapiteln allein das ungelöste Rätsel, aus welchem Grund die Freunde ihn damals verstießen. Doch dann verliebt er sich in eine Frau namens Sara Kimoto, erzählt ihr die alte Geschichte, und sie überzeugt ihn, dass er die Freunde zur Rede stellen muss. Nur so könne die Verwundung heilen und er wäre offen für eine tiefere Beziehung. Sara selbst bleibt ein eher blasser Charakter. Sie ist bezaubernd, intelligent und einfühlsam, aber wenig mehr als der Stein des Anstoßes für Tsukuro. Der kommt endlich in Bewegung, nimmt sein Leben in die Hand und reist das erste Mal in seinem Leben ins Ausland. Ab hier entwickelt sich ein ganz anderer Spannungsbogen. Der Grund für den Bruch, den Tuskuro endlich erfährt, ist schockierend. Aber obwohl der Grund Stoff für einen Thriller bieten könnte, liegt das Augenmerk auf Tsukuros persönlicher Entwicklung. Es bleibt eine leise Geschichte, die eine umso größere Sogkraft entwickelt, je mehr ihr Protagonist seine Apathie abschüttelt. Manchmal verschwimmen die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Fantasie, und das macht der Autor meisterhaft. Träume spielen immer wieder eine große Rolle – dabei ist unklar, ob sie Spiegel oder Verzerrung der Realität sind, Erinnerung oder Vorahnung. Haruki Murakami beschreibt die Pilgerreise seines farblosen Helden in einer Sprache, die wundervoll poetische Momente hat. Dennoch sind seine Sätze ruhig und kristallklar, vieles vermittelt er über leise Andeutungen und symbolische Bilder. Die Dialoge sind für westliche Ohren ungewohnt verhalten und höflich, das Ungesagte schwingt jedoch immer mit.

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Eine traurige und bewegende Geschichte.

Von: Lesen ist

26.05.2016

In seinem zweiten Jahr an der Universität, genauer gesagt von Juli bis Januar, dachte Tsukuru Tazaki an nichts anderes als an den Tod. Er stand dem Tod sogar näher als das Leben, aber den letzten Schritt ist er nicht gegangen. An der Oberschule war er Teil einer Clique von fünf Freunden, drei Jungs und zwei Mädchen. Sie lebten in Nagoya und Tsukuru ging als einziger danach nach Tokio, um zu studieren, die anderen blieben in Nagoya und gingen dort zur Uni. Ihre Freundschaft war einmalig und harmonisch, sie ergänzten sich auf einzigartige Weise. Immer wenn es Ferien gab fuhr Tsukuru nach Nagoya um Zeit mit seinen Freunden zu verbringen. Und dann, ohne jegliche Vorwarnung, teilten seine Freunde ihm mit, dass sie ihn nie wieder sehen oder mit ihm sprechen wollten. Sie nannten ihm keinen Grund und er hatte nicht gewagt zu fragen. Dieses erbarmungslose Urteil, das so unvermittelt ausgesprochen wurde, brachte Tsukuru an den Rand eines Abgrunds. Hätte es eine einfache Tür gegeben, die zum Tod geführt hätte, wäre er hindurchgegangen. Aber er hat es überlebt, gerade mal so, hat sein Studium beendet und ist in Tokio geblieben. Er unternahm keinen Versuch seine Freunde zu kontaktieren, wollte einfach vergessen, was sie ihm angetan hatten. Aber so einfach geht das nicht. Jetzt, 16 Jahre später, lernt Tsukuru eine Frau kennen; Sara. Zum ersten Mal spricht Tsukuru darüber, was damals passiert ist. Tsukuru ist tatsächlich zu einem eher farblosen Mann Mitte dreißig geworden, obwohl dieses »Farblos« im Titel einen anderen Bezug hat. Im Beruf macht er genau das, was er schon immer machen wollte, aber privat ist sein Leben eher trostlos, ohne Farbe. Es ist ihm nicht bewusst, wie tief die Verletzung von damals geht. Das Erlebte hat ihn nicht nur psychisch, sondern auch physisch stark verändert. Die Verstoßung durch seine Freunde hat einen anderen Menschen aus ihm gemacht, einen introvertierten und wortkargen Mann, der sich niemanden mehr wirklich öffnet. Die Angst, wieder so verletzt zu werden, sitzt tief, obwohl es ihm nicht einmal wirklich bewusst ist. Auch sein Selbstbewusstsein hat gelitten, sodass er sich nicht liebenswert findet, sich selbst als leer empfindet, wie ein Gefäß ohne Inhalt. Ich hatte Mitleid mit dem Protagonisten, weil er in meinen Augen beraubt wurde. Sein Charakter, 16 Jahre später, ist sehr passiv, wenn nicht sogar langweilig. Wenn man allerdings berücksichtig wie nah am Abgrund er sich befand und wie tief die Verletzung ging, kann man seine Zurückhaltung in jede Art von zwischenmenschlicher Beziehung verstehen. Wie sehr kann ein so einschneidendes Erlebnis die Weiterentwicklung des Charakters beeinflussen? Die Menschen sind sehr verschieden. Ein anderer als Tsukuru, jemand, der bereits genug Selbstbewusstsein entwickelt hat, hätte schon damals darauf bestanden zu wissen, warum er so brutal verstoßen wird. Tsukuru hat sich nicht getraut zu fragen. Später im Buch kommt der Vergleich, dass es für ihn ähnlich war, als hätte man ihn von einem Schiff gestoßen und allein im eiskalten Meer zurückgelassen. Ganz klar ist, in unserer doch eher aufgeklärten Zeit, dass Verdrängen nicht helfen kann. Nur eine Aussprache, ein klärendes Gespräch, kann helfen und vielleicht auch eine Heilung stattfinden. Nachdem Tsukuru sich seiner neuen Freundin geöffnet hat, erkennt sie, dass er noch einen schwierigen Weg vor sich hat. Sie will ihm helfen und doch stürzt sie ihn dann selbst in eine neue Krise! Die Themen sind Freundschaft, Zurückweisung, Depression, Einsamkeit. Es gibt aber auch Hoffnung auf einen Neuanfang. Man könnte denken, es wäre ein langweiliges Buch, vor allem, weil der Protagonist tatsächlich farblos ist. Man möchte den Mann wachrütteln und natürlich will man unbedingt erfahren, wieso seine Clique von damals ihn auf so erbarmungslose Weise verstoßen hat. Was ans Licht kommt ist wirklich ungeheuerlich! Im Grunde hat seine Ächtung von damals die gesamte Gruppe in Mitleidenschaft gezogen. Beim Lesen darf man die japanische Mentalität nicht vergessen. Ihre Einstellung zum Tod ist eine andere, Vergänglichkeit ist der natürliche Kreislauf des Lebens. Gefühle werden nicht gezeigt, sie zu verbergen ist eine Tugend. Niemals das Gesicht zu verlieren ist extrem wichtig! Haruki Murakami steigt mit dem Leser hinab in die verletzte Seele eines Mannes, der dem Tod gerade so noch entronnen ist. Er zeigt uns seine Gedanken und seine Träume und eine Gefühlswelt, die Tsukuru niemals einen anderen zeigen würde. Das Ende war für mich persönlich etwas unbefriedigend, aber die Geschichte selbst berührt und macht nachdenklich, in einer schönen und auch poetischen Sprache. Sie wird mich eine Weile begleiten. Eine traurige, bewegende Geschichte über Zurückweisung, Depression, Einsamkeit aber auch Hoffnung und Freundschaft. Ein einziges Erlebnis, das den jungen Menschen zu einem anderen Mann formt, als er vielleicht sonst geworden wäre. Nur den Dämonen seiner Vergangenheit zu begegnen kann sein Leben wieder Farbe und Hoffnung geben. Eine Geschichte, die nachdenklich macht.

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Vita

Haruki Murakami, geboren 1949 in Kyoto, ist der international gefeierte und mit den höchsten japanischen Literaturpreisen ausgezeichnete Autor zahlreicher Romane und Erzählungen. Sein Roman "Gefährliche Geliebte" entzweite das Literarische Quartett, mit "Mister Aufziehvogel" schrieb er das Kultbuch seiner Generation. Ferner hat er die Werke von Raymond Chandler, John Irving, Truman Capote und Raymond Carver ins Japanische übersetzt.

Zum Autor

Ursula Gräfe

Ursula Gräfe hat Japanologie, Anglistik und Amerikanistik in Frankfurt am Main studiert. Seit 1989 arbeitet sie als Literaturübersetzerin aus dem Japanischen und Englischen und hat neben zahlreichen Werken Haruki Murakamis auch Sayaka Murata und Yukiko Motoya ins Deutsche übertragen.

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