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Rezensionen zu
Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki

Haruki Murakami

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€ 13,00 [D] inkl. MwSt. | € 13,40 [A] | CHF 18,50* (* empf. VK-Preis)

„Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki“ erzählt die Geschichte von Tsukuru Tazaki, der eines Tages ohne ersichtlichen Grund von seinen vier besten Freunden geschnitten und aus dem innigen Freundeskreis ausgeschlossen wird. Für Tsukuru bricht eine Welt zusammen und er hat jahrelang an dieser Zurückweisung zu knabbern. Wie konnte es dazu kommen? Wird er jemals die Wahrheit über die Entscheidung seiner Freunde herausfinden? Und wie wirkt sich dieser Vorfall auf die Entwicklung eines jungen Menschen aus? Eine Reise in die Vergangenheit beginnt … Ein großartiger Roman über Freundschaft, Liebe, Verrat und Verzweiflung. Gebannt verfolgt man eine wunderschön erzählte Selbstfindungsgeschichte, die zum Nachdenken anregt und einen fasziniert weiterlesen lässt. Gemeinsam mit Tsukuru Tazaki ist man dem Geheimnis über den Bruch der Freundschaft auf der Spur, fiebert mit ihm und will endlich eine Antwort für die Geschehnisse finden. Murakamis Schreibstil ist einfach schön, spannend, unterhaltsam und bewegend. Mein erster Roman von Haruki Murakami und ich bin restlos begeistert! Seine Lektüre kann wahrlich süchtig machen, ich brauche dringend mehr …

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Haruki Murakami erzählt die leise Geschichte eines Mannes, der sich selber in nur einer Hinsicht für außergewöhnlich hält: außergewöhnlich belanglos. Tazaki Tsukuro hat vier enge Freunde, die ihm alles bedeuteten. Alle tragen eine Farbe im Namen: Akamatsu (Rotkiefer), Oumi (blaues Meer), Kurono (schwarzes Feld) und Shirane (weiße Wurzel). Nur sein eigener Name ist so farblos, wie er sich auch als Mensch empfindet. Als die Freunde ihn von einem Tag auf den anderen brutal verstoßen, ist Tsukuro zutiefst verwundet. Monatelang taumelt er am Rande des Abgrunds, sehnt den Sturz fast herbei. Der Tod wäre ihm willkommen, doch trotz dieses Leidensdrucks wagt er nicht, auf einer Erklärung zu bestehen. Erst sechzehn Jahre später zieht er los, diese alte Wunde zu schließen. Dass es fünf Freunde sind und Tsukuru sich für leer hält, ist sicher kein Zufall – zu deutlich erinnert es an die Fünf-Elemente-Lehre in Japan. Neben Erde, Wasser, Feuer und Luft gibt es dort als fünftes Element die Leere. Daraus ergibt sich eine interessante Symbolik, die sich durch das gesamte Buch zieht, ohne dass es erzwungen wirkt. Tsukurus Freunde, allesamt unverwechselbare Persönlichkeiten, brauchen ihn – ihn, den Farblosen! –, damit ihre perfekte Harmonie funktionieren kann. Nach dieser Harmonie verzehrt sich Tsukuru seit dem Bruch, in keiner anderen Beziehung kann er sie finden. Erst spät kommt er zur Erkenntnis: Zitat: “Er begriff endlich in den Tiefen seiner Seele, dass es nicht nur die Harmonie war, die die Herzen der Menschen verband. Viel tiefer war die Verbindung von Wunde zu Wunde. Von Schmerz zu Schmerz. Von Schwäche zu Schwäche. Es gab keine Stille ohne den Schrei des Leides, keine Vergebung, ohne dass Blut floss, und keine Überwindung ohne schmerzhaften Verlust.” Als Figur macht es Tsukuro dem Leser erst nicht leicht. Über lange Passagen lässt er sich antriebslos treiben, Beziehungen zu anderen Menschen knüpft er eher zufällig. Wenn diese scheitern, nimmt er es hin und sieht es als weiteren Beweis seiner eigenen Bedeutungslosigkeit. Es ist schwer, sich mit ihm zu identifizieren, denn seine Persönlichkeit scheint an seinen Erlebnissen nicht zu wachsen. Was das Buch vorantreibt, ist in den ersten Kapiteln allein das ungelöste Rätsel, aus welchem Grund die Freunde ihn damals verstießen. Doch dann verliebt er sich in eine Frau namens Sara Kimoto, erzählt ihr die alte Geschichte, und sie überzeugt ihn, dass er die Freunde zur Rede stellen muss. Nur so könne die Verwundung heilen und er wäre offen für eine tiefere Beziehung. Sara selbst bleibt ein eher blasser Charakter. Sie ist bezaubernd, intelligent und einfühlsam, aber wenig mehr als der Stein des Anstoßes für Tsukuro. Der kommt endlich in Bewegung, nimmt sein Leben in die Hand und reist das erste Mal in seinem Leben ins Ausland. Ab hier entwickelt sich ein ganz anderer Spannungsbogen. Der Grund für den Bruch, den Tuskuro endlich erfährt, ist schockierend. Aber obwohl der Grund Stoff für einen Thriller bieten könnte, liegt das Augenmerk auf Tsukuros persönlicher Entwicklung. Es bleibt eine leise Geschichte, die eine umso größere Sogkraft entwickelt, je mehr ihr Protagonist seine Apathie abschüttelt. Manchmal verschwimmen die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Fantasie, und das macht der Autor meisterhaft. Träume spielen immer wieder eine große Rolle – dabei ist unklar, ob sie Spiegel oder Verzerrung der Realität sind, Erinnerung oder Vorahnung. Haruki Murakami beschreibt die Pilgerreise seines farblosen Helden in einer Sprache, die wundervoll poetische Momente hat. Dennoch sind seine Sätze ruhig und kristallklar, vieles vermittelt er über leise Andeutungen und symbolische Bilder. Die Dialoge sind für westliche Ohren ungewohnt verhalten und höflich, das Ungesagte schwingt jedoch immer mit.

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»Ich liebe Murakami. Jedes Jahr lese ich mindestens eines seiner Bücher. 2016 war es „Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki“: Murakami baut auch hier wieder eine sphärische Welt auf. Dieses Buch schien mir näher an der realen Welt als manch anderes seiner Werke. Das liegt daran, dass Tsukuru Tazaki ein reales Problem hat: Vor Jahren distanzierten sich plötzlich seine vier besten Freunde von ihm und er weiß nicht wieso. Durch dieses Erlebnis hat er immer noch Probleme, Bindungen aufzubauen. Als er Sara kennenlernt, will er dies ändern und stellt sich seiner Vergangenheit. Der Schmerz, den Tsukuru verspürt, die Trauer, das Leiden, hat mich sehr berührt. Todtraurig. Aber auch hoffnungsvoll. Zum Abschluss eines meiner Lieblingszitate: „Alle Geräusche verbanden sich zu einem schrillen Pfeifen in seinem Ohr. Es war ein besonderer Laut, der nur in unendlich tiefer Stille zu vernehmen war. Er kam nicht von außen, sondern entstand tief in seinem Inneren. Jeder Mensch trägt solch einen eigentümlichen Laut in sich. Doch nur selten hat man Gelegenheit, ihn zu vernehmen.“ (S. 211)«

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In seinem zweiten Jahr an der Universität, genauer gesagt von Juli bis Januar, dachte Tsukuru Tazaki an nichts anderes als an den Tod. Er stand dem Tod sogar näher als das Leben, aber den letzten Schritt ist er nicht gegangen. An der Oberschule war er Teil einer Clique von fünf Freunden, drei Jungs und zwei Mädchen. Sie lebten in Nagoya und Tsukuru ging als einziger danach nach Tokio, um zu studieren, die anderen blieben in Nagoya und gingen dort zur Uni. Ihre Freundschaft war einmalig und harmonisch, sie ergänzten sich auf einzigartige Weise. Immer wenn es Ferien gab fuhr Tsukuru nach Nagoya um Zeit mit seinen Freunden zu verbringen. Und dann, ohne jegliche Vorwarnung, teilten seine Freunde ihm mit, dass sie ihn nie wieder sehen oder mit ihm sprechen wollten. Sie nannten ihm keinen Grund und er hatte nicht gewagt zu fragen. Dieses erbarmungslose Urteil, das so unvermittelt ausgesprochen wurde, brachte Tsukuru an den Rand eines Abgrunds. Hätte es eine einfache Tür gegeben, die zum Tod geführt hätte, wäre er hindurchgegangen. Aber er hat es überlebt, gerade mal so, hat sein Studium beendet und ist in Tokio geblieben. Er unternahm keinen Versuch seine Freunde zu kontaktieren, wollte einfach vergessen, was sie ihm angetan hatten. Aber so einfach geht das nicht. Jetzt, 16 Jahre später, lernt Tsukuru eine Frau kennen; Sara. Zum ersten Mal spricht Tsukuru darüber, was damals passiert ist. Tsukuru ist tatsächlich zu einem eher farblosen Mann Mitte dreißig geworden, obwohl dieses »Farblos« im Titel einen anderen Bezug hat. Im Beruf macht er genau das, was er schon immer machen wollte, aber privat ist sein Leben eher trostlos, ohne Farbe. Es ist ihm nicht bewusst, wie tief die Verletzung von damals geht. Das Erlebte hat ihn nicht nur psychisch, sondern auch physisch stark verändert. Die Verstoßung durch seine Freunde hat einen anderen Menschen aus ihm gemacht, einen introvertierten und wortkargen Mann, der sich niemanden mehr wirklich öffnet. Die Angst, wieder so verletzt zu werden, sitzt tief, obwohl es ihm nicht einmal wirklich bewusst ist. Auch sein Selbstbewusstsein hat gelitten, sodass er sich nicht liebenswert findet, sich selbst als leer empfindet, wie ein Gefäß ohne Inhalt. Ich hatte Mitleid mit dem Protagonisten, weil er in meinen Augen beraubt wurde. Sein Charakter, 16 Jahre später, ist sehr passiv, wenn nicht sogar langweilig. Wenn man allerdings berücksichtig wie nah am Abgrund er sich befand und wie tief die Verletzung ging, kann man seine Zurückhaltung in jede Art von zwischenmenschlicher Beziehung verstehen. Wie sehr kann ein so einschneidendes Erlebnis die Weiterentwicklung des Charakters beeinflussen? Die Menschen sind sehr verschieden. Ein anderer als Tsukuru, jemand, der bereits genug Selbstbewusstsein entwickelt hat, hätte schon damals darauf bestanden zu wissen, warum er so brutal verstoßen wird. Tsukuru hat sich nicht getraut zu fragen. Später im Buch kommt der Vergleich, dass es für ihn ähnlich war, als hätte man ihn von einem Schiff gestoßen und allein im eiskalten Meer zurückgelassen. Ganz klar ist, in unserer doch eher aufgeklärten Zeit, dass Verdrängen nicht helfen kann. Nur eine Aussprache, ein klärendes Gespräch, kann helfen und vielleicht auch eine Heilung stattfinden. Nachdem Tsukuru sich seiner neuen Freundin geöffnet hat, erkennt sie, dass er noch einen schwierigen Weg vor sich hat. Sie will ihm helfen und doch stürzt sie ihn dann selbst in eine neue Krise! Die Themen sind Freundschaft, Zurückweisung, Depression, Einsamkeit. Es gibt aber auch Hoffnung auf einen Neuanfang. Man könnte denken, es wäre ein langweiliges Buch, vor allem, weil der Protagonist tatsächlich farblos ist. Man möchte den Mann wachrütteln und natürlich will man unbedingt erfahren, wieso seine Clique von damals ihn auf so erbarmungslose Weise verstoßen hat. Was ans Licht kommt ist wirklich ungeheuerlich! Im Grunde hat seine Ächtung von damals die gesamte Gruppe in Mitleidenschaft gezogen. Beim Lesen darf man die japanische Mentalität nicht vergessen. Ihre Einstellung zum Tod ist eine andere, Vergänglichkeit ist der natürliche Kreislauf des Lebens. Gefühle werden nicht gezeigt, sie zu verbergen ist eine Tugend. Niemals das Gesicht zu verlieren ist extrem wichtig! Haruki Murakami steigt mit dem Leser hinab in die verletzte Seele eines Mannes, der dem Tod gerade so noch entronnen ist. Er zeigt uns seine Gedanken und seine Träume und eine Gefühlswelt, die Tsukuru niemals einen anderen zeigen würde. Das Ende war für mich persönlich etwas unbefriedigend, aber die Geschichte selbst berührt und macht nachdenklich, in einer schönen und auch poetischen Sprache. Sie wird mich eine Weile begleiten. Eine traurige, bewegende Geschichte über Zurückweisung, Depression, Einsamkeit aber auch Hoffnung und Freundschaft. Ein einziges Erlebnis, das den jungen Menschen zu einem anderen Mann formt, als er vielleicht sonst geworden wäre. Nur den Dämonen seiner Vergangenheit zu begegnen kann sein Leben wieder Farbe und Hoffnung geben. Eine Geschichte, die nachdenklich macht.

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….glitt ich durch den Roman von Haruki Murakami. Der wahnsinnig gute Schreibstil ließ mich den Roman nicht mehr aus der Hand legen, weil er sich so leicht lesen ließ. Leicht nicht im Sinne von “leicht verständlich”, das sowieso, sondern eher im Sinne von Leichtigkeit. Die Wortwahl als auch der Schreibstil an sich hatten eine solche Leichtigkeit, dass es pure Freunde war, das Buch zu lesen. Teilweise nahm mein Lesefluss ein ungemeines Tempo auf. “Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki” war mein erstes Buch von Haruki Murakami, allerdings hatte ich bisher nur gutes gehört, wusste aber nicht genau, was mich erwartet. Schon nach kurzer Zeit merkte ich, dass Murakami große Ähnlichkeit mit Kafka hat. Zu dem Roman gibt es nicht nur einen Zugang, sondern mehrere. Oftmals ließ er bei mir leichte Verwirrung zurück und ich fragte mich, ob es Traum oder Realität war, was Tsukuru Tazaki gerade erlebt hatte und, ob es zwischen dieser Szene und einigen anderen eine Verbindung gibt. An vielen Stellen habe ich den tieferen Sinn der jeweiligen Handlung gesucht. Obwohl ich eigentlich kein Freund von Interpretationen und dem allseits bekannten “Was will uns der Autor damit sagen” bin, hätte mich genau das an manchen Stellen interessiert. Was mir sehr gut gefallen hat, war der Einblick in die Kultur der Japaner. Für mich haben viele Japaner Eleganz und eine vornehme Art an sich, die auch der Roman sehr schön widergespiegelt hat. Auf den letzten paar Seiten dachte ich mir die ganze Zeit ‘Das Buch endet bestimmt mit einem Knall’ und ‘Wie das wohl enden mag?’ Aber das Ende war ganz anders als erwartet und ließ mich mit Fragen und Enttäuschung zurück. Stilistisch war der Roman große Klasse und hat mich total in seinen Bann gezogen, auch der Handlungsort und seine Darstellung hat mir gefallen. Der Inhalt war mir an manchen Stellen zu “mysterös”.

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Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki von Haruki Murakami btb Verlag 320 Seiten 10,99 € Inhalt: "Der junge Tsukuru Tazaki ist Teil einer Clique von fünf Freunden, deren Mitglieder alle eine Farbe im Namen tragen. Nur Tsukuru fällt aus dem Rahmen und empfindet sich – auch im übertragenen Sinne – als farblos. Als er nach der gemeinsamen Schulzeit nach Tokyo geht, tut dies der Freundschaft keinen Abbruch. Zumindest nicht bis zu jenem Sommertag, an dem Tsukuru voller Vorfreude auf die Ferien nach Nagoya zurückkehrt – und herausfindet, dass seine Freunde ihn plötzlich und unerklärlicherweise schneiden. Er erhält einen Anruf: Tsukuru solle sich in Zukunft von ihnen fernhalten, er wisse schon, warum. Verzweifelt kehrt Tsukuru nach Tokio zurück, wo er ein halbes Jahr am Rande des Selbstmords verbringt. Viele Jahre später offenbart sich der inzwischen 36-Jährige seiner neuen Freundin Sara und stellt sich, von ihr ermutigt, den Dämonen seiner Vergangenheit." Meine Meinung: Dieses Buch wurde ja schon so wahnsinnig gehypt als es als Hardcover erschienen ist. Dank der lieben Randomhouse Verlagsgruppe durfte ich es nun als Taschenbuchausgabe als Rezensionsexemplar lesen und muss leider sagen, dass ich diesen Mega-Hype nicht ganz nachvollziehen kann. Es ist ein wunderbares, sehr erwachsenes, anspruchvolles und tiefgreifendes Buch, aber es ist für mich kein Highlight. Tsukuru ist ein junger, einsamer Mann, der gelegentlich mit Frauen verkehrt und eine schmerzhafte Vergangenheit mit sich trägt. Seine vier besten Freunde aus der Jugendzeit, wollen plötzlich nichts mehr mit ihm zu tun haben. Den Grund dafür kennt er nicht. Er brachte leider auch nicht den Mut auf den wirklichen Grund heraus zu finden. Er bleibt mit seinem farblosen Dasein allein, bis er Sara kennenlernt. Dank ihr stellt er sich den Schatten seiner Vergangenheit. Ob er es jedoch schafft, erfährt der Leser nicht. Die Geschichte bleibt offen und lässt den Leser nachdenklich zurück. Das erste Drittel des Buches zog sich für mich unheimlich, aber ab der Hälfte war ich in dieser Geschichte gefangen und konnte nicht aufhören zu lesen. Der introvertierte Protagonist zieht den Leser in seinen Bann, er spricht mit ihm, wie mit einem Freund und erzählt seine "Pilgerreise". Der Schreibstil ist tiefgreifend, bildlich, erwachsen und regt wirklich zum Nachdenken an.

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Fünf Freunde waren sie einst: Tsukuru Tazaki und seine Clique. Jeder seiner Freunde trug eine Farbe im Namen, nur Tazaki war der Farblose. Die Clique funktionierte reibungslos und die Freundschaft der Fünf schien ewig zu währen - bis die Gruppe eines Tages plötzlich Tazaki schnitt. Er durfte mit keinem seiner Freunde mehr Kontakt aufnehmen und wurde geächtet. Eine schwärende Wunde und ein Verlust, der bis heute an ihm nagt. Als er nun eine neue Freundin kennenlernt, fordert diese von Tsukuru Tazaki, er müsse sich den Dämonen seiner Vergangenheit stellen, ehe sie mit ihm eine tiefere Bindung eingehen können. Folglich besinnt sich Tazaki also seiner alten Freunde und sucht diese nacheinander auf, um dem Geheimnis und damit auch sich selbst näherzukommen. Bei seiner Suche macht er überraschende Entdeckungen und begibt sich bis nach Finnland auf der Suche nach dem Grund seines Ausschlusses. Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki ist ein philosophisches Buch, das erneut die schriftstellerische Meisterschaft Haruki Murakamis vor Augen führt. In knapper Form (und wieder treffend von Ursula Gräfe ins Deutsche übertragen) erzählt er vom Wert der Freundschaft und von Wunden, die auch nach Jahrzehnten nicht zu heilen vermögen. Anspielungsreich schlägt er einen Bogen von Franz Liszts Années de pelerinage bis hin zu den eigenen Pilgerjahren Tsukurus. Das Buch ist eine melancholische Spurensuche mit Gedanken, die es sich lohnt selber zu verfolgen und zu überdenken. Ein nicht allzu langes Buch, das man mit großem Gewinn lesen kann und das an die eigenen Freundschaften zurückdenken lässt. Wen hat man inzwischen aus den Augen verloren? Was hätte man damals besser gesagt und was nicht? Murakami macht nachdenklich. Für alle, die das Buch schon gelesen haben, habe ich hier noch die Interpretation von Liszts Années de pelerinage durch Lasar Berman angehangen. Das Stück fängt für mich sehr gut die herrschende Stimmung des Buches ein und versetzt zurück in Tsukurus Leben.

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