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Rezensionen zu
Wo auch immer ihr seid

Khuê Pham

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Der Roman "Wo auch immer ihr seid" befasst sich mit dem Thema Identität aus verschiedenen Blickwinkeln; der eigenen, individuellen Identität und der kollektiven, kulturellen Identität einer Familie, die aus Vietnam nach Deutschland bzw. Kalifornien gekommen ist. Auch die Identität des Einzelnen im Umfeld seiner Familie, insbesondere zu den vorhergegangenen Generationen, die sich zwischen Zugehörigkeit und Abgrenzung definiert. Protagonistin ist Kieu, die, in Deutschland geboren, der Kultur ihrer Eltern so fremd ist, dass sie ihren eigenen vietnamesischen Namen nicht aussprechen kann, so dass sie sich lieber Kim nennt. Mit der vietnamesischen Großfamilie hat sie aufgrund von Sprachbarrieren und Entfernung, aber auch aus dem Bestreben heraus, als Deutsche durchzugehen, kaum etwas zu tun, bis die Familie durch den nahenden Tod der Großmutter in Kalifornien zusammenkommt. Anhand der Lebensgeschichten ihres Vaters Minh und ihres Onkels Son erfahren wir einerseits die Erlebnisse eines jungen vietnamesischen Studenten im Deutschland der 68er-Bewegung und der Auseinandersetzung mit dem Vietnamkrieg, andererseits die Erfahrungen eines vietnamesischen Schülers im Saigon des Krieges und der folgenden politischen Veränderungen des Landes. Der Altersunterschied, der sehr unterschiedliche Erfahrungshintergrund und die daraus entstandenen politischen Ansichten haben die zwei Brüder in der Gegenwart zu sehr gegensätzlichen Menschen gemacht, die kaum noch in Kontakt stehen. Dies ist für mich der faszinierendste Aspekt des Romans: Ein für mich ganz neuer Blick auf den Vietnamkrieg, der die Frage, wer auf der richtigen Seite der Geschichte steht/stand, sehr kompliziert macht; und die Antwort oder Wahrnehmung des Einzelnen, die daraufhin den Menschen und nachfolgende Generationen bis in die Gegenwart prägt und beeinflusst. Viele Denkanstöße auch in Bezug auf meine eigene Familie und das Verhältnis der Generationen, das Erleben und Wahrnehmen der jüngeren deutschen Geschichte, die Positionierung gegenüber der Zeit und der prägenden Ereignisse, die wir erleben. Sehr spannend und berührend!

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Die dreißigjährige Kiều ist das Kind vietnamesischer Eltern und nennt sich der Einfachheit halber Kim. Für ihre Herkunft hat sich die junge Journalisten nie wirklich interessiert - bis zu dem Tag als ihre Oma stirbt und sie eine mysteriöse Facebook-Nachricht ihre Onkels aus Kalifornien bekommt. Damit beginnt nicht nur die Reise nach Amerika, sondern auch ihre Reise in die Vergangenheit ihrer Familie. Zugegebenermaßen war meine Kenntnis zur Geschichte Vietnams bisher begrenzt. Doch die Rückblicke in die Vergangenheit des Vaters von Kim und ihres Onkels zeigt, wie unterschiedlich Schicksale sein können. Die Beweggründe, warum beide ihre Heimat verlassen haben waren so unterschiedlich, dass man mit jeder Seite wissen wollte, wie sie es dennoch geschafft haben ihr Leben in der Gegenwart aufzubauen. Dabei schafft die Autorin es auf wunderbare Weise die Fäden der Vergangenheit zusammenzubringen.

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Leben zwischen zwei Kulturen

Von: Herta G.

19.09.2021

Das Buch „Wo immer ihr seid“ von Khue Pham ist ihr Debütroman und erscheint im btb Verlag 2021. Aufgrund ihrer eigenen Familiengeschichte hat Khue Pham einen Roman über Herkunft, Identität, Migration und Suche nach der eigenen Identität geschrieben. Die Hauptfigur in diesem Buch ist die deutsch-vietnamesische Kieu, die sich eigentlich lieber Kim nennt. Diese Thematik mit den Namen beschreibt die Autorin sehr schön gleich im ersten Kapitel und finde, dass Khue Pham es sehr gut beschrieben hat, wie die Hauptperson sich herkunftsmäßig fühlt. Einerseits ist sie in Deutschland aufgewachsen andererseits wurde ihr Leben auch durch die vietnamesische Kultur der Eltern geprägt. Ihre Eltern kamen in den 60-er Jahren nach dem Vietnamkrieg nach Deutschland, wo ihr Vater einen Studienplatz bekam, Er zog nun mit seiner Frau nach Berlin, wo Kim und ihre Geschwister eben Kindheit und Jugend erlebten. Obwohl Kim/Kieu eben deutsch-vietnamesisch ist setzt sie sich wenig mit ihren vietnamesischen Wurzeln auseinander bzw. sie verdrängt sie regelrecht. Nun erfährt die Familie, dass Kims Großmutter in Kalifornien bald sterben wird. Ihre Familie soll nun zur der Familie des Onkels nach Kalifornien reisen wegen dem bevorstehenden Begräbnis der Großmutter und der Testamentseröffnung. Sie versucht nun trotz ihrer Herkunft auf der einen Seite ihr deutsches Leben selbst zu verwirklichen und auf der anderen Seite auch die Erwartungen ihrer Eltern zu erfüllen. Das ist nicht leicht für Kim/Kieu zu meistern - dieses Leben zwischen den zwei Kulturen und die Suche nach der eigenen Identität. Das wird sehr gut sichtbar, in dem Kim/Kieu ihrem engsten Freund nichts von Ihrer Familie in Kalifornien bzw. Vietnam erzählt. Diese Zerrissenheit von vielen VietnamessInnen und deren Familien kommt in dem Buch sehr klar zum Ausdruck. Meiner Ansicht nach erreicht auch die Autorin, dass der Leser für diese Zerrissenheit und für das Verhalten von Kim ein Verständnis bekommt, das durch das ganze Buch hindurch gut vermittelt wird. Je weiter man im Buch liest umso besser begreift man die ganze Familiengeschichte, die sich Stück für Stück wie ein Mosaikbild zusammensetzt. Dabei werden die Zeit und die Folgen des Vietnamkrieges ebenso beschrieben wie auch geschichtliche, politische, soziale und persönliche Hintergründe. Auch wird für meine Begriffe wunderbar beschrieben, wie jeder Einzelne auf Grund der jeweiligen Erfahrung zu seiner Einstellung oder zu Überzeugung kommt, dass verständlich für den Leser/mich wird. Khue Pham hat einen eindrucksvollen Roman geschrieben, den ich nur weiterempfehlen kann. Sie schreibt sehr klar, sanft, feinfühlig, nicht wertend und macht dabei auch präzise Beobachtungen. Über einen geschichtlichen Zeitraum von 5 Jahrzehnten geht nun diese Familiengeschichte des Buches, die in der Gegenwart endet. Finde auch, dass sie sich mutig mit dem Thema vietnamesischer Migration auseinandersetzt und auch mit der Geschichte Vietnams. Es ist ein moderner und zeitgenössischer Roman, der Zugleich eine Stimme einer neuen Generation von Schriftstellern gibt, die aus verschiedenen Kulturen in Deutschland oder Österreich kommen. Diese Generation gibt es europaweit und ich kann mir vorstellen, dass sie auf einer anderen intellektuellen, wissenschaftlichen und sozialen Ebene Europa mitprägen mit einem gemeinsamen Gedankengut.

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Kiéu, die sich lieber Kim nennt, die in Deutschland geboren wurde, lebt und ihre vietnamesischen Wurzeln am liebsten verleugnet steht plötzlich an einem Wendepunkt. Ihr Freund entscheidet sich ohne Absprache beruflich nach Tokio zu gehen. Ihre Eltern überreden sie nach dem Tod ihrer ihr unbekannten Großmutter mit nach Little Saigon nach Kalifornien zu fliegen. Ein Testament soll im Beisein der gesamten Familie verlesen werden. Zum ersten Mal wird ihr bewusst, dass ihr Vater Minh so gut wie nie von seiner Mutter, Geschwistern und seinem Leben aus Saigon in Süd-Vietnam gesprochen hat. Warum ihr Vater als einziger aus der Familie nach Deutschland ging, der Rest der Familie später in die USA zog. Sie spürt, dass es ein Familiengeheimnis geben muss. In Rückblenden von Saigon in den Jahren ab1967 erfährt der Leser durch die Sichtweisen der Brüder Minh, der nach Deutschland zum Medizinstudium geschickt wurde und Son, der zurück blieb, welche Dramen sich während und am Ende des Vietnamkriegs abspielten. Während Kiéus Vater sich von Traditionen löst und der kommunistischen Studentenbewegung anschließt, leidet seine Familie unter den Kommunistischen Ho Chi Minh. In den USA findet Kièu nicht nur ihre Wurzeln sondern auch sich selbst. Die Autorin schafft die Reise von Kim in die USA zu ihrer Verwandtschaft und die Reise von Kim zu Kièu, sehr einfühlsam zu erzählen. Eindrücklich beschreibt sie in Rückblicken, wie zerrissen die Familien in Vietnam durch den Krieg zum Teilen lebten. Wie das Leben in einer anderen Kultur die Traditionen aushebeln und welche Folgen es hatte. Ohne Ermahnungen, ohne Vorwürfe gibt sie Einblicke in das Saigon des Vietnamkriegs. Mich hat dieses Buch sehr berührt und ich musste erstmal tief durchatmen.

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Spurensuche

Von: angel

19.09.2021

Als die Großmutter von Kiều, sie selbst nennt sich lieber Kim, stirbt, steht eine Reise in die USA zur Beerdigung an. Es wird aber auch eine Reise in die Vergangenheit von Kiềus Eltern und der Familie ihres Vaters werden. Warum sie so anders aussieht als die anderen Kinder in Deutschland, warum die Eltern so anders leben, hat Kiều schon lange interesseiert, aber ihr Vater Minh ist verschlossen, wenn es um die Vergangenheit geht und so sucht sie Antworten, die ihr Halt und Freiheit zugleich geben können. Kiềus Eltern stammen aus Vietnam, dem Südteil des Landes. Der Vater wurde von der Familie zum Studium nach Deutschland geschickt. Hier soll er sich zum Arzt ausbilden lassen und dann zurückkommen, um zuhause eine Klinik zu eröffnen. Seine Mutter spart eisern für diesen Traum. Doch während Minh die Sprache lernt, das Studium beginnt, seiner großen Liebe begegnet, die die Mutter mit dem schlichten Satz "Sie ist nicht gut genug für Dich" abtut, tobt in Vietnam der Krieg. In Saigon, der Heimat der Familie, hatte man sich noch sicher gewähnt, aber dann fallen auch dort Bomben und es kommen amerikanische Soldaten und werden einquartiert. Bald ist auch das Ersparte weg, als die französische Bank, bei der es liegt, Hals über Kopf schließt und sich aus dem Land zurückzieht. Nach und nach ziehen Angst und Schrecken, Hunger, Not und Verfolgung ein. Die Träume platzen, doch in Deutschland merkt Minh nur wenig davon, hört er aus der Heimat doch immer ein uns geht es gut... Sehr einfühlsam hat Khuê Pham Ihre Familiengeschichte als Basis und Inspiration für diesen Roman verarbeitet. Als Leser blickt man hinter die Kulissen und lernt so noch anderes über den Vietnamkrieg, als es Geschichtsbücher vermitteln können. Die Zeit hat Wunden hinterlassen, die nicht einfach verheilen, Familien zerrissen, die das Schweigen nicht überwinden können und lässt doch die Hoffnung aufkommen, dass zumindest in der nächsten Generationen wieder ein Verständnis füreinander und ein Stück Zusammenhalt entstehen kann. Es ist ein Buch voller trauriger Momente, aber auch voll Hoffnung, sehr authentisch und damit unbedingt lesenswert.

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„Nur wenige Zentimeter trennen uns. Wenige Zentimeter und ein Lichtjahr an ungesagten Sätzen.“ (S. 108) Kiều – das ist der Name, den ihre Eltern ihr gegeben haben, aber sie kann ihn nicht aussprechen. Darum hat die dreißigjährige Journalistin beschlossen, sich in „Kim“ umzubenennen, das ist für sie und ihre Freunde in Berlin einfacher. Ihre Eltern kamen 1968 aus Vietnam nach Deutschland, um zu studieren, aber was sie in ihrer Heimat zurückgelassen haben, was ihre Verwandten er-, viel eher überleben mussten, interessierte sie sich nie. Viel eher hatte sie sich immer gewünscht, in einer deutschen Familie aufzuwachsen, Deutsch zu sein – und es nicht erst mühsam erlernen zu müssen. Bis sie eines Tages eine Nachricht ihres Onkels Sọn aus Kalifornien bekommt: Kiềus Großmutter liegt im Sterben, und die Familie solle zur Testamentseröffnung in die Staaten reisen. Für Kiều beginnt eine Reise in die Vergangenheit ihrer Familie und zu ihrer selbst, zu dem, was sie im Leben wirklich will. In ihrem Debütroman „Wo auch immer ihr seid“ entspinnt Khuê Phạm eine dramatische, emotionale Familiengeschichte aus verschiedenen Erzählperspektiven und Zeitepochen, die mich auf vielerlei Ebenen gleichermaßen gefordert wie berührt hat. Als alles verbindende Basis beschreibt sie zunächst die gegenwärtigen Probleme der jungen Kiều, die unter der Erwartungshaltung ihrer Familie, speziell ihrer Mutter, leidet, endlich eine Familie zu gründen – aber bitte mit einem Vietnamesen, keinem Deutschen! Sie ist ihrer vietnamesischen Herkunft überdrüssig, tut alles dafür, Deutsch zu sein und akzeptiert zu werden, ist jedoch zwangläufig immer wieder Fragen nach ihrer „wahren“ Herkunft ausgesetzt, stößt auf Unverständnis, wenn sie offenbart, nicht Vietnamesisch sprechen zu können. Dinge, über die ihr Vater Minh bei seiner Übersiedelung nach Deutschland niemals nachdachte: Fernab der Heimat, in der sein Bruder Sọn inmitten des Vietnamkriegs traumatische Erinnerungen machen musste, in der Flucht die Rettung suchte, ihre Familie alles verlor und nun mittellos vor den Trümmern ihrer Heimat steht, verliebt er sich, wird Arzt und lebt sicher in Ost-Berlin. Doch auch hier herrschen Aufstände kommunistischer Gruppierungen, die gegen den Einmarsch der Amerikaner demonstrieren, und ohne sein Wissen findet er sich in ihren Reihen wieder. Bei einem Heimatbesuch, Jahre später, begegnet er seiner Familie unbewusst naiv, ist unvorbereitet auf die Armut, die er sehen würde. Klug und unfassbar berührend fasst Khuê Phạm das unsagbare Leiden der Zivilisten, den Schmerz und die dunkle Vergangenheit in Worte, macht all das Grauen spür- und erfahrbar, das damals entstand und bis heute im Innern verwurzelt ist, ja, sich auf spätere Generationen in Erziehung und Umgang auswirkte. Mit Voraussicht arrangiert sie die unterschiedlichen Zeitebenen, die unterschiedlichen Blickwinkel der Generationen miteinander, und erschafft so ein imposantes, herzzerreißendes Epos. Die detaillierten historischen wie politischen Beschreibungen zeugen von grandioser Recherchearbeit, brachten mich teilweise an meine Grenzen, zeigten sie mir doch, wie viel Nachholbedarf ich in diesem Hinblick habe. Und so begleitete mich das Buch nach lange nach der letzten Seite weiter, las ich mich quer durch Geschichtsbücher und historische Chroniken zum Vietnamkrieg, der amerikanischen sowie vietnamesischen Historie, volkspopulistischen Bewegungen im geteilten Deutschland. Lange hat mich kein Buch mehr so begeistert, berührt, gefordert – ganz große Liebe!

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Auch scheinbar gekappte Wurzeln ändern nichts an unserer Herkunft und Vergangenheit. Nach Beendung des Buches verspüre ich den ausgeprägten Drang tief durchzuatmen. Was ruhig und unscheinbar anfängt, sich in der Mitte in scheinbarer Distanz und Emotionslosigkeit verliert, steigert sich in eine Symphonie des Schmerzes, Leid und Verständnis. Ausdrucksstark, mitfühlend und schwer verdaulich, präsentiert mir Pham die Geschichte ihrer Angehörigen. Fehler, die begangen wurden und auf immer unkorrigiert bleiben werden, aber auch das Erkennen für gewisse Handlungen innerhalb der Familie – alles hat seinen Preis. Es fällt mir schwer, zu glauben, dass es in unserer heutigen Gesellschaft noch viele solcher Menschen gibt, die bereit wären, diesen Preis zu bezahlen. Bemerkenswert ausgearbeitet: Geschickt verwebt Pham hierbei die Erinnerungen aus Sicht von drei Generationen und reißt mich immer tiefer in einen Krieg hinein, den nie einer gewollt hat. Ich erlebe die vietnamesische Kultur, die mir mit ihren Traditionen völlig fremd ist, bestaune dadurch andersartige Familienregeln und lausche Geheimnissen, die ich mir im Jetzt kaum vorstellen mag. Was Menschen erleiden mussten und mit ihnen ihre Angehörigen, lässt mich innehalten und demütig werden. Es ist so wichtig, dass Pham diese Geschichte aufgeschrieben hat. Nichts sollte je umsonst gewesen sein, was einige von ihnen ertragen mussten. Mein Fazit: „Wo auch immer ihr seid“ nimmt mich mit auf einen schmerzhaften Weg, der von Politik, Krieg, Trennung, Hoffnung und dem Weiterleben geprägt ist. In der Protagonistin prallen die westliche und vietnamesische Welt aufeinander und lösen ein Beben aus, das ihr am Ende hilft, sich selbst darin zu entdecken. Habt bitte keine Scheu vor dem Buch, auch wenn es keine leichte Literatur für zwischendurch ist. Was ihr dafür für euer Leben aus den Seiten ziehen könnt, ist jede intensive Lesestunde wert. Eine Geschichte, die lange nachklingt! Von mir erhält „Wo auch immer ihr seid“ 5 dankbare Sterne von 5 und eine absolute und unbedingte Leseempfehlung.

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In ihrem Erstlingswerk "Wo auch immer Ihr seid" erzählt die Zeit-Redakteurin Khuê Pham die Geschichte ihrer Familie in einem Roman verpackt. Kièu lebt als junge Deutsch-Vietnamesin im heutigen Berlin und ist gar nicht begeistert, dass sie mit ihrer Familie zur Beerdigung ihrer Großmutter, die in den USA lebt, und die sie kaum kennt, fliegen soll. Vor Jahren hatte ihr Vater den Kontakt zu seiner Mutter abgebrochen, so dass Kièu kaum etwas über ihre vietnamesische Familie weiß. Ihre Eltern haben immer versucht, so deutsch wie möglich zu werden, weil sie sich dem Land, in das sie ausgwandert sind, anpassen wollten. So kann Kièu auch ihren Namen gar nicht korrekt aussprechen und nennt sich selbst daher einfach Kim. Im Laufe der Geschichte erfährt man in Rückblenden die verschiedenen Lebenswege ihrer Familienmitglieder. Ihre Eltern konnten noch einigermaßen problemlos als Studenten nach Deutschland ausreisen, doch der Rest der Familie blieb zurück und wurde vom Vietnamkrieg überrannt. Der Großvater kam ins Arbeitslager, der Onkel versuchte erfolglos, über die amerikanische Botschaft zu flüchten und musste dann auf dem Landweg fliehen. Das alles erfährt sie zusammen mit dem Lesr nach und nach. Das Buch ist sehr eindrücklich geschrieben, in einer schönen, teilweise poetischen Sprache, und man kann die Zerrissenheit, die der Kontrast zwischen ihrer Familienherkunft und ihrem heutigem Leben in ihr auslösen, sehr gut nachvollziehen. Und in gewissem Sinne ist das Buch extrem aktuell. Ich habe das Buch genau in den Tagen gelesen, als die Streitkräfte der USA und anderer Staaten Hals über Kopf aus Kabul abgezogen sind. Dieser Abzug wurde in den Medien oft mit dem Abzug aus Saigon verglichen. Als ich die Szenen gelesen habe, wie der Onkel verzweifelt vor der US-Botschaft steht und dann die Hubschrauber von Dach abheben sieht, und dann am selben Abend in den Nachrichten die Szenen vom Kabuler Flughafen gesehen habe, wie Menschen sich an startende Flugzeuge klammerten, habe ich richtige Gänsehaut bekommen. Alles in allem kann ich das Buch komplett empfehlen, es bringt einem das Land und die Geschichte nahe (und auch die Sprache - mir war bisher überhaupt nicht bewusst, wie viele Akzentzeichen es auf diversen Buchstaben geben kann), und man kann sehr gut in die Erzählung eintauchen und hat das Gefühl, man erlebt alles hautnah mit. Ein wirklich beeindruckendes Bu

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