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Rezension zu
Wo auch immer ihr seid

Leben zwischen zwei Kulturen

Von: Herta G.
19.09.2021

Das Buch „Wo immer ihr seid“ von Khue Pham ist ihr Debütroman und erscheint im btb Verlag 2021. Aufgrund ihrer eigenen Familiengeschichte hat Khue Pham einen Roman über Herkunft, Identität, Migration und Suche nach der eigenen Identität geschrieben. Die Hauptfigur in diesem Buch ist die deutsch-vietnamesische Kieu, die sich eigentlich lieber Kim nennt. Diese Thematik mit den Namen beschreibt die Autorin sehr schön gleich im ersten Kapitel und finde, dass Khue Pham es sehr gut beschrieben hat, wie die Hauptperson sich herkunftsmäßig fühlt. Einerseits ist sie in Deutschland aufgewachsen andererseits wurde ihr Leben auch durch die vietnamesische Kultur der Eltern geprägt. Ihre Eltern kamen in den 60-er Jahren nach dem Vietnamkrieg nach Deutschland, wo ihr Vater einen Studienplatz bekam, Er zog nun mit seiner Frau nach Berlin, wo Kim und ihre Geschwister eben Kindheit und Jugend erlebten. Obwohl Kim/Kieu eben deutsch-vietnamesisch ist setzt sie sich wenig mit ihren vietnamesischen Wurzeln auseinander bzw. sie verdrängt sie regelrecht. Nun erfährt die Familie, dass Kims Großmutter in Kalifornien bald sterben wird. Ihre Familie soll nun zur der Familie des Onkels nach Kalifornien reisen wegen dem bevorstehenden Begräbnis der Großmutter und der Testamentseröffnung. Sie versucht nun trotz ihrer Herkunft auf der einen Seite ihr deutsches Leben selbst zu verwirklichen und auf der anderen Seite auch die Erwartungen ihrer Eltern zu erfüllen. Das ist nicht leicht für Kim/Kieu zu meistern - dieses Leben zwischen den zwei Kulturen und die Suche nach der eigenen Identität. Das wird sehr gut sichtbar, in dem Kim/Kieu ihrem engsten Freund nichts von Ihrer Familie in Kalifornien bzw. Vietnam erzählt. Diese Zerrissenheit von vielen VietnamessInnen und deren Familien kommt in dem Buch sehr klar zum Ausdruck. Meiner Ansicht nach erreicht auch die Autorin, dass der Leser für diese Zerrissenheit und für das Verhalten von Kim ein Verständnis bekommt, das durch das ganze Buch hindurch gut vermittelt wird. Je weiter man im Buch liest umso besser begreift man die ganze Familiengeschichte, die sich Stück für Stück wie ein Mosaikbild zusammensetzt. Dabei werden die Zeit und die Folgen des Vietnamkrieges ebenso beschrieben wie auch geschichtliche, politische, soziale und persönliche Hintergründe. Auch wird für meine Begriffe wunderbar beschrieben, wie jeder Einzelne auf Grund der jeweiligen Erfahrung zu seiner Einstellung oder zu Überzeugung kommt, dass verständlich für den Leser/mich wird. Khue Pham hat einen eindrucksvollen Roman geschrieben, den ich nur weiterempfehlen kann. Sie schreibt sehr klar, sanft, feinfühlig, nicht wertend und macht dabei auch präzise Beobachtungen. Über einen geschichtlichen Zeitraum von 5 Jahrzehnten geht nun diese Familiengeschichte des Buches, die in der Gegenwart endet. Finde auch, dass sie sich mutig mit dem Thema vietnamesischer Migration auseinandersetzt und auch mit der Geschichte Vietnams. Es ist ein moderner und zeitgenössischer Roman, der Zugleich eine Stimme einer neuen Generation von Schriftstellern gibt, die aus verschiedenen Kulturen in Deutschland oder Österreich kommen. Diese Generation gibt es europaweit und ich kann mir vorstellen, dass sie auf einer anderen intellektuellen, wissenschaftlichen und sozialen Ebene Europa mitprägen mit einem gemeinsamen Gedankengut.

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