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Rezensionen zu
The Upper World – Ein Hauch Zukunft

Femi Fadugba

Die The-Upper-World-Reihe (1)

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Gestaltung: Die Gestaltung des Buches ist wirklich gelungen. Ich mag das Farbspiel aus Blau-, Violett- und Gelbtönen sehr gerne. Es ist auch sehr passend, dass über dem jungen Mann, vermutlich Esso, die "Obere Welt" zu sehen ist. Eigentlich bin ich ja kein Fan von Fotos auf dem Cover, aber da von Essos Gesicht nur die untere Hälfte zu sehen ist, hat das meiner Fantasie keinen Abbruch getan. Das Cover gibt die Stimmung des Buches sehr gut wieder. Darum geht's: Esso erlebt in London den ganz normalen Wahnsinn eines Teenagers: Filmabende mit der Mutter, Schulstress und Mädchenschwärmereien. Doch als afrikanischstämmiger Jugendlicher gibt es noch ein anderes Thema, das ihn umtreibt: Die Gangs des Viertels. Wäre das noch nicht Chaos genug, beginnt Esso im alten Notizbuch seines Vaters zu lesen und in die Geheimnisse der Oberen Welt einzutauchen, das sein bisheriges Denken vollkommen auf den Kopf stellt... Idee/Umsetzung: Es handelt sich hier um das Debüt des Autors, und für diesen Jugendroman hat er zwei spannende Elemente miteinander verbunden: Physikalische Gesetze, mit denen er die Beschaffenheit der vierten Dimension der Zeit erklärt, sowie Gangs in den Straßen von Südlondon. Bereits vor dem Lesen und auch noch hinterher habe ich mich gefragt, ob die beiden Themen für mich gut zusammenpassen, und irgendwie bin ich immer noch nicht zu einer abschließenden Meinung gekommen. Sehen wir uns die verschiedenen Elemente der Geschichte mal genauer an. Esso ist in einem Londoner Viertel aufgewachsen, in dem es normal ist, dass es Gangs gibt, die sich gegenseitig bekriegen und bei kleinen Auseinandersetzungen bereits die Fäuste oder sogar Schusswaffen sprechen lassen. Was für Esso so normal war, und dass, obwohl er nicht mal einer Gang angehörte, hat mich zutiefst schockiert. Natürlich hört man hin und wieder davon, dass es so etwas gibt, insbesondere in den USA, aber mit Esso so hautnah an den Gewalttaten der Jugendlichen dran zu sein, war ebenso beeindruckend wie erschreckend. Ich finde es toll, dass der Autor seine Erfahrungen in seinen Debütroman hat einfließen lassen, da ich es wichtig finde, darüber aufzuklären. Das Thema Zeitreise bzw. in die Zukunft blicken zu können, hat der Autor ebenfalls spannend angepackt. Obwohl ich selber wenig mit Physik am Hut habe, habe ich versucht die Zusammenhänge aus der Geschichte nachzuvollziehen und fand sie als Laie erstaunlich plausibel und interessant. Im Anhang befinden sich sogar einige erklärende Zeichnungen, die ich eher stiefmütterlich behandelt habe, aber auch so hatte ich das Gefühl, gut durchzusteigen. Durch diese wissenschaftlichen Erklärungen, die der Autor durch sein Quantenphysik Studium so authentisch schildern konnte, habe ich mich dem Thema der Zeitsprünge geöffnet und viel darüber nachgedacht. Zudem spickt der Autor das Thema mit philosophischen Fragen zum Sinn der Veränderung der Vergangenheit und dem Leben in der Gegenwart, sehr inspirierend! Ich möchte festhalten, dass ich beide Themen für sich, die der Autor hier ein einfließen lässt, absolut spannend und wichtig finde, er hat Essos Geschichte toll umgesetzt und man merkt, dass hier eigene Erfahrungen des Autors eine tragende Rolle spielen. Aber mehr und mehr habe ich gemerkt, dass ich lieber zwei Bücher gelesen hätte, eines mit Esso und der Gang Szene als Thema, und eines mit dem Fokus auf Rhia und der Zeitreise Thematik. Der Wechsel war für mich nicht ganz rund und hat das Leseerlebnis etwas konfus gemacht. Die zwei Zeitebenen haben mir ganz gut gefallen, obwohl ich Rhias Erzählstrang durchweg spannender fand. Während sich Essos Geschichte in der Gegenwart erst mal auf die Vorstellung der Figuren und Essos Alltag fokussiert, geht es bei Rhia im Jahr 2035 ziemlich schnell um spannende Aspekte, wie den Tod ihrer Mutter und die Geheimnisse der Vergangenheit. Beide Erzählstränge werden nach und nach zusammengeführt, aber bis dahin war Rhias Geschichte tatsächlich ein bisschen wie ein "Thriller", Essos dagegen weniger. Generell empfinde ich das Buch nicht wirklich als "Thriller", sondern eher als Fantasy Jugendbuch. Figuren: Die Figuren haben mir größtenteils sehr gut gefallen, über einige hätte ich gerne noch mehr erfahren. Essos Mutter spielt eine sehr kleine Rolle, obwohl ich sie unfassbar interessant fand. Nadia, Esso und Rhia mochte ich sehr gerne. Von den Gang Mitgliedern konnte ich die bedrohliche Ausstrahlung sehr gut spüren, habe diese allerdings im Kopf manchmal verwechselt und vermischt, da hätte ich mir noch etwas mehr Tiefgang der einzelnen Figuren gewünscht und gerne verstanden, aus welchen Beweggründen die Gang Mitglieder handeln. Ende: Das Ende war für mich recht verworren und auch nicht so überraschend. Wenn ich es richtig deute, hat der Autor Fortsetzungen geplant, sodass dort vermutlich das Ende noch ausführlicher erklärt wird. Diese Welt der Zeitsprünge bietet auf jeden Fall Potenzial. Ob ich weitere Teile davon lesen möchte, mache ich davon abhängig, ob der Fokus eher auf der Zukunft oder der Gegenwart liegen wird, ich interessiere mich insbesondere für die Zeitsprünge und das "in die Zukunft sehen". Fazit: Femi Fadugba hat ein interessantes Debüt erschaffen, hat mit der Vielfalt der Themen aber etwas übertrieben. Londoner Gangs und Zeitsprünge für sich genommen finde ich sehr spannend und ich würde über beides einzeln gerne ein Buch lesen, doch die Kombination aus beidem war ein bisschen verworren und dadurch nicht so tiefgehend. Dafür ist der physikalische Ansatz der Zeitreisen absolut beeindruckend, und wer mal wieder Lust auf eine Geschichte dieser Art hat, sollte es hiermit probieren.

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Meinung: Sobald ich auf einem Buch etwas mit Zeitreisen lese, steht für mich gleich fest, dass ich das Buch lesen muss und so war es auch mit "The Upper World - Ein Hauch Zukunft". Es geht um Esso, der nach einem Autounfall in seine Zukunft blicken kann und dabei erschreckendes sieht. 15 Jahre später steht Rhia vor einer großen möglichen Veränderung in ihrem Leben, welche ihr eine bessere Zukunft bietet. Als sie plötzlich Esso, ihr neuer Schultutor, kennenlernt, der ein Bild ihrer verstorbenen Mutter bei sich trägt und sie um Hilfe bittet. Gleich von der ersten Seite an hab ich in die Geschichte gefunden und das Lesen hat gleich Spaß gemacht. Zunächst lernt man Esso und Rhia kennen, was ich schon sehr interessant und spannend gestaltet fand. Schnell lernen die beiden sich kennen und zunächst ist unklar in wie weit eine Verbindung zwischen den beiden besteht. Mir hat der Verlauf der Geschichte gut gefallen und auch die Sprünge, zwischen den Erzählungen aus der Gegenwart von Esso und aus der Zukunft von Rhia, haben eine schöne Abwechslung rein gebracht und ich hatte auch keine Schwierigkeiten mit den Wechseln. Mir ist schon beim durchblättern des Buches aufgefallen, dass es die ein oder anderen Formeln und Darstellungen in dem Buch gibt und ich war gespannt was es damit auf sich hat. Es wird dann schnell deutlich, dass Physik in der Geschichte eine große Rolle spielen. Zunächst war ich sehr begeistert davon und ich konnte dem ganzen recht gut folgen, was auch an dem ausführlichen Schreibstil und der verständlichen Darstellung des Autors liegt. Ich habe beim Lesen gemerkt, dass sich der Autor viele Gedanken gemacht hat und auch gut recherchiert hat. Der erste Eindruck ist toll und das hält sich auch sehr lange. Leider wird die ganze Zeitreise Idee mit der Zeit immer komplexer und ich hatte nach und nach ein klein wenig Schwierigkeiten dem Ganzen zu folgen, was auch dadurch unterstützt wird, dass sich die Geschichte im Kreis dreht und wenig neues passiert, wodurch mir die Geschichte zäh erschien und ich nicht ganz bei der Sache war. Trotzdem ist die Auflösung, die der Autor in der Geschichte wählt, verständlich, jedoch fällt eben ein großer Teil von der Geschichte weg, wenn man nur wenig mit Physik am Hut hat und beim Lesen auch keine Lust hat sich da ein wenig reinzudenken. Mit dem Ende schlägt der Autor eine etwas andere Richtung ein und konnte mich dadurch aber überraschen und für sich gewinnen. Mir haben Esso und Rhia, mit ihrem Charakter, sehr gut gefallen. Beide haben Sachen, die sie verbinden, aber es gibt auch Unterschiede. Esso lernt der Leser zum einen in der Gegenwart und zum anderen in der Zukunft kennen. Auch hier habe ich gefallen an beiden Seiten gefunden, auch wenn mir sein Zukünftiges-Ich etwas mehr Platz in der Geschichte verdient hätte. Fazit: Femi Fadugba hat mit seinem Debüt "The Upper World - Ein Hauch Zukunft" eine tolle Geschichte über das Zeitreisen geschrieben, welches eine gute Portionen erklärlicher Physik enthält und toll gestaltet wurde. Es gibt einen Wechsel zwischen Gegenwart und Zukunft, sowie den Protagonisten. Zum einen geht es um Esso aus der Gegenwart und 15 Jahre später um Rhia. Die Gestaltung der Geschichte ist dem Autor gut gelungen und auch die Charaktere haben mir sehr gut gefallen. Während mich der Einstieg sehr begeistert hat, dreht sich die Geschichte nach und nach eher im Kreis und auch die physikalischen Aspekte werden zunehmend komplizierter und wenn man sich nicht darauf einlassen kann, wird es zum Ende recht zäh, wodurch das Buch sich wenig zum entspannteren Lesen eignet. Dennoch kann das Ende gewählte Ende , welches mich überrascht hat, einiges wieder wettmachen.

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Femi Fadugbas brandneuer Scie-Fie-Thriller, der übrigens heute seinen Buchgeburtstag feiert, ist mir in der Verlagsvorschau ins Auge gestochen, da er die beiden komplexen Themenfelder Quantenphysik und Race Relations verbindet. Wie es in einem Jugendbuch sowohl um die Gang-Kultur in London als auch um die wissenschaftliche Fundierung von Zeitreisen gehen sollte, war mir ein so großes Rätsel, dass ich unbedingt wissen musste, wie der Autor diese beiden Aspekte zu einem YA-Thriller vereinen will. Nachdem ich "The Upper World" nun gelesen habe, weiß ich wie: mit zwei sympathischen Protagonisten, einem humorig-flotten Schreibstil und einer Menge origineller Ideen als Kleber. Doch auch wenn "The Upper World" ein wirklich ungewöhnliches Jugendbuch ist, klemmt es an einigen Ecken und Enden noch ein bisschen... Doch beginnen wir wie immer mit der Gestaltung. Auf dem schwarzen Umschlag der gebundenen Ausgabe ist mittig ein knallbuntes Bild eines Jungenkopfes zu sehen, der von Blitzen, pixeligen Bildern und Stadtfragmenten umgeben ist, welche aus seinem Kopf hervorbrechen zu scheinen. Futuristisch, knallig, explosiv - diese Adjektive fallen mir zur Gestaltung ein und mit diesen kann man auch die Geschichte gut umschreiben. Mit "The Upper World" hat der cbj Verlag den englischen Originaltitel übernommen, der auf Platons Höhlengleichnis anspielt, nach dem wir Menschen nur die geheimnisvollen Schatten einer uns verborgenen "oberen Welt" sehen können, die uns aber verborgen und deshalb Gegenstand von Spekulationen und Deutungen bleibt. Um genau diese "obere Welt", die jenseits von unseren Illusionen über das, was wir Realität und Wirklichkeit nennen, liegt und an die wir uns nur über Mathematik, Physik und Philosophie annähern können, geht es in diesem Jugendroman. "The Upper World" verbindet also antike Philosophie in Form von Platons Höhlengleichnis mit mathematischen und physikalischen Grundsätzen, um eine Sicence-Fiction-Welt zu schaffen, die Zeit, Materie und Energie in einen realistischen Zusammenhang stellt, aber Raum für eine abenteuerliche Handlung lässt. Erste Sätze: "Es braucht schon eine beeindruckende Mischung aus Dämlichkeit und Pech, um mitten in einen Bandenkrieg zu geraten, obwohl man nicht einmal Mitglied einer Gang ist. Ich schaffte das in weniger als einer Woche. Und das war noch vor der Sache mit dem Zeitreisen." Den ersten Kontakt mit dieser Science-Fiction-Welt, der "oberen Welt" haben wir zusammen mit dem ersten Ich-Erzähler, dem afrikanisch stämmigen Esso, der nach einem Autounfall in eine andere Realität eintritt, von dem er in einem Notizbuch von seinem verstorbenen Vater schon gelesen hat. Hitze, Blitze und Projektionen, die Szenen - vergangene und kommende - aus seinem ganzen Leben zeigen? Zunächst ist er sich noch sicher, dass er sich so stark den Kopf gestoßen hat, dass er verrückt geworden ist. Aber als die ersten der gesehenen Szenen sich bewahrheiten, muss er einsehen, dass an dem Gefasel über die "obere Welt" doch etwas dran sein muss und sein Vater vielleicht doch kein sektentreuer Spinner war. Doch was bedeutet das für sein weiteres Leben, wenn alle kommenden Geschehnisse schon festgeschrieben sind? Und vor allem: wird dann womöglich auch die schrecklichste Vorhersage von allen wahr...? Während wir dem jungen Esso dabei zusehen, wie er im Jahr 2020 alles tut, um zu verhindern, dass eintritt, was er in der "oberen Welt" gesehen hat, um sich, seine Freunde und seine große Liebe Nadia zu retten und sich aus der Schusslinie zwischen zwei Gangs heraus zu manövrieren, erhaschen wir durch einen zweiten Handlungsstrang einen Blick in die Zukunft. Neben Esso erzählt nämlich auch die elternlose Rhia aus der Ich-Perspektive, wie sie im Jahr 2035 auf der Suche nach Antworten über ihre Herkunft ist. Als der ominöse Nachhilfelehrer Dr. Esso bei ihr auftaucht und ein Bild von ihrer Mutter bei sich trägt, scheint sie den Antworten so nah zu sein, wie noch nie zuvor. Doch statt ihr von ihrer Familie zu erzählen, stellt er ihr Physikaufgaben und faselt von Zeitreisen. Je mehr Rhia aber über Energie, Zeit und Dimensionen erfährt, desto mehr Hoffnung bekommt sie: ist es vielleicht tatsächlich möglich, Geschehenes ungeschehen zu machen und ihre Mutter zu retten...? "Feind" ist nur ein Etikett, das wir jemandem verpassen, dessen Vergangenheit und Zukunft wir noch nicht kennen, jemand, dessen Geschichte noch erzählt werden muss." Der nigerianische Femi Fadugba hat einen Master in Quantenphysik von der Universität Oxfords und bringt in seinem Romandebüt zwei Welten zusammen, die er selbst gut kennt: die der Physik und die der Straßengangs im Süden Londons. Erstere Welt spiegelt sich in dem bereits oben erwähnten Science-Fiction-Anteil der Geschichte wider, welcher auf einem Grundgerüst aus tatsächlicher Mathematik und Physik gebaut ist. Mit seinem Doktor in Quantenphysik hat der Autor uns als Lesern natürlich einiges voraus, aber egal ob Einsteins Relativitätstheorie, das Paradoxon der Lichtgeschwindigkeit, der Satz des Pythagoras, Unschärfetheorie oder Gravitation - der Autor hat sich große Mühe gegeben, sich einfache und eindrückliche Beispiele zu überlegen, um seine Überlegungen zu untermauern und den Lesern nahe zu bringen. Neben den Beispielen benutzt er auch viele greifbare Analogien und schlägt aus seinem lockeren, humorvollen Schreibstil Kapital, um die Geschichte trotz der Realitätsbezüge nicht trocken erscheinen zu lassen. Ich habe schon wirklich von einer ganzen Menge gut durchdachter Scie-Fie-Welten gelesen, aber eine, die auf wissenschaftlich fundierten Annahmen beruht und dabei trotzdem so unterhaltsam geschrieben ist, sprengt wirklich den Rahmen. Leider schöpft der Autor meiner Meinung nach seinen innovative Worldbuildingansatz viel zu wenig aus und hat mit zwei Problemen zu kämpfen. Erstens ist durch die Bindung an die mathematische Realität der Handlungsspielraum eingeschränkt und sobald die Realität zugunsten der Dramatik gedehnt wird, wird es sehr schnell unrealistisch. Dies ist vor allem im Showdown ein Problem, bei welchem mir die Handlung für den zuvor sorgsam aufgebauten physikalischen Hintergrund viel zu weit ins Magische abgedriftet ist. Das zweite Problem ist, dass Femi Fadugba seinen LeserInnen zu wenig zutraut und er seine Ausführungen viel zu selten in die Handlung integriert. Ich habe das Gefühl, der Autor wollte seine LeserInnen nicht mit zu vielen Exkursen überfordern und garantieren, dass man die Geschichte auch ohne Verständnis von Mathe und Physik verstehen kann, dabei aber die dargelegten Überlegungen zu stark vom tatsächlichen Geschehen getrennt. Auf diese Weise wirkt der Physikanteil an manchen Stellen wie ein störender Randfaktor, der die Handlung davon abhält, wirklich greifbar zu sein. Dadurch dass wir nicht eher oberflächlich in die Thematik einsteigen, hat man außerdem zu keinem Zeitpunkt des Romans das Gefühl, sich auf einer ähnlichen Wissensebene wie die Figuren zu befinden. Ein gutes Beispiel dafür ist, dass der Autor zwar zusätzliche Skizzen, Herleitungen, Rechnungen und Beweise hinten im Anhang eingefügt hat, diese aber nicht aktiv eingebunden werden. So habe ich mich dabei erwischt, nur grob über die Gleichungen hinwegzublättern und mich gar nicht ernsthaft damit auseinanderzusetzen. Der Autor hätte also meines Erachtens nach entweder seinen Realitätsanspruch zugunsten der Handlung etwas mehr herunterschrauben, oder eben die LeserInnen noch stärker auf die physikalische Gedankenreise mitnehmen müssen, um das, was passiert auch wirklich nachvollziehbar machen zu können. "Jedes Ding und jeder Mensch hinterlässt seine Spur in der vierdimensionalen Raum-Zeit - das ist eine Weltlinie: eine Spur aus Momenten. Physiker zeichnen sie als krumme Linie in einer Grafik. Aber hier - in dieser realeren Realität - ist sie eine lange Reihe von Projektionen, anfangen mit dem Tag, an dem du geboren wurdest, bis zum Augenblick deines Todes." Neben dem Science-Fiction-Anteil hat "The Upper World" aber noch ein anderes, viel handfesteres Herzensthema: den Alltag in einem Londoner Problemviertel. Gangs, Kriminalität, Gewalt, Rassismus, Armut, Perspektivlosigkeit - das sind Probleme, mit denen sich Esso neben dem ungewollten Ausflug in die Zukunft herumschlagen muss. Auch Rhia hat fünfzehn Jahre später ähnliche Probleme und steht vor ungerechten Hürden, sodass es fast unmöglich ist, sich beim Lesen nicht mit den beiden, die schon in jungen Jahren eine Menge aushalten müssen, zu solidarisieren. Während in Erzählperspektive die Milieubetrachtung eine große Rolle spielt, fließen in Rhias Perspektive noch futuristische Erfindungen und Entwicklungen mit ein, mit denen der Autor ebenfalls eine politische Botschaft sendet. Dass die Figuren an sich darüber wenig Zeit haben, sich zu entwickeln, tut meiner Begeisterung für die Geschichte keinen großen Abbruch. Ein wichtigerer Grund, weshalb ich einen Stern bei der Bewertung abgezogen habe, ist das Ende. Dieses wird dem grandiosen Beginn, in Laufe dessen man sich allerlei Hypothesen ausmalt, wie die beiden Handlungsstränge zusammenhängen, weshalb Esso Rhia braucht, um einen Kampf gegen die Zeit zu führen und was die beiden am Ende erreichen wollen, nämlich nicht gerecht. Sowohl die wissenschaftlichen Erkenntnisse als auch der Showdown, zu dem diese führen habe mich nicht ganz überzeugen können und blieben hinter meinen Erwartungen zurück. Das liegt zum einen daran, dass das tatsächliche Ende für mich viel zu vorhersehbar war. Zum anderen erschienen mir einige Handlungen nicht ganz logisch. "Glauben ist sehen, Esso. Ohne Glaube gibt es keine Hoffnung. Und ohne Hoffnung gibt es nur eine Gasse mit Teenagern, die zu Hashtags werden." Fazit: "The Upper World" ist eine originelle Zeitreise-Geschichte, welche antike Philosophie, mathematische und physikalische Grundsätze und ein reales Gang-Setting im Herzen von London verbindet. Den Bogen zwischen Quantenphysik und Race Relations zu schlagen, gelingt Femi Fadugba allen Zweifeln zum Trotz durch zwei sympathische Protagonisten, einem humorig-flotten Schreibstil und einer Menge origineller Ideen. Leider hapert es etwas am Ende, wo der verrückte Genremix an seine Grenzen stößt...

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Einleitung und wissenschaftliche Aspekte: "The upper World" von Femi Fadugba ist definitiv ein Buch das mal etwas komplett anderes war, im Gegensatz zu den Büchern die ich sonst so lese. Ich habe dieses Buch angefragt, da es eines meiner Triggerwörter enthält, und zwar "Gangs". Als ich dann beim durchblättern gesehen habe dass, es wahrscheinlich auch viel um Physik geht habe ich meine Erwartungen sehr schnell sehr runter geschraubt, denn Physik war ganz sicher keins meiner Lieblingsfächer. Ich habe allerdings schnell gemerkt dass, die mathematischen und physikalischen Aspekte in diesem Buch durchaus wichtig sind um das große ganze der Geschichte besser verstehen zu können. Um das Thema Zeitreisen besser zu verstehen. Wer jetzt abgeschreckt ist braucht sich dennoch keine Sorgen machen dass, man gar nichts versteht und womöglich von den ganzen Eindrücken komplett überfordert sein könnte. Ich habe damals in Physik so gar nichts verstanden. Hätte ich das Buch allerdings zu meiner Schulzeit gelesen hätte mir dieses Fach soviel mehr Spaß gemacht, und ich wäre wahrscheinlich sogar noch richtig gut gewesen. Zumindest wenn es um Themen wie Magnetismus, Elektrizität, Energie und Lichtgeschwindigkeit gegangen wäre. In der Schule wusste ich, ich lerne das nur für eine Klausur und werde mich daran später nie wieder erinnern. Jetzt habe ich das Gefühl, zum ersten mal, wenn es um Physik geht, wirklich verstanden zu haben. Hier findet man nicht nur Formeln und kleine Notizen im Anhang sondern auch ganz simple Beispiele die einen alles ganz leicht verstehen lassen und das auch noch verpackt in einer super spannenden Geschichte mit tollen Protagonisten. Inhalt: In "the upper world" lernen wir den Teenager Esso kennen, der zufällig in einen Bandenkrieg gerät. Seit dem lebt er in der ständigen Angst verletzt oder sogar getötet zu werden. Nach einem Unfall hat Esso jedoch einen sehr merkwürdigen Traum von dem er behauptet er hätte dort die Zukunft gesehen. Aber war es wirklich nur ein Traum? Neben den Kapiteln von Esso lesen wir noch aus der Sicht von Rhia, einem Pflegekind, ganze 15 Jahre später. Dort ist Esso ihr Tutor, doch irgendwas scheint mit ihm nicht zu stimmen. Als Rhia dann ein Foto von ihrer leiblichen Mutter in seinem Rucksack findet, scheint sich ihre Vermutung darüber das Esso irgendetwas zu verbergen hat zu bestätigen. Woher kennt Esso ihre Mutter? Und was ist damals wirklich passiert? Meinung: Wie schon anfangs erwähnt , hat mich das Buch vor allem deswegen angesprochen, weil ich es liebe über Gangs und alles was damit zu tun hat zu lesen. Dieses Thema spielt anfangs jedoch eine weniger große Rolle. Die ganzen wissenschaftlichen Aspekte stehen hier erstmal im Vordergrund. Für mich war das überraschenderweise aber gar kein Problem. Um ehrlich zu sein, habe ich das Thema dann selbst eher als nebensächlich empfunden, auch wenn es im weiteren Verlauf dann doch noch eine große Rolle spielt. Mich haben plötzlich Fragen wie "Kann man die Vergangenheit wirklich verändern oder ist alles vom Schicksal vorherbestimmt?" mehr interessiert. Und wenn man die Vergangenheit wirklich verändern kann, was hat das dann für Konsequenzen in der Zukunft? Sehr interessant fand ich auch die Tatsache dass, man auf Grund der Kapitel von Rhia, die ja 15 Jahre später spielen, viel mehr weiß, als der Esso im Jetzt. Während der Esso im jetzt noch versucht in allem einen Sinn zu finden, bringt er Rhia parallel, 15 Jahre später, alles bei was er in der Zeit schon herausgefunden hat. Der Leser lernt praktisch alles mit Rhia zusammen. Trotz der ernsten Thematik ist das Buch doch sehr humorvoll geschrieben, so das ich an manchen Stellen echt laut lachen musste. So ernst die Lage von Esso auch ist, seinen Humor und seinen einzigartigen Charakter verliert er nie. Auch der Schreibstil war zu meiner Überraschung sehr einfach und leicht gehalten. Aber vor allem spannend. Es gab nicht einmal den Punkt wo ich dachte, irgendwas sei belanglos, uninteressant, ein Lückenfüller oder einfach nur in die Länge gezogen. Dieser Zeitreise-Thriller ist also von der ersten bis zur letzten Seite Spannung pur. Mein Fazit: "The upper World" ist ein spannender Zeitreise-Thriller dem es auch an einer ordentlichen Portion Humor nicht fehlt. Das beste daran ist das man am Ende sogar etwas gelernt hat. Noch nie hat mir ein Buch das so wissenschaftlich angehaucht ist so viel Spaß gemacht wie dieses. Es ist nicht nur der Plot oder die wundervollen Charaktere, die man sofort ins Herz schließt, was mich so begeistert hat. Unter anderem ist es auch die Botschaft die dieser Roman überbringen möchte. "The upper World ist definitiv eins meiner neuen Lieblingsbücher. Es gibt tatsächlich einfach gar nichts was ich zu kritisieren hätte. 5/5 Sterne

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Buchhandlung Lutz Heimhalt

Von: Nataliya Banakh aus Hamburg

15.06.2021

Der Autor besitzt einen exzellenten Schreibstil, tolle Sprache und Bildhaftigkeit. Sehr empfehlenswert!

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