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Rezensionen zu
Wir bleiben noch

Daniel Wisser

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Familienportrait

Von: Tine

20.02.2022

Ich habe mich mit diesem Buch sehr schwer getan. Es immer wieder in die Hand genommen, weggelegt, neu begonnen - es nie zu Ende gelesen. Aber es darf bleiben für weitere Versuche. Die Geschichte einer Wiener Familie über mehrere Generationen und auch der gesellschaftliche Einblick. Für meinen Geschmack sehr langatmig, es fiel mir schwer einen Bezug zu den Familienmitgliedern aufzubauen, mich in diese Geschichte einzulesen - trotzdem hat sich mich neugierig gemacht.

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„Victor wurde klar, dass er die Reaktion der Familie unterschätzt hatte. Doch er hatte auch seinen eigenen Widerstandsgeist unterschätzt. In dem Moment, in dem seine eigene Mutter ihm seine Kindheitsfotos aushändigte, weil sie dafür nach eigenen Worten keinen Platz mehr hatte, in dem Moment, in dem sie zusammen mit seiner Tante mit allen rechtlichen Mitteln gegen den Letzten Willen der eigenen Mutter vorging, begann Victor, sie und ihre ganze Generation zu verachten. Ihre Eltern hatten kämpfen müssen, damit die Kinder überlebten, damit sie zur Schule, zur Universität gehen und im Wohlstand leben konnten. Doch als die Generation von Victors Mutter und Tante Margarete in ihrer Jugend ihre Scheinideale ausgelebt hatte, wählte sie Rechtsparteien und forderte die Scheinmoral, die sie an ihren Eltern kritisiert hatte, neuerdings von ihren Nachkommen. Dabei sprach sie über ihre Jugend so wenig wie die Kriegsgeneration, der sie ihr Schweigen immer zum Vorwurf gemacht hatte. Sie hatte einen maximalen Gewinn aus dem wachsenden Wohlstand in ihrer Jugend, aus den Arbeitsbedingungen der 60er- bis 90er-Jahre und schlie0lich aus ihren Pensionen, von denen die Generation ihrer Kinder nur träumen konnte. Das Friedens- und Freiheitsgeschwätz, mit dem sie ihren Eltern und sich selbst auf die Nerven gefallen war, kümmerte sie nicht mehr. Die traditionellen Parteien, die ihnen ihren Wohlstand verschafft hatten, kümmerten sie nicht mehr. Sie waren Rechtspopulisten geworden, weil nun kein Platz mehr war. Eine träge, selbstgerechte, unmenschliche Generation.“ Wie würde Victor die neuesten politischen Entwicklungen in seinem Heimatland Österreich kommentieren? Überrascht vom Korruptionsverdacht gegen Kurz und Co wäre der überzeugte Sozialdemokrat wohl kaum. Dessen Sicht auf Politik und unsere westliche Gesellschaft würzt Wisser mit einer gehörigen Portion Ironie. Diese gab Wisser bereits in „Die Letten werden die Esten sein“ zu erkennen, eine Produktion seiner Band „Erstes Wiener Heimorgelorchester“ und zeigt in seinem vorliegenden Roman „Wir bleiben noch“. Die Lust an der sprachspielerischen Satire scheint etwas Österreichisches zu sein. Sie prägt die Literatur von Wolf Haas ebenso wie die von Michael Ziegelwagner. Es muss an der Luft oder am viel besungenen Wiener-Blut liegen, denn mit dieser Eigenschaft sind auch Daniel Wissers Protagonisten ausgestattet, allen voran Victor und Karoline. Wissers Roman spielt in der Gegenwart, mitten im vom Slim-Fit-Schnösel nach rechts gerückten österreichischen Politik-Wahnsinn. Nicht nur dies ist ein Grund für die Beiden von der Stadt aufs beschauliche Land zu ziehen, in einen Ort der hübsch heimelig Heiligenbrunn heißt. Doch zunächst muss sich das Paar finden oder besser sich zu finden trauen. 30 Jahre hat es gedauert bevor Victor, Mitte 40, und seine aus Norwegen heimgekehrte Cousine Karoline endlich zusammenkommen. Sie mussten eigene Hemmungen überwinden und familiären Widerstand, genau wie einst Julia und Romeo, nur wird der Konflikt nicht zwischen zwei Familien ausgetragen, sondern im selben Clan. In diesem brodelt es bereits, es wäre nicht übertrieben zu sagen, seit jeher. Die Gründe für Neid und Missgunst liegen, wie bei allen unglücklichen Familien, in Liebe, Politik und einer Erbschaft. Der Anlass, bei dem sich Victor und Karoline wiedersehen, ist der Geburtstag der Großmutter Urli, den die Familie mehr schein- als einträchtig in deren Häuschen in Heiligenbrunn feiert. Seitdem bahnt sich, sehr zum Vergnügen der Leserin, in wunderbaren Bilderrätseln - per SMS versteht sich, nicht per WhatsApp -, zwischen Victor und Karoline eine Beziehung an. Als Urli kurz darauf stirbt, erbt Victor das Häuschen und Karoline das Geld. Sie ziehen gemeinsam nach Heiligenbrunn, doch damit sind längst nicht alle Probleme gelöst. Wir befinden uns in der Mitte des Romans, es bleibt also noch genug Zeit, um Dostojewski zu lesen, eine Praxis zu eröffnen, alte Bekannte mit den eigenen Liebesverhältnissen und sich selbst mit dem Ibiza-Video zu schockieren. Ach ja, ein Familiengeheimnis wird auch noch gelöst. Der richtige Lesestoff, um sich Krisenzeiten aller Art ein wenig vergnüglicher zu vertreiben!

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Beziehungen

Von: trancemitter

18.07.2021

Im Mittelpunkt der Geschichte stehen Victor Jarno und seine Cousine Karoline, die auch ein Paar sind. Ihre politischen Ansichten und ihr Verwandtschaftsverhältnis fühlt zu Konflikten in der Familie. Mir hat die Geschichte sehr gut gefallen. Die Beziehung der beiden ist prekär, aber auch besonders. Genauso spannend fand ich aber auch Österreich als Schauplatz der Handlung und die politischen Hintergründe.

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Fesselnd

Von: kristall

18.07.2021

Ich finde die Geschichte fesselnd und sehr originell. Das Cover ist mir gleich ins Auge gefallen und auch die kurze Inhaltsangabe. Das Buch an sich fand ich dann spannend, was auch bis zum Ende hin so blieb. Der Schreibstil ist toll. Ein sehr empfehlenswertes Buch!

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Aus der Zeit gefallen

Von: Petra Baumgart

08.06.2021

Victor Jarno hat, wie man so schön sagt, den letzten Schuss nicht gehört und hadert nun gewaltig mit dem Lauf der Zeit und dem damit einhergehenden Wandel der Dinge und Ansichten. Sehr detailreich beschreibt Daniel Wisser die vier Generationen einer Wiener Familie. Die so Porträtierten werden mit lakonischem Witz in ein tiefsinniges Gewebe aus Politik und Privatem eingestrickt. Die Langsamkeit, mit der die Geschichte erzählt wird, muss man mögen – definitiv dauert es, bis man sich auf all die nie ausgesprochenen Verletzungen in der Familie einlassen kann. Wirklicher Schwung oder gar Spannung kommt beim Lesen nicht auf. Ein Buch wie ein Kammerspiel, wie sein Protagonist auf originelle Weise aus der Zeit gefallen.

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Wahrhaftig

Von: Sonnenschein17

07.05.2021

Victor Jarno fühlt sich nicht nur wie der letzte Sozialdemokrat in Wien, nein wie in ganz Österreich. Er registriert entnervt, wie Menschen – gerade auch aus seiner Familie – im Laufe der Jahre ihre politische Meinung wechseln und sich von rot zu braun färben. Ihm fehlen die politischen Diskussionen – heutzutage sind es nur noch Streitereien, die die Familie entzweien. Margot Käßmann sagte mal in einem Podcast mit Arne Thorben Voigts, dass ihr als Protestantin das Streitgespräch fehle, die Diskussion um die Sache Und ich finde, das die Streitgespräche in der realen Welt zu schnell persönlich werden. Kritik an politischem Denken und Handeln wird sofort totgeschrien. Aber ob die "Weltflucht" des Victor Jarno die Lösung ist, wage ich zu bezweifeln. Dass er dann zum Schrecken der Familie auch noch seine Cousine heiratet, wird zu dem Stein des Anstoßes, der die Familie auseinanderbrechen lässt. Geheimnisse kommen ans Licht, Zorn kocht hoch. Aber auch der Handywahn lässt grüßen und natürlich die Egotrips einzelner bzw. die Politikverdrossenheit. Ein Buch das mich daran erinnerte, wie mein Bruder mich mal mit dem Messer bedrohte, weil ich nicht seiner politischen Meinung war. Also ein Buch zu einem Thema, das alt, aber auch sehr aktuell ist; interessant auf jeden Fall.

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Daniel Wisser "Wir bleiben noch" Victor ist Mitte viertig, unglücklich verheiratet und kinderlos. Er ist der letzte Sozialdemokrat einer Wiener Familie, deren sozialdemokratische Wurzeln bis in die Kaiserzeit reichen. Seine Familie hat sich gedanklich längst von der Sozialdemokratie entfernt und das Gedankengut von Rechts angenommen. Karoline, Victors Cousine ist Ärztin und hat die letzten Jahre in Oslo gelebt. Als sie nach Österreich zurückkehrt, passiert was sich beide seit 30 Jahren gewünscht haben: Victor und Karoline gestehen einander ihre Liebe und werden ein Paar. Sehr zum Missfallen der Familie. Die Urli vererbt ihnen ihr Haus am Land und in dieses ziehen sie auch. Was habe ich an dem Buch geliebt? Alles. Daniel Wisser fängt die heutige Zeit so dermaßen gut ein! Der Aufbau des Romans, die Dialoge innerhalb der Familie, das Zwischenmenschliche, das Verweben des ganz Banalen mit der österreichischen Geschichte. Es ist bei weitem nicht nur ein Familienroman. Mich hat das Buch sehr berührt und gleichzeitig sehr amüsiert. Die Familiendynamik ist so herrlich festgehalten. Ich liebe seinen Blick auf das Bürgerliche, auf unsere heutige Zeit. Da sind Sätze drinnen, die so auf den Punkt sind. So nah am Leben und die vielen Lächerlichkeiten und die Entwicklung der Welt beschreiben. Große Daniel Wisser-Liebe!

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Daniel Wissers Familienroman ist die Geschichte von Victor Jarno, dem letzten Sozialdemokraten einer Wiener Familie. Victor ist nicht der schnellste, erzählt gerne alte Familiengeschichten und hat keine Lust mehr zu arbeiten. Daniel Wisser frischt seinen Familienroman mit oft sinnfreien Chatverläufen auf was mir jetzt nicht so gut gefallen hat. Seinen Wiener Humor jedoch mag ich und der hat mich auch oft zum schmunzeln gebracht. Für fünf Sterne hat es bei mir nicht gereicht aber eine kurzweilige Geschichte und gut zu lesen und damit verdient die Geschichte vier Sterne auf jeden Fall

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