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Rezensionen zu
Staub zu Staub

Felix Weber

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Siem Coburg, ein niederländischer Widerstandskämpfer gegen die Nazis, lebt nach Kriegsende 1949 vollkommen von der Welt zurückgezogen auf seinem Hausboot. Den tragischen Tod seiner Freundin Rosa hat er bis heute nicht verarbeitet oder geschweige denn verkraftet. Eines Tages bittet ihn Bauer Tammens, der ihn während des Krieges auf seinem Hof versteckt hatte und ihm das Leben gerettet hat, um Hilfe. Sein behinderter Enkel Siebold ist unter seltsamen Umständen in einem Heim ums Leben gekommen und Bauer Tammens möchte Gewissheit über die Todesumstände. Nach ausführlichen Recherchen in dem katholischen Heim stellt Coburg fest, dass es noch mehr ungeklärte Todesfälle gibt und ihm die dortigen Mönche nicht die Wahrheit sagen. Was ist also in dem Heim wirklich geschehen und welche Rolle spielen die Padres und Mönche, die eine Mauer des Schweigens aufgebaut haben ? Das Buch besteht aus vielen einzelnen Handlungssträngen. Zu Beginn springt der Autor Felix Weber oft zwischen verschieden Zeiten hin und her, was mir das Lesen am Anfang sehr erschwert hat. Die Kapitel tragen auch keine Überschriften, so dass ich manche Stellen mehrmals lesen musste, um sie zeitlich korrekt einzuordnen. Das hat meinen Lesefluss doch zeitweise sehr unterbrochen und machte das Lesen relativ unruhig. Man erfährt als Leser häppchenweise Kriegserlebnisse von Siem Coburg, insbesondere seine Jagd auf den Landesverräter Willem Ashoff. Dann erhalten wir als Leser auch private Einblicke in Coburgs Leben. Wir lernen Rosa Barto kennen, die später Coburgs Freundin wird und unter tragischen Umständen ums Leben kommt. Im Heim wiederum lernen wir Pater Anselmus, Bruder Damianus und den Mönch Felix kennen, deren Lebensgeschichten wir genau beleuchten. In meinen Augen ist das Buch weniger Krimi, als eher ein ausgefeilter historischer Roman, der die Biografien einzelner Personen genau darstellt und auch Euthanasie im Nationalsozialismus zum Thema hat. Wenn man es als Leser von dieser Warte aus betrachtet, wird man an diesem Buch viel Freude und Genuss haben. Ambitionierte Krimileser kommen meiner Meinung nach eher weniger auf ihre Kosten. Mir hat das Buch sehr gut gefallen, ich würde es aber nicht als Kriminalroman titulieren. Sehr gut gefallen hat mir, dass es am Schluss noch Begriffserklärungen und Notizen zu den einzelnen Personen gibt. Ich vergebe hier die Höchstbewertung von 5 Sternen und eine klare Leseempfehlung. Einen ganz, ganz lieben Dank an die Verlagsgruppe Random House GmbH und das Bloggerportal für die kostenlose Zusendung des Rezensionsexemplares.

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Der Klappentext lässt vermuten, dass es sich bei diesem Buch um eine Schilderung über die Euthanasie in Zeiten des Nationalsozialismus und/oder die „Unantastbarkeit“ der katholischen Kirche handelt. Diese Thematik wird jedoch nur angeschnitten. Zum größten Teil wird anhand von Rückblenden ungeschminkt über den Widerstandskampf und brutalen Ereignissen/Erlebnissen an der Front berichtet. Das im Roman geschilderte Heim der Mönche von Sint Norbertus war eine spezielle Einrichtung für geistig behinderte Kinder (Jungs) – gleich welcher Glaubensrichtung - aus dem ganzen Land. Der Autor veranschaulicht die schockierenden Umstände, unter denen die Kinder in dem Heim wohnen mussten. Dem Grad ihrer Behinderung entsprechend, hatten die Kinder viele Arbeiten zu erledigen (Wäscherei, Tischlerei, Garten, Reinigungsdienst, Küche aber auch Heimarbeit für Fabriken oder bei Bauern). Teilweise bestand ihr Tag von früh morgens bis spät nachts aus Arbeiten, lediglich unterbrochen von Gebeten, Messen und Mahlzeiten. Die von den Mönchen verhängten Strafen bei Fehlverhalten sind aus heutiger Sicht befremdlich. Die schlimmste Strafe von allen war nicht etwa die körperliche Züchtigung, sondern dass die Kinder nicht rauchen durften (S. 86). Es gab sogar einen Kloster-Kiosk, wo die Kinder sich mit Süßigkeiten und Zigaretten versorgen durften. Die Geschichte wird aus den Perspektiven vom ehemaligen Widerstandskämpfer Coburg und den zwei Mönchen, Bruder Felix und Bruder Anselmus, geschildert. Bei dem Protagonisten Siem Coburg handelt es sich um einen unabhängigen Geist, der eher durch Zufall zum Widerstandskämpfer wurde. Sein Charakter wird durch den Autor nicht beschönigt. Auf der einen Seite ist es ihm möglich, Menschen ohne mit der Wimper zu zucken, zu liquidieren. Auf der anderen Seite verfügt er über einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, der dazu führt, dass er hilflose Personen beschützt bzw. rächt. Dafür ist er bereit, sein eigenes Leben aufs Spiel zu setzen. Bruder Felix hat als Sanitäter den Krieg in seiner gewalttätigen und erbarmungslosen Wirklichkeit erlebt. Seine grauenvollen Eindrücke hat er in einem Tagebuch festgehalten, welches in falsche Hände gerät: In die Hände von Bruder Anselmus, der dem Kloster ursprünglich beigetreten ist, um nicht an die Front zu müssen. In einem Nachwort berichtet der Autor über die Hintergründe der Entstehung dieser Geschichte. Nützliche Begriffserklärungen und Notizen zu realen Personen findet man ebenfalls im letzten Teil des Buches. Mein Resümee: Ein lesenswerter historischer Spannungsroman, der gründliche Recherchen zu geschichtlichen Fakten enthält und aufgrund der Thematik schwer verdaulich ist.

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Fazit: Schon während der Lektüre von „Staub zu Staub“ hatte ich die Vermutung, dass es schwierig werden könnte, darüber zu schreiben. Denn entweder, man fasst die Eindrücke zu diesem Krimi vergleichsweise kurz zusammen, oder aber man läuft Gefahr, zu ausschweifend zu werden und damit zu viel zu verraten. Wer schon mal bei mir gelesen hat, weiß dass es nicht gerade zu meinen Stärken gehört, mich kurz zu fassen, ausplaudern möchte ich aber auch nichts. Hach, das Leben eine Rezensenten ist manchmal hart … Beginnen wir vielleicht einfach mal mit dem, was bei der Lektüre als Erstes ins Auge fiel, also Aufbau und Stil. Zu Beginn entsteht der Eindruck, „Staub zu Staub“ würde strikt chronologisch und aus der Sicht des Protagonisten Siem Coburg erzählt. Im weiteren Verlauf wechselt der Autor jedoch die Erzählperspektive und lässt einige Kapitel aus der Sicht des Bruders Anselmus erzählen, der in dem katholischen Heim, in dem Bauer Tammens Sohn starb für die Pflege der dort aufgenommenen Kinder zuständig ist. In der Folge wechselt der personale Erzähler regelmäßig zwischen Siem und Anselmus, auch einige Rückblicke in die Vergangenheit des ehemaligen Widerstandskämpfers Siem Coburg dürfen nicht fehlen. Dass mir der Stil selbst so gut gefallen hat, mag daran liegen, dass ich vorher „Dunkel“ von Ragnar Jónasson gelesen habe, das mich in diesem Bereich etwas enttäuscht hat, weswegen „Staub zu Staub“ stilistisch geradezu wohltuend auf mich wirkte. Weber erzählt mal schnörkellos, mal bildhafter, aber immer stimmungsreich. Als einziger Kritikpunkt kann angemerkt werden, dass der Autor manchmal nicht deutlich genug macht, in welcher Zeitlinie wir uns denn nun befinden und man manchmal erst im Laufe eines Kapitels merkt, dass man sich in der Vergangenheit befindet, weil plötzlich Menschen auftauchen, die in der Gegenwart nicht mehr auftauchen können. Dennoch ergibt all das in Summe eine durchaus gelungene äußere Form des Krimis. Nun kommt es ja aber, wie wir alle wissen, auch auf die inneren Werte an. Und da gibt es dann doch etwas zu kritisieren, in erster Linie hinsichtlich der Figuren. Und da wiederum ganz besonders, was den Protagonisten Siem Coburg höchstpersönlich angeht. Während die Nebenfiguren, beispielhaft seien hier mal der weiter oben erwähnte Bruder Anselmus sowie Bruder Felix genannt, alle überzeugend gezeichnet sind, habe ich mit der Hauptfigur so meine Probleme. Im Zweiten Weltkrieg war Siem Coburg Widerstandskämpfer in den Niederlanden. Und zwar nicht aus idealistischen oder ideologischen Gründen, sondern schlicht weil er der Meinung war, die Deutschen hätten in den Niederlanden nichts zu suchen. Nun, hatten sie ja auch nicht. Während dieser Zeit hat Coburg schlimme Dinge erlebt, Menschen gejagt, Menschen getötet, ist selbst gejagt worden und mehrmals nur mit Mühe und Not mit dem Leben davongekommen. Mit Ende des Zweiten Weltkriegs hat er sich desillusioniert von der Welt zurückgezogen und scheint sich selbst genug zu sein. Gibt sich der Autor auch Mühe, die gesamte Persönlichkeit seines Protagonisten mit dieser Hintergrundgeschichte zu erklären, so geht mir Coburg dennoch deutlich auf die Nerven. Er scheint sich eine Art emotionalen Panzer angelegt zu haben, jegliche Gefühlsregungen die über bloßes Dasein hinausgehen, sucht man bei ihm über die gesamte Länge des Buches eigentlich vergeblich, mit Ausnahmen der Rückblenden natürlich, in denen er noch ein deutlich anderer Mensch war als heute. Mit seinem harten Auftreten vermittelt er dabei eine an „Django zahlt heut´ nicht, Django hat ´ne Monatskarte“ erinnernde „Es-ist-ein-neuer-Sheriff-in-der-Stadt“-Attitüde, die ich phasenweise wirklich störend empfand. Das wirkt sich glücklicherweise nur wenig auf die Handlung aus, die die kundige Leserschaft vielleicht ein bisschen an Ellen Sandbergs „Die Vergessenen“ erinnert und auch ich dachte lange Zeit, einen Plot vor mir zu haben, der ganz ähnlich verlaufen würde. Davon bleiben aber letztlich lediglich zwei, drei Handlungselemente übrig, ansonsten schlägt „Staub zu Staub“ eine ganz eigene Richtung ein. Und es durchaus spannend zu lesen, wenn Siem Coburg dann im katholischen Heim „Sint Norbertus“ mit den Ermittlungen beginnt und später im umliegenden, kleinen Dörfchen mit seinen Nachfragen auf eine Mauer des Schweigens trifft, weil ja nicht sein kann, was nicht sein darf und sich, so die Dorfbewohner, die Mönche doch so rührend um Kinder kümmern, die doch sowieso niemand haben will … Geblieben ist eine durchaus eindrückliche Leserfahrung, die sich eines spannenden Themas annimmt, und wenn einem der Sinn mal wieder nach einem Krimi steht und man in der Lage ist, eine Hauptfigur mit oben genannten Eigenschaften auszublenden, dann kann man „Staub zu Staub“ guten Gewissens eine Chance geben.

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„Staub zu Staub“ von Felix Weber ist mein erster Roman des niederländischen Autors. Dieser Kriminalroman (für mich eher ein Roman) handelt von Siem Coburg, einem ehemaligen Widerstandskämpfer in den Niederlanden im Jahre 1949. Coburg wird von Tammens, einem Bauer gebeten, den Tod seines Enkels, der in einem Kinderheim untergebracht, das durch Mönche betrieben wird, aufzuklären. Bald merkt er, dass in diesem Heim die Sterberate mysteriös hoch ist und macht sich daran, die Geschichte der Unterkunft zu erkunden. Ich habe „Staub zu Staub“ gerne gelesen, das Thema war faszinierend. Für mich war es allerdings ein bisschen zu viel von allem. Mehr Suche als Spannung, teilweise zu detailliert, dennoch richtig gut geschrieben. Jedenfalls ein interessantes Thema! ⭐️ ⭐️ ⭐️ ⭐️

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In dem einen Handlungsstrang erzählt uns der Autor Felix Weber – hinter dem sich der preisgekrönte Thrillerautor Gauke Andriesse verbirgt – die Geschichte vom Tod des Jungen in dem Pflegeheim. Dort hüten Mönche unzählige geistig behinderte Kinder, die eigentlich eine besondere Pflege bedürfen, hier aber nur notdürftig und auch nicht immer adäquat versorgt werden können. Und so findet Siem Coburg auch schnell heraus, dass Siebold vor seinem Tod misshandelt und geschlagen wurde. Doch bald stößt Coburg auf eine Mauer des Schweigens, denn niemand möchte ihm näher Auskunft geben und sich womöglich mit dem Abt anlegen. In einem anderen Handlungsstrang erfahren wir Siem Coburgs eigene Vorgeschichte und lernen auch seine große Liebe Rosa kennen und erfahren, was mit ihr geschehen ist. Und schlussendlich verfolgen wir die Vorgeschichte des Klosterbruders Felix, dessen Tagebucheinträge von den Schrecken des Ersten Weltkrieges erzählen. Diese drei Geschichten sind eng miteinander verflochten und werden parallel fortgeführt. So muss der Leser immer wieder die Perspektive wechseln, lernt dadurch die handelnden Figuren aber sehr persönlich kenne, weil er ihre Leidensgeschichten hautnah miterleben muss. Ich habe zunächst nur schwer in das Buch gefunden, da ich den angekündigten Kriminalfall „gesucht“ habe und zunächst nicht wusste, welche Geschichte der Autor eigentlich ins Zentrum seines Buches stellen wollte. Aber je weiter man liest, umso mehr packen einen die menschlichen Schicksale – allen voran die von Siem Coburg, der nach dem Zweiten Weltkrieg ein gebrochener Mann ist, die von Bruder Felix, der nach den Schrecken des Ersten Weltkrieges nun die Schicksale im katholischen Heim miterlebt und die der geistig behinderten Kinder, die unter Obhut der Mönche stehen. Parallel führt Felix Weber diese Geschichten fort, springt in den Zeiten hin und her und wechselt immer wieder die Erzählerperspektive. Dadurch erfordert das Buch durchaus einiges an Aufmerksamkeit und kann nicht – wie so viele andere Krimis – einfach mal nebenbei am Feierabend gelesen werden. Aber da würde man auch viel verpassen. Dieses Buch braucht durchaus mehr Aufmerksamkeit und auch etwas Eingewöhnung, um beim Lesen in der Geschichte richtig „anzukommen“, doch dann nimmt einen die Geschichte wirklich gefangen, sie lässt es einem eiskalt den Rücken hinunter laufen angesichts der Schrecken, die der Autor uns mitunter präsentiert und die Geschichte lässt uns mitfiebern, bis zur letzten Seite, wo endlich alles aufgelöst ist und man sich von den Figuren wieder verabschieden muss. Das Buch ist sehr düster und packend, braucht aber durchaus etwas Durchhaltevernögen am Anfang. Und man darf hier nicht einen klassischen Kriminalroman erwarten, denn diese Erwartung muss zwangsläufig enttäscht werden. Wer dem Buch aber eine Chance gibt, bekommt hier aber eine packende Geschichte geboten.

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Verzettelt

Von: ulrike rabe

05.07.2020

In den Niederlanden, 1949. Das Land und die Menschen erholen sich langsam von den Schrecken des Krieges. Siem Coburg, in den dunklen Zeiten im Widerstand tätig, lebt nun zurückgezogen auf einem heruntergekommenen Hausboot. Mit der Welt will er nicht mehr viel zu tun haben. Doch dann wendet sich der alte Bauer Tammens mit einem Auftrag an Coburg. Tammens Enkelsohn starb in einem geistlichen Heim für geistig behinderte Kind einen mysteriösen Tod. Coburg deckt bei seinen Nachforschungen gut gehütete und schreckliche Wahrheiten auf. Staub zu Staub von Felix Weber ist ein durch und durch dunkles Buch. Der Autor schreibt unter Pseudonym. Dahinter steht der Niederländer Gauke Andriesse, der in seiner Heimat ein preisgekrönter Thriller-Autor sein soll. Damit entsteht die Hoffnung, dass der Autor weiß, wie Krimi geht. Nur: Ein Kriminalroman, wie es uns der Verlag verkaufen will, einer „der besten Krimis des Jahres“ sogar, ist Staub zu Staub in meinen Augen nicht. Nicht jede Aufklärung eines Todesfalls ein Krimi. Dieses Buch ist eine Tragödie aus Verrat, Schuld und Rache, eine dramatische Geschichte, die bis in die Zeit des ersten Weltkrieges zurückreicht. Siem Coburg ist ein hoffnungsloser Held, einer der nichts zu verlieren hat. Durch Zufall geriet er in den niederländischen Widerstand. Was bewog ihn zu bleiben, zu tun, was man ihm dort auftrug: Begabung, Überzeugung, Fatalismus, die Liebe zu Rosa, der Tochter des kommunistischen Anführers? Die Dämonen, die ihn verfolgten, schlummerten wohl schon vor dem Krieg in ihm. Danach treibt ihn vor allem der Gedanke an Rache an, ein Dämon, „den er über sich selbst herabbeschworen hatte“. Es ist aber nicht nur Coburg, den die Geister der Vergangenheit quälen. Erinnerungen, die in einer Zeit, in der man am liebsten nur vergessen möchten, schmerzen ganz besonders. So ergeht es auch dem alten Mönch Felix, der während des ersten Weltkrieges Sanitäter in Feldlazaretten war. Seine Tagebuchaufzeichnungen wiederum haben großen Einfluss auf seinen Mitbruder Anselmus, der für die Pflege der „schweren Fälle“ im Heim Sint Nobertus verantwortlich ist. Hinter den Klostermauern lassen sich allerhand Abscheulichkeiten vortrefflich geheim halten. Der Autor erzählt zu viel und verzettelt sich dabei. Wo der Autor an manchen Stellen ausuferte und Details schilderte, die völlig unwesentlich für den Handlungsverlauf sind, fehlen manche Informationen völlig und bleiben dem Auslegungsspielraum des Lesers überlassen. Die zeitliche Verortung fällt manches Mal auch etwas schwer, die Erzählweise verläuft absolut nicht-linear. Inhaltlich hat das Buch Potential für mehrere Bücher. Der Autor spinnt viele Fäden, nicht alle werden letztlich verwoben. Die Gräuel des ersten Weltkrieges, der Naziwahnsinn, der Widerstand dagegen, religiöser Wahn, die Misshandlung schutzbedürftiger Kinder, Mord, Niedertracht auf etwa 400 Seiten unterbringen zu wollen, da bleibt einfach etwas auf der Strecke. Und das ist schade. Mit den letzten Seiten gibt der Autor dem Buch den Anstrich einer Dokumentation. Im Nachwort erfahren wir, dass eine Untersuchung ungeklärter Todesfälle in einem Kloster den Autor inspiriert hat, die Geschichte zu schreiben, aber die sämtliche Personen des Romans Produkte seiner Fantasie sind. Und dass es ihm ein Anliegen war über Krieg und Widerstand zu schreiben. Das muss ich dem Buch zu Gute halten: es sind Themen, die nie in Vergessenheit geraten werden dürfen.

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Siem Coburg hat den Tod seiner Freundin gegen Ende des zweiten Weltkriegs nie verwunden. Als der alte Bauer Tammens in bittet nachzuforschen, wieso dessen Enkel gestorben ist, macht er sich nur widerwillig auf den Weg zu dem Heim für geistig behinderte Jungen. Das Heim wird Internat genannt und von katholischen Mönchen geleitet. Sie geben Siem, der sich als Journalist getarnt hat, zunächst bereitwillig Auskunft. Doch bald merken sie an seinen bohrenden Fragen, dass mehr hinter seinen Nachforschungen steckt. Und bald kommt das Gesetz des Schweigens zum Tragen. Auch im Dorf sind viele von den Mönchen abhängig, so dass Siem immer mehr auf Schweigen trifft. Schon der erste Weltkrieg war an Grausamkeit kaum zu überbieten, doch im zweiten musste man erleben, dass es immer noch eine Steigerung geben kann. Siem Coburg, der im niederländischen Widerstand gekämpft hatte, war ebenso von seinen Erlebnissen geprägt, wie Bruder Felix, der im ersten Weltkrieg ein Tagebuch schrieb, und dann zu den Mönchen kam. Doch wie kann es sein, dass in dem Internat, in dem für das Wohl der eingeschränkten Jungen gesorgt werden sollte, eines der Jugendlichen plötzlich zu Tode kam. Schnell hegt Coburg einen Verdacht. Doch kann er auch nachweisen, was geschehen ist. Denn nur dann wird die Polizei eingreifen. Die Erfahrungen, die man aus Kriegen mitbringt, sind meist negativ und häufig prägend. Grausamkeiten und Verluste lassen die Menschen nicht mehr los. Da besteht kaum Offenheit für anderes und es ist nur der Dankbarkeit Coburgs Tammens gegenüber zu verdanken, dass er dem Tod des Jungen nachgeht. Ein klassischer Kriminalroman ist das nicht. Vielmehr geht es zum großen Teil auch um die unbewältigten Kriegererlebnisse und das Verhalten der verschworenen Mönchsgemeinschaft, in der sich unterschiedlichste Charaktere zusammengefunden haben. Dieses macht die Lektüre nicht ganz leicht. So düster wie das Umschlagbild, so düster ist letztlich auch der Inhalt des Romans. So manches Mal liest man ungläubig erschrocken. Schnell setzt ein ein Prozess des Nachdenkens ein, über die Gräueltaten, von denen man gelesen hat. Das Buch ist zwar anders als erwartet, doch so bald lässt es einen nicht mehr los.

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Niederlande, 4 Jahre nach dem 2. Weltkrieg: Der ehemalige Widerstandskämpfer Coburg hat sich komplett zurückgezogen und lebt ein einsames Leben auf seinem Boot. Als jedoch ein alter Freund und Lebensretter ihn bittet, den Tod seines Sohnes aufzuklären, erklärt sich Coburg bereit, Nachforschungen anzustellen. Und diese führen ihn in ein dunkles Kapitel der Fürsorge... "Staub zu Staub" war mein erster Krimi von Felix Weber und lässt mich mit stark gemischten Gefühlen zurück. Die Geschichte ist interessant und ich kann sehr gut nachvollziehen, warum der Autor sie erzählen wollte. Jedoch ist seine Erzählart sehr verworren, sprunghaft und machte es mir schwer, ihm zu folgen. Die Figuren bleiben genau so geheimnisvoll wie der Weg der Geschichte. Der Autor arbeitet komplett ohne Zeitangaben und so musste ich beim Lesen mehrmals den Beginn eines Kapitels lesen um zu wissen, wo ungefähr auf der Zeitachse ich mich befinde. Und manchmal war es mir dennoch nicht klar, da sich die Namen und Vorkommnisse gleichen. Auch kam für mich das Gefühl auf, dass der Krimi in jeder Zeit hätte spielen können. Felix Weber stellt konsequent seine Figuren in den Mittelpunkt und lässt dabei deren Umwelt fast vollkommen außer Acht. Dies führte bei mir dazu, dass ich nur sehr schwer Zugang zur Geschichte fand.  Am Ende bleibt ein unbefriedigtes Gefühl und der Eindruck, ich habe eine großartige Geschichte verpasst,weil der Stil sperrig ist.

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