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Rezension zu
Staub zu Staub

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Vorsicht Spoiler! Beeindruckende, herzergreifende Lektüre

Von: Mirabellaparadise
10.07.2020

Der Klappentext lässt vermuten, dass es sich bei diesem Buch um eine Schilderung über die Euthanasie in Zeiten des Nationalsozialismus und/oder die „Unantastbarkeit“ der katholischen Kirche handelt. Diese Thematik wird jedoch nur angeschnitten. Zum größten Teil wird anhand von Rückblenden ungeschminkt über den Widerstandskampf und brutalen Ereignissen/Erlebnissen an der Front berichtet. Das im Roman geschilderte Heim der Mönche von Sint Norbertus war eine spezielle Einrichtung für geistig behinderte Kinder (Jungs) – gleich welcher Glaubensrichtung - aus dem ganzen Land. Der Autor veranschaulicht die schockierenden Umstände, unter denen die Kinder in dem Heim wohnen mussten. Dem Grad ihrer Behinderung entsprechend, hatten die Kinder viele Arbeiten zu erledigen (Wäscherei, Tischlerei, Garten, Reinigungsdienst, Küche aber auch Heimarbeit für Fabriken oder bei Bauern). Teilweise bestand ihr Tag von früh morgens bis spät nachts aus Arbeiten, lediglich unterbrochen von Gebeten, Messen und Mahlzeiten. Die von den Mönchen verhängten Strafen bei Fehlverhalten sind aus heutiger Sicht befremdlich. Die schlimmste Strafe von allen war nicht etwa die körperliche Züchtigung, sondern dass die Kinder nicht rauchen durften (S. 86). Es gab sogar einen Kloster-Kiosk, wo die Kinder sich mit Süßigkeiten und Zigaretten versorgen durften. Die Geschichte wird aus den Perspektiven vom ehemaligen Widerstandskämpfer Coburg und den zwei Mönchen, Bruder Felix und Bruder Anselmus, geschildert. Bei dem Protagonisten Siem Coburg handelt es sich um einen unabhängigen Geist, der eher durch Zufall zum Widerstandskämpfer wurde. Sein Charakter wird durch den Autor nicht beschönigt. Auf der einen Seite ist es ihm möglich, Menschen ohne mit der Wimper zu zucken, zu liquidieren. Auf der anderen Seite verfügt er über einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, der dazu führt, dass er hilflose Personen beschützt bzw. rächt. Dafür ist er bereit, sein eigenes Leben aufs Spiel zu setzen. Bruder Felix hat als Sanitäter den Krieg in seiner gewalttätigen und erbarmungslosen Wirklichkeit erlebt. Seine grauenvollen Eindrücke hat er in einem Tagebuch festgehalten, welches in falsche Hände gerät: In die Hände von Bruder Anselmus, der dem Kloster ursprünglich beigetreten ist, um nicht an die Front zu müssen. In einem Nachwort berichtet der Autor über die Hintergründe der Entstehung dieser Geschichte. Nützliche Begriffserklärungen und Notizen zu realen Personen findet man ebenfalls im letzten Teil des Buches. Mein Resümee: Ein lesenswerter historischer Spannungsroman, der gründliche Recherchen zu geschichtlichen Fakten enthält und aufgrund der Thematik schwer verdaulich ist.

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