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Rezensionen zu
Der gewöhnliche Mensch

Lena Andersson

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Must Read

Von: Frank Menden

18.02.2023

„Freunde waren die Bestätigung, dass andere einen akzeptieren, dachte Ragnar, und Menschen hatten sich so zu verhalten, dass sie akzeptiert wurden. Sonst wurde Gesellschaft unmöglich und das Leben für den Einzelnen zu schwer.“ Schon mit „Widerrechtliche Inbesitznahme“ hat mich Lena Andersson 2015 begeistert Ihr neuer Roman „Der gewöhnliche Mensch“ @luchterhand_verlag , übersetzt von Antje Ravik Strubel, ist für mich ein literarisches Vergnügen, dass viel Stoff zum nachdenken bietet. Anhand des Protagonisten Ragnar Johansson, der die Werte der schwedischen Sozialdemokratie vollkommen verinnerlicht hat und lebt, seziert die Autorin die Prägung der Gesellschaft durch diese „Volksheim-Politik“. Warum Leistungsdenken, Gemeinwohl, Fleiß und Rationalität schon bei der nächsten Generation auf Ablehnung stoßen und warum der Glaube an Unverletzlichkeit durch Strebsamkeit und Unterordnung in sich zusammenfällt und das Gewöhnliche als unzeitgemäß gilt - dies schildert Lena Andersson mit scharfsinnigem Witz und pointieren Sätzen, die ich zuhauf unterstrichen haben. Über Svea, Ragnars Mutter, heißt es zum Beispiel an einer Stelle, dass sie „das Pech hatte, in einer Epoche jung gewesen zu sein, die das Alter verehrte, und alt zu sein in einer Epoche, die der Jugend huldigte.“ Der Roman, obwohl überwiegend in der Vergangenheit spielend, hält unserer Gesellschaft den Spiegel vor und zeigt sehr genau die fast unbemerkten Risse in unserem Leben auf und hinterlässt uns mit der Frage : „Was ist die richtige Art zu leben?“ Ich verneige mich vor Lena Andersson für diesen so klugen wie hintergründig witzigen Roman. Ein Lebens - und Lesehighlight.

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Der gewöhnliche Mensch Von Lena Andersson Übersetzt von Antje Rávik Strubel Erschienen am 13. Oktober 2022 Bei Luchterhand Ein Buch, dass ich jedem nur wärmstens empfehlen möchte. Warum? Nun ja, das ist gar nicht so einfach zu beantworten. Dieser Roman über eine exemplarische Familie wirkt bei mir nun schon gut zwei Wochen nach, bewegt meine Gedanken und stößt regelmäßig Neues an. Es verändert bisher als unumkehrbar gehaltene Meinungen, obwohl man sich gar nicht bewusst war, dass man diese Meinung je gebildet hat. Es ist so aktuelle wie wohl nie zuvor und gleichzeitig poetisch und distanziert. Es liefert Gesprächsstoff und muss unbedingt diskutiert werden, zumindest die Ansätze, die es streift. Natürlich unterhält es, allerdings ist es kein Roman, in dem man mit einer Tasse Tee in der Hand versinken kann. Der Gesellschaftsroman nimmt die Lesenden mit nach Schweden, führt durch drei Generationen der gleichen Familie und zeigt virtuos das Habitusverhalten der Familienmitglieder, führt vor Augen, wie sich dieses verändern kann durch ein sich änderndes politisches Verständnis von Staat und wie sehr begrenzt der Habitus durch Aufstiegsbemühungen veränderbar ist. Die Idee des Wohlfahrtsstaates, als Volksheim bezeichnet, beeinflusst den Protagonisten Ragnar. Der Roman erzählt die Geschichte einer gewöhnlichen Familie, den Johanssons. Es geht um unterschiedliche Charaktere und Lebensentwürfe, menschliche Schwächen und Stärken, Drang nach einem besseren Leben, ausbrechen aus Erwartungen anderer, Erfolg, Verdruss, Humor und Scheitern. Aber es geht auch um schwedische Geschichte und Gesellschaft. Antje Ravik Strubel übersetzte das Meisterwerk von Lena Andersson aus dem schwedischen. Das Cover von „der gewöhnliche Mensch“ ist wie die Sprache des Buches: Zurückgenommen, unaufdringlich, interpretierbar und nicht auf ein bestimmtes Geschlecht festgelegt. Sowohl Cover wie auch Sprache lassen der Geschichte den Vortritt. Es geht rein um diese schwedische Familie, kein stilistisches Mittel lenkt von ihr ab, nirgendwo ist ein Wort, Bild, Absatz oder Kapitel zu viel. Das Einzig besondere ist der Prolog, der anmutet wie ein Sachbericht oder ein soziologischer Zustandsbericht. Sehr gelungen nimmt Andersson damit ihre Leserschaft mit und bringt alle auf den gleichen Stand, bevor sie mit der Story beginnt. Ich könnte mir gut vorstellen, dass dieser Roman einmal Abiturlektüre wird. Grundsätzlich sei er allen empfohlen, die sich für Gesellschaften, Soziologie und gute Literatur interessieren. Fazit: Ein außergewöhnliches Buch, dass man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte. Der Covertext lautet: Was, wenn der Traum von einer gerechten Gesellschaft plötzlich vorbei ist? Was ist die richtige Art zu leben? Scharfsinnig und mit abgründigem Witz erzählt die preisgekrönte schwedische Bestsellerautorin Lena Andersson von den Träumen und Lebenslügen einer scheinbar ganz gewöhnlichen schwedischen Familie. Ragnar Johansson ist Möbeltischler und Werkstattlehrer. Ein kantiger und sehr korrekter Mensch, der stolz darauf ist, als Handwerker einer der Bausteine des schwedischen »Volksheims« zu sein. Er glaubt an den Wohlfahrtsstaat und ist davon überzeugt, dass dieser die Menschheit aus dem finsteren Mittelalter in die Moderne geführt hat. Hatte Schweden nicht in den 1970er Jahren schon die meisten Kindertagesstätten, die geringsten Lohnunterschiede, den größten Filmregisseur, die vorderste Kinderbuchautorin, den besten Slalomläufer, Tennisspieler und die beste Popband? War dieses Leben nicht besser als das seiner Mutter Svea, die aus ärmlichen bäuerlichen Verhältnissen stammt? Lange Zeit versucht Ragnars Tochter Elsa, den hohen Idealen ihres Vaters gerecht zu werden. Doch irgendwann schert auch sie aus. Die Zeit, so scheint es Ragnar, ist plötzlich nicht mehr seine.

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Neugierig auf dieses Buch bin ich geworden, weil Antje Ravik Strubel, die Preisträgerin des Deutschen Buchpreises 2021, es aus dem Schwedischen übersetzt hat. Die Geschichte dreht sich um eine ganz gewöhnliche schwedische Familie, die Johanssons. Eine Familie über drei Generationen: die Großeltern Svea und Gunnar, die aus bäuerlichen Verhältnissen stammten und sich für ihr kleines Fuhrgeschäft krumm arbeiteten, damit es ihrem einzigen Sohn Ragnar irgendwann besser gehen sollte. Ragnar ist ursprünglich Tischler, hat sich zum Werkstattlehrer an einer Schule ausbilden lassen und nimmt seine Berufung sehr ernst. Seine Ehe mit Elisabeth Berg ist zu Beginn innig, doch leben sich die Beiden so langsam auseinander. Zwar ist Elisabeth genauso bodenständig wie Ragnar, allerdings sind ihr Humor und ihre Einstellung zum Leben ganz oft sehr gegensätzlich. Ragnar ist ein überaus korrekter und selbstgerechter Mann, der versucht auch seine beiden Kinder Erik und Elsa in seinem Streben nach Normalität, ganz wie der schwedische Staat es vorlebt, zu erziehen. Und doch versucht Ragnar aus der Gewöhnlichkeit auszubrechen und entwickelt einen großen Ehrgeiz seine beiden Kinder zu Erfolg und Größe im Sport zu verhelfen. Erik hat allerdings schnell mit dem Radsport aufgehört, sehr zum Verdruss von Ragnar und deshalb widmet er sich dem Skisport seiner Tochter Elsa und unterstützt sie in allen Bereichen. Doch auch sie wirft irgendwann das Handtuch und lässt Ragnar enttäuscht zurück. Nicht nur seine Kinder haben Ragnar ernüchtert, auch die schwedische Gesellschaft ist nicht mehr die, die sie einmal war und die Ragnar so verehrt und unterstützt hat. Er fühlt sich aus der Bahn geworfen und bricht aus. Auch wenn man nicht das Hintergrundwissen über die schwedische Geschichte und Gesellschaft des 20. Jahrhunderts hat, so kann man doch ganz schnell in die Familiengeschichte der Johanssons eintauchen. Mit sehr viel Humor und Gespür für menschliche Schwächen hat Lena Andersson einen mitreißenden Roman über eine gewöhnliche schwedische Durchschnittsfamilie geschrieben, der begeistert. Der kauzige Ragnar wächst einem schnell ans Herz. Vielen Dank an das Bloggerportal Random House und den Luchterhand Verlag für das Rezensionsexemplar.

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