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Rezension zu
Der gewöhnliche Mensch

Der gewöhnliche Mensch in einem besonderen Roman

Von: Tanja
25.11.2022

Der gewöhnliche Mensch Von Lena Andersson Übersetzt von Antje Rávik Strubel Erschienen am 13. Oktober 2022 Bei Luchterhand Ein Buch, dass ich jedem nur wärmstens empfehlen möchte. Warum? Nun ja, das ist gar nicht so einfach zu beantworten. Dieser Roman über eine exemplarische Familie wirkt bei mir nun schon gut zwei Wochen nach, bewegt meine Gedanken und stößt regelmäßig Neues an. Es verändert bisher als unumkehrbar gehaltene Meinungen, obwohl man sich gar nicht bewusst war, dass man diese Meinung je gebildet hat. Es ist so aktuelle wie wohl nie zuvor und gleichzeitig poetisch und distanziert. Es liefert Gesprächsstoff und muss unbedingt diskutiert werden, zumindest die Ansätze, die es streift. Natürlich unterhält es, allerdings ist es kein Roman, in dem man mit einer Tasse Tee in der Hand versinken kann. Der Gesellschaftsroman nimmt die Lesenden mit nach Schweden, führt durch drei Generationen der gleichen Familie und zeigt virtuos das Habitusverhalten der Familienmitglieder, führt vor Augen, wie sich dieses verändern kann durch ein sich änderndes politisches Verständnis von Staat und wie sehr begrenzt der Habitus durch Aufstiegsbemühungen veränderbar ist. Die Idee des Wohlfahrtsstaates, als Volksheim bezeichnet, beeinflusst den Protagonisten Ragnar. Der Roman erzählt die Geschichte einer gewöhnlichen Familie, den Johanssons. Es geht um unterschiedliche Charaktere und Lebensentwürfe, menschliche Schwächen und Stärken, Drang nach einem besseren Leben, ausbrechen aus Erwartungen anderer, Erfolg, Verdruss, Humor und Scheitern. Aber es geht auch um schwedische Geschichte und Gesellschaft. Antje Ravik Strubel übersetzte das Meisterwerk von Lena Andersson aus dem schwedischen. Das Cover von „der gewöhnliche Mensch“ ist wie die Sprache des Buches: Zurückgenommen, unaufdringlich, interpretierbar und nicht auf ein bestimmtes Geschlecht festgelegt. Sowohl Cover wie auch Sprache lassen der Geschichte den Vortritt. Es geht rein um diese schwedische Familie, kein stilistisches Mittel lenkt von ihr ab, nirgendwo ist ein Wort, Bild, Absatz oder Kapitel zu viel. Das Einzig besondere ist der Prolog, der anmutet wie ein Sachbericht oder ein soziologischer Zustandsbericht. Sehr gelungen nimmt Andersson damit ihre Leserschaft mit und bringt alle auf den gleichen Stand, bevor sie mit der Story beginnt. Ich könnte mir gut vorstellen, dass dieser Roman einmal Abiturlektüre wird. Grundsätzlich sei er allen empfohlen, die sich für Gesellschaften, Soziologie und gute Literatur interessieren. Fazit: Ein außergewöhnliches Buch, dass man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte. Der Covertext lautet: Was, wenn der Traum von einer gerechten Gesellschaft plötzlich vorbei ist? Was ist die richtige Art zu leben? Scharfsinnig und mit abgründigem Witz erzählt die preisgekrönte schwedische Bestsellerautorin Lena Andersson von den Träumen und Lebenslügen einer scheinbar ganz gewöhnlichen schwedischen Familie. Ragnar Johansson ist Möbeltischler und Werkstattlehrer. Ein kantiger und sehr korrekter Mensch, der stolz darauf ist, als Handwerker einer der Bausteine des schwedischen »Volksheims« zu sein. Er glaubt an den Wohlfahrtsstaat und ist davon überzeugt, dass dieser die Menschheit aus dem finsteren Mittelalter in die Moderne geführt hat. Hatte Schweden nicht in den 1970er Jahren schon die meisten Kindertagesstätten, die geringsten Lohnunterschiede, den größten Filmregisseur, die vorderste Kinderbuchautorin, den besten Slalomläufer, Tennisspieler und die beste Popband? War dieses Leben nicht besser als das seiner Mutter Svea, die aus ärmlichen bäuerlichen Verhältnissen stammt? Lange Zeit versucht Ragnars Tochter Elsa, den hohen Idealen ihres Vaters gerecht zu werden. Doch irgendwann schert auch sie aus. Die Zeit, so scheint es Ragnar, ist plötzlich nicht mehr seine.

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