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Rezensionen zu
Zwischen Welten

Juli Zeh, Simon Urban

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Der Zufall hat sie wieder zueinander geführt. Im Studium waren sie beste Freunde, sind gemeinsam durch Dick und Dünn gegangen, haben sogar zusammen gewohnt. Doch dann musste Theresa zurück in die Heimat, Hals über Kopf, in einer Nacht-und-Nebel-Aktion. Stefan blieb verwirrt und ratlos zurück. Doch nun hat das Schicksal für eine erneute Begegnung gesorgt, und sie beleben ihre Freundschaft neu. In Mails, Whatsapps, später auch Telegram-Nachrichten, tauschen sie sich über ihre jeweiligen Lebensrealitäten aus: Stefan ist mittlerweile Kultur-Ressortleiter bei einer der wichtigsten Wochenzeitungen des Landes, dem „Boten“, während Theresa als Landwirtin im Brandenburgischen den Milchbauernhof ihres Vaters übernommen hat. So unterschiedlich ihre berufliche Entwicklung, so auch ihr privates Umfeld, Meinungen und Haltungen. Stefan wohnt alleine, genießt den Luxus einer schönen Wohnung in Hamburg, sieht sich der Wokeness verpflichtet; Theresa knappst mit Mann Basti und den beiden Söhnen am Existenzminimum und kann keine Gender-Sternchen mehr sehen. Eine gehörige Portion an Zündstoff! „Wer existenziell lebt (ich), muss nicht sensationell leben (du). Wer das Existenzielle verloren hat (du), braucht die Sensation. Das unterscheidet dich und mich“ (S. 250) Das Gemeinschaftsprojekt „Zwischen Welten“ von Juli Zeh und Simon Urban macht gleich von Anfang an klar, dass es sich mit voller Wucht den zeitgenössischen gesellschaftlichen Themen widmen will – ja, mit aller Vehemenz. Schon auf den ersten Seiten handeln Stefan und Theresa ihre Wirklichkeiten miteinander aus, geraten frühzeitig in Streit über Werte und Überzeugungen. Und machen es mir damit vor allem zu Beginn des Briefromans beim besten Willen nicht leicht... Um es gleich vorwegzunehmen: Meine Leseerfahrung war ziemlich zweigeteilt – und mit der zweiten Hälfte von „Zwischen Welten“ konnte ich deutlich mehr anfangen. Das hat seine Gründe! Stefan und Theresa bringen sich auf den ersten 200 Seiten zunächst einmal auf den aktuellen Stand, tauschen sich über den jeweiligen Status Quo im Leben aus und reiben sich an den unterschiedlichen politischen und sozialen Positionen. Stefan hält die Fahne für den Klimawandel und diversitätssensible Sprache hoch, während Theresa ihm aufzeigt, wie die Realität in der Landwirtschaft aussieht. Kontroverser und weiter voneinander entfernt könnten die Beiden wohl nicht sein! Diese Diskrepanzen bilden zwar ein gesellschaftliches Spektrum ab, auch wenn wir Theresa definitiv nicht als rein dem Konservatismus verschriebene Anhängerin präsentiert bekommen. Gleichzeitig geraten die Konflikte, die sie austragen, aus meiner Sicht doch arg plakativ, werfen sie sich doch gegenseitig Plattitüden an die digitalen Köpfe, die wie direkt aus Social-Media-Foren entnommen wirken. Dabei hangeln sie sich von einem zum nächsten Themenkomplex, lassen keine Brisanz aus, entzweien und versöhnen sich im Minutentakt. An Spannung und Relevanz gewinnt „Zwischen Welten“ in meiner Wahrnehmung dann in der zweiten Hälfte, sobald es um die tatsächlich individuellen Geschichten der beiden Protagonist*innen geht. Über Stefan wie auch Theresa bricht die sorgsam errichtete Welt zusammen, und sie drohen am Druck der Realität zu scheitern. Sukzessive und mit erzählerischem Bedacht kulminieren die Ereignisse, die, wenn auch in zugespitzter Form, die Menschen hinter den theoretischen Diskurs-Masken durchscheinen und erkennen lassen. Die Schicksale der beiden ungleichen Freund*innen werden berührend, lassen uns den Kopf aufgrund der dramatischen Entwicklungen schütteln. Gleichzeitig entwickelt sich eine unterschwellige Anziehung zu einer möglichen Liebesbeziehung am Horizont, die wiederum meines Erachtens nicht für die Ausstaffierung der Geschichte in dieser Vehemenz nötig gewesen wäre. Sprachlich wie erzählerisch nutzen Juli Zeh und Simon Urban das Mantra „Mehr ist mehr“. Das finde ich persönlich schade, hätte mich doch das Schicksal von insbesondere Theresa deutlich mehr rühren und nachhaltiger schockieren können, hätte es einen etwas subtileren diskursiven Unterbau für die Exposition gegeben. Die Reproduzierung des „Hau Drauf“ hätte es für mich in der Form nicht benötigt, um eine am Zeitgeist orientierte, kritische Bestandsaufnahme zu liefern. So bleibe ich etwas ratlos zurück, hat mich die zweite Hälfte doch durchaus in mancher Hinsicht versöhnlicher stimmen können...

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Dieser Roman bringt schon einmal eine Besonderheit mit sich: Er besteht komplett aus Emails und Whats App Nachrichten zwischen den beiden Protagonisten. Dies bringt meist diverse potentielle Schwierigkeiten mit sich, das letzte Buch in dieser Erzählform das ich gelesen habe war damals 'Gut gegen Nordwind', das für mich einer der größten Flops meiner Lesegeschichte war. Dennoch war ich dem Rahmen gegenüber vorurteilsfrei, denn die Schwächen des genannten Romans waren andere. So ließ ich mich freudig darauf ein. Ich mag generell wenn Kapitel kurz und übersichtlich sind, so kann ich leichter wieder einsteigen und kurz unterbrechen (ich bin eine Abends im Bett- Leserin, und irgendwann fallen mir da die Augen zu). Schon auf den ersten Seiten merkte ich allerdings, dass zwischen diesem Buch der beiden Autoren Juli Zeh und Simon Urban und dem Roman von Daniel Glattauer Lichtjahre liegen und die beiden absolut null vergleichbar sind. Der Anspruch ist ein ganz anderer, alleine sprachlich ist 'Zwischen Welten' eine echte Wohltat. Mich würde natürlich interessieren ob die beiden Autor*innen sich die beiden Charaktere beim Schreiben auch so aufgeteilt haben- ob sie vielleicht tatsächlich während des Schreibprozesses einen jeweiligen Alter Ego angenommen haben und das Buch dann quasi diesen Austausch zusammenfasst? Nun, vielleicht werden wir das noch erfahren. Grundsätzlich geht es hier schon ganz schön zur Sache. Beide Hauptcharaktere- Theresa und Stefan- könnten nicht weiter voneinander entfernt sein, was ihr Leben angeht. Sie führt einen Milchhof in der brandenburgischen Provinz, er gehört zur Kulturelite Hamburgs. Beide haben Probleme, die der jeweils Andere nicht nachvollziehen kann und kollidieren in ihren Ansichten massiv. Und da nehmen sie auch kein Blatt vor den Mund, vor allem Theresa findet wirklich deutliche Worte, die mich manchmal die Luft einziehen ließen. So. Mein erster Eindruck war erstmal sehr positiv. Im Laufe des Romans gibt es dann jedoch durchaus ein paar Längen und Redundanz, so wiederholen sich beispielsweise Theresas Vorwürfe, Stefan sei in seiner Blase gefangen, immer wieder. Nur: Das stimmt auch. Im Austausch wird immer wieder klar, dass Stefan in Wirklichkeit nur einen Meter weit sieht und seine eigenen Probleme und täglichen Anforderungen ganz anders (wichtiger) gewichtet als die existentiellen Probleme Theresas. Letzten Endes hat sie das Gefühl, nicht wirklich gehört und verstanden zu werden, was schließlich zur Eskalation führt. Ich empfand den Austausch der Beiden als sehr gutes Abbild zu den gesellschaftlichen Problemen, die hier auch kritisiert werden sollen. Theresa (als Sinnbild der Landwirt*innen) wird nicht wirklich gehört und ernst genommen, bis es eskaliert. Und dann verkehrt sich das Bild in der Öffentlichkeit ins Gegenteil. Mich hat der Roman sehr berührt. Als jemand, der sich zwischen beiden Positionen einordnet brachte mich dieser Schlagabtausch schon wirklich zum Nachdenken, und das Ende tat verflucht weh. Inzwischen habe ich auch ein paar Kritiken gelesen und kann nur mit dem Kopf schütteln. Genau das, was im Roman angeprangert wird, geschieht darin. Es wird sich über Formalia aufgeregt, anstatt zum Kern des Problems vorzudringen und die Krise wirklich wahr zu nehmen. Für mich persönlich: Ja, auch ich bemerkte Redundanz und die ein oder andere Länge. Aber das Gesamtwerk ist für mich trotzdem so rund und wichtig, dass ich hier die volle Punktzahl vergebe. Ein Roman, der einer systemrelevanten Minderheit eine Stimme verleiht die so laut schreit und doch nie gehört wird, ist wichtiger als perfekte Stilistik.

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Es gibt nicht viele 500-Seiten-Bücher, die ich innerhalb von drei Tagen verschlinge. Aber ein neuer Roman von Juli Zeh sorgt in schöner Regelmäßigkeit dafür, dass ich komplett darin versinke. So auch in "Zwischen Welten", der heute erscheint und eine Art moderner Brief-Roman zwischen zwei Personen ist, die nicht gegensätzlicher sein könnten: Theresa und Stefan. Sie hat den Milchhof ihres Vaters in der brandenburgischen Provinz beerbt, er ist stellvertretender Chefredakteur einer großen deutschen Zeitung. Schon früher haben beide häufig in ihrer WG die viel beschworenen Küchentisch-Diskussionen geführt - und greifen diesen Faden nach vielen Jahren der Funkstille wieder auf. Die Themen, über die mal per Mail, mal per Whatsapp diskutiert wird, könnten aktueller nicht sein: es geht um Bio-Subventionen, Gendersternchen, Black Live Matters und den Ukrainekrieg genauso wie um alltägliche Banalitäten in der Familie oder im Berufsalltag. Das Spannende: je nach persönlichem Standpunkt fühlt man sich zunächst Stefan, dann Theresa näher, nur um beim nächsten Streitgespräch der beiden die Seite zu wechseln. Ich mochte diese wechselseitige Dynamik sehr gern, die auch unbedingt dazu anregt, die eigene Diskussions- und Streitkultur zu reflektieren. Außerdem habe ich selten so viel über die aktuellen Probleme, aber auch Chancen in der heutigen Landwirtschaft gelernt. Neben diesem Faktor hat mich außerdem die Frage: "ob Journalismus sich eine Haltung erlauben darf oder sogar muss, was [Stefan] angesichts der Klimakrise und des wachsenden Rechtspopulismus ziemlich alternativlos findet" am Meisten bewegt. Juli Zeh und Simon Urban ist hier ein sehr aktueller Wurf gelungen, der Spaß macht. Es fühlt sich an, als würden die beiden stellvertretend für einen selbst streiten, während man selbst sich bequem ins Sofa kuschelt und es ihnen überlässt, unangenehme Wahrheiten auszusprechen und einzuordnen. Ein Buch, das zum Weiterdenken und Recherchieren einlädt, das wütend macht und betroffen, das auf- und erklärt auf ganz menschlicher Otto-Normalverbraucher*innen-Ebene. Erstes Jahreshighlight 2023!

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einfach genial!!

Heinrich Hugendubel GmbH & Co. KG

Von: Barbara Hofmann aus Ingolstadt

24.01.2023

Der neue Roman: ZWISCHEN WELTEN ist einfach genial!! Allein die Form: mit dieser modernen Art eines digitalen Briefwechsels werden 2 bzw noch mehr Welten mit all ihren Problemen auf allerfesselndste Weise dargestellt. Man ist als Leser mittendrin und immer so gespannt, wie das weitergeht, ausgeht. So bekommt man eine wahre Flut von Informationen auf feinste Weise. Große Klasse.

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„Zwischen Welten“ von Juli Zeh und Simon Urban - ein Briefroman bestehend aus Nachrichten per WhatsApp und eMails. Gefühlt sind es zwei verschiedene Welten, in denen Theresa und Stefan leben. Sie bewirtschaftet den Ökobauernhof ihres verstorbenen Vaters in Brandenburg. Er ist Kulturchef bei „Der Bote“, Deutschlands größter Wochenzeitung. Beide kennen sich aus dem Studium und waren damals sehr eng miteinander befreundet. Nun nach 20 Jahren sehen sie sich zufällig wieder. Was folgt, ist ein reger Austausch digitaler Nachrichten. Aneinander vorbeireden, gar nicht auf die angesprochenen Themen des anderen eingehen, sie regelrecht ignorieren, immer wieder einfach die eigenen Probleme in den Vordergrund stellen - das gelingt Theresa und Stefan perfekt. Und das spiegelt so ein bisschen unsere Gesellschaft wieder. Trockenheit, Schweinepest - Landwirte, die um ihre Existenz kämpfen, Klimapolitik, Gendern, Rassismus - große Themen, die Theresa und Stefan beschäftigen und über die sie sich streiten. Und dieser Streit spitzt sich mehr und mehr zu. „Es gibt so ne gläserne Wand zwischen diesen beiden Lebensräumen“, sagt Juli Zeh in einem Interview. Gibt es diese „Wand“ nur im Roman? Wie sieht es in der Realität aus? Existiert da noch ein „Dazwischen“? „Zwischen Welten“ regt zum Nachdenken und Diskutieren an. Ein starkes Buch - unbedingt lesen!

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