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Rezensionen zu
Zwischen Welten

Juli Zeh, Simon Urban

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Sehr interessant

Von: Janines.world

12.05.2023

Das Buch ist in drei Teile gegliedert und in Email Form abgedruckt. Tatsächlich hatte ich damit zu Beginn meine Schwierigkeiten, aber nach den ersten 50 Seiten, hatte ich mich daran gewöhnt. Durch die sehr aktuellen und polarisierenden Themen konnte ich immer nur einige Seiten lesen. Die Emails beschreiben teilweise den Alltag und verlieren sich dann in hitzigen Diskussionen zu diversen Themen. Einige Beispiele sind dann das Gendern, White Privileges, Fridays for Future, und vielen mehr. Ich brauchte die Zeit um mir selbst über das gelesene und die Meinungen der Charaktere weiter meine Gedanken zu machen. Dabei habe ich auch einige Themen (z.b. intersektionaler Feminismus) nachschlagen müssen. Somit hat sich der Leseflow bei mir leider nicht eingestellt und das Buch hat sich damit etwas gezogen. Tatsächlich habe ich mehrfach überlegt das Buch abzubrechen, da ich ja „Spaß“ beim Lesen haben möchte. ABER ich habe es zu Ende gelesen und darüber bin ich wirklich froh. Viele Themen sind mir natürlich schon vor dem Lesen ein Begriff gewesen, doch nun habe ich mich damit noch weiter auseinander gesetzt. Wer Lust auf ein Buch hat, dass versucht das aktuelle Gesellschaftsbild zu beschreiben, dann wird er hier fündig.

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Erschreckend ehrlich

Von: echo.of.the.books

12.04.2023

Wenn ich an Briefromane denke, fallen mir zunächst „Gut gegen Nordwind“ von Daniel Glattauer und „84, Charing Cross Road“ von Helene Hanff ein. Juli Zeh und Simon Urban haben sich dieses Genre angenommen und mit „Zwischen Welten“ den Briefroman in die moderne Welt übertragen. Ein Hamburger Journalist und eine Brandenburger Milch Bäuerin, die vor gemeinsam studiert und in einer WG gelebt haben treffen sich nach 20 Jahren wieder. Es prallen zwei Gegensätze aufeinander, Stand und Land und damit zwei Lebensrealitäten. Die Themen, die sie per Mail oder per Messenger diskutieren könnten aktueller nicht sein: es geht um Bio-Subventionen, Gendersternchen, und den Ukrainekrieg. Aber auch um ihren Alltag und Familien. Wir kennen sie alle, politischer Debatten. Und wir kennen es auch, wenn diese eskalieren. Der Roman veranschaulicht, wie wir debattieren können, ohne gleich in Hasstiraden zu verfallen. Aber gleichzeitig bekommen wir mit, wie unterschiedlich Probleme sind, und wie weit aktuell Es war teilweise sehr intensiv und anstrengend, und es zeigt keine Lösung der Probleme auf. Neben dem Lesespaß hab ich für mich mitgenommen, dass wir alle trotz unterschiedlicher Lebensrealitäten die Sorgen und Probleme unserer Mitmenschen ernst nehmen sollten, auch wenn wir sie nicht lösen können. Mitgefühl und Zusammenhalt kann schon sehr viel bewirken, gerade in unserer aktuellen Zeit. „Unterleuten“ ist für mich dennoch weiterhin mein liebstes Werk von Juli Zeh und ich freue mich darauf, weitere Werke von ihr und vielleicht auch weitere Gemeinschaftsprojekte mit anderen Autor*innen zu lesen.

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Unkultur

Von: Bücherfreuden

12.04.2023

In der Studienzeit lebten sie als WG zusammen, jetzt, zwanzig Jahre später sind sie wieder miteinander in Kontakt: Stefan ist inzwischen stellvertretender Chefredakteur bei einer renommierten Hamburger Wochenzeitung, Theresa hat den Hof ihres Vaters in Brandenburg übernommen und kämpft ums Überleben. In Mails und Chatnachrichten erzählen sie sich gegenseitig von den Freuden und Herausforderungen ihres Lebens und diskutieren kontrovers und leidenschaftlich über gesellschaftliche Entwicklungen. Mit großer sprachlicher Ausdruckskraft greifen die Autoren sehr aktuelle Themen auf, vom Ukraine-Krieg über Klimarettung, Nöte der Landwirte, Aufgaben des Journalismus, Gendersprache, kulturelle Aneignung, Rassismus und die allgegenwärtige Macht der sozialen Medien. Es wird eine starke Tendenz zum Extremismus und Absolutismus deutlich, der eine sachliche Auseinandersetzung in der Gesellschaft zunehmend unmöglich macht. Auch die Protagonisten müssen in ihrem Diskurs darum ringen, sich trotz gegensätzlicher Meinungen nicht zu verurteilen. Das erste Drittel des Buches fand ich ein bisschen zäh und anstrengend, aber als die Positionen von Stefan und Theresa sich zu verändern beginnen, wurde die Geschichte für mich interessant und packend. Viele Gedankengänge erscheinen mir bemerkenswert und treffend. Für mich hat sich die Lektüre gelohnt!

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Einige Tage bin ich nun schon um das Schreiben dieses Beitrags herumgeschlichen. Wenn ich nun länger darüber nachdenke, dann wohl auch aufgrund des Themas, das in dem Buch "Zwischen Welten" hervorsticht. Zwar habe ich kein Problem damit, mich in die heutige Debattenkultur einzubringen, nur fehlt mir manchmal schlicht und ergreifend die #Energie. Und dass meine durchaus positive Meinung zu diesem Buch eine mögliche Debatte hervorbringt, ist mir bewusst. 😅 Immerhin wurde das neue Buch von Juli Zeh und Simon Urban schon etliche Male verrissen. Die Auseinandersetzung der beiden Studienfreunde Theresa und Stefan, die aus ihren unterschiedlichen Lebensentwürfen heraus unterschiedliche Haltungen gegenüber öffentlicher Diskurse entwickelt haben und nun versuchen an ihrer alten Freundschaft anzuknüpfen. Doch zu viel scheint sie inzwischen zu trennen. Und mit Erschrecken muss man sich als Leser fragen: ist man inzwischen gezwungen eine Seite zu wählen? Darf man Bedenken äußern, ohne automatisch einem Lager zugeordnet und per sofort gecancelt oder Schlimmeres zu werden? 🤔 Theresa: "Es geht nicht um Einzelfälle. Es geht um die Symptome einer um sich greifenden Psychose. Manchmal denke ich, die Gesellschaft dreht durch." Über die Form des Buches kann man streiten. Das Verfolgen einer Diskussion über 440 Seiten eMail, WhatsApp und letztendlich auch Telegram-Protokoll war mir zuweilen etwas anstrengend. Briefromane verbinde ich nach wie vor mit Daniel Glattauer und "Gut gegen Nordwind" hatte mich einfach zu sehr ins Herz getroffen. Das überaus präzise skizzierte Gesellschaftsbild in "Zwischen Welten" ist jedoch unumstößlich. Es beschreibt vollumfänglich die Misere in der wir uns befinden. Es allen recht machen zu wollen, dabei jedoch niemandem gerecht zu werden ist das selbst produzierte Problem einer Gesellschaft, die sich auf dem vermeintlichen Zenit ihres Wohlstands befindet. Und so schließe ich mich den Worten von WELT-Chefreporterin Anna Schneider an: "Wenn wir so tun als wäre Juli Zeh ein Problem, frage ich mich, wo das enden soll."

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Wenn man den Klappentext liest, ist im Großen und Ganzen klar, um was es in diesem Buch geht. Gleichzeitig fragt man sich, was es denn wohl mit dem Schwan auf sich hat. Diese Frage wird kurioserweise bereits auf der ersten Textseite beantwortet. Das Cover gibt also keine Rätsel mehr auf. Weitaus wichtigere Fragen stellt der bereits zitierte Klappentext. Diese könnte der Rezensent allesamt beantworten. Macht er aber nicht, damit nicht etwa ein Spoilergeschrei losbricht. Erzählen tut er trotzdem einige inhaltliche Dinge. Schließlich sollen seine Zeilen Menschen im günstigsten Fall dazu veranlassen, diesen hinreißenden Dialog nicht zu verpassen. Denn es ist ja ein solcher und zwar ausschließlich. Theresa und Stefan wohnten einst in einer winzigen 2-Zimmer-Wohnung. Diese kleinstmögliche WG funktionierte drei Jahre lang und bestens. Man driftete nicht in eine Beziehung ab, obwohl Stefan gewisse Ambitionen gehabt hätte. Theresa sah es völlig anders: "Ich fand dich halt nicht sexy." Also waren die beiden so etwas wie Geschwister. Sie waren "beide wie eine Wunschfamilie füreinander", und so sollte es für immer sein. Ein "Pakt", der auch zwanzig Jahre danach noch Gültigkeit besitzt. Stefan fasst zusammen: "Ich glaube, wir sind einfach irgendwann in Richtung Freundschaft abgebogen und haben uns daran gewöhnt." Doch wie das Leben so spielt, zwang Theresa eine familiäre Katastrophe zu einem drastischen Kurswechsel und zum Abbruch des Studiums. Zwanzig Jahre sollte man sich aus den Augen verlieren, aber der Zufall sorgte für ein Wiedersehen. Aus diesem entsteht nun, zwischen Hamburg und "Schütte", eine Brieffreundschaft der moderneren Art, per E-Mail und WhatsApp. Ob das bei einem Umfang von fast 450 Seiten nicht langweilig wird? Nein, ganz im Gegenteil, denn das ist spannend, informativ und unterhaltsam zugleich. Die beiden haben unterschiedliche Horizonte, aber sie sind weit. Das ist auch nötig bei der Themenvielfalt, die zur Verfügung steht. Allein durch die grundverschiedenen Berufe der beiden, er ist Journalist und Kulturchef bei einer Hamburger Wochenzeitung und sie selbständige Landwirtin, ist jede Menge Zündstoff vorprogrammiert, was sich dann aus Theresas Sicht so anhört: "Irgend etwas an dir und deiner Arbeit provoziert mich. Vielleicht bin ich auch nur neidisch, weil du weiterhin in dieser Reden-Schreiben-Lesen-Welt lebst, aus der ich damals abgehauen bin." Theresa hat andere Sorgen. 200 Rinder, die Mitarbeiter*innen und politischen Rahmenbedingungen und Sachzwänge rund um ihren Biohof fordern ihren Tribut und schließlich sind auch noch Mann und Kinder da. Etwas erheiternd wird die Debatte um den geschlechtergerechten Sprachgebrauch, welchen Theresa als "modische Sprachkosmetik" bezeichnet. Schließlich habe die Emanzipation "mehr gekostet als ein Sternchen" und "jahrtausendealte Probleme" könne man damit nicht lösen. Weitaus heftiger wird es, wenn Rassismus oder Klimapolitik auf der Tagesordnung stehen. Zu allem Überfluss wären da noch die weltweite Pandemie und Putins Angriffskrieg in der Ukraine. Alles in allem also ein teilweise heftiger, aber (meist) sehr kultivierter Schlagabtausch. Die beiden machen es vor. Liefern eine Art Rezept. Unterschiedliche Lebensauffassungen und -konzepte prallen, teilweise heftigst, aufeinander, aber solange man jeweils sachbezogen bleibt, müssen daraus keine Fronten oder gar Festungen entstehen, die einander bekriegen. Könnte man meinen ... ...aber es kommt ja oft ganz anders als man denkt.

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Mit ihrem neuen Roman "Zwischen Welten" bedient sich Juli Zeh wieder dem Thema, mit dem sie schon in ihren vorherigen Romanen enormen Erfolg hatte: Städter vs. Landmenschen. Der Roman ist in Form eines Briefwechsels zwischen zwei alten Freunden Theresa und Steffan geschrieben, die sich nach Jahren wiederfinden und über ihre politischen Ansichten streiten. Sie ist eine Mitte 40er Landwirtin in der ostdeutschen Provinz und engagiert sich für den Umweltschutz und die Energiewende. Stefan, auch Mitte 40. ist Journalist in der Großstadt Hamburg und schreibt über Themen wie Migration, Integration und Identität. In ihren E-Mails und WhatsApp-Nachrichten geht es um die Debatten unserer Zeit. Dabei werden Themen wie Gendern, Ostdeutschland, Cancel Culture und Klimawandel angesprochen. Ich konnte mich während der Lektüre eher mit der Landwirtin Theresa identifizieren, ihre Ansichten und Argumentationen waren meiner Ansicht nach nachvollziehbarer. Steffan dagegen ging mir schon nach wenigen Mailverläufen auf die Neven, allein das ständige gendern war schwer zu ertragen. Das ist allerdings ein Teil dieses Charakters, den ich allerdings beim besten Willen nirgendwo im echten Leben schon einmal gesehen habe und mir als überspitzen Archetyp des woken Hipsters. Ihre Argumentationen waren oftmals sehr unterhaltsam, jedoch teilweise anstrengend und redundant. Niemand ist wirklich von seiner Ansichtsweise abgerückt, oder ließ sich überzeugen. Vielmehr radikalisierten sich beide in ihrer eigenen Informationsblasen. Es war spannend zu verfolgen wie Steffan mit seinen "die Geister, die ich rief"-Nachwirkungen zu kämpfen hatte und Theresa immer mehr an der deutschen Bürokratie und Politik verzweifelte. Eine schöne Momentaufnahme der aktuellen gesellschaftlichen Themen in Deutschland. Ich glaube mit diesem Erfolgsrezept werden entweder Juli Zeh, oder andere Autoren noch viele Romane veröffentlichen. Hoffen wir nur, dass sie helfen , dass beide Seiten auf sich zugehen können.

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Zwischen zwei Welten… Von Juli Zeh sind mir vor allem ihre Romane „Unterleuten“ und „Über Menschen“ im Gedächtnis geblieben – und ihr präziser und detailreicher Schreibstil. Zusammen mit dem Autor Simon Urban ist nun ihr gemeinsamer Roman „Zwischen Welten“ erschienen. Hauptfiguren sind Theresa und Stefan, beide Mitte vierzig, die sich nach zwanzig Jahren zufällig in Hamburg wiedertreffen. Damals haben sie zusammen in einer WG in Münster gewohnt und studiert. Doch seitdem hat sich einiges geändert – sowohl ihre Lebenswege als auch ihre Ansichten: Stefan ist Single, lebt in Hamburg und ist stellvertretener Chefredakteur bei Deutschlands größter Wochenzeitung DER BOTE. Aktuell möchte er der eingestaubten Zeitung etwas mehr Aktualität geben und kämpft für eine Sonderbeilage zum Thema Klimaschutz. Doch nicht alle Kollegen sind bereit für Veränderungen… Theresa ist zurück in ihre Heimat gezogen – im Dorf Schütte, das 80km westlich von Berlin liegt, hat sie den Bauernhof ihres Vaters übernommen und daraus einen modernen Biohof gemacht. Doch aktuell kämpft Theresa mit großen Problemen: Sie arbeitet rund um die Uhr, doch trotzdem rutscht sie mit ihrem Betrieb immer weiter in die roten Zahlen, da die Anforderungen alles übersteigen. Nachdem ihr Wiedersehen ziemlich hitzig endete, haben sie beschlossen, sich von nun an regelmäßig per Mail und Messenger über ihre so unterschiedlichen Leben auszutauschen. Alles kommt auf den Tisch: Aktuelle Themen und ihre gegensätzlichen Meinungen, aber auch aktuelle Geschehnisse – sowohl bei Stefan und der Wochenzeitung, als auch bei Theresas Bauernhof passiert einiges. Von der Klimakrise und der aktuellen Politik, über Rassismus, Gleichberechtigung, Gendersprache bis hin zum Krieg in der Ukraine – dieses sind nur einige Themen, die Theresa und Stefan in ihren Mails und WhatsApp-Nachrichten diskutieren – oft mit unterschiedlichen Standpunkten. Mal spitzt sich der Mailverlauf zu und die beiden geraten ziemlich aneinander. Juli Zeh und Simon Urban greifen hier sämtliche aktuelle Themen in ihrem Roman auf. Da die komplette Handlung in einer Art Briefform (WhatsApp- und Mailaustausch) geschrieben wurde, war ich zunächst unsicher, ob die nötige Spannung und ein roter Faden vorhanden sind. Doch die Sorge war unbegründet: Der intensive Austausch, der über mehrere Monate geht, lässt sich gut verfolgen. Von kurzen WhatsApp-Nachrichten bis hin zu ausführlichen Mails – man bekommt sowohl von Stefans als auch von Theresas Leben einen sehr detaillierten Einblick. Hier prallen zwei Welten aufeinander, wie sie unterschiedlicher nicht sein können. Dazu vertreten beide ihre eigenen Meinungen, womit sie ziemlich aneinander rasseln. Mal unangenehm und schwierig, dann wieder besser. „Dispatches from elsewhere: Wie nahe unsere Leben einander mal waren und wie Lichtjahre entfernt sie nun voneinander sind. (Stefan) – Seite 28, eBook Die beiden Hauptfiguren sind nicht einfach und manchmal tatsächlich auch etwas nervig, aber das soll wahrscheinlich genauso sein – denn sie sind in jedem Fall sehr gut ausgearbeitet. Man bekommt nicht nur einen Einblick in ihre Standpunkte, sondern auch, was gerade aktuell in ihren Leben passiert. Beides ist manchmal ziemlich heftig. Auch die Entwicklung der Nebenfiguren, die in ihrem Austausch zum Teil zentrale Rollen spielen, lassen sich sehr gut verfolgen. Es bleibt fast durchgehend auf besondere Weise spannend, nur zwischendurch wiederholt sich einiges, manchmal wird etwas zu sehr in die Länge gezogen. Aber nach dieser kurzen Schwäche nimmt die Story nochmal an Fahrt auf und das Ende ist anders als gedacht… Mein Fazit: Ein sprachgewaltiger Roman, in dem zwei Leben aufeinanderprallen, die unterschiedlicher nicht sein können. Komplett als Mail- und Messenger-Austausch aufgebaut, haben die beiden Autoren eine außergewöhnliche Handlung geschaffen - was ihnen gelungen ist. Von unterschiedlichen Lebensweisen und -ansichten bis hin zu den aktuellsten Themen unserer Zeit – die beiden Hauptfiguren diskutieren heftig und erleben einiges - manches ist nicht ohne. Bis auf kleinere Schwächen ein lesenswertes Buch, das man nicht so schnell vergisst.

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MEINUNG: Seit Über Menschen bin ich den Romanen von Juli Zeh ein bisschen verfallen. Ich habe im Anschluss gleich noch Leere Herzen gelesen und als ich gesehen habe, dass sie einen Roman, sogar einen Briefroman, zusammen mit Simon Urban (von dem ich allerdings noch nichts kenne) veröffentlichen wird, war für mich klar - Das muss ich lesen! Teresa und Stefan haben zusammen studiert und in einer WG zusammen gewohnt. Durch Zufall treffen sie nach 20 Jahren in Hamburg wieder, wo Stefan inzwischen Zeit  wohnt und arbeitet. Er ist stellvertretender Chef-Redakteur bei der BOTE, Deutschlands größter Wochenzeitung. Theresa ist nach dem Studium, was sie nicht beendet hat, in ihrer brandenburgische Heimat zurück gekehrt und betreibt dort den elterlichen Bio-Milchhof weiter nach dem Tod ihres Vaters. Die Begegnung endet im Streit, aber es folgt ein langer und ausgiebiger Wechsel von E-Mails und Whatsapp-Nachrichten über den sie sich einen sehr hitzigen Schlagabtausch über gesellschaftliche Themen wie Klimawandel, Gendersprache und Rassismus austauschen.  Der Roman ist komplett in E-Mails und WhatsApp-Nachrichten geschrieben. Ich liebe solche Art Romane, kann mir aber vorstellen, dass nicht für jeden etwas ist. Beide tauschen sich über gut 450 Seiten über sehr viel aus und schreiben auch sehr lange Nachrichten. Es gibt aber trotzdem ein gewissen roten Faden bzw. eine Entwicklung beider Personen. Generell finde ich, dass sich solche Art von Romanen sehr schnell lesen lassen, aber hier habe ich immer nur so 50 bis 60 Seiten gelesen, weil ich manche Themen erstmal sacken lassen musste. Über einige sehr gute Formulierungen und Metaphern musste ich auch noch ein bisschen nachdenken. Das Buch ist schon ein bisschen Arbeit. ;) Bei Stefan ist von Anfang klar, dass er in Theresa mehr sieht als nur eine Freundin. Schon damals wollte er mehr von ihr, aber sie hat ihm immer deutlich gemacht, dass da nicht ist von ihrer Seite. Ich fand Stefans Verzweiflung sie unbedingt doch von sich zu gewinnen manchmal etwas beschämend, wo doch eigentlich ziemlich offensichtlich ist, dass sie nichts von ihm möchte und auch schlichtweg andere Probleme hat. Theresa ist verheiratet und zwei Kinder. Die Ehe steht auf wackligen Füßen, weil Theresa durch ihren Betrieb einfach zu wenig Zeit für die Familie hat. Es ist kein Urlaub möglich und oft schafft sie es nicht zu den gemeinsamen Mahlzeiten. Ich fand diese Situation ziemlich ironisch und habe mich oft gefragt, wie es wäre, wenn Theresa ein Mann wäre und die Reaktionen dann die gleichen wären. Allerdings fand ich objektiv natürlich absolut nachvollziehbar, dass dies ständig zu Streits geführt hat zwischen ihr und ihrem Mann. Mir gefiel, dass Juli Zeh so ein paar Anspielungen auf ihre anderen Romane gemacht hat. So kommt Lars, ein guter Schulfreund von Theresa aus Bracken - dem fiktiven Dorf aus Über Menschen.  Vielleicht gab es noch mehr Querverweise, aber ich kenne leider (noch) nicht alle Bücher Ich fand wirklich bemerkenswert, dass wenn Stefan mal mit eigentlich für ihn guten und positiven Nachrichten in seinem Leben bei Theresa ankam, dann hat sie das jedes Mal gnadenlos zerpflückt und ihm dem Spiegel vorgehalten. Es deutlich spürbar, wie hier die Lager sind Theresa kämpft jeden Tag mit ihrem landwirtschaftlichen Betrieb ums nackte Überleben, hat 12 und mehr Stunden-Tage, Ehe-Probleme etc. und Stefan schreibt irgendwie nur darüber in seine teuren Designer-Wohnung. Ich konnte mich aber trotzdem sehr mit Stefan identifizieren, vor allem als um die Gender-gerechte Sprache ging. Ich konnte allerdings auch Theresas Argumente verstehen, dass sie sich mit so etwas nicht abgeben kann und möchte. Ich fand sie allerdings wirklich sehr hart und viele ihrer Meinungen driften mir teilweise zu sehr ins Rechte Milieu ab, vor allem als sie sich Aktivisten anschließt. Ab ungefähr der Hälfte nimmt die Geschichte dann wirklich an Fahrt auf, so dass sich sogar ein gewisse Spannung aufgebaut hat. Auch bei Stefan gibt bei der Zeitung ein einschneidendes Erlebnis, welches dazu führt, dass auch Stefans Zukunft ungewiss ist. Hier gibt wird auch nochmal deutlich gemacht, was Social Media anrichten kann, wenn eine gewisse Öffentlichkeit genießt und sich einen verbalen Fehltritt leistet. Das fand ich wirklich heftig, auch die Auswirkungen auf Familie und Freunde. Natürlich war mir das nicht unbekannt, aber es schockiert doch immer wieder, welches Ausmaß so etwas annehmen kann und von heute auf morgen das ganze Leben zerstört und auch zur realen Gefahr werden kann. Die Handlung spitzt sich zum Schluss rasant zu und auf das Ende wurde gut hingearbeitet und eignet sich gut für einen Austausch/ Diskussion. FAZIT: Zwischen Welten ist ein hochaktueller Gesellschaftsroman in Briefform, der aufwühlt und dem Lesenden häufig den eigenen Spiegel vorhält. Der Roman greift aktuelle Themen auf. Ich bin immer ein bisschen zwischen beiden Meinungen der Protagonisten hin und her gependelt und teilweise rief auch einiges absolutes Unverständnis bei mir auf, aber ich glaube, genau diese Gefühle sollten hiermit erzeugt werden.

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