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Rezensionen zu
Zwischen Welten

Juli Zeh, Simon Urban

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Es war wirklich interessant diesen Roman zu lesen, der ausschließlich in Email-Form und WhatsApp- und Telegram-Nachrichten geschrieben wurde. Es war, als würde man heimlich den Email-Verkehr zweier Fremder "belauschen", die mehr von sich preisgeben, als sie vielleicht sollten. Aber in dieser "anonymen" Form, so halb versteckt und ohne direkte Konfrontation, lässt es sich leichter seine Meinung sagen!... Nachdem ihr erstes Wieder-Aufeinandertreffen an der Hamburger Außenalster recht katastrophal im Streit geendet ist, versuchen es Stephan und Theresa nochmal "in Ruhe" per Mail und Messenger. Sie geben sich so die Möglichkeit, einander neu kennenzulernen und dem Gegenüber zu veranschaulichen, wie es jeweils dem anderen in den letzten 20 Jahren ergangen ist und was sie selbst nun umtreibt! Nachdem Theresa damals überhastet aus ihrer gemeinsamen WG ausgezogen ist, hat Stephan sein Studium beendet und ist letztendlich als Journalist beim DER BOTE gelandet und das auch noch als stellvertretender Chefredakteur! Eine Karriere wie im Bilderbuch, allerdings mit dem Zusatz "single" und "kinderlos"! Theresa hingegen konnte ihr Studium nicht beenden. Ihr Vater war gestorben und sie musste den Hof im ländlichen Schütte übernehmen. Auch sie hat, wenn man so will "Karriere" gemacht, denn immerhin hat sie geheiratet, zwei Kinder bekommen, ist "Vorstand" ihres Hofs und hat diesen auch noch auf Bio umgestellt! Beide leben in unterschiedlichen Welten! Das merkt man nicht nur an den Beschreibungen ihrer unterschiedlichen Leben, sondern auch an der Art, WIE sie schreiben, welche Wörter sie verwenden! Stefan gendert ständig, Theresa hasst das, Stefan gebraucht häufig englische und hippe Ausdrücke, Theresa bodenständige und verständliche Sprache! Trotz ihrer Differenzen und ihrer unterschiedlichen Leben - oder vielleicht gerade deswegen - fühlen sich beide zueinander hingezogen und versuchen einander zu verstehen und sich gegenseitig zu helfen und zu unterstützen. Denn beide wollen eigentlich dasselbe: den Klimawandel aufhalten und ein glückliches und zufriedenes Leben führen! Im Laufe der Nachrichten, die sich über mehrere Monate strecken, spürt man aber auch, wie sich die Stimmung verändert! Sie wird dramatischer, brodelnder, genau wie beider Leben sich krass verändern! Die Geschehnisse überschlagen sich, Geplantes wird über den Haufen geworfen und auch ihre Gefühle zueinander werden immer wieder auf die Probe gestellt! Bis es am Ende zum fulminanten Showdown kommt... Dieses Buch ist wirklich der Wahnsinn!! :-) So sprachgewaltig und aktueller denn je! Noch dazu die  Idee, dieses Buch in dieser besonderen Erzählform auf den Markt zu bringen! Auch DAS aktueller denn je, denn wer telefoniert denn heute noch? Alles läuft digital ab, auch Beziehungen... Aber passt das noch in unsere Welt, die doch noch so sehr analog unterwegs ist? Schließlich interessiert sich die Erderwärmung, der Klimawandel usw. einen Scheiß für Wokeness, Gendersternchen, Abozahlen und was weiß ich! Aber genau diese Differenzen sorgen auch immer wieder und immer mehr für Probleme für ein normales Miteinander! Was darf man noch sagen? Und wem? Wie schnell wird man doch in eine Ecke gedrängt, nur weil  man ein "falsches" Wort verwendet hat? Und schlimm, was das dann für Konsequenzen nach sich zieht! Es geht darum endlich Verantwortung zu übernehmen, für unser Leben, für unsere Umwelt, für unsere Kinder, für unsere Lieben, für unsere Tiere... Es ist nicht 5 vor 12, sondern 5 nach!! Juli Zeh und Simon Urban haben diese Botschaft und die der Veränderung unserer Gesellschaft sehr gut in ihr Buch gepackt! Also, wer mal ein Buch der anderen Schreibe lesen möchte, dem empfehle ich "Zwischen Welten" sehr! Und allen anderen auch! ;-)

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„Lass uns mit Macht an dem festhalten, was unser Leben ausmacht, auch wenn (oder grade weil) jemand versucht, das alles in Schutt und Asche zu legen.“ Klimapolitik, Rassismus, Gendersprache, Krieg und die Rolle der Medien. In ihrem neuen Roman Zwischen Welten (erschienen bei Luchterhand) stellen sich Juli Zeh und Simon Urban so ziemlich allen Themen, die unsere Gegenwart bewegen. Es ist ein Roman, der fragt, wie wir uns den nicht enden wollenden Problemen und Konflikten unserer Zeit stellen können, ohne zu verzweifeln. In Form eines modernen Briefromans entfalten die Autoren einen fiktiven Dialog zwischen Theresa und Stefan. Erstere ist Landwirtin und kämpft zwischen stetig steigenden Kosten, immer neuen bürokratischen Hürden und zahlungsunwilligen Konsumenten um das Überleben ihres Bio-Hofes. Stefan hingegen ist Journalist bei Deutschlands größter Wochenzeitung und versucht durch journalistische Projekte gegen den Klimawandel zu kämpfen. Im Studium waren Theresa und Stefan eng befreundet, haben sich jedoch aus den Augen verloren. Ein zufälliges Wiedertreffen nach 20 Jahren endet in einem Desaster, doch die die beiden wollen nicht aufgeben und bleiben über Mail und What´s App in Kontakt. In langen Gesprächen berichten sich die beiden von ihren völlig unterschiedlichen Lebensentwürfen, aus denen völlig unterschiedliche Haltungen gegenüber den aktuellen Problemen der Gegenwart entstehen. Sie kommen sich wieder näher und geraten aber auch immer wieder aneinander, streiten sich und müssen sich schließlich fragen, ob es in einer so gespaltenen Welt wie der unseren überhaupt noch einen Platz für sie gibt. „Die Aufmerksamkeitsmaschine dreht sich Tag und Nacht und verarbeitet jede Information zu Meinungsbrei, getrieben vom Gekreisch in den sozialen Medien. Beschweren! Empören! Verdammen! Fordern!“ Zwischen Welten ist einer der dringlichsten und lehrreichsten Romane, die ich in den letzten Jahren gelesen habe. Zeh und Urban behandeln nicht nur die polarisierenden Fragen unserer Zeit, sondern es wird auch diskutiert, wie wir überhaupt in einen konstruktiven Dialog miteinander treten können. Es wird über die Rolle der Medien und des Journalismus reflektiert und gefragt, wie weit Aktivismus gehen darf. Durch die sehr unterschiedlichen Positionen der Hauptprotagonisten werden die wichtigsten Konflikte und Themen, die unsere Gegenwartsgesellschaft bewegen, aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet. Als Leser wird man gezwungen, seine Position und die eigenen Werte noch einmal zu überdenken. Dabei liest sich das ganze keinesfalls wie ein Sachbuch. Die Unterhaltung zwischen den Hauptcharakteren ist mal ernst, oft humorvoll und manchmal auch verzweifelt angesichts der scheinbar unlösbaren Probleme.

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Juli Zeh zu lesen lohnt sich immer. Wie keine andere Autorin vermag sie brandaktuelle Themen in einen Roman zu packen, der flüssig und spannend zu lesen ist. Auch dieses Mal trumpft sie wieder mit brillanten Formulierungen, die mich innehalten und nachdenken lassen. Aus diesem Grund ist sie eine meiner Lieblingsautorinnen. In ihrem neuen Roman, den sie gemeinsam mit Simon Urban geschrieben hat, treffen sich die Jugendfreunde Stefan und Theresa nach vielen Jahren wieder und stellen fest, dass sie sich inzwischen in ziemlich unterschiedlichen Welten bewegen. Das ungeplante Wiedersehen war für beide aufwühlend und in Nachgang tauschen sie jede Menge Emails und Messages aus. Und genau die sind der Inhalt des Romans, ein sehr spezieller Schreibstil, der mir hier ausgesprochen gut gefallen und gepasst hat. Gendersprache, Rassismus, Klimawandel, Diskriminierung - diese Themen beschäftigen Stefan, der bei einer großen Hamburger Tageszeitung arbeitet. Theresa hat spontan den Bauernhof des Vaters in einem Dorf in Brandenburg übernommen und ist von diesen geistigen Themen oft sehr weit weg. Ihr Leben bestimmen Kühe, die gemolken werden müssen und eine Agrarpolitik, die ihre Existenz bedroht. "Wer existenziell lebt (ich) muss nicht sensationell leben (du). Wer das Existenzielle verloren hat (du), braucht die Sensation. Das unterscheidet dich und mich. Es unterscheidet Stadt und Land. Existenz will "sein". Sie ist angewiesen auf Kreisläufe und Nachhaltigkeit. Sensation will "werden". Sie ist angewiesen auf Wachstum und Steigerung. Auf Dauer destruktiv. Das sind antagonistische Prinzipien". Und zwischen diesen beiden Welten findet nun ein Schlagabtausch statt, samt Annäherungen, Missverständnissen und Zerwürfnissen mit Kontaktabbruch. Eine großartige Dynamik entsteht, bei der der Humor nicht zu kurz kommt, aber die Themen dennoch zum Nachdenken anregen. Für mich ist das Buch ein Highlight.

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[16:44, 16.2.2023] Thursdaynext: Liebes Satzzeichen, wie schön, dass wir zwei denselben Roman lesen respektive hören. Derselbe Inhalt in unterschiedlicher Darreichungsform. Du das Buch, ich das Hörbuch, um mir das Autofahren ins Geschäft zu versüßen. Ich bin sehr gespannt. [16:25, 17.2.2023] daslesendesatzzeichen: Liebe Thursdaynext, Du weißt ja, ich vertipp mich immer bei Deinem Namen, ich kürze mal zukünftig ab, Du bist jetzt Thurs 😉, geht das in Ordnung? Vielleicht ist das Hören von „Zwischen Welten“ gar nicht so verkehrt, es wird ja von zwei Lesern vorgetragen, was sicher unterhaltsam ist. Derzeit tue ich mich schwer mit dem Printprodukt. Mir ist vieles zu plakativ und ehrlich gesagt stolpere ich immer wieder über Aussagen, die ich als nicht authentisch empfinde. Wie sieht es bei Dir aus? [16:33, 17.2.2023] Thursdaynext: Aber klar. Ich habe Dich ja auch schon abgekürzt. „Daslesendesatzzeichen“ ist schön, aber sooooo laaaang😅. Mir gefällt das Hörbuch bisher sehr gut. Zwei ehemalige StudienfreundInnen (kicher), die sich zufällig nach 20 (?) Jahren wiedergetroffen haben und via WhatsApp Kontakt halten. [16:50, 17.2.2023] Thursdaynext: Sorry, musste vom Handy an den Rechner wechseln, stelle fest,zu Beginn wie bewundernswert das Durchhaltevermögen der beiden ist, sich da so tippend lange Nachrichten zu schicken. Ich würde ja das klassische Telefonat bevorzugen, wegen meiner Tippfaulheit. Dass Stefan, der stellvertretende Chefredakteur, flink mit den Handytasten ist, geschenkt, aber die Milchbäuerin Theresa ist es erstaunlicherweise ebenfalls!! Die Stimmen im Hörbuch sind jedenfalls sehr angenehm und begleiten einen entspannt beim Autofahren. Auch wenn sie sich gleich zu Beginn wegen des Genderns in die Wolle kriegen. Er pro, unbedingt, sie findet es albern. Viel Meinung am Anfang, wobei das wohl zum „Neu-Kennenlernen“ dazugehört. Ich lausche der meinungsstarken, bürokratiegenervten Biobäuerin und dem Zeitungsmacher ganz gerne. Dabei finde ich beide nicht sonderlich sympathisch. So verbiestert irgendwie. Rechtbehalten ist für beide sehr wichtig. Unterhaltsam finde ich es dennoch, denn die zwei arbeiten sich an gesellschaftspolitisch relevanten Themen ab. Streit inbegriffen. Ich streite beim Hören innerlich mit, mal bin ich mit dem einen, mal mit der anderen. Was meinst Du, ist der Chefredakteur Giovanni di Lorenzo von der ZEIT nachempfunden? Eine „zaunpfählige“ Anspielung? Ich verstehe sehr gut, weshalb Dir das Buch schwerfällt. Zu hören ist es nett, aber lesen wollte ich das wohl nicht. Wie ist es denn gestaltet? Mit echten WhatsApp-Chats? [17:46, 25.2.2023] Thursdaynext: Hallo, liebes Satzzeichen, nach einer langen, erwartungsvollen Pause habe ich beschlossen zu monologisieren. Ganz wie Stefan im Roman. Die beiden haben ja einen vollen Arbeitsalltag mit größeren und kleineren Krisen und drücken sich, wie Du in einem persönlichen Gespräch bereits moniert hast, auch sehr eloquent aus. Ich schreibe allerdings nicht vom Traktor aus 😆. Um es kurz zu machen: Ich bin durch. Alles gehört und, tja, was soll ich sagen?! Team Chefredakteur scheint sehr einsam zu sein. Ein einsamer mittelalter weißer Cis-Mann, wie er es irgendwann einmal ausdrückte und, meine Güte, was geht mir der Guteste auf den Geist!Beim Hören der zweiten mp3 nervte er – mit Worten und besonders Taten. Er jammert, er kümmert sich kaum um die tatsächlichen Sorgen seiner Studienfreundin, er erzählt nur von sich und speist sie mit Mansplaining ab, er versucht zu erziehen, er versetzt sich zu keiner Zeit in ihre Situation und am Ende will er nur mit ihr ins Bett. Wie traurig ist das denn? Bleibt noch Theresa, die Bäuerin, die um den Erhalt ihres Hofes bangt, sich zunehmend radikalisiert, EU-Bashing betreibt, Seuchenschutzauflagen moniert und, allerdings mit erheblich mehr Berechtigung als ihr Kumpel, permanent am Jammern ist. Fakt ist, sie hat mehrmals klargestellt, dass sie ihn als Mann nicht begehrt, er ignoriert das und baggert weiter. Schlussendlich fast erfolgreich. Sie, völlig überarbeitet, trifft, auch bezüglich ihrer Ehe, sehr fragwürdige Entscheidungen und weiß nicht mehr weiter, fasst dann den Plan, zu Thomas nach Hamburg zu flüchten. Die Gender-, Race- und Subventionsdebatte, die im Roman groß aufgemacht wird, halte ich übrigens für ziemlich albern. Zumindest in der Art, wie sie dort präsentiert wird. Jene meint es gäbe drängendere Probleme, der Gegenspieler glaubt damit die Welt zu retten. Ich halte die zunehmende Ungleichheit, die Schere zwischen Arm und Reich für das größere Problem. Das ist demokratiegefährdend und zugleich, mangels ausreichender Besteuerung der Superreichen, klimaschädlich. Aber das nur am Rande. Fakt ist, dass ich das Hörbuch anfangs unterhaltsam und später sehr unrealistisch und nervig empfunden habe. [10:28, 26.2.2023] Thursdaynext: (Seufz) Ich seh schon, wie im Roman muss ich weiter monologisieren. Der Unterschied ist nur, dass ich es alleine tue, während Theresa und Stefan sich gegenseitig „anmonologisieren“. Womit wir beim Titel wären. Der ist eine Betrachtung wert. „Zwischen Welten“. Die Protagonisten leben in völlig unterschiedlichen Realitäten. Ost und West, geistige versus körperliche Arbeit, alleinstehend hier, verheiratet mit Kindern da – und sie reden daher aneinander vorbei. Wirklicher Diskurs findet, zumindest in der zweiten Hälfte, nicht mehr statt. Die Fronten sind geklärt, Theresas Radikalisierung geht voran, weil sie an den Gegebenheit trotz ihres Kampfeswillen schier zerbricht. Die Kämpfe des Chefredakteurstellvertreters Stefan hingegen finden fast nur in der digitalen Welt statt … [13:28, 26.2.2023] daslesendesatzzeichen: Liebe Thurs, Du hast recht. Ich bin wohl eher die Milchbäuerin Tessa 🙂 Auch ohne Hof hab ich das Gefühl, die 24 Stunden reichen manchmal nicht aus für all die Projekte, die in meinem Kopf kursieren. Ich bin ehrlich: Ich habe mich ein Drittel durch das Buch gelesen, anfangs wirklich voller Vorfreude (endlich wieder Juli Zeh!), schon leicht gebremst durch die hochgezogene Augenbraue des Göttergatten, der meinte „Ach neee, schon wieder das gleiche Thema wie bei Unterleuten und Über Menschen, aber diesmal in Briefform? Wie erfinderisch!“, aber doch positiv gestimmt. Das kippte sehr schnell und wich einer großen Skepsis, die immer mehr anwuchs und mich immer ungeduldiger die Seiten umblättern ließ, immer auf der Suche nach dem Sog. Um es kurz zu machen: Er bleib aus, der Geduldfaden riss und ich überblätterte schamlos viele Seiten und nuschelte mich durch zum Ende. Dabei hab ich zum Beispiel nicht mitbekommen (klingt ja spannend!), dass Tessa nach Hamburg „flüchtet“. Du schreibst, sie fliehe zu Thomas – wer ist das denn? Den hab ich gar nicht mitbekommen bei meinem Querlesen. Ich verkörpere hier nun die ungeduldige, in ihrer Erwartungshaltung nicht abgeholte Leserin, die neben ihrem immer größer werdenden SUB nur noch die Bücher voller Interesse liest, die sie wirklich mitreißen. Das sind leider alles keine Antworten, sondern, gemäß Deiner These, auch nur weitere Anmerkungen, die ich in meine Blase werfe, in der Hoffnung, ein paar „Ging mir auch so“-Antworten zu bekommen. Ich versuche wenigstens ein paar auf Dich eingehende Bemerkungen, auch wenn die Brut schon wieder auf Mittagessen wartet (also nicht die Bauernhoftiere, sondern meine Menschenkinder, hihi): Ich fand ehrlichgesagt anfangs Stefan sympathischer als Tessa (ups!) und auch (shame on me) bei der heiklen Szene, als er sie an sich reißt, küsst und er sie dann schlägt, weil sie sich über seine Potenzprobleme lustig macht, da war ich irgendwie noch mehr bei ihm als bei ihr. So richtig charming war ihre Aktion ja auch nicht. Die eine schlägt mit Worten, der andere mit der Hand. Dann kickt sie noch nach und tritt ihn mit dem Knie in den Unterleib. Ich finde, die beiden halten sich die Waage in ihrer Gewalttätigkeit. Dass ich mehr bei ihm als bei ihr bin, liegt vielleicht daran, dass ich fand, dass sie sich von Anfang an so als Opfer präsentiert: Ich musste ja den Hof übernehmen, ich musste das ja tun, weil das alle von mir erwarteten, aber ich krieg halt auch kein Dankeschön von irgendwo und das fehlt mir schon, aber das geb ich natürlich nicht zu, ich bin ja auch so tough und cool, daher leide ich still weiter, verbittere ein bisschen und performe aber weiter. Ich fand Stefan anfangs ernsthafter interessiert an der Freundschaft, ohne Hintergedanken. Ich fand, er war aufrichtiger, sie eher so „oh nerv nicht, lass mich mit meinem alten Leben in Ruhe, das ich nicht mehr habe, eigentlich vermisse, oder auch nicht, denn mein Hof und mein Leben sind doof, aber dann auch wieder nicht“. Sie ist mir zu wackelig. Vielleicht triggert mich das? Aber zur Frage nach der optischen Aufbereitung wenigstens noch: Nein, es kommt kein WhatsApp-Feeling auf, rein optisch gesehen, es steht lediglich kursiv die Uhrzeit, wer schreibt und über welches Medium geschrieben wird (ob per Mail oder WhatsApp), danach ist das Layout weiterhin wie man es bei Büchern kennt 🙂 [16:52, 26.2.2023] Thursdaynext: Oh Mann🤪, es gibt keinen Thomas, ich meinte natürlich Stefan, und sie will sich erst gegen Ende flüchten. Leider ist das auch gar nicht mehr spannend, sondern einfach nur strange, wie sie beschließt, alles hinter sich zu lassen, wobei es natürlich was hat, sich kleine Fluchten zu erträumen, nur geschieht das zu einem Zeitpunkt, zu dem sie schon völlig am Abdrehen ist. Übrigens: ICH HÄTTE ES AUCH NICHT ZU ENDE GELESEN! Hörbuch auf dem Weg zur Arbeit ist da schon hilfreich. Aber wie gesagt, selbst da hab ich öfter umgeschaltet, weil ich einfach genervt war. Hmmm … stelle fest, dass wir beide das Buch nicht mochten. Du früher als ich. Also, liebes Satzzeichen: Ging mir auch so, biographisch bedingt vielleicht aus anderen Gründen. Mein Fazit: Hätte frau sich sparen können. ABER, was es mich gelehrt hätte, wenn ich nicht eh schon gewusst hätte, ist, dass WhatsApp nicht das richtige Medium für ernsthaften Diskurs ist, sie sehen das ja auch irgendwann ein und wechseln zu Emailkorrespondenz. Zumindest sind potenzielle LeserInnen nach unserem Geplauder hier vielleicht schon vorab gewarnt. Liebe Grüße, Thurs [17:27, 26.2.2023] daslesendesatzzeichen: Und jetzt, nachdem alle satt sind, doch noch etwas, was mir auffällt: Du sagst, das Buch zeige das Problem unserer Gesellschaft, dass die verschiedenen Gruppierungen kaum noch in einen Diskurs kommen – das ist richtig, finde ich auch! Das ist auch gelungen, das zeigt es in allen Belangen, und vielleicht liest sich das Buch für Leser*innen, die Unterleuten und Über Menschen nicht kennen, ganz anders als für uns „Zeh-Fans“. In deren Eindruck ist wahrscheinlich das Thema clever, frisch und anders angegangen worden mit dem vorliegenden Roman, für uns Leser*innen der vorangegangenen zwei Titel ist es (aus meiner Sicht zumindest) eine Wiederholung der ewig gleichen Themen: Kontrast Land-Stadt, arm-reich, rechts eingestellt-links eingestellt, Ost-West – und in diesem Fall vielleicht sogar Mann-Frau. Damit wir beide, Thurs, Du und ich, uns nicht auch im Kreise drehen, sollten wir an dieser Stelle einen Schlussstrich ziehen, oder gibt es noch etwas Fundamentales, was wir vergessen haben? [17:29, 26.2.2023] Thursdaynext: Klasse zusammengefasst, meine Liebe. Das passt und ich habe dem nichts hinzuzufügen.

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Das Klima, der Wandel und andere Katastrophen

Von: mimitatis_buecherkiste

03.03.2023

Theresa ist Landwirtin in Brandenburg, Stefan Journalist in Hamburg. Als Studenten lebten sie in einer WG zusammen und waren beste Freunde, als Theresas Vater starb und sie dessen Hof übernahm. Nach zwanzig Jahren Funkstille begegnen sich die beiden und es entsteht eine schriftliche Annäherung, bei der zwei Welten aufeinanderprallen. Dieser Roman besteht ausnahmslos aus Emails und WhatsApp-Nachrichten, was ich unglaublich spannend fand, weil man schriftlich viel ausführlicher und oft auch viel ehrlicher ist, als wenn ein Gesprächspartner einem gegenüber steht, was ich selbst ganz erstaunlich finde. Stefan würde mich übrigens jetzt korrigieren und darauf hinweisen, dass es Gesprächspartner*in heißen muss, womit wir bereits voll im ersten Thema wären. Mit seiner konsequenten geschlechtergerechten Schreibweise hat er mich in den Wahnsinn getrieben, wie ich zugeben muss. Manchmal kamen Begriffe zustande, die mich dann aber auch laut auflachen ließen, denn ganz ehrlich; Gäst*innen kann niemand ernst meinen. Oder doch? Diese Schreibweise hat Stefan übrigens knallhart durchgezogen und dafür zolle ich dem Charakter und den Autoren Respekt. Dies war aber natürlich nicht das Hauptthema und überhaupt gab es da auch wirklich viele; ob Agrarpolitik, das Klima, Rassismus oder die soeben erwähnte Gendersprache, alles wurde angesprochen und sehr ausführlich diskutiert. Und genau da prallten die Welten aufeinander, erhitzten sich die Gemüter, kochten die Emotionen hoch. Im übrigen auch bei mir, denn selten haben mich Charaktere im Buch so aufgeregt, so berührt, so mitgerissen und auch bewegt. Wichtig und richtig fand ich dabei, dass keine Sichtweise bevorzugt wurde, beide Seiten kamen zu Wort und haben ihre Argumente vorbringen dürfen. Hat mir der erste Teil des Buches schon gefallen, so fand ich die zweite Hälfte grandios! Ich hätte nicht gedacht, dass mich ein Buch über die realen Dinge, Fragen und Probleme so begeistern würde. Ganz nah an der Realität wurde Corona und auch der Krieg in der Ukraine thematisiert, fanden wahre Ereignisse und Begebenheiten ihren Platz. Das war schon großes Kino inklusive Drama, Familiengeschichte, politischem Krimi und natürlich auch einer riesigen Portion Gesellschaftskritik. Ganz meisterlich! Volle Punktzahl und ein zusätzliches Gendersternchen gibt es dafür von mir. Lesenswert!

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"Unter Leuten", "Über Menschen" und "Zwischen Welten", diese drei letzten Romane der Autorin Juli Zeh spielen in Brandenburg, der aktuelle auch in Hamburg. Es handelt sich jeweils um einen Gesellschaftsroman. Ich finde alle drei Romane rundherum gelungen, heute möchte ich allerdings "Zwischen Menschen" vorstellen und meine Meinung dazu zusammenfassen. Es gibt vorweg zu sagen, dass es sich um einen so genannten "Briefroman" handelt, der hier in moderner Form daherkommt - Whatsapp, Mail !!! Liest sich sehr gut muss ich sagen, hatte erst einmal Vorurteile, aber ich habe mich sehr schnell eingelesen, hat mir sehr gut gefallen, wie die Autorin ihre Idee rüberbringt. Zeh schreibt den Roman gemeinsam mit ihrem Kollegen Simon Urban, der auch kein unbeschriebenes Blatt als Autor ist. Die Geschichte erzählt von Theresa und Stefan, es sind 20 Jahre vergangen, sie treffen sich in Hamburg wieder. Allerdings haben sie sich auseinander entwickelt. Damals waren sie eng, heute ist es einfach nur eine Katastrophe, als sie sich treffen. Stefan arbeitet für "Der Bote" - ist sozusagen ein Karrieremensch. Theresa hingegen hat den Bauernhof des Vaters übernommen. Sie leben jeweils ein total anderes Leben wie der andere. Aber nicht nur ihrer beider Leben, auch ihre Haltungen gehen auseinander. Stefan setzt sich auf seine Weise gegen Klimawandel ein und Theresa hat mit ihrem Milchhof zu tun, um zu überleben. Die Geschichte ist total aktuell, am Puls der Zeit. Es werden all die brisanten Themen in die Geschichte involviert, die uns so umtreiben. Die beiden Hauptcharaktere wollen sich wieder annähern und vom anderen mehr in Erfahrung bringen, sie beschließen, dies via mail bzw. whatsapp zu tun. Die Frage steht im Raum, ob man sich zwischen den Welten befinden kann oder es unbedingt nötig ist, sich für eine Seite zu entscheiden !!! Es geht aber auch darum, ob es Liebe oder Freundschaft möglich machen, zwischen den Welten zu leben. Zeh und Urban haben mit diesem Buch einen wahrhaft aktuellen Gesellschaftsroman geschaffen, rundherum, wie ich finde, gelungen, sie haben sich den Themen unserer Zeit angenommen, diese in eine spannend lebendige und authentisch glaubwürdige Geschichte gepackt. Ich bin begeistert !!!

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Mit ihrem neuen Roman "Zwischen Welten" bedient sich Juli Zeh wieder dem Thema, mit dem sie schon in ihren vorherigen Romanen enormen Erfolg hatte: Städter vs. Landmenschen. Der Roman ist in Form eines Briefwechsels zwischen zwei alten Freunden Theresa und Steffan geschrieben, die sich nach Jahren wiederfinden und über ihre politischen Ansichten streiten. Sie ist eine Mitte 40er Landwirtin in der ostdeutschen Provinz und engagiert sich für den Umweltschutz und die Energiewende. Stefan, auch Mitte 40. ist Journalist in der Großstadt Hamburg und schreibt über Themen wie Migration, Integration und Identität. In ihren E-Mails und WhatsApp-Nachrichten geht es um die Debatten unserer Zeit. Dabei werden Themen wie Gendern, Ostdeutschland, Cancel Culture und Klimawandel angesprochen. Ich konnte mich während der Lektüre eher mit der Landwirtin Theresa identifizieren, ihre Ansichten und Argumentationen waren meiner Ansicht nach nachvollziehbarer. Steffan dagegen ging mir schon nach wenigen Mailverläufen auf die Neven, allein das ständige gendern war schwer zu ertragen. Das ist allerdings ein Teil dieses Charakters, den ich allerdings beim besten Willen nirgendwo im echten Leben schon einmal gesehen habe und mir als überspitzen Archetyp des woken Hipsters. Ihre Argumentationen waren oftmals sehr unterhaltsam, jedoch teilweise anstrengend und redundant. Niemand ist wirklich von seiner Ansichtsweise abgerückt, oder ließ sich überzeugen. Vielmehr radikalisierten sich beide in ihrer eigenen Informationsblasen. Es war spannend zu verfolgen wie Steffan mit seinen "die Geister, die ich rief"-Nachwirkungen zu kämpfen hatte und Theresa immer mehr an der deutschen Bürokratie und Politik verzweifelte. Eine schöne Momentaufnahme der aktuellen gesellschaftlichen Themen in Deutschland. Ich glaube mit diesem Erfolgsrezept werden entweder Juli Zeh, oder andere Autoren noch viele Romane veröffentlichen. Hoffen wir nur, dass sie helfen , dass beide Seiten auf sich zugehen können.

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Zwischen zwei Welten… Von Juli Zeh sind mir vor allem ihre Romane „Unterleuten“ und „Über Menschen“ im Gedächtnis geblieben – und ihr präziser und detailreicher Schreibstil. Zusammen mit dem Autor Simon Urban ist nun ihr gemeinsamer Roman „Zwischen Welten“ erschienen. Hauptfiguren sind Theresa und Stefan, beide Mitte vierzig, die sich nach zwanzig Jahren zufällig in Hamburg wiedertreffen. Damals haben sie zusammen in einer WG in Münster gewohnt und studiert. Doch seitdem hat sich einiges geändert – sowohl ihre Lebenswege als auch ihre Ansichten: Stefan ist Single, lebt in Hamburg und ist stellvertretener Chefredakteur bei Deutschlands größter Wochenzeitung DER BOTE. Aktuell möchte er der eingestaubten Zeitung etwas mehr Aktualität geben und kämpft für eine Sonderbeilage zum Thema Klimaschutz. Doch nicht alle Kollegen sind bereit für Veränderungen… Theresa ist zurück in ihre Heimat gezogen – im Dorf Schütte, das 80km westlich von Berlin liegt, hat sie den Bauernhof ihres Vaters übernommen und daraus einen modernen Biohof gemacht. Doch aktuell kämpft Theresa mit großen Problemen: Sie arbeitet rund um die Uhr, doch trotzdem rutscht sie mit ihrem Betrieb immer weiter in die roten Zahlen, da die Anforderungen alles übersteigen. Nachdem ihr Wiedersehen ziemlich hitzig endete, haben sie beschlossen, sich von nun an regelmäßig per Mail und Messenger über ihre so unterschiedlichen Leben auszutauschen. Alles kommt auf den Tisch: Aktuelle Themen und ihre gegensätzlichen Meinungen, aber auch aktuelle Geschehnisse – sowohl bei Stefan und der Wochenzeitung, als auch bei Theresas Bauernhof passiert einiges. Von der Klimakrise und der aktuellen Politik, über Rassismus, Gleichberechtigung, Gendersprache bis hin zum Krieg in der Ukraine – dieses sind nur einige Themen, die Theresa und Stefan in ihren Mails und WhatsApp-Nachrichten diskutieren – oft mit unterschiedlichen Standpunkten. Mal spitzt sich der Mailverlauf zu und die beiden geraten ziemlich aneinander. Juli Zeh und Simon Urban greifen hier sämtliche aktuelle Themen in ihrem Roman auf. Da die komplette Handlung in einer Art Briefform (WhatsApp- und Mailaustausch) geschrieben wurde, war ich zunächst unsicher, ob die nötige Spannung und ein roter Faden vorhanden sind. Doch die Sorge war unbegründet: Der intensive Austausch, der über mehrere Monate geht, lässt sich gut verfolgen. Von kurzen WhatsApp-Nachrichten bis hin zu ausführlichen Mails – man bekommt sowohl von Stefans als auch von Theresas Leben einen sehr detaillierten Einblick. Hier prallen zwei Welten aufeinander, wie sie unterschiedlicher nicht sein können. Dazu vertreten beide ihre eigenen Meinungen, womit sie ziemlich aneinander rasseln. Mal unangenehm und schwierig, dann wieder besser. „Dispatches from elsewhere: Wie nahe unsere Leben einander mal waren und wie Lichtjahre entfernt sie nun voneinander sind. (Stefan) – Seite 28, eBook Die beiden Hauptfiguren sind nicht einfach und manchmal tatsächlich auch etwas nervig, aber das soll wahrscheinlich genauso sein – denn sie sind in jedem Fall sehr gut ausgearbeitet. Man bekommt nicht nur einen Einblick in ihre Standpunkte, sondern auch, was gerade aktuell in ihren Leben passiert. Beides ist manchmal ziemlich heftig. Auch die Entwicklung der Nebenfiguren, die in ihrem Austausch zum Teil zentrale Rollen spielen, lassen sich sehr gut verfolgen. Es bleibt fast durchgehend auf besondere Weise spannend, nur zwischendurch wiederholt sich einiges, manchmal wird etwas zu sehr in die Länge gezogen. Aber nach dieser kurzen Schwäche nimmt die Story nochmal an Fahrt auf und das Ende ist anders als gedacht… Mein Fazit: Ein sprachgewaltiger Roman, in dem zwei Leben aufeinanderprallen, die unterschiedlicher nicht sein können. Komplett als Mail- und Messenger-Austausch aufgebaut, haben die beiden Autoren eine außergewöhnliche Handlung geschaffen - was ihnen gelungen ist. Von unterschiedlichen Lebensweisen und -ansichten bis hin zu den aktuellsten Themen unserer Zeit – die beiden Hauptfiguren diskutieren heftig und erleben einiges - manches ist nicht ohne. Bis auf kleinere Schwächen ein lesenswertes Buch, das man nicht so schnell vergisst.

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