Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezensionen zu
Zur See

Dörte Hansen

(49)
(11)
(1)
(0)
(0)
€ 24,00 [D] inkl. MwSt. | € 24,70 [A] | CHF 33,50* (* empf. VK-Preis)

𝐌𝐞𝐢𝐧𝐞 𝐌𝐞𝐢𝐧𝐮𝐧𝐠: Mein erster Roman von Dörte Hansen hat mich staunen lassen. Die Autorin hat einen faszinierenden Schreibstil und versteht es mit Worten umzugehen. Die Erzählweise war für mich mal etwas Neues, fast schon poetisch. Wir erleben die Personen aus der Distanz und trotzdem empfand ich es, als ob ich nah dabei wäre. Wir begleiten unter anderem die Familie Sander, die auf einer Nordseeinsel lebt und schauen hinter die Kulissen. Es ist nicht immer alles so, wie es scheint und das hat mir dieser Roman nochmal ins Gedächtnis gerufen. Ich konnte mich wunderbar in die Personen hineinversetzen und auch ihre Gedanken nachvollziehen. Erwartungen hatte ich keine an das Buch und ich wurde echt positiv überrascht. Die Geschichte ist nicht besonders spannend oder tief emotional (obwohl ich am Ende schon ziemlich getroffen war), aber wie diese Geschichte erzählt wird, ist einfach klasse. Es tauchen immer wieder Gedanken und Überlegungen auf, die mich zum Nachdenken gebracht haben. Manchmal waren es auch die kurzen knappen Sätze, die sich nachhaltig bei mir eingebrannt haben. 𝗙𝗮𝘇𝗶𝘁: Mir hat der Schreibstil sehr gefallen, er ist einprägsam und poetisch. Über die Geschichte habe ich im Nachhinein noch nachgedacht. Klare Leseempfehlung.

Lesen Sie weiter

Zur See Manchmal ist die See still. Zurückgezogen. Als hätte sie mit all dem Leben außer sich nichts zu tun. Wie ein Vater, der sich von seiner Familie entfernt. Manchmal ist sie wild und aufbrausend. Eine rebellierende Tochter, die ihren einzigen Ausweg im Tosen findet. Manchmal fügt sie sich harmonisch ins Bild ein, ohne wirklich dazuzugehören. Der jüngste Sohn. Künstler des Schaffens neuer Gebilde. Manchmal begehrt sie auf und verhält sich wider aller Erwartungen. Prophezeiungen ausspeiend. Und immer kommt sie einer Mutter gleich. Tröstend in ihrem Anblick. Zuverlässig in ihrer Existenz. Mahnend. Immer da. Dörte Hansen begleitet in ihrem langersehnten Roman "Zur See" die Biografien der Familie Sander, die seit 300 Jahren auf einer kleinen Nordseeinsel lebt. Einfühlsam zeigt sie auf, wie die See das Leben der Inselbewohner*innen beeinflusst und wie sich dieses vor dem Kontext wirtschaftlicher Veränderungen wandelt. Hansens Sprache ist getragen von einer außerordentlichen Ästhetik, die ihren Ausdruck in überschäumender Metaphorik findet. Ihre Sätze wollen langsam gelesen und wie ein kostbarer Wein genossen werden. Typisch für die Autorin ist die sprachliche Ruhe im Sturm. Während das Geschehen menschliche Dramen und Tragödien durchläuft, lässt sie sich niemals von der thematischen Dynamik irritieren und folgt ihrem Erzählstil wie die See ihrem stetigen Ablauf von Ebbe und Flut. Dörte Hansen gehört für mich zu den talentiertesten deutschen Autor*innen der Gegenwart. Ihre Fähigkeit der Mikroperspektive von Menschen in sterbenden Gemeinschaften ermöglicht den Leser*innen einen Einblick, der Außenstehenden verwehrt bliebe. Unbedingte Leseempfehlung!

Lesen Sie weiter

Autorin Dörte Hansen, geboren 1964, ist Linguistin und gelernte Journalistin. Ihr Debüt „Altes Land“ erschien 2015 und war ein Sensationserfolg, der wochenlang auf der Bestsellerliste zu finden war. Der nachfolgende Roman „Mittagsstunde“ erschienen 2018, wurde ebenso ein großer Erfolg und verfilmt. Nun ist ihr dritter Roman „Zur See“ herausgekommen. Auch dieser Roman handelt vom Verschwinden und Zerfall einer Welt. Diesmal steht die Gemeinschaft der Inselmenschen und Seefahrer im Blickpunkt. Inhalt Der Ort der Handlung ist eine beschauliche Insel irgendwo zwischen Jütland, Friesland oder Zeeland. Hier lebt seit mehreren Generationen die Familie Sander, allerdings schon lange nicht mehr einträchtig miteinander. Hanne und Jens Sander haben drei Kinder. Jens Sander hat seine Familie und die Seefahrt aufgegeben. Er lebt abgeschieden als Vogelwart im letzten unberührten Gebiet der Insel. Sohn Ryckmer Sander verlor sein Kapitänspatent und trudelt als Alkoholiker durch sein Leben. Tochter Eske arbeitet in einem Seniorenheim. Sie nimmt die Touristenströme auf ihrer Insel als störende Belagerung wahr. Nur Henrik, der jüngste Mann der Familie Sander, scheint mit seinem Leben zufrieden zu sein, verspürte nie den Wunsch, zur See fahren zu müssen. Er lebt am Strand, sammelt Treibgut und fügt dieses als Kunstwerk für Touristen zusammen. Innerhalb eines Jahres ändert sich das Leben auf der Insel fast lautlos. Sprache und Stil Im Mittelpunkt steht die Familie Sander, jede Person einzeln für sich. Hinzu kommt der Pfarrer,„der Pyrotechniker des Herrn“, mit seinen Problemen. Ryckmer, eine der Hauptfiguren im Roman, ist zugleich die tragischste Gestalt. Zunächst ist er Seemann, der Angst vor der See hat. Genau die Angst vor dem Wasser ist sein Schicksal. Doch er führt die Familientradition fort. Bis er mit seinem Schiff in eine Monsterwelle gerät und seine Angst hinausschreit. Danach ist er nicht mehr der Mann, der funktioniert. Seit jenem Erlebnis säuft sich Ryckmer konsequent herab von der „Kommandobrücke eines Tankers auf einem Nordseependelkahn“. „Vom Kapitän auf großer Fahrt zum Deckmann, der auf einer Inselfähre durch das Küstenwasser schippert und noch ein bisschen Seebär für die Touristen spielt, die sich von ihm scheuchen lassen.“ (S. 13) Seine Schwester Eske hat einmal versucht, die Insel zu verlassen und damit auch der Familie zu entkommen, doch das Heimweh treibt sie zurück. Sie findet auf der Insel eine Stelle als Altenpflegerin. Eske beherrscht eine der Nordseesprachen und findet Zugang zum Archiv für Nordseesprachen. Mit ihrem Mentor Flemming Jespersen freundet sie sich an und unterstützt ihn bei der Digitalisierung alter Gedichte und Lieder von schon längst Verstorbenen. Dieses Wissen nutzt sie bei Gesprächen mit den Alten, deren Geschichten sie aufschreibt, um deren Sprache vor dem Vergessen zu bewahren. „Sie hörte alte Tonaufnahmen ab und wusste, dass die meisten, die auf diesen Bändern sprachen, ihre Lieder sangen und Gedichte aufsagten, schon längst verstorben waren. In den Zettelkästen fand sie Worte, die sie fast vergessen hatte […].“ (S. 165) Touristen sind bei ihr nicht willkommen. Als Kinder müssen sie und ihre Geschwister immer ihre Zimmer räumen, um Platz für die „Gäste“ zu schaffen. Ihre Mutter hat dann keine Zeit mehr für ihre Kinder. Den radikalen Autofahrerstil ihrer Mutter hat sie übernommen. Ihre Fernbeziehung Freya vom Festland sieht sie nicht so häufig. Henrik, der Jüngste, sammelt Strandgut, baut daraus Figuren und ist mit seinen Werken in der Kunstszene bekannt. Er ist zufrieden, auch wenn seine Familie mit ihm wenig anzufangen weiß. „Aus seinem Treibgut baut er seltsame Gestalten, Wassergeister, Meeresdrachen, Schwemmholzengel, Seegespenster, die die Insel mittlerweile wie ein eigener Stamm bevölkern.“ (S. 39) Hannes Mann Jens zog vor zwanzig Jahren ins Vogelschutzgebiet und lebt dort wie ein Eremit. Doch nun ist er plötzlich wieder zurückgekehrt. „Zwanzig Jahre miteinander, zwanzig Jahre auseinander. Jetzt wieder miteinander. Nicht der Rede wert.“ (S. 205) Eine Nebenfigur in Dörte Hansens Roman „Zur See“ ist der Inselpfarrer, der aus dem Gleichgewicht gerät, als im Gästebuch der Kirche in grüner Schrift Verhöhnungen seiner Person und Predigen geschrieben stehen. „Dieser Pastor glaubt doch selbst nicht, was er hier von Sand und Salz zusammenpredigt. Was für ein Blender.“ (S. 121) Seine täglichen Aufgaben für die Gemeinde, den Eingesessenen gleichermaßen Impulsgeber und Ideenspender als auch Wegbegleiter und Ansprechpartner für so gut wie alle Belange zu sein, muss er mit einer flüchtigen, oberflächlichen zweiten Gemeinde den Nicht-Eingesessenen teilen. Er fühlt sich ausgelaugt und fragt sich nach der Saison, wie er beides schaffen soll. Nicht nur die Inselbewohner verlieren ihre Orientierung im Wandel der Zeit, sondern auch die Wale. Jens Sander entdeckt den gestrandeten Wal. Doch mehr als die Gase mit einem Messer aus seinem toten Körper zu lassen, kann er nicht tun. Das Innere des Wals ist vermüllt mit Plastikteilen und Fischernetzen. Dörte Hansen zeichnet deutlich mit dem toten Wal den Umgang der Menschen mit der Natur. Die Autorin ist eine gute Beobachterin der heutigen Inselleute, die das Erbe ihrer Eltern, Großeltern, Urgroßeltern weiterleben. Sie verfolgt die Spuren mit der Frage, ob es den Inselmann oder die Inselfrau noch gibt oder je gegeben hat. Vielleicht sind es Mythen, weil wir Geschichten gerne hören. Wie eine Geschichte ist der Roman aufgebaut, als ob an einer Kaffeetafel Menschen zusammensitzen und sich über die Vergangenheit, Veränderungen und Zukunft ihrer Insel unterhalten. In ihrem Buch „Zur See“ spricht Hansen in der dritten Person. Sie schildert brillant flüssig, mit freundlich-mildem, etwas mitleidigem Spott. Es bleibt ein Hauch von Klischee, ohne in nostalgisches Wehleiden abzudriften. Bisweilen melancholisch, deckt sie das Spektrum zwischen Verlust und Befreiung ab. Nöte und Sorgen zeigt sie ohne große Dialoge oder Erklärungen. Fazit „Zur See“ lässt plastisch tief in die Seele der Inselbewohner schauen, in deren Leben Veränderungen deutliche Spuren hinterlassen. Mit dem Roman bietet Dörte Hansen uns ein Brennglas, durch das sie die Inselgesellschaft mit all ihren Facetten sichtbar macht. Ihre individuellen Probleme wie Sucht, fehlende Zuwendung, Einsamkeit und Auseinanderleben bewegen sich wie eine Welle der Hilflosigkeit, die oftmals mit einem Schlingern im Sturm auf hoher See endet. „Ich wusste, dass ich für diesen Roman einen bestimmten Sound brauche, eine bestimmte Tonart, um diesen Stoff zu erzählen, und daran habe ich sehr, sehr lange gearbeitet“, sagt Hansen. „Das war wirklich schwer, diesen Ton zu finden, das ging durch sehr viel Ausprobieren, sehr viel Umschreiben, sehr viel laut lesen und rhythmisch nochmal drübergehen. Also, es war ein hartes Stück Arbeit, bis ich diesen Ton hatte, der für mich zu dieser Geschichte gehört.“ Quelle: Sabine Zapplin in: https://www.br.de/nachrichten/kultur/doerte-hansen-roman-zur-see-ueber-das-inselleben,TIiXog0, aufgerufen: 23.10.2022. Der Sound ist gelungen.

Lesen Sie weiter

„Literaturwerkstatt- kreativ / Blog“ stellt vor: „Zur See“ von Dörte Hansen „Die Fähre braucht vom Festland eine Stunde auf die kleine Nordseeinsel, manchmal länger, je nach Wellengang. Hier lebt in einem der zwei Dörfer seit fast 300 Jahren die Familie Sander. Drei Kinder hat Hanne großgezogen, ihr Mann hat die Familie und die Seefahrt aufgegeben. Nun hat ihr Ältester sein Kapitänspatent verloren, ist gequält von Ahnungen und Flutstatistiken und wartet auf den schwersten aller Stürme. Tochter Eske, die im Seniorenheim Seeleute und Witwen pflegt, fürchtet die Touristenströme mehr als das Wasser, weil mit ihnen die Inselkultur längst zur Folklore verkommt. Nur Henrik, der Jüngste, ist mit sich im Reinen. Er ist der erste Mann in der Familie, den es nie auf ein Schiff gezogen hat, nur immer an den Strand, wo er Treibgut sammelt. Im Laufe eines Jahres verändert sich das Leben der Familie Sander von Grund auf, erst kaum spürbar, dann mit voller Wucht.“ Fazit: Begeistert hat Dörte Hansen mich bereits mit ihren ersten beiden Büchern „Altes Land“ und „Mittagsstunde“, die ich auch beide hier auf meinem Blog vorgestellt habe. Und auch musste ich ihr Buch wieder in einem Rutsch durchlesen, bin völlig abgetaucht, weil die Geschichte einen von Anfang bis Ende völlig in ihren Bann zieht. Frau Hansen hat einfach eine sehr angenehme, lockere, melancholische, liebevolle, unterhaltsame und sehr spannende Art zu erzählen. Ihr Erzählton ist mal rau, mal vergrämt, dann wieder sehr nüchtern und sachlich, aber immer ein Genuss. Sie erzählt so authentisch, dass man das Gefühl hat unmittelbar dabei zu sein. Ich würde sie als eine Geschichtenerzählerin par excellence bezeichnen. Eine, die aber nicht nur an der Oberfläche kratzt, sondern uns tiefer blicken, – dahinter schauen lässt. Diesmal fokussiert sie uns auf das harte Leben von Bewohnern einer kleinen Nordessinsel, deren Leben von der See und dem Wetter bestimmt, ja geprägt wird. Lebten die Bewohner einst vom harten und mörderischen Walfang, können sie heute ein deutlich angenehmeres Leben durch den Tourismus führen. Aber dieser Tourismus hat natürlich auch seine Schattenseiten, die von der Schriftstellerin mit einem lachenden und einem weinenden Auge deutlich beschrieben werden. „Jeden Sommer zogen Badegäste in die Kinderzimmer. Fremde Menschen hängten ihre Kleider in die Schränke, fremde Köpfe lagen auf den Kissen, fremde Koffer unter ihren Betten und die Inselkinder wurden weggeräumt. Auf Klappligen verstaut in Elternzimmern und auf Feldbetten in Abstellkammern, auf Matratzen im Spitzboden, wo die Spinnen an den Balken baumelten und Mäuse huschten. Im Sommer wurden Inselkinder unsichtbar, wie Flaschengeister. Luftwesen von Juni bis August." Die Charaktere die Dörte Hansen diesmal erschaffen hat, sind wieder skurrile, sture eigenbrötlerische, allesamt jedoch liebenswerte Menschen, die man ins Herz schließt, mit all ihren Mucken und Macken. Wieder ein wunderbarer Dörte Hansen Roman mit Humor und Melancholie gleichermaßen! Besten Dank an den „Penguin Verlag“ für das Rezensionsexemplar.

Lesen Sie weiter

Der Roman "Zur See" von Dörte Hansen erscheint im Penguinverlag. Familie Sander lebt seit Generationen auf der kleinen Nordseeinsel, ihre Vorfahren fuhren alle zur See, einige waren Walfänger. Aus dieser Zeit stammt noch der typische Walknochen-Zaun, der das hübsche reetgedeckte Haus für Touristen zum beliebten Fotomotiv macht. Im Sommer bevölkern die Touristen die Insel, sie kommen zum Entspannen hierher, wollen mal von ihrem Alltagstrott ausspannen. Die Insulaner müssen sich die sommerliche Idylle der übervollen Insel nun mit den Touristen teilen, dabei verbringen sie die meiste Zeit am Meer mit seinen Launen, den Stürmen und Hochwasserfluten und den persönlichen Schicksalen, die das Meer über Jahre formte, furchte und verbog. Dörte Hansen begleitet in ihrem Roman ein Jahr im Leben der zerrissenen Familie Sander, die mit Traumata und menschlichen Problemen zu kämpfen hat, viel Arbeit im Sommer durch die Touristen und eine einsame Stille in den dunklen Wintermonaten. Sprachlos ist die Familie geworden, die Probleme stecken tief und als Norddeutsche fügen sie sich in ihr Schicksal und reden nicht lange drumherum. So wie Jens Sander, der vor Seefahrt und Familie in die Einsamkeit als Vogelwart floh. Oder Ryckmer, der älteste Sohn der Sanders, der dem Alkohol nicht entkommen konnte, sein Kapitänspatent verlor und nun hilflos nach seinem Platz im Leben sucht. Mutter Hanne fügt sich in ihre Aufgaben, sprachlos und ohne Freude am Leben. Tochter Eske kümmert sich im Altenheim um alte Seeleute und hegt einen tiefen Groll gegenüber den Touristen, die sie am liebsten von der Insel verbannen möchte. Der jüngste Sohn Henrik konnte sich als Kind nie einfügen, doch als Erwachsener hat er seinen Platz im Leben gefunden, er fühlt sich dem Meer eng verbunden, sammelt Treibholz und fertigt daraus Kunstwerke, die ihm sein Auskommen sichern. Es ist ein tief bewegender Roman, weil er uns in die Seele der Menschen schauen lässt und ihre Nöte und Sorgen zeigt, und das ohne große Dialoge oder Erklärungen. Nur durch die leisen Zwischentöne im Handeln der Figuren erkennt man, welche Probleme die Menschen umgibt und wie Sucht, fehlende Zuwendung, Einsamkeit und Auseinanderleben ihr Leben formte. Gleichzeitig wird die Auswirkung des ausufernden Fremdenverkehrs deutlich, wo viele Menschen in die Idylle einer Insel einfallen, ist die Ruhe schnell vorbei. In ihren ersten Jahren waren noch viele Gäste im Haus der Sanders, die eigenen Kinder zogen dann auf den zugigen Dachboden. Doch die Verwurzelung mit ihrer Heimat merkt man ihnen allen noch an. Geblieben ist die Sehnsucht nach dem Meer und die Verbundenheit mit den Ortsansässigen. Dörte Hansen versteht es mit teilweise poetischen Sätzen ganz wunderbar mit ihren sperrigen Figuren den Wandel des Lebens an der See darzustellen. Ihr kantiger rauer Erzählstil beschreibt eindrucksvoll wie die Insulaner miteinander umgehen. Sie erzählt eine individuelle Story, die solche aktuellen Themen beherbergt wie Glaubensverlust, Klimaveränderung und Tourismusboom. Man fühlt in ein Inselleben hinein, wo die Seele nicht entspannen kann, weil die Veränderungen so deutliche Spuren hinterlassen. Ein melancholischer Roman, der in die Seele der Menschen schauen lässt und den Wandel vom Inselleben aufzeigt Ein melancholisches Buch, das den Wandel des Lebens an der See aufzeigt und durch seine Eindrücklichkeit noch lange in mir nachhallen wird. Meine Buchempfehlung des Monats!

Lesen Sie weiter

Großartig!

Von: Steffi

21.10.2022

"Zur See" ist nun schon der dritte Roman von Dörte Hansen und handelt von Familie Sander, die seit 300 Jahren auf einer kleinen Nordseeinsel lebt: Hanne führte mit Seemann Jens jahrelang ein scheinbar für sie vorbestimmtes Leben und scheiterte schließlich doch daran. Ihr ältester Sohn Ryckmer, ein ehemaliger Kapitän und Trinker, darf nun nicht einmal mehr auf einer Fähre arbeiten. Tochter Eske hegt einen Groll auf alle Touristen. Und nur der jüngste Sohn Hendrik scheint mit sich selbst im Reinen und verbringt seine Tage als Künstler am Strand. Doch die Autorin gewährt uns nicht nur einen Einblick in das Leben der alteingesessenen Dorfbewohner, die mit der sich verändernden Welt und vor allem dem sich wandelnden Tourismus zurechtkommen müssen, sondern auch den neu Zugezogenen, die sich mit dem Kauf eines Inselhauses einen vermeintlichen Traum zu erfüllen hofften. Und dann ist da noch der alternde Pastor, der irgendwo zwischen Touristen und Dorfbewohnern mit seinem Glauben kämpft. Es ist also eine Vielzahl an Schicksalen, denen sich diese Geschichte widmet. Doch findet die Autorin für jeden genau den richtigen Ton und die richtigen Worte, gibt ihren Empfindungen trotz der eigenen Wortkargheit den nötigen Raum und lässt uns Mitgefühl für die Personen und ihren täglichen Kampf mit dem ganz normalen Leben in dieser sich stetig wandelnden Welt empfinden. Dörte Hansen erschafft wieder einmal einen sonderbaren kleinen Mikrokosmos, den man staunend von außen betrachtet. Sie benötigt dafür in ihrem besonderen, bildhaften Schreibstil nicht viele Worte und trifft doch immer den richtigen Ton. Ich habe mir viel Zeit beim Lesen dieses Romans gelassen, langsam Kapitel für Kapitel gelesen, um möglichst lange in diesem sprachlich so wunderschönen Roman schwelgen zu dürfen. Die bildhafte Sprache, mit deren Hilfe der Charakter der Insel und die Stimmung der Insulaner so treffend beschrieben werden, hat mich ganz und gar in sich aufgesogen, so dass ich mir wünschte, dass diese Geschichte niemals endet. Großartig! (5/5).

Lesen Sie weiter

Echt

Von: Taz Freezeman aus Bremerhaven

19.10.2022

Die Autorin kannte ich vorher nicht und kaufte das Buch, weil mich das Cover optisch ansprach und der Titel auch. Ich komme von der Küste und bin ein Seemannskind. Die Geschichte und die Erzählweise ist total überwältigend, ich hatte die ganze Zeit das Gefühl von einem darunter liegenden Rythmus wie Ebbe und Flut und auch, dass die Stimmung, das Fühlen und die Atmosphäre und die "Schichten" der Wahnehmungen an der Nordseeküste exakt eingefangen sind. Das ewige Heimweh nach der bleigrauen Nordsee und dem Geruch nach Salz, Tang, Diesel und bei schlechtem Wetter Fischabfall, auch und besonders wenn man die Füße schon im Pazifik und im Roten Meer hatte.

Lesen Sie weiter

Es gibt sie: Bücher, mit denen man sofort warm wird und die man niemals vergisst. Dörte Hansen ist eine Autorin, die genau solche Bücher schreibt. ‚Altes Land‘, ‚Mittagsstunde‘ und ‚Zur See‘ – alle drei Romane von ihr sind so eindringlich, so berührend und so gut. Der dritte Roman ‚Zur See‘ erzählt die Geschichte der einheimischen Inselfamilie Sander, deren Vorfahren schon auf der Insel und von der Seefahrt gelebt haben. Jens Sander lebt seit über zwanzig Jahren, nachdem er die Seefahrt an den Nagel gehängt hat, nicht mehr mit seiner Familie in dem schmucken Reetdachhaus zusammen, sondern hat sich als Vogelwart von allen Menschen zurückgezogen. Seine Frau Hanne ist der ruhelose Teil der Familie und arbeitet als Fremdenführerin in Tracht im heimischen Inselmuseum. Die Frühaufsteherin ist immer in Bewegung, immer beschäftig um nicht nachdenken zu müssen. Von ihren drei erwachsenen Kindern Ryckmer, Eske und Henrik ist nur Ryckmer zur See gefahren, ist allerdings nach einem einschneidenden Erlebnis auf See dem Alkohol verfallen, hat seinen Job verloren und lebt wieder zu Hause. Eske, die tätowierte Heavy Metal hörende Tochter arbeitet im inseleigenen Pflegeheim und verflucht alle Touristen, die die Inseltradition stören und die Einheimischen verdrängen. Ganz anders der Jüngste, Henrik, der sich vom Treibgutsammler zum Inselkünstler entwickelt hat und sich für das entspannteste Leben entschieden hat. Dieses Buch hat mich sofort fasziniert, steht doch das Meer, die Nordsee, und die interessante Inselbevölkerung im Mittelpunkt dieses wundervollen Romans. Dieses Eintauchen in die Inselwelt der Nordsee und deren Bewohner, der nüchtern erzählende Schreibstil Dörte Hansens und der Zauber des Nordens machen dieses Buch zu etwas Einzigartigem. Mein Herzensbuch! Vielen Dank an das Bloggerportal Random House für dieses schöne Leseexemplar!

Lesen Sie weiter

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.