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Rezensionen zu
Zur See

Dörte Hansen

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Klappe die dritte für Dörte Hansen. Dieses Mal nimmt sie uns mit auf eine fiktive friesische Nordseeinsel und erkunden das Innenleben und die Verletzungen der Familie Sander. Eine alteingesessene Familie, die Jahrhunderte zur See gefahren ist und nun wie so viele andere die Richtung ihres Lebens wechseln müssen. Brüche, Veränderungen, genau das zeigt uns Dörte Hansen und was eine Heimat und deren Prägung mit uns macht. Wenn da die Tochter der Familie zwar eine Liebschaft auf dem Festland hat, aber die Insel nicht loslassen kann. Verlust an Identität und wie man mit Traumata umgeht, so schauen wir beim ältesten in die Seele, der „nur noch“ die Fähre zum Festland betreut. Der kleinste im Bunde Henrik ist nie so recht erwachsen geworden, aber mit seiner Kunst aus Treibgut hat er sich einen Namen und eine Nische erfunden. Tja und dann sind da natürlich auch die Eltern Hanne und Jens. Er mittlerweile Vogelwart um sich zu beschäftigen. Dörte Hansen lässt tief blicken. Es ist unglaublich sprachgewaltig was Dörte Hansen hier wieder zu Papier gebracht hat. Beeindruckend wie jeder Satz am rechten Fleck sitzt, alles passt genau. Nicht zu viel, nicht zu wenig. Schon alleine der Sprache wegen ein lesenswerter Roman. Das einzige was fehlt: Plattdeutsch. Aber da ist ja so viel mehr, wenn sie das Leben und deren Veränderungen in den Blick nimmt wie die immer stärkeren und zahlreichen Stürme, der Tourismus der einige auf der Insel ernährt und auch die Fangquoten. Alles drin und doch passiert oberflächlich nicht all zu viel. Wobei, es strandet ein Wal und auch hier wieder sehr metaphorisch, wenn die alten Walfängerfamilien das Wissen verloren haben wie man solch ein Tier nutzbar auseinander nimmt. Ja, der dritte Roman nach zwei Bestsellern. Besser oder schlechter als die anderen beiden? Weder noch, alle drei von herausragender Qualität! Fazit: Ein klingender Roman, der nachhallt.

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Inhalt: Auf einer kleinen, weit entfernt vom Festland gelegenen Nordseeinsel, lebt seit fast 300 Jahren die Familie Sander. Nach alter Tradition fahren die Männer der Familie zur See. Hanne und Jens Sander haben drei Kinder auf dieser Insel großgezogen. Hanne war oft allein mit den Kindern, während Jens auf einem Schiff unterwegs war. Und dann, vor etwa zwanzig Jahren, hat Jens seine Familie verlassen und auch die Seefahrt aufgegeben um ganz einsam als Vogelwart zu arbeiten, während Hanne mit den Kindern zurück blieb. Auch der älteste Sohn Ryckmer, inzwischen schon längst erwachsen, hat nach einem schlimmen Sturm auf See sein Kapitänspatent abgegeben. Er fürchtet sich vor einer großen Flutkatastrophe und sucht Trost im Alkohol. Seine Schwester Eske arbeitet im Seniorenheim und entspannt bei lauter Death und Heavy Metal Musik. Nur Henrik, der jüngste Bruder, scheint zufrieden zu sein. Er liebt das Meer und den Strand, sammelt Treibgut und baut daraus skurrile Kunstwerke. Keiner der Sanders schafft es, die Insel für längere Zeit zu verlassen. Meine Meinung: Ein Jahr lang begleiten wir die Familie Sander, sowie den Inselpastor und einige andere etwas kauzige Inselbewohner. Der Erzählstil von Dörte Hansen ist sehr besonders. Poetisch, ruhig und unaufgeregt, dabei sehr eindringlich und bildgewaltig, erzählt sie aus der Sicht der Inselbewohner von dem steten Wandel des Lebens und der Traditionen auf der Insel. Auch die Einheimischen passen sich zwangsläufig der neuen Zeit an und verdienen ihr Geld mit den Touristen, die in der Urlaubssaison die Insel überschwemmen. Erst in den Wintermonaten kehrt wieder Ruhe ein und das Leben nimmt seinen „normalen“ Gang. Die Autorin beschreibt ihre Charaktere sehr warmherzig, aber keiner von ihnen ist glücklich oder zufrieden mit seinem Leben und es entsteht eine bedrückende und melancholische Stimmung. Auch das Ende habe ich als sehr traurig empfunden. Fazit: Eine großartig erzählte Geschichte, die genau die richtige Länge hat. Bewegend und melancholisch.

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Die meisten Menschen bereisen eine (Nordsee-)Insel um genau das zu erleben, was Dörte Hansen in ihrem neuen Roman beschreibt. Sie suchen eine Auszeit vom Alltag. Weg vom Stress. Eine Insel ist optimal. Für die Ausgebrannten, die Asthmatiker, die Erschöpften, die Gestressten. Manchmal nur für zwei oder drei Nächte in einem modernen Strandresort mit Wellness und gutem Wein. Getrennt vom Festland, als betrete man eine andere Welt. Und in dieser anderen Welt lebt die Familie Sander. Im schönsten Haus der Insel, dem Kapitänshaus. Mit Knochenzaun im Vorgarten, Delfter Fliesen in der Küche und Immobilienhaien vor der Tür, die das Haus lieber heute als morgen kaufen würden. Das Leben ihrer Vorfahren war geprägt von der See. Die Männer monatelang auf den Meeren dieser Welt unterwegs. Die Frauen wartend auf ihre Rückkehr, hüten das Heim und die Kinder. Doch die Zeiten haben sich verändert. Hanne Sanders Mann Jens fährt längst nicht mehr zur See. Vielmehr hat er der Familie den Rücken zugewandt und lebt als Vogelwart auf Driftland. Und auch der ältere Sohn Ryckmer fährt nur noch als Deckmann auf der Fähre zwischen der Insel und dem Festland, fährt die Touristen täglich hin und her. Henrik, das jüngste Kind der Sanders, sammelt, was die See zu Tage befördert um daraus Treibholzwerke zu bauen. Und dann gibt es noch Eske, die Tochter der Sanders. Sie interessiert sich für Sprachen, die längst niemand mehr spricht und pflegt die Menschen, die die Insel nie mehr verlassen werden... Dörte Hansen ist hier - aus meiner Sicht - ein großartiger Roman gelungen. Direkt ab Seite 1 bin ich eingetaucht in die Geschichten um die Menschen dieser fiktiven Nordseeinsel. Dabei schreibt Hansen in einer so bildhaften (und sehr poetischen) Sprache, dass ich die mir bekannten Inseln Borkum, Amrum und Sylt immer wieder vor Augen hatte. Selten habe ich ein Buch in einer derart langsamen Geschwindigkeit gelesen. Ich wollte mich nicht trennen von dieser Insel und den Figuren, die ich - trotz ihrer Eigenarten - direkt ins Herz geschlossen habe. Aber die Geschichte macht auch sehr nachdenklich. Was passiert in Zukunft mit den Nordseeinseln und vor allem mit den Menschen, die dort geboren und aufgewachsen sind? Die Traditionen nur noch in Verbindung mit dem Tourismus leben, für deren Kinder Wohnraum unerschwinglich wird und die der Natur und deren Unberechenbarkeit den Vortritt lassen müssen... Lange wird mir diese Geschichte in Erinnerung bleiben, den Inselurlaub im nächsten Jahr werde ich mit ganz anderen Augen sehen. Zu Recht hat es Dörte Hansen mit diesem Roman direkt auf die Bestsellerlisten geschafft.

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Klappentext Woher kommt unsere Liebe zum Meer und die ewige Sehnsucht nach einer Insel? Alle Inseln ziehen Menschen an, die Wunden haben, Ausschläge auf Haut und Seele. Die nicht mehr richtig atmen können oder nicht mehr glauben, die verlassen wurden oder jemanden verlassen haben. Und die See soll es dann richten, und der Wind soll pusten, bis es nicht mehr wehtut. Klug und mit großer Wärme erzählt Dörte Hansen die Geschichte einer Familie, die seit fast 300 Jahren von der Seefahrt lebt - vom Wandel einer Inselwelt, von alten Gesetzen, die ihre Gültigkeit verlieren, und von Aufbruch und Befreiung. Cover Das Cover ist schlicht und in den gleichen Farben gehalten, wie die vorherigen Romane der Autorin. Schreibstil Der Schreibstil von Dörte Hansen ist wie immer sehr zu empfehlen. Ich kann komplett darin abtauchen. Inhalt/Rezension Es geht um Familie Sander, die auf einer Nordseeinsel lebt. Jeder der fünf Familienmitglieder hat sein Thema, jedem bedeutet die See etwas anderes. Es werden die großen Touristenmengen beschrieben, die jedes Jahr den Weg dorthin finden und was sie mit den Bewohnern und deren Leben machen. Ich lebe im Süden von Deutschland und fahre selbst sehr gerne im Sommer in den Norden, gerne auch auf eine Insel, was es den Menschen bedeutet habe ich noch nicht so gesehen. Es kann Fluch und Segen zu gleich sein. Die Autorin beleuchtet alle Seiten des Lebens an der See, das hat mich zum Nachdenken gebracht, mir waren sehr viele Dinge gar nicht bewusst. Fazit Ein toller Buch, das noch länger in meinen Gedanken nachhallen wird. Zum Buch Autorin: Dörte Hansen Verlag: Penguin Preis: 24 Euro Buchlänge: 255 Seiten

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Dörte Hansen has done it again! “Zur See” ist ihr dritter Roman und es ist inhaltlich alles wieder “Typisch Dörte Hansen”: Norddeutsches Setting, die See spielt natürlich eine große Rolle, Sprache, Familie und verschiedene Konflikte. Dörte Hansen schafft einfach genau den richtigen Mix aus tiefgründigen Themen und Humor, der mich in diesem Buch einfach hat versinken lassen. Hätte es wirklich am liebsten in einem Rutsch durchgelesen und war am Ende traurig, weil ich eigentlich noch gar nicht ready war, diese schöne Geschichte und die Charaktere, die mir alle innerhalb weniger Seiten ans Herz gewachsen sind, schon gehen zu lassen! @booksnotdead.de schreibt in ihrer Rezension, “Zur See” sei eines der Bücher, die sie direkt nach beenden am liebsten nochmal von vorne begonnen hätte - und dem stimme ich voll und ganz zu, so geht es mir auch mit diesem Buch! Direkt nach beenden habe ich Bewertungstechnisch zwischen 4 und 5 Sternen geschwankt, erstmal knausrig 4 gegeben und dann gemerkt: Dieses Buch lässt mich nicht los. Besonders das Ende. Ich habe so oft noch an das Buch gedacht, gestern Abend habe ich dann schließlich ihren zweiten Roman “Mittagsstunde” begonnen, weil ich eine Art Heimweh nach einer Dörte-Hansen-Geschichte hatte und ich glaube, größere Komplimente kann man Autor*innen nicht aussprechen! Bin ein bisschen traurig, dass ich dann nach “Mittagsstunde” alles von ihr gelesen habe und auf den nächsten Roman warten muss. Dörte, ich brauche so schnell wie möglich Nachschub!

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Eine kleine Insel in der Nordsee. Es könnte jede sein - mal ist sie grösser, mal kleiner - je nach Wellenschlag. Generationen von Seefahrern hat sie hervorgebracht. Hochseefahrt, nicht nur Fischer. Man kennt sich untereinander, seit Generationen, die Insulaner. Im Mittelpunkt steht die Familie Sander, die hinter dem Zaun aus Walknochen wohnt. Hanne, die Mutter, die Stunden damit zugebracht hat, wartend im Auto zu sitzen, um ihren Mann Sven abzuholen, der wochenlang zur See fuhr. Sven, der die Seefahrt irgendwann aufgab, um lieber Vögel zu beobachten, der es nicht mochte, wenn Pensionsgäste mit Schlappen durch seine Küche schlurften und sich halbnackt an seinen Tisch setzten und er deshalb in die Hütte zog. Der älteste Sohn Ryckmer, der ständig besoffen zur See fuhr und deshalb rausgeschmissen wurde und seitdem noch mehr säuft. Tochter Eske, die im Pflegeheim arbeitet, von oben bis unten tätowiert ist und damals am Hafen gegen Touristen protestierte. Und dann ist da noch Henrik, der jüngste Sohn, der mit sich im Reinen ist. Künstler wird er genannt, da er aus angespültem Treibholz Figuren zimmert. Schuhe hat er in seinem Leben noch nie getragen. Aber es geht nicht nur um diese Familie, alle Geschichten werden erzählt: Die, des Pastors, der Nachbarn und der anderen Insulanern. Das Inselleben hat sich verändert. Fischer gibt es nicht mehr, vielmehr ziehen sich die Männer als Fischer an, das mögen die Touristen. Touristen, davon gibt es viele - Sie werden im Sommer angespült und das Wasser nimmt sie bei Saisonende wieder mit. Zur See Dörte Hansen Ich konnte einfach nicht in die Geschichte finden. Dachte, irgendwann muss doch mal die Einleitung vorbei sein. Aber der Erzählstil änderte sich nicht. Beim zweiten Versuch, als ich wusste, dass es ein anderer Roman, eine ruhige und melancholische Geschichte ist, konnte ich mich ganz hineinfallen lassen, konnte das Salz des Meeres schmecken, den Sand zwischen den Zehen spüren und den Geschichten, Leiden und Nöten der Inselbewohner lauschen. Es ist kein Wohlfühlroman. Hansen geht ins Detail, bohrt mit ihren Fingern in angetrocknete Krusten herum, nichts wird verschönt, alles wird angesprochen und später aufgelöst. Ein eindrucksvoller Roman - wundervoll, ruhig und melancholisch von Nina Hoss gesprochen. Eine grosse Lese/Hörempfehlung von mir.

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Das Inselleben abseits der Urlaubsidylle Nach „Altes Land“ und „Mittagsstunde“ ist „Zur See“ der dritte Roman von Autorin Dörte Hansen. Schauplatz hier ist eine kleine Nordseeinsel, zu der die Fähre eine gute Stunde braucht, manchmal auch länger. Im Mittelpunkt steht die Familie Sander, die seit vielen Generationen auf der Insel lebt. Damals sind die Männer zur See gefahren, auf Walfang, und mit dem Warten begann immer die Angst, ob sie die unberechenbare See überleben. Auch wenn heute vieles anders ist, die alten Geschichten und Erinnerungen schweben über den alteingesessenen Inselbewohnern. „Irgendwo in diesem Haus, verborgen unter Deckenbalken, hinter Mauerankern oder alten Fliesen, in den Ritzen eines Knochenzauns vielleicht, müssten auch noch die Geschichten sein, die nicht geschrieben wurden: die Erinnerungen der Ertrunkenen (…) Und in den Wäschetruhen tief versenkt, die Nachlässe der Seemannfrauen: Chroniken des Wartens und Alleinseins (…) – Seite 12, eBook Auch bei Familie Sander, denen das alte Kapitänshaus mit dem Knochenzaun gehört, ist die Vergangenheit noch tief verwurzelt. Jeder der Mitglieder hat eine eigene bewegende Geschichte. Hanne hat drei Kinder großgezogen, ihr Mann Jens hat vor zwanzig Jahren die Seefahrt aufgegeben, hat Frau und Kinder verlassen und ist zum Einsiedler geworden. Die drei Kinder Ryckmer, Eske und Henrik sind inzwischen erwachsen und leben völlig unterschiedliche Leben – aber alle sind auf der Insel geblieben. Jeder hat mit eigenen Dämonen zu kämpfen – manche Wunden sind nie ganz verheilt. Dann ist da noch Matthias Lehmann, seit zwanzig Jahren Inselpastor in der Seemannskirche. der jeden Morgen am Strand joggt und schließlich sein Leben hinterfragt. „Man muss, wenn man auf einer Insel leben will, die Tagesränder suchen. Die Dämmerzeiten zwischen Tag und Nacht. Die frühen Nebelmorgen und die späten Regennachmittage.“ – Seite 20, eBook Ein zentrales Thema ist auch der Tourismus. Dieser hat mit den Jahren zugenommen und sich verändert. „Ein Haus am Meer gekauft. Das Luftschloss festgemacht mit Backstein, Rosenhecke und Alarmanlage. Und dann ernüchtert festgestellt, dass es nicht schwebt. Sie halten es nie lange aus in ihren Inselhäusern. (…) Man sieht die Träume noch, wenn man vorübergeht an diesen kalten Häusern, wie man in einem Bernstein manchmal noch ein Tier erkennen kann, sehr schön und still in der Versteinerung.“ – Seite 25/26, eBook Schon auf den ersten Seiten kommt der beeindruckende, detaillierte und gleichzeitig glasklare Schreibstil von Dörte Hansen zur Geltung. Atmosphärisch dicht erzählt sie von der abgelegenen Nordseeinsel und ihren Bewohnern, von Nebelmorgen und Knochenzäunen, von Mythen und Vergangenem, von Traurigkeit, Sehnsucht und der Suche nach Glück. Die Charaktere sind sehr stark gezeichnet – ob es die Mitglieder der Familie Hansen oder der Inselpastor ist, jeder kämpft mit eigenen Ängsten und Sorgen und Vergangenem. Nach und nach bekommen wir ein klares Bild von den einzelnen Figuren und verstehen, wie vieles so gekommen ist, wie es heute ist. Auch die Nebenfiguren sind sehr gut eingefügt. Sehr bildgewaltig beschrieben wird auch die See – von der Anziehungskraft, die sie ausübt, aber ebenso auch von den Schattenseiten. Mal still mal rau, die Autorin gibt hier die unterschiedlichen Momente wieder, auch Einblicke hinter den Urlaubskulissen. Es wird bewegend, oft berührend und auch auf besondere Weise fesselnd. Und im Laufe eines Jahres ändert sich einiges – für jeden und jede auf ganz eigene Weise. Und mit einem überraschenden Ende. Mein Fazit: Ein atmosphärisch dichter Roman, der großartig geschrieben ist. Bildgewaltig, detailreich und klar erzählt Dörte Hanse die Geschichte von der See, einer Nordseeinsel und ihren Bewohnern – abseits von der Urlaubsidylle. Es wird bewegend mit Erinnerungen an Vergangenes, Veränderungen und persönlichen Schicksalen der stark gezeichneten Charaktere. Ein Lesehighlight.

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Zur See

Von: Elena_liest

24.10.2022

„Alle Inseln ziehen Menschen an, die Wunden haben, Ausschläge auf Haut und Seele. Die nicht mehr richtig atmen können oder nicht mehr glauben, die verlassen wurden oder jemanden verlassen haben. Und die See soll es dann richten, und der Wind soll pusten, bis es nicht mehr wehtut.“ - Dörte Hansen, "Zur See" Seit fast 300 Jahren lebt die Familie Sander bereits auf der kleinen Nordseeinsel, ihr Walfänger-Haus ist ein beliebtes Fotomotiv für Tourist*innen, heute zieht es aber nur noch den ältesten Sohn Ryckmer auf die See - genauso wie zum Alkohol. Vater Jens ist vor Familie und Seefahrt in die Einsamkeit des Berufs als Vogelwart geflohen, Mutter Hanne ist rastlos, auf der Flucht vor eben jener Einsamkeit, Tochter Eske pflegt in einem Altersheim alte Seefahrer und Witwen, ist zugleich von einer riesigen Wut und Abwehrhaltung gegenüber der Touristikbranche erfüllt. Nur der jüngste Sohn Henrik scheint sich in seinem Leben wohl zu fühlen, jeden Morgen sammelt er Treibgut am Strand und stellt daraus Figuren her. Aus dieser zerrissenen Familienkonstellation heraus erzählt Dörte Hansen in ihrem neuen Roman "Zur See" vom Leben auf einer Nordseeinsel, von der Ambivalenz der Abgeschiedenheit der Inselbewohner*innen auf der einen Seite und den nicht abreißen wollenden Urlauber-Strömen in den Sommermonaten auf der anderen. Ein Jahr lang begleiten die Leser*innen die Familie Sander - ein Jahr, in dem sich zuerst fast unmerklich, und dann doch schlagartig alles für sie verändert. Ohne viele Dialoge, aber dennoch voll menschlicher Zwischentöne berichtet die Autorin von vererbten Traumata, von Einsamkeit, menschlichen Abgründen, Sucht und den Schattenseiten des Fremdenverkehrs. Gleichzeitig ist "Zur See" aber auch eine Geschichte über tiefe Verwurzelung mit geliebten Menschen und Orten, der Zuneigung zur Natur sowie der Sehnsucht nach dem Meer, wie immer ganz wunderbar erzählt. Vom Land auf die See reist Dörte Hansen mit "Zur See" - diese buchige Überfahrt ist ihr sehr gut gelungen, auch wenn mich ihr Debüt "Altes Land" thematisch etwas mehr angesprochen hat als dieses Werk. Beeindruckend finde ich, wie gut es ihr gelingt, eine ganz individuelle Geschichte zu erzählen, die gleichzeitig sehr allgemeingültige, aktuelle Themen behandelt: Klimakrise, Glaube, Konsum, Touristik. Von den Protagonist*innen bis zu den Nebenfiguren sehr lebendig und berührend gezeichnet - mich hat Dörte Hansen erneut überzeugt!

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