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Rezensionen zu
Unschuld

Takis Würger

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€ 22,00 [D] inkl. MwSt. | € 22,70 [A] | CHF 30,50* (* empf. VK-Preis)

Spannung mit Tiefgang

Erhardt & Karin Kotitschke GbR

Von: Dirk Drews aus Frankfurt

01.11.2022

Takis Würgers neuer Roman ist hochspannend, mit Tempo und überraschenden Wendungen erzählt; eigentlich ein Thriller, der tiefe Einblicke in die moderne amerikanische Gesellschaft bietet. Äußerst geschickt setzt er Rückblenden und Zeitsprünge ein und treibt so die Geschichte voran, immer mit klaren, fast atemlosen und treffenden Sätzen. Mit Molly hat er eine Hauptfigur geschaffen, die vom Mut der Verzweiflung getrieben wird und mit der man von Anfang bis Ende mitfiebert. Obwohl hier keiner keinem vertrauen kann, gibt es doch wunderbar zärtliche Momente in diesem Buch. Wir werden es jedenfalls mit Überzeugung empfehlen!

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Mit seinem neuen Roman "Unschuld" hat sich Takis Würger weg von Semidokumentarischem und historischen Stoffen bewegt - und das ist gut so. Denn auch wenn der Plot sich relativ vorhersehbar bewegt und sich die Überraschungsmomente in Grenzen halten, ist die Geshichte über eine junge Frau, die versucht, ihren Vater aus der Todeszelle zu retten und den Mordverdacht gegen ihn zu entkräften, durchaus unterhaltsam. Allerdings sind die Protagonisten durch möglichs klaffende Gegensätze doch recht plakativ geraten - hier Molly, die junge Frau aus dem Wohnwagenpark einer amerikanischen Kleinstadt, die schon mit ihrem Namen Rosedale für die Dominanz einer Unternehmerfamilie steht, da eben jene Familie, die ein Beweis dafür ist, dass Reichtum und Einfluss auch nicht glücklich machen. Mollys Vater sitzt in der Todeszelle, und die Zeit bis zu seiner Hinrichtung tippt. Molly glaubt an die Unschuld ihres Vaters, der als Mechaniker für die Rosedales gearbeitet hat und gestanden hat, deren ältesten Sohn Caspar erschossen zu haben. Um der Wahrheit auf die Spur zu kommen, geht Molly mit Hilfe einer Journalistin undercover und heuert als Hausmädchen bei den Rosedales an. Rosedale Senior ist sofort misstrauisch und entlarvt sie als Reporterin, lässt sie aber bleiben unter der Bedingung, ihren Artikel freigeben zu dürfen. Sein jüngerer Sohn Joel hat eiin Alkoholproblem, ist hyperaktiv und wird offenbar von seinem Vater geschlagen. Die Mutter schwebt in höheren Sphären in einem Retreat, schätzt Flüstertöne und ruhig stellende Meidkamente. Wie gesagt, Reichtum macht nicht glücklich. Dass auch Caspar nicht glücklich war, zeigt eine weitere Erzählebene, die einige Ereignisse aus Caspars Leben in den Wochen vor seinem Tod, seine erste Liebe und seine Träume von Flucht und Aufbruch schildern. Als wäre hier nicht schon viel Schicksal am Werk, sind die Rosedales Vertreter der Waffenlobby und neigen ebenso wie Molly zu Medikamentenmissbrauch, währen Mollys Vater wegen eines Gendefekts an einer tödlich verlaufenden Krankheit leidet. Molly fürchtet, auch bei ihr könne in späteren Jahren Huntington ausbrechen, weigert sich aber konsequent, den Brief des Untersuchungslabors zu öffnen, das bei ihr einen Gentest vorgenommen hat. Auf ihrer Suche nach der Wahrheit erlebt Molly zunächst zahlreiche Rückschläge, tastet sich aber auch mit Hilfe von Joel immer näher vor. Doch gleichzeitig läuft ihr die Zeit davon... Die Auflösung des wahren Verantwortlichen für den Tod Caspars hat mich nun wirklich nicht überrascht. "Unschuld" wirkt, als sei es bereits mit Gedanken an eine spätere Verfilmung geschrieben. Und bei der Umsetzung fürs Fernsehen oder die Leinwand kann Subtilität ja häifig hinderlich für einen Kassenerfolg sein.

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Molly Carver bleiben 35 Tage, um die Unschuld ihres Vaters zu beweisen. Molly lebt mit ihrem Onkel Mick in New York und verdient sich ihren Lebensunterhalt als Putzkraft. Im Alter von 5 Jahre wird sie von ihrer Mutter verlassen und wächst bei ihrem Vater Florentin Carver in einem Wohnwagen auf. In der gleichen Stadt, in der auch die Rosendales leben, bei denen er als Automechaniker arbeitet. Als Molly 13 ist, gesteht ihr Vater den Mord an dem 16-jährigen Sohn der Rosendales. Molly glaubt an die Unschuld ihres Vaters. 35 Tage hat sie nur noch Zeit, Beweise dafür zu finden, sonst wird er mit der Giftspritze hingerichtet. Sie schleicht sich als Hausmädchen unter falschen Namen bei den Rosendales ein. Doch Jonathan Rosendale, der Vater des toten Casper, kennt ihre wahre Identität. Takis Würger skizziert zwei dominierende Gesellschaftsschichten der USA. Molly Carver, die in ärmlichen Verhältnissen in einem Trailer Park in der gleichen Stadt aufwächst, wie die Rosendales, von denen es heißt, sie seien einmal einflussreicher als die Rockefellers gewesen. Klar und reduziert auf das Wesentliche, wobei die Gefühle hier nicht zu kurz kommen. Ich hatte große Sympathien für Molly, aber auch für deren Vater, der als handelnde Figur eigentlich nur kurz auftaucht, aber eine Wucht an Liebe und Aufopferung für seine Tochter zurücklässt. Molly ist alles andere als fehlerfrei, sie ist schüchtern und zurückhaltend. Weil sie Angst hat, zu stottern, vermeidet sie es bereits als Kind, mit anderen Menschen zu sprechen. Das macht sie zur Außenseiterin und nicht unbedingt zur Heldin, die sie aber sein muss, um ihren Vater zu retten. Auf der anderen Seite steht Jonathan Rosendale, seine Familie zählt zu den vermögendsten und einflussreichsten in der Gegend. Er ist Waffennarr und Verfechter des 2. Zusatzartikels der Verfassung, der jedem Bürger des Landes gestattet, jederzeit eine Waffe bei sich zu tragen, um sich verteidigen zu können. Wir erleben die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven. Hauptsächlich aus Mollys Sicht in der aktuellen Zeit und Caspers Sicht, 10 Jahre zuvor, neunzig Tage vor dessen Tod. Die wechselnden Sichtweisen treiben die Spannung im Wesentlichen voran und man liest es fast wie einen Krimi. Dabei spielte es für mich keine Rolle, dass ich recht früh wusste, wohin die Reise geht und wer Caspers Mörder war. Denn Dreh- und Angelpunkt der Geschichte sind die Beziehungen der Menschen untereinander. Zwei Familien, zwei Gesellschaftsschichten, die nicht unterschiedlicher sein könnten, emotional und authentisch porträtiert von Takis Würger, der damit die Widersprüche einer Gesellschaft aufzeigt und uns hinter die schillernden Fassaden blicken lässt. Ebenfalls thematisiert wird die hohe Medikamentenabhängigkeit in den USA. Gezeigt wird da unter anderem an den Rosendales aber auch an Molly selbst, die unter großen Ängsten leidet und deshalb zu betäubenden Medikamenten greift. Takis Würger hat für die Recherche drei Monate in den USA gelebt und dort die Schauplätze seines Romans besucht. Rosendale, den Diner mit den besten Blaubeerpfannkuchen gibt es also wirklich, auch wenn alles andere Fiktion ist. Nach Noah konnte mich auch Unschuld zu 100% überzeugen.

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