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Rezensionen zu
Unschuld

Takis Würger

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Schuld/Unschuld

Von: Ingeborg Rosen

08.02.2023

Meine schlechte Eigenschaft, ein Buch vor dem Lesen genau anzusehen, durchzublättern - bis auf die letzte Seite - scheint mir nachträglich für das Verständnis des Romans hilfreich gewesen zu sein. So habe ich mich zunächst an dem opulent gestalteten Cover erfreut, ein wenig erschrocken durch die neongrünen Details. Das Nachwort lieferte sozusagen die „Gebrauchsanweisung“ für die Lektüre des temporeich geschriebenen Romans. Die Ortsbeschreibungen, die historischen Grundlagen, die Personenzeichnungen der Charaktere und die Darstellung des Falles und seiner „Lösung“ in Rückschau und Fortschritt ist brilliant gelungen, dafür ein großes Kompliment an den Autor, es ist ein großartiges Leseerlebnis. Aber ich kann mich trotzdem des Eindrucks einer Lektion über die im Nachwort erwähnten Missstände mit erhobenem Zeigefinger nicht erwehren. Ich hätte eine Version ohne Nachwort bevorzugt, denn der Text ist gut genug, er hätte auch ohne Nachwort für sich gesprochen.

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Unschuld Takes Würger Stell dir vor, du hast 35 Tage Zeit, um die Unschuld deines Vaters zu beweisen – und ihn vor der Hinrichtung zu retten…   Krimis sind eigentlich nicht mein Genre, aber wenn Takis Würger einen gesellschaftspolitischen Krimi schreibt, ist es höchste Zeit, die Lese-Komfortzone mal wieder zu verlassen. Nicht zuletzt Themen wie die Waffenlobby, die Todesstrafe und das soziale Gefälle in den USA haben mich neugierig gemacht auf „Unschuld“.   Darum geht’s: Zehn Jahre zuvor wurde Caspar Rosendale erschossen, Sohn der (einfluss-) reichsten Familie der gleichnamigen Stadt an der US-Ostküste. Der Täter war schnell gefasst und geständig: Der Angestellte der Rosendales Florentin Carver hatte den Mord begangen, bewies Täterwissen und wurde zum Tode verurteilt.   Für die Justiz gibt es ob des Geständnisses Carvers keinen Zweifel am Tathergang. Zweifel hat auch Carvers Tochter Molly nicht – sie ist sich sicher: Ihr Vater ist unschuldig. Unter dem Vorwand, als Live-in Maid für die Rosendales arbeiten zu wollen, begibt sich Molly auf dem Anwesen der glühenden Waffenfans auf Spurensuche.   Der Roman entwickelt sich zunächst langsam und erzählt im Wechsel Mollys Suche nach der Wahrheit und Caspars letzte Lebenswochen. Obwohl ich die Zeitsprünge manchmal als störend empfand, entsteht ein authentisches Bild einer amerikanischen Kleinstadt. Takis Würger war für die Recherchen vor Ort, das merkt man beim Lesen und bereichert den Roman. Immer wieder kommt etwas Spannung auf, doch spätestens nach 200 der 300 Seiten war die Story etwas vorhersehbar. Viele Besprechungen kritisieren die Vielzahl der gesellschaftskritischen Themen, die eher eingestreut wirken. Ich kann hier teilweise zustimmen: Viele Problematiken werden angerissen, kratzen aber eher an der Oberfläche.   Wer eine umfassende Auseinandersetzung beispielsweise mit der Waffenlobby erwartet, wird ein wenig enttäuscht sein. Wer einen gut unterhaltenden Gesellschaftsroman/Krimi mit Sogwirkung für einen Sonntag auf dem Sofa sucht, ist bei „Unschuld“ richtig. Ich persönlich hätte mir mehr Tiefgang gewünscht, habe das Buch aber dennoch gern gelesen.

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Er ist unschuldig. Davon ist Molly absolut überzeugt. Doch nun hat sie nur noch fünf Wochen, 35 Tage, um die nötigen Beweise zu finden, die ihren Vater entlasten, die Florentin Carver aus der Todeszelle befreien können. Seit knapp zehn Jahren sitzt er hinter Gittern, weil ihm der Mord an Casper Rosendale vorgeworfen wird, dem Sohn von Jonathan Rosendale, steinreicher Firmeninhaber und Namenspate der Kleinstadt an der amerikanischen Ostküste. Irgendwie muss Molly an die nötigen Informationen gelangen. Doch wie? Sie schleust sich in den Kreis der Familie Rosendale ein, tarnt sich als Hausmädchen, will versuchen, aus dem Inneren heraus zu recherchieren. Doch ihre Tarnung hält nicht lange, und Molly sieht sich mit einem Strudel aus Un- und Halbwahrheiten, aus Geheimnissen, Intrigen und unseriösen Machenschaften konfrontiert. Dieses Dschungelgeflecht gilt es für Molly zu entwirren, vielleicht sogar mit Hilfe von Caspers Bruder Joel – doch die Zeit arbeitet konsequent gegen sie. „'Ich bin seine Tochter', sagte sie. 'Aber falls er es doch war?' 'Ich kenne ihn.' 'Das ist alles?' 'Das ist genug.'“ (S. 148) Rund um den Wahrheits-Topos und die verschiedenen Perspektiven, die man ihm gegenüber einnehmen kann, konstruiert Takis Würger mit „Unschuld“ einen Roman, der einem Todesfall – unglücklich oder vorsätzlich? - auf den Grund gehen soll. Er lässt seine Protagonistin wie eine Detektivin die einzelnen Schichten des nebulösen Dramas sorgsam abtragen, bis sie am Ende zum Kern der Geschichte vordringt, der die vermeintliche Wahrheit enthält. Würger zeigt dabei, dass Wahrheit und Schuld niemals geradlinig-linear angeordnete Größen sind, dass sie sich vielmehr aus einem Wust an Abhängigkeiten zusammensetzen, die zunächst unentwirrbar erscheinen. An Polaritäten wird der Roman und sein narrativer Fortgang ausgerichtet: wahr und falsch, schuldig und unschuldig, schwarz und weiß! Schnell wird mit Jonathan Rosendale der Bad Guy eingeführt, der böse Mann, der die Geheimnisse auf seiner Seite hat, der in großer Überheblichkeit seine Macht ausspielt und die anderen Charaktere wie Marionetten an Fäden beliebig für sich tanzen lässt. Mutter Tiffany Rosendale glänzt lange Zeit durch Abwesenheit, Caspers Bruder Joel, irgendwo zwischen Bauernschläue oder vielleicht doch mentaler Unterentwicklung, schwingt sich nach anfänglicher Skepsis der ermittelnden Molly gegenüber zum Verbündeten auf. Molly selbst ist gezeichnet, hat mit einem Stottern zu kämpfen – eine Metapher für ihre Machtlosigkeit?! - und kämpft dennoch wie eine Löwin um ihr Junges, in diesem Fall mit vertauschten Rollen. Dazu noch das Setting der verschwiegenen Kleinstadt, in der Mechanismen hinter den Kulissen ablaufen, die die schönen Fassaden zu verdecken haben. Takis Würger entwirft ein Szenario, wie man es aus Hollywood-Kleinstadt-Filmen bestens kennt. In filmisch schnell geschnittenen Szenen springen wir durch die Geschichte, der an der einen oder anderen Ecke etwas mehr Fleisch an den Knochen gut getan hätte. Etwas zu reißbrettartig, etwas zu glatt konstruiert, so gleiten wir als Leser*innen durch den klaren und strukturierten Ablauf der Handlung. Auch eine Krankheit in der Familie Carver wird als Motiv immer wieder eingestreut, geistert als Imago, als am Horizont dräuendes Unheil durch die Story – und wirkt dennoch ebenfalls ein wenig programmiert. Etwas mehr an Zwischentönen hätte die Farbpalette in meiner Wahrnehmung vertragen, etwas mehr Mut darin, auch die Ecken der Räume auszuleuchten. So bleibt „Unschuld“ eine sehr flüssig zu lesende Geschichte, deren klare Struktur uns als Leser*innen für meinen Geschmack jedoch zu eng betreut. Wie gerne hätte ich mir von der in seiner Anlage äußerst spannenden Geschichte einfach mehr zutrauen lassen!

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