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Rezensionen zu
GOTT

Ferdinand von Schirach

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Um was geht’s? Richard Gärtner möchte nach dem Tod seiner Frau seinem Leben ein Ende bereiten, da er so keinen Sinn mehr darin sieht. Körperlich und geistig ist er vollkommen gesund und bittet nun um die Herausgabe eines Medikaments, dass ihn töten soll. In diesem Theaterstück wird diese Herausgabe in der Ethikkommission diskutiert. Wie hat es mir gefallen? Dies war mein erstes Buch von Ferdinand von Schirach, wird aber sicherlich nicht mein letztes gewesen sein. Anfangs hatte ich ein wenig Angst davor, dass mir der Schreibstil eines Theaterstücks zu anstrengend werden könnte. Das war aber gar nicht der Fall. Dadurch konnte ich super in die Situation eintauchen und die Persönlichkeiten der Protagonisten kennenlernen. Dadurch, dass zuerst alles in kurzen Sätzen erklärt wurde (z.B. was eine Ethikkommission ist) ist Vorwissen zur Thematik nicht wichtig. Nach der Lektüre bin ich aber mit viel mehr Wissen herausgegangen. Es wird nicht dir die Ethik dieser Beihilfe zum Suizid aus verschiedenen Sichtweisen (Mediziner, Politiker, Theologen etc.) beleuchtet, sondern auch die rechtliche Lage und die Entwicklung dieser erläutert. Dies geschieht aber keineswegs auf trockene Art und Weise! Die Lektüre lädt absolut zum Diskutieren ein, was ich auch direkt mit meinem Freund machen musste. Ich hatte nur das Gefühl, dass das Buch klar auf eine Meinung abzielt. Nach dem Theaterstück wurden noch 3 Essays von Wissenschaftlern angefügt, die aber auch im Endeffekt diese Meinung vertraten. Ich hätte mir noch mehr Kontroversen gewünscht und nicht nur einen wirklich überzeugenden Anwalt, der alle Einwände direkt widerlegen kann. 😊

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Das Thema der ärztlichen Suizidbegleitung wird in Form eines Theaterstückes behandelt. Es werden viele tatsächliche Fakten mit eingebunden, welche die unterschiedlichen Protagonisten vortragen. Dabei gibt es verschiedene Rollen zu vergeben, welche nicht explizit (bis auf einer Ausnahme, welche man aber logisch nachvollziehen kann) nicht ans Geschlecht gebunden sind, was durchaus positiv zu bewerten ist. Das Thema geht uns alle etwas an, Geschlechtsdebatten und -rollen sollten dabei keine Rolle spielen. Allerdings fand ich es oft schwierig beim Lesen mir ins Gedächtnis zu rufen, welcher Protagonist genau gerade spricht. Redet da gerade der Rechtsanwalt oder der Rechtssachverständiger? Und wo genau ist da jetzt der Unterschied bzw. wieso genau ist diese Rolle gerade eben dabei ihre Argumente vorzutragen? Ich musste oft an den Anfang des Buches zurückblättern, um mir bewusst zu werden, ob dort jetzt der Arzt oder doch der Rechtsanwalt spricht. Bei einer Aufführung des Theaterstückes kann man die verschiedenen Rollen aber wahrscheinlicher besser auseinanderhalten. Gut an dem Theaterstück ist auch, dass das Publikum mit eingebunden wird und das anscheinend die Entscheidung des Publikums (es gibt eine Abstimmung, wer im Publikum für und wer gegen ärztliche Suizidbegleitung ist; das Publikum fungiert dabei als Ethikrat) nach der Aufführung des Stückes durch das Theater öffentlich gemacht und auf der Website festgehalten wird. Nach dieser Abstimmung folgt eine vorgeschriebene Pause, die weitere Entwicklung hängt nicht von dem Ausgang des Votums ab, wobei auch auch kein "richtig" und "falsch" bei der Entscheidung angegeben wird, der Leser muss für sich selbst eine Meinung finden. Das Stück soll zum nach- und eigenständigem denken anregen, der Autor tut seine eigene Meinung nicht kund. Das Theaterstück hätte vielschichtiger sein können. Es ist klar, dass nicht jede Ansicht in einem Buch vertreten werden kann, aber die vorgetragenen Argumenten wirkten teilweise doch eher oberflächlich und nicht genug ausdifferenziert. Ein paar radikalere Standpunkte hätten dem Buch womöglich gut getan. Auch die drei Essays am Ende des Buches sind nicht unbedingt notwendig, sie haben meiner Meinung nach keinen Mehrwert für das Buch. Positiv zu bewerten ist aber, dass sie teilweise auf das Theaterstück Bezug nehmen und ihre Quellen ordentlich angeben, sodass man auch Literaturtipps zum Weiterlesen hat, wenn man sich in dem Thema vertiefen möchte. Das Werk im Gesamten ist weiterzuempfehlen, wobei es womöglich lohnender ist, es sich als Theateraufführung anzusehen. Durch das Buch an sich habe ich persönlich aber Lust bekommen, mehr von Ferdinand von Schirach zu lesen. Nur den roten Einband um das Buch herum könnte man weglassen, er stört total beim Lesen und fühlt sich nicht gut an.

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Ein Thema zu dem wahrscheinlich jeder eine individuelle Meinung hat. Tod, Sterbehilfe, Suizid. Ferdinand von Schirach beleuchtet den Fall von einem alten Mann, welcher vor Gericht versucht die aktive Sterbehilfe zu rechtfertigen und dies auch bei gesunden Menschen. Der Fall wird von diversen, beteiligten Personen aus medizinischer, philosophischer und juristischer Sichtweise beleuchtet und regt sehr stark zum Nachdenken an. Mir hat es gut gefallen, dass der Leser am Ende selbst entscheiden darf, wie das persönliche Urteil aussieht und keine feste Form vorgegeben wird, wie etwas zu sein hat. Um diese Entscheidung zu erleichtern befinden sich am Ende des Theaterstückes drei wissenschaftliche Beiträge/Essays. Dies war das erste Werk, welches ich von Ferdinand von Schirach gelesen habe und nun bin ich super gespannt auf seine anderen Werke. Wer also gerne einmal „Gott“ spielen möchte, sollte dieses Buch unbedingt lesen und sich auf das Gedankenexperiment einlassen. Von mir gibt es 4/5 Sterne.

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Alle Fragen bleiben offen

Von: Ikarus

24.10.2020

Das hochwertig gebundene Buch hat ein einfach und passend gestaltetes Cover. Die Überschrift macht neugierig in ihrer Schlichtheit und die heute sehr seltene Form des Theaterstücks ebenso. Die Geschichte ist einfach, die Lösung jedoch scheint unmöglich: vor dem Ethikrat wird der Fall von Herrn Gärtner diskutiert, der ärztliche Beihilfe erbeten hat, weil er sterben möchte nach dem Tod seiner Frau. Die Sitzung des Ethikrats ist fast schon spannend geschrieben, jeder bringt seine Argumente vor, fast alle scheinen einleuchtend und enthalten vertretbare Argumente. Danach weiß man, dass die Frage, wem unser Leben gehört kaum lösbar ist und stark mit dem eigenen Glauben oder Nicht-Glauben zusammenhängt. Die angefügten Essays sind natürlich interessant, unterbrachen aber bei mir den Effekt der Geschichte, sich eigene Gedanken zu dem Thema zu machen. Am besten nicht direkt nach dem Theaterstück lesen.

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Ein dünnes Buch, eine sehr große Frage

Von: Julia-Bücherwurm

24.10.2020

Inhalt: In dem Theaterstück "Gott" von Ferdinand von Schirach geht es um das Thema "Suizid" mit ärztlicher Beihilfe. In diesem Fall wird Herr Gärtner, welcher seit dem Tod seiner Frau nicht mehr leben möchte, vor den Ethikrat gestellt. Dort werden zwei Meinungen vertreten. Zum einen die, welche Herrn Gärtner unterstützen, zum anderen die Gegenseite, die sein Vorhaben moralisch nicht vertretbar finden. Es kommt zu einer Diskussion zwischen Staat, Kirche und dem Betroffenen. Darf es erlaubt sein, einem gesunden Mann Beihilfe zum Suizid zu verschaffen? Meinung: Schon lange ist diese Frage ein Thema im Kulturgut der Menschen. Während der Selbstmord in der Antike verachtet wurde, ehrte Friedrich der Große diesen sogar mit einem besonderen Begräbnis. Noch heute gibt es Diskussionen, die dieses Thema aufgreifen. Ferdinand von Schirach behandelt diese Frage mit unglaublichem Feingefühl und legt die verschiedenen Meinungen sehr simple dar. Der Dialog wird nicht sonderlich ausladend gestaltet, birgt in seiner Kargheit aber eine tiefe Wahrheit. Selbst ohne Handlung kann man sich fabelhaft in diese Geschichte hineinversetzen und wird systematisch immer mehr in diesen Konflikt mit hineinbezogen. Das Stück punktet nicht mit Emotionalität oder einer klaren Antwort, sondern zeigt einfach die klare Wirklichkeit und wird somit gesellschaftskritisch, ohne Anforderungen an irgendwen zu stellen, oder eine Mögliche Lösung zu nennen. Gerade in diesem Punkt liegt für mich die Genialität dieses Theaterstücks, da es nicht unbedingt wertend ist, mich persönlich aber unheimlich zum Nachdenken angeregt hat. Man liest das Buch sehr flüssig, wird aber dennoch ausreichend informiert. Meine Kritik ist demnach nur sehr gering. Mir fehlte einfach die persönliche Emotionalität, die solch ein Thema vielleicht zu einer schwereren Kost gemacht hätte, aber mir doch gefallen hätte. So werden die Sachverhalte zwar alle aufgetischt, bleiben aber ohne Stellenwert. Ich finde, dieses Buch zeigt ganz deutlich die Meinungen und das ist sehr wahrscheinlich auch so vom Autor gewollt. Doch ein bisschen mehr Drama hätte es nach meinem Geschmack schon geben dürfen. Dennoch kann ich das Buch auf jeden Fall empfehlen, auch für emotionale Leser, ich bin auch einer von ihnen, da dieses Buch nicht beabsichtigt irgendwen zum weinen zu bringen, sondern einfach nur einen Tatbestand zu widerlegen. Dieser Punkt ist für mich die Schwäche, aber auch die Stärke in diesem wirklich wichtigen Theaterstück von Ferdinand von Schirach.

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Wem gehört mein Leben? Eine Frage, die in unserer heutigen Gesellschaft keine einstimmige Antwort finden wird. Die Meinungen dazu gehen heute völlig auseinander und man kann die Frage im Zusammen-hang mit dem Thema Suizid als Tabuthema bezeichnen. Wenn es um Tabuthemen denke ich sofort an Ferdinand von Schirach und tatsächlich ist er der Autor, der sich in dem Buch "Gott" mit dieser Frage beschäftigt. Ferdinand von Schirach schreibt oft über sehr polarisierende Themen und was ich besonders an ihm schätze, ist, dass er dem Leser nie eine Meinung aufzwingt und auch immer verschiedene Sichtweisen gibt. In dem aktuellen Buch ist dies genauso. Hierbei sagen (sehr unterschiedliche) Personen vor dem Ethikrat aus und es wird kein abschließendes Urteil gesprochen, was ich sehr gut finde, weil so jeder Leser seine eigene Meinung bilden kann. Bei der Verhandlung im Ethikrat handelt es sich um ein Theaterstück und so sind die Dialoge auch als Skript abgedruckt. Alle, die dabei die Befürchtung haben, dass sich das Buch so schwer lesen lässt kann ich beruhigen: es lässt sich fast noch einfacher als ein ausformuliertes Buch lesen und das spannende Thema sorgt dafür, dass die Seiten nur so fliegen. Ich habe das Buch an einem Abend durchgelesen. Der Autor schafft es mal wieder spielend auch schwierige Sachen dem Leser leicht herüberzubringen und man braucht auch keine Angst haben, dass man Begriffe oder sonstiges nicht versteht, weil es sich bei der Handlung um eine Sitzung beim Ethikrat handelt. Alle Wörter, die man eventuell nicht verstehen könnte, werden erklärt und somit muss man kein Fachchinesisch können um einen Rechtssachverständigen verstehen zu können. Was mir an dem Werk besonders gut gefiel, war, dass sowohl die rechtliche als auch die medizinische und religiöse Seite zu dem Thema selbstbestimmtes Leben (und Sterben) beachtet wurden. So wird der Leser bei diesem Buch garantiert auf Meinungen stoßen, die seinem Weltbild nicht entsprechen, jedoch ist das nicht schlimm, weil es dann auch wieder Meinungen in dem Buch gibt, mit denen er übereinstimmt (so war es zumindest bei mir). Im Anhang gibt es des Weiteren noch Meinungen von Experten (hierbei werden wieder unterschiedliche Sichtweisen betrachtet), die das ganze Thema nochmal vertiefen. Besonders interessant finde ich dieses Buch für Diskussionen. Ich habe dadurch Einblicke ihn Meinungen bekommen, denen ich nicht zustimme, kann aber nun besser mit denen Sprechen, die dieser Meinung vertreten. Außerdem konnte ich neue Argumente und auch neue Ansichten sammeln. Fazit: Ferdinand von Schirach spricht in seinem neuen Buch ein sehr polarisierendes Thema an und vermittelt es leicht an seine Leser. Dadurch, dass es in dem Buch kein richtig oder falsch gibt kann jeder seine eigene Meinung bilden und hinterfragen. Der Autor bietet dazu eine spannende Debatte mit vielen guten und schlüssigen Argumenten und vielfältigen Sichtweisen. Ich fand das Buch sehr spannend und auch, wenn ich es an einem Abend gelesen habe, werde ich viel länger darüber nachdenken.

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Richard Gärtner, 78 Jahre alt, möchte sterben. Er sagt von sich selbst, ein schönes Leben gehabt zu haben, doch nach dem Tod seiner Frau hat er den Lebenswillen verloren. Nun verlangt er von seinem Arzt, ihm ein Medikament zu verabreichen, das ihn friedlich einschlafen lässt. Die Frage, die sich die Ethikkommission jetzt stellen muss, lautet: Darf ein Arzt seinen Patient*innen ein tödliches Mittel verschreiben, wenn diese sich sehnlichst ein selbstbestimmtes Sterben wünschen? Zu Wort sollen dabei sowohl Vertreter*innen der Juristik, Medizin als auch der Religion kommen. Auf eine klare Antwort wird die Leser/Hörerschaft jedoch vergeblich warten. Haben mich Ferdinand von Schirach und sein neues Theaterstück überrascht? Nein. Würde ich mir das Stück trotzdem gern auf der Bühne ansehen? Definitiv. In dem Text mit dem abschreckenden Namen Gott geht es nämlich gar nicht wirklich um ein allmächtiges Wesen, sondern um die Frage nach der ethischen Vertretbarkeit von aktiver Sterbehilfe. Zwar geschieht das auch in Hinblick auf Religion, aber eben nicht ausschließlich. Da ich Atheistin bin, war dieser religiöse Argumentationsstrang irrelevant für mich, jedoch bin ich mir im Klaren, dass es dort draußen sehr viele Leser*innen geben wird, die sich genau mit diesem am stärksten befassen müssen/wollen. Mit den Themen aktive Sterbehilfe und selbstbestimmtes Sterben beschäftige ich mich bereits seit einiger Zeit, habe einen klaren Standpunkt dazu und wurde vom Buch, mit seiner mehr oder weniger neutralen Haltung, nur in meiner Sichtweise bestätigt. Wer sich also schon ausgiebig mit der Grundsatzdiskussion auseinandergesetzt hat, wird hier nicht viel Neues finden. Trotzdem ist der Diskurs in diesem Buch sehr unterhaltsam zu lesen. Für Menschen, die sich bisher nur wenig oder gar nicht mit dem Stoff befasst haben, ist der Text jedoch ein sehr umfassender Einstieg, der alle wichtigen Gesichtspunkte beinhaltet. Im Anhang befinden sich außerdem drei weitere Essays unterschiedlicher Autor*innen, die das Ganze noch einmal sachlicher behandeln und die Grundlage des Stücks bilden. Ich bin deswegen sehr angetan von von Schirachs neuem Buch und hoffe, dass sich durch seine breite Leserschaft noch mehr Menschen ernsthaft mit dem Thema auseinandersetzen werden.

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Umfassender Einblick in die Thematik

Von: Anna Quasdorf

09.10.2020

Das Thema Suizidhilfe ist seit Jahren ein sehr umstrittenes Thema. Doch genau darauf sollte der Finger gezeigt und Salz in die Wunde gestreut werden - damit es endlich eine einheitliche Regelung gibt. Ferdinand von Schirach hat dies in „Gott“ getan. Die Diskussion wurde ganzheitlich abgebildet, mit vielen verschiedenen Meinungen aus verschiedenen Richtungen. So kann sich der Leser eine umfassende Meinung bilden, die aus der Recherche von mehreren Richtungen resultiert. Was ich besonders gut finde, ist der Ausblick auf die Zukunft. Was könnte passieren, wenn Sterbehilfe erlaubt werden sollte? Wer kontrolliert, ob es wirkliche Sterbehilfe war? Und wer könnte Profit daraus schlagen? Dieser Weitblick hat mir besonders gut gefallen. Der einzige Knackpunkt ist die Ausarbeitung der Charaktere. Es wurde lediglich deren Meinung dargestellt, die Entwicklung der Personen außen vor gelassen. Auch wenn „Gott“ keinen wirklichen Handlungsstrang hat, erscheinen sie hier doch ein wenig dünn. Dennoch ist das Werk Ferdinand von Schirach ein Meisterwerk - wie schon so gut wie jedes seiner Bücher zuvor.

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