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Rezension zu
GOTT

Als Aufführung wahrscheinlich lohnenswerter.

Von: Myrthir
25.10.2020

Das Thema der ärztlichen Suizidbegleitung wird in Form eines Theaterstückes behandelt. Es werden viele tatsächliche Fakten mit eingebunden, welche die unterschiedlichen Protagonisten vortragen. Dabei gibt es verschiedene Rollen zu vergeben, welche nicht explizit (bis auf einer Ausnahme, welche man aber logisch nachvollziehen kann) nicht ans Geschlecht gebunden sind, was durchaus positiv zu bewerten ist. Das Thema geht uns alle etwas an, Geschlechtsdebatten und -rollen sollten dabei keine Rolle spielen. Allerdings fand ich es oft schwierig beim Lesen mir ins Gedächtnis zu rufen, welcher Protagonist genau gerade spricht. Redet da gerade der Rechtsanwalt oder der Rechtssachverständiger? Und wo genau ist da jetzt der Unterschied bzw. wieso genau ist diese Rolle gerade eben dabei ihre Argumente vorzutragen? Ich musste oft an den Anfang des Buches zurückblättern, um mir bewusst zu werden, ob dort jetzt der Arzt oder doch der Rechtsanwalt spricht. Bei einer Aufführung des Theaterstückes kann man die verschiedenen Rollen aber wahrscheinlicher besser auseinanderhalten. Gut an dem Theaterstück ist auch, dass das Publikum mit eingebunden wird und das anscheinend die Entscheidung des Publikums (es gibt eine Abstimmung, wer im Publikum für und wer gegen ärztliche Suizidbegleitung ist; das Publikum fungiert dabei als Ethikrat) nach der Aufführung des Stückes durch das Theater öffentlich gemacht und auf der Website festgehalten wird. Nach dieser Abstimmung folgt eine vorgeschriebene Pause, die weitere Entwicklung hängt nicht von dem Ausgang des Votums ab, wobei auch auch kein "richtig" und "falsch" bei der Entscheidung angegeben wird, der Leser muss für sich selbst eine Meinung finden. Das Stück soll zum nach- und eigenständigem denken anregen, der Autor tut seine eigene Meinung nicht kund. Das Theaterstück hätte vielschichtiger sein können. Es ist klar, dass nicht jede Ansicht in einem Buch vertreten werden kann, aber die vorgetragenen Argumenten wirkten teilweise doch eher oberflächlich und nicht genug ausdifferenziert. Ein paar radikalere Standpunkte hätten dem Buch womöglich gut getan. Auch die drei Essays am Ende des Buches sind nicht unbedingt notwendig, sie haben meiner Meinung nach keinen Mehrwert für das Buch. Positiv zu bewerten ist aber, dass sie teilweise auf das Theaterstück Bezug nehmen und ihre Quellen ordentlich angeben, sodass man auch Literaturtipps zum Weiterlesen hat, wenn man sich in dem Thema vertiefen möchte. Das Werk im Gesamten ist weiterzuempfehlen, wobei es womöglich lohnender ist, es sich als Theateraufführung anzusehen. Durch das Buch an sich habe ich persönlich aber Lust bekommen, mehr von Ferdinand von Schirach zu lesen. Nur den roten Einband um das Buch herum könnte man weglassen, er stört total beim Lesen und fühlt sich nicht gut an.

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