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Rezensionen zu
Das Paradies meines Nachbarn

Nava Ebrahimi

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"Salam, hier schreibt Ali. Ich kannte Ihre Mutter gut und verfüge über einen Brief, den ich Ihnen überreichen soll." (S. 66) Das Paradies meines Nachbarn - Nava Ebrahimi INHALT: Ali Najjar ist erfolgreicher Produktdesigner in Deutschland, seine Vergangenheit, den Krieg, seine Kindheit im Iran hat er längst hinter sich gelassen. Als Businessmann greift er hart durch und bekommt in der Agentur schnell den Ruf als Arschloch. Den Stempel drückt er sich selber auf: "[...] nie wieder Opfer. Und wenn ich kein Opfer sein will, muss ich Täter sein." (S. 129). Dann aber erhält er eine SMS von einem Ali-Reza aus Teheran, der ihm den Abschiedsbrief seiner Mutter überreichen möchte. Welche dunklen Geheimnisse seiner Vergangenheit werden wachgerufen, in welcher Beziehung steht Ali zu Ali-Reza und was wollte seine Mutter ihm unbedingt mitteilen? KRITIK: Wow, das Buch hat mir wirklich auf jeder Ebene gut gefallen. Inhaltlich war es sehr spannend, die Handlungen waren gut ineinander verstrickt und das Geschehen ging zügig voran, sodass ich wirklich gut im Lesefluss war und auch immer unbedingt weiterlesen wollte. Es gibt unterschiedliche Erzählperspektiven und der Erzählstil passt sich auch jeweils sehr gut dem Charakter des Protagonisten an. Besonders deutlich wird das bei Ali Najjar: Als One-Man-Show bekommen wir nur seine Gesprächsteile zu lesen, die anderen Gesprächsteilnehmer werden mit Auslassungspunkten (...) ausgeblendet. Erstaunlich, dass man trotzdem alle Gespräche nachvollziehen kann. Sehr interessant und sprachlich wie inhaltlich überzeugend geschrieben! Die Buchlänge fande ich ebenfalls perfekt und auch das Ende hat mich sehr überzeugt. FAZIT: Sehr gut zu lesen UND literarisch wirklich sehr stark geschrieben!!!

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Ali Najjar stammt aus Teheran und kam als Jugendlicher nach Deutschland. Allein. Als Kindersoldat hat er das Grauen des Iran – Irak – Kriegs erlebt, aber seine Haut retten können. Er wird Produktdesigner und klettert mit seiner Haltung > Ich war an der Front, ich kenne keine Angst < die Karriereleiter hoch. Dann erreicht ihn eine SMS. Ein unbekannter Freund seiner verstorbenen Mutter aus Teheran bittet ihn um ein Treffen am Persischen Golf. Ali Najjar schickt seinen Kollegen Sina, Halbiraner und in einer beruflichen Sinn – und privaten Ehekrise. Denn er selbst scheut die Begegnung. Aus gutem Grund. So der Klappentext Gefühlvoll und weise erzählt Nava Ebrahimi die verwobenen Leben von Ali Najjar, Sina und Ali Reza. Ihre Herkunft, ihr Heimatland, wenn auch bei Sina in abgeschwächter Form, verbindet die drei. Ein dünnes Band durchzieht für eine bestimmte Zeit ihre Existenz. Selten prangert Nava Ebrahimi an, wie zum Beispiel: Wie viel die deutsche Industrie zum Beispiel am Iran – Irak – Krieg verdient hat. An den Chemieanlagen etwa, die sie Saddam gebaut hat, Anlagen zur Herstellung von Pestiziden. Mittel gegen Heuschrecken und Perser. Seite 48 Sie weist mit ihrem Roman auf die Missstände und Gräueltaten rund um den Iran – Irak – Krieg hin, mit den chemischen Waffen und den verheerenden Folgen. Jedoch verpackt die Autorin die Einzelheiten in etwas Watte. Sie drückt auf behutsame Weise die Trauer über die Geschehnisse in ihrem Heimatland aus und gibt somit den Toten, den Verstümmelten, den Hinterblieben und den Geflüchteten die Aufmerksamkeit und ruft sie in die Erinnerung. Das Paradies meines Nachbarn, hat mich gut unterhalten und zum Nachdenken über das erzählte angeregt. Diesem Buch spreche ich gerne meine Leseempfehlung aus.

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*Du trägst keine Schuld, und du trägst sie doch* . Ein Satz, der fast zusammenfasst, worum es in "Das Paradies meines Nachbarn" von Nava Ebrahimi geht. Um die Kausalketten, die sich aus manchen Entscheidungen entwickeln und die Frage aufwirft, wer an welcher Stelle welche Schuld trägt. Der Beginn dieses Buches gestaltete sich für mich etwas zäh und anstrengend. Durch die Perspektivwechel der Protagonisten kam ich des Öfteren durcheinander. Die ähnlichen Namen Ali-Reza und Ali Najjar taten hierzu ihr Übriges. Aber dann war es ein bisschen wie ein Feuerwerk. Es erscheinen die ersten Lichter am Himmel und werden immer heller und bunter, schöner, besonderer und irgendwann endet es im Höhepunkt der Funkenflüge und man verdrückt ein kleines Tränchen und erinnert sich später gerne daran zurück. So war das mit mir und diesem Buch. Es hat Eindruck hinterlassen und ich bin froh, dass ich mich von dem etwas anstrengenden Einstieg nicht habe beirren lassen, denn sonst wäre mir dieses Ende entgangen, das wütend macht, traurig und man auch einfach mal wertschätzen darf, welche Privilegien man hat, in einem Land ohne Krieg mit so vielen Möglichkeiten aufzuwachsen. .

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"Das Paradies meines Nachbarn" ist der zweite Roman der Autorin Nava Ebrahimi. Nach "Sechzehn Wörter" spielt auch ihr zweites Werk in Deutschland und dem Iran, jedoch sind hier vor allem der erste Golfkrieg und die dort eingesetzten Kindersoldaten Thema. Vor diesem Hintergrund werden die Leben dreier Männer miteinander verwoben. Da ist zum einen Ali-Najjar, ein erfolgreicher Werbeunternehmer in Deutschland und früherer Kindersoldat im Iran, der durch die Übernahme einer Firma den Produktdesigner Sina kennenlernt, der seinerseits iranische Wurzeln hat, aber in einer Lebenskrise steckt. Eines Tages erhält Ali-Najjar dann eine Nachricht von dem im Iran lebenden Ali-Reza, der einen Brief von Ali-Najjars verstorbenen Mutter an ihn übergeben möchte, und somit beginnt eine Reise in die Vergangenheit. Die Geschichte der drei Männer entfaltet sich zunächst sehr langsam, sodass mir der Zugang zu den Charakteren anfangs etwas schwer gefallen ist. Je weiter die Geschichte aber voranschreitet, desto facettenreicher werden die Charaktere und auch die Beziehungen der drei Männer zueinander offenbaren sich nach und nach. Ebrahimis Schreibstil ist trotz der grausamen Thematik des Irankrieges sehr poetisch und die verschiedenen angewendeten Erzählweisen geben der Geschichte eine zusätzliche Komplexität. Mir hat "Das Paradies meines Nachbarn" sehr gut gefallen. Eine außergewöhnliche Geschichte, die besonders durch das Ende sehr zum Nachdenken anregt, vor allem durch immer wieder aufkommende Frage der Schuld. Für mich definitiv eine Leseempfehlung.

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Was für ein grandioser Roman. Schon lange hatte ich nicht mehr so einen WTF-Moment wie bei dieser großartigen Geschichte. Die entscheidenden Seiten musste ich tatsächlich mehrere Male lesen, um sie vollends auf mich wirken zu lassen und um die Qualität dieser Erzählung angemessen würdigen zu können. Zugegeben, ich hatte Schwierigkeiten in den Roman reinzukommen. Die Welt der hippen Produktdesigner mag zwar treffend beschrieben sein (wer weiß das schon) aber Identifikationspotenzial bietet sie für mich nicht. Im Kern geht es um drei sehr unterschiedliche Iraner. Einer lebt noch in Teheran, einer ist seit seiner Jugend in Deutschland, ehemaliger Kindersoldat, nun Top-Designer, vermögend und in jeder Hinsicht erfolgreich, ein Musterbeispiel der Integration und der Dritte ist Halb-Iraner, in Deutschland geboren und gefangen im Hamsterrad des Alltags. Die Drei kennen sich nicht und doch wird das Schicksal sie zusammenführen. „Salam, hier schreibt Ali-Reza. Ich kannte ihre Mutter gut und verfüge über einen Brief, den ich Ihnen überreichen soll. Es ist wichtig. Für Sie mindestens so sehr wie für mich.“ Ebrahimi schafft es, die Geschichte des Iran, als nachfühlbare Lebensgeschichte dreier Individuen zu verarbeiten. Karl Marx nannte es „Das Sein bestimmt das Bewusstsein“. In der Soziologie heißt es „Die Sozialstruktur bedingt die Persönlichkeitsstruktur“. Und Goethe schrieb: „Sage mir, mit wem du umgehst, so sage ich dir, wer du bist.“ All dies bedeutet nichts anderes, als das wir unserer Herkunft nicht entfliehen können bzw. dass diese unser Ich unsere Identität prägt. Die gesellschaftlichen Bedingungen formen uns. Ob wir das nun wollen oder nicht. Wir verändern uns natürlich, wenn wir uns mit anderen Menschen umgeben, wenn wir unsere Ursprungsgesellschaft verlassen (müssen), wenn wir migrieren oder flüchten. Aber unser Charakter bleibt dennoch geprägt durch die früheren Erfahrungen. Ob man es nun Schicksal nennt oder (persönliche) Geschichte. Um noch einmal Marx zu zitieren: „Aber das menschliche Wesen ist kein dem einzelnen Individuum innewohnendes Abstraktum. In seiner Wirklichkeit ist es das Ensemble der gesellschaftlichen Verhältnisse.“ Es ist leicht einsehbar, dass sich Menschen entsprechend dieses Ensembles unterschiedlich entwickeln. Wie verlaufen Biographien mit unterschiedlichen Voraussetzungen? Was passiert nach Schicksalsschlägen oder Turning Points? Wie verändern sich die Lebenswege und die Menschen, die diesen Verhältnissen ausgesetzt sind? Was bewirkt der Zufall und welchen Einfluss hat er auf die Identität von Menschen? Was treibt die Menschen dazu sich so zu verhalten, wie sie sich verhalten? Und tragen Sie für ihr Verhalten die Verantwortung, sind gar Schuld? All diese Fragen verwebt Ebrahimi zu einer spannenden und vor allem nachdenkenswerten Geschichte. Dabei ist nicht nur der Plot außerordentlich gelungen, auch die Beschreibung der Psyche, der Innere Dialog der Protagonisten, fesselt durch Glaubwürdigkeit. Lest „Das Paradies meines Nachbarn“, wenn ihr euch hiervon angesprochen fühlt: „Über das Fremde in uns selbst und über die Verantwortung, die wir für andere haben.“ Lest den Roman, wenn euch der Iran interessiert, euch die Psyche von Menschen, ihre Identität fasziniert oder ihr einfach mal wieder von einer Geschichte richtig überrascht werden wollt.

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Der Produktdesigner Sina Koshbin befindet sich gerade etwas in der Sinnkrise als er einen neuen Chef bekommt: Ali Najjar, Star der Szene und wie er mit iranischen Wurzeln. Bei Sina beschränken diese sich jedoch auf seinen Erzeuger, dessen Name und Aussehen er geerbt hat, er beherrscht weder die Sprache noch kennt er das Land. Trotzdem verbindet die beiden das Anderssein und als Ali ihn bittet, mit ihm nach Dubai zu reisen, um dort etwas Wichtiges zu erledigen, begleitet er ihn ohne zu wissen, worauf er sich einlässt. Alis Stiefbruder hat ihn dorthin gebeten, denn er muss ihm von der verstorbenen Mutter einen Brief übergeben und es war ihr Wunsch, dass er dies persönlich tut. Warum Ali den Mann nicht treffen will, kann Sina zunächst nicht nachvollziehen, er soll an seiner Stelle zu dem Treffen gehen und den Brief in Empfang nehmen. Die Begegnung rückt bei Sina nicht nur das Bild des exzentrischen Designers zurecht, sondern lässt auch ihn selbst nicht unberührt. Wie auch in ihrem Debütroman „Sechzehn Wörter“ führt die Journalistin Nava Ebrahimi in „Das Paradies meines Nachbarn“ alte und neue Heimat zusammen. Sie gehört zur Riege der deutschsprachigen Autoren mit Migrationshintergrund, die über die Literatur ihre biografischen Erfahrungen zugänglich machen und sich in ihren Werken zwischen beiden Ländern bewegen und damit die thematische Bandbreite deutlich ausweiten. Die Herkunft ist das scheinbar verbindende Element der beiden Protagonisten, bald wird jedoch klar, dass dies nur äußerlich der Fall ist und dass die Frage nach Identität, geworden oder geschaffen, sich ganz anders bestimmt. Sina wie auch Ali sind komplexe Charaktere, was sich erst im Laufe der Handlung offenbart. Sina erscheint zunächst recht typisch frustriert in der Midlife-Crisis, bei der Beförderung übergangen, kennt seine künstlerischen Grenzen und die Luft ist aus seiner Beziehung mit Katharina ebenfalls raus. Durch die Konfrontation mit Ali, der in ihm zunächst auch vorrangig den Iraner erkennt, wird die Frage aufgerissen, wie er sich selbst definiert. Aufgewachsen In Deutschland bei einer deutschen Mutter hat er sich nie als Ausländer begriffen, wird aber immer wieder wegen seines Aussehens und Namens dazu gemacht. Der Kontakt zum Vater ist spärlich, er weiß weder, wo dieser sich aktuell aufhält, noch womit er eigentlich sein Geld verdient. Wie viel kann so ein Mann ihm mitgegeben haben bei der Herausbildung seiner Persönlichkeit? Bei Ali ist die Herkunft klarer, als Geflüchteter konnte er jedoch eine neue Legende über sich selbst schaffen, angepasst an das, was man gerne von ihm hören wollte, so oft wiederholt, dass er es selbst irgendwann glaubte. „Ich habe keine andere Wahl, wenn ich kein Opfer sein will.“ Seine Rolle hat ihn hart zu sich und zu anderen werden lassen. Angriff als Verteidigungsmethode hat sich im Laufe der Jahre als erfolgreich herausgestellt und so begegnet er den Menschen aggressiv, um seinen Platz zu behaupten, aber auch, um sie nicht zu nah an sich heranzulassen, denn er weiß, dass er dann Gefahr läuft, dass sie hinter die Fassade blicken können, hinter der er seine Vergangenheit gut verpackt in schöne Geschichten versteckt hält. Nun scheint der Tag gekommen, sich dem zu stellen, was vor seiner Flucht gewesen ist. Und der Schuld, die er in sich trägt. Hier kommt eine dritte Figur ins Spiel, die die Handlung in Gang setzt, deren Rolle jedoch lange unklar bleibt, sich dann aber mit einem lauten Knall zeigt, der den gefeierten Designer nochmals in anderem Licht erscheinen lässt. Die Autorin überlässt es dem Leser, eine Antwort auf die Frage nach der Verantwortung für das Leben eines anderen zu finden, eine Beurteilung von Ali Najjars Schuld vorzunehmen, die er noch als Kind unbedacht und unwillentlich auf sich geladen hat, diesen Flügelschlag eines Schmetterlings, der jedoch für einen anderen lebensbestimmend werden sollte. Unerwartet wird man so essentiellen Fragen ausgesetzt, auf die es keine schnellen und keine einfachen Antworten geben kann. Großartig erzählt mit einem starken Ende, das einem nachdenklich zurücklässt.

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