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Rezensionen zu
Haie in Zeiten von Erlösern

Kawai Strong Washburn

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€ 22,00 [D] inkl. MwSt. | € 22,70 [A] | CHF 30,50* (* empf. VK-Preis)

„Haie in Zeiten von Erlösern“ von Kawai Strong Washburn. Magischer Realismus trifft auf Familiengeschichte auf dem Boden der wundervollen Insel Hawaii. Während eines Bootsausflugs fällt der siebenjährige Nainoa Flores in den Pazifik. Gerettet wird er zu der Verwunderung der Eltern von einem Schwarm Haie. Dieser Moment verändert das Leben der Familie für immer. Die Haie werden zu etwas spirituellem und der junge Sohn der Familie zum Wunderkind. Aber die Geschwister von Nainoa, Kaui und Dean, leiden unter dieser Entwicklung. Es kommt zur Rivalität unter den Geschwistern. Die Flores sind zu dem von finanziellen Sorgen aufgrund des Einbruchs der Zuckerrohrindustrie geprägt kämpfen sich an der Armutsgrenze durchs Leben. Das löst vor allem für Nainoa einen großen Druck aus, der die Familie mit seiner Gabe unterstützen und ihre Erwartungen gerecht werden möchte. Die Geschwister entscheiden sich die Insel zu verlassen und auf dem Festland der USA ihr Glück zu versuchen. Sie sehnen sich nach einem besseren Leben und Bildung. Die Handlung wird aus den unterschiedlichen Perspektiven der Familienmitglieder erzählt. So erfahren wir immer mehr über die Dynamik die in der Familie vorherrscht und wie die Bevorzugung von Nainoa sich auf diese weiter auswirkt. Je nach Figur die zu Wort kommt, ändert sich auch der Schreibstil, was die Figuren noch authentischer erscheinen lässt und Abwechslung in die Erzählung einbringt. In die Handlung webt der Autor immer wieder magische bzw. übernatürliche Elemente. Wir erfahren sehr viel über die Ureinwohner Hawaiis ihre Unterdrückung und Ausbeutung durch den Tourismus. Wie auch die Natur und Tierwelt unter diesem Umstand leidet. Es ist aber auch ein Coming-of-Age Roman, der die drei Geschwister auf ihrem Weg begleitet. Ich habe das Buch echt gern gelesen. 🦈 Übersetzt von Cornelia Holfelder-von der Tann.

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Ich gebe zu, den Schreibstil fand ich anfangs sehr gewöhnungsbedürftig, denn aus Sicht von Nainoas Mutter wird die Geschichte so erzählt, als spräche sie ihn direkt an. Anschließend wechselt die Perspektive jedoch zwischen ihr und ihren drei Kindern hin und her, wobei sich die Kapitel sprachlich den Figuren anpassen. Und während der Stil der Mutter schon fast poetisch anmutet, wirken die Blickwinkel ihrer Kinder viel umgangssprachlicher. Das fand ich dann wiederum sehr gelungen. Auch die Charaktere haben mir sehr gut gefallen. Sie sind nicht nur vielschichtig und lebensecht gezeichnet, insbesondere die Kinder transportieren auch gut ihre individuellen Herausforderungen auf dem Weg, erwachsen zu werden. Nainoa bspw. wird durch das Ereignis mit den Haien zu einer Art Wunderknabe. Doch der Preis einer solch vermeintlichen Gabe ist hoch, denn auf einmal liegen alle Hoffnungen, die Familie aus der Armut herauszureißen, auf ihm. Sein älterer Bruder und seine jüngere Schwester hingegen verschwinden immer mehr in seinem Schatten. Dabei sind auch sie durchaus von den Göttern begünstigt: Dean ist ein talentierter Basketballspieler und Kaui intelligent und technisch begabt. Doch alle drei spüren, dass sie die Inseln verlassen müssen, um ihren Platz in der Welt zu finden. Gleichzeitig plagt sie ein tief verwurzeltes Schuldbewusstsein, sollten sie es nicht schaffen, erfolgreich zu sein. Schließlich haben ihre Eltern hart dafür gearbeitet, dass es ihre Kinder einmal besser haben werden als sie. Diesen Familienzusammenhalt hat der Autor unglaublich gut rübergebracht. Allerdings hat mich die Geschichte mit dem Wechsel des Schauplatzes aufs Festland der USA auch ein Stück weit verloren. Sie kehren zwar alle aus verschiedenen Gründen zurück, doch das erwartete Hawai’i – Feeling hat sich leider nicht eingestellt, auch wenn die passend eingewebten hawai’ianischen Wörter durchaus zur Atmosphäre beitrugen. Ähnlich verhält es sich mit den Hawai’ianischen Göttern: Auch wenn sie diffus immer wieder im Text erwähnt werden, lerne ich wenig über sie und die Traditionen der Inselbewohner*innen; einfach, weil nichts erklärt wird. Spannend fand ich jedoch, wie Kawai Strong Washburn die vorherrschenden kulturellen Unterschiede in seine Geschichte mit eingebaut hat. Gleiches gilt für die Entzauberung des Paradieses, in dem er zwar die traumhaften Landschaften vor meinem inneren Auge entstehen lässt, aber gleichzeitig auch schonungslos die Probleme der Inseln thematisiert.

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"Haie in Zeiten von Erlösern“, schon dieser Titel ließ mich Aufsehen. Dieser Titel klingt ungeheuer interessant. Denn wo ist da die Verbindung? Und was soll dieser Titel bedeuten? Schon von diesem Aspekt ist die Titelgebung für mich hier vollkommen gelungen. Denn sie macht mich neugierig, sehr neugierig. Und ich wurde mit diesem Buch belohnt. Ich hatte mich natürlich vor dem Kauf des Buches etwas erkundigt. Kawai Strong Washburn, ein in Hawaii geborener und aufgewachsener Autor blickt auf sein Hawaii und die Hawaiianer. Er sucht sich eine arme Familie als Hauptfiguren seines Romanes aus und lässt sie auf eine Suche nach den eigenen Wurzeln gehen. Das klingt irgendwie schon etwas kitschig. Aber genau dies ist dieses Buch von Kawai Strong Washburn eben nicht. Denn die intensive Zeichnung dieser Familie, die Blicke auf Malia, die Mutter, die Blicke auf Augie, den Vater, die Blicke auf deren Kinder, Dean, der ältere Sohn, Nainoa, der jüngere Sohn und Kaui, die Tochter und das jüngste Kind, berührt die Leserschaft. Denn sie zeichnen eben nicht diese armen Verlierertypen, die vergangenen Zeiten nachtrauern und in ihrem Selbstmitleid versinken. Nein. Auch wenn die Familie durch den Zusammenbruch der Zuckerrohrindustrie schwer getroffen wird, sie geben nicht auf. Sie kämpfen, sie agieren. Sie suchen nach neuen Wegen. Und sie vergessen nicht, sie nähren eine zarte Pflanze Hoffnung. Denn das mittlere Kind Nainoa ist als kleiner Junge ins Meer zu den Haien gefallen, alle rechneten mit einem Drama, aber eben genau diese Haie retten den Jungen, bringen ihn in ihrem Maul an die Oberfläche des Meeres und übergeben ihn den Menschen. Dazu sollte man wissen, dass die Hawaiianer die Haie verehren. Kamohoali'i ist der bekannteste und am meisten verehrte Hai-Gott, er war der ältere und bevorzugte Bruder von Pele, und half ihr bei ihrem Streit mit ihrer Schwester und reiste mit ihr nach Hawaii, der Zuflucht der Beiden. Und gerade diese heiligen Haie retten ein Kind. Und damit ist diese Rettung eine Rettung mit Symbolkraft, denn dieses Kind soll die Hawaiianer erlösen, so könnte man glauben. An genau diesem Glauben könnte die Familie von Nainoa zerbrechen, oder sie kann mit diesem Wissen wachsen. Denn diese Symbolkraft, diese Macht in Nainoa, hat natürlich Folgen für die gesamte Familie. Menschliche Konflikte und Dramen veranschaulicht Kawai Strong Washburn geradezu meisterhaft. Nur der letzte mich anzündende Funken fehlt hier. Aber in diesem Blick auf die polynesische Kultur, auf das hawaiianische Denken gelingt dem Autor ein wunderbares und interessantes Buch, welches sehr gut veranschaulicht, dass eben unser materielles westliches Denken nicht die einzige Kulturform ist, und wahrscheinlich wird dieser Mammon Geld unser Untergang sein. Wäre die Erde hier traurig? Oder die Haie? Ich glaube nicht!

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Noa ist etwas Besonderes. Noa kann Menschen heilen, Verletzungen richten, Knochen dazu bringen, zusammen zu wachsen. Ein Wunderkind also. Warum? Woher diese Gabe kommt? Von den Göttern, so muss es wohl sein, den Göttern von Hawaii, wo „Haie in Zeiten von Erlösern“ zum Großteil spielt. Noa ist der mittlere von drei Geschwistern, es gibt noch seinen älteren Bruder Dean und die kleine Schwester Kaui. Nachdem Noa bei einem Ausflug zu Haien ins Wasser fällt und sie ihn nicht etwa töten, sondern sicher ans Ufer bringen; nachdem seine Eltern also bemerkt haben, dass Noa eine Art Heiler zu sein scheint, nutzen sie das „Talent“ des Sohnes, lassen sich seine Dienste bezahlen von denen, die ins Haus kommen und auf Noas Fähigkeiten hoffen. Die Familie ist arm. Hohe Erwartungen sind das also an ihn, an denen er irgendwann zu zerbrechen droht. Kawai Strong Washburn erzählt kapitelweise aus den verschiedenen Perspektiven seiner Protagonist:innen. Er lässt die Mutter sprechen, die ihre Kinder über alles liebt, immer im Hadern mit sich selbst. Dean und Kaui zeigen, was die Sonderstellung des einen Kindes in den anderen auslöst: Neid darauf, dass sich alles nur um ihn dreht, Schuld und ein schlechtes Gewissen, das Gefühl, stets in seinem Schatten zu stehen, so dass beide auf verschiedene Art versuchen, auszubrechen und fortgehen. Mit unterschiedlichen Folgen. Washburns Roman ist eine atmosphärisch und leidenschaftlich erzählte Geschichte um diese Familie und die Frage, was es bedeutet, wenn einer von ihnen ein Auserwählter zu sein scheint. Dabei geht es weniger darum, woher diese Gabe kommt, sondern darum, dass sie Fluch und Segen zugleich ist, nicht nur, aber vor allem für Noa. Es geht um das Aufeinandertreffen von Moderne und alten Glaubenssätzen, Ritualen, einer Welt, die eine andere geworden ist, seitdem die Eltern der Geschwister jung waren. Um die Suche nach dem eigenen Weg und den Umstand, dass sich die eigene Heimat eben nicht einfach so negieren und wegwischen lässt. Wenn ich etwas an dem Buch zu kritisieren habe, dann, dass der Autor sich in meinem Empfinden mit Entscheidungen auf der Plotebene selbst die Möglichkeit genommen hat, den Roman noch interessanter zu gestalten, weiter in die Tiefe zu gehen. Ohne hier zu viel zu sagen, habe ich das Gefühl, die Geschichte hätte noch mehr Potential gehabt. Das ist natürlich ein sehr subjektiver Einwand und die Entscheidung über den Verlauf der Geschichte wurde mit Sicherheit bewusst und mit guten Gründen getroffen. So habe ich „Haie in Zeiten von Erlösern“ gern gelesen, es ist ein Roman, in dem man sich trotz seiner Melancholie und Traurigkeit wohlfühlen kann, was vermutlich an den sehr menschlich gezeichneten und liebenswerten Charakteren liegt. Vielleicht ein wenig zu unentschlossen oder auch etwas unklar darin, was die Geschichte letztlich will, empfehle ich das Buch mit leichten Abstrichen.

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Inhalt: Nainoa kann Wunder bewirken. In ihm steckt etwas Göttliches. Das Glauben seine Eltern und viele andere Mitglieder der indigenen hawaiianischen Community, nachdem er als Siebenjähriger über Board eines Schiffs geht und von den Haien im Wasser nicht etwa angegriffen, sondern gerettet wird. Seine Geschwister und auch Noa selbst leiden unter der Legende. Das Leben der Familie ist von finanziellen Problemen geprägt und sie schaffen es nur mit großer Mühe, die Kinder zum Studieren aufs Festland zu schicken. Doch auch dort hören diese immer noch den Ruf Hawaiis und können sich nur schwer von den Fesseln der Vergangenheit lösen. Meine Meinung: Stilistisch ist „Haie in Zeiten von Erlösern“ brillant. Wie schon der Titel erahnen lässt, ist die Sprache des Autors sehr besonders. Sie schwankt zwischen Poesie und Gosse. Genauso wie der Inhalt des Buchs auf der einen Seite die Mystik und Schönheit Hawaiis bespricht, und auf der anderen Seite vom Elend abseits des Tourismus erzählt. Die Geschichte wird abwechselnd aus der Perspektive aller Familienmitglieder Nainoas wiedergegeben. Jeder von ihnen hat eine ganz eigene Stimme und Sprache. Das hat mir sehr gut gefallen. Ich mochte die Vermischung von Sagenwelt und Fantasie mit der beißenden Realität eines Lebens am Existenzminimum. Im Fokus stehen neben Nainoa selbst, seine Geschwister Dean und Kaui. Alle drei gehen für sich einen ganz eigenen Lebensweg und verbringen eine ganz eigenes Erwachsenwerden, getrennt von Hawaii. Leider bewegt sich das Buch ab einem gewissen Punkt sehr weit von den Inseln als Zentrum der Geschichte weg. Auf mich hat es den Eindruck gemacht, als verliert der Text seinen Mittelpunkt. Es kommt zu einer wesentlichen Wendung im Geschehen, die mich sprichwörtlich von den Socken gehauen hat, und ich weiß bis jetzt noch nicht, ob ich damit einverstanden bin. Das Buch ist sehr dick und liest sich gleichzeitig sehr schnell. Es ist mir niemals zäh oder langatmig vorgekommen. Dennoch frage ich mich, was der Autor eigentlich schlussendlich sagen wollte. Da ist diese großartige Portraitierung der hawaiianischen Kultur abseits des Tourismus-Klischees, die fantastische Einbeziehung der indigenen Sagenwelt und dann die Geschichte einer Familie und dreier Geschwister, die so viel Hoffnung haben und sich doch zwischen all ihren Herausforderungen verlieren. Fazit: Man kann es nicht anders sagen: „Haie in Zeiten von Erlösern“ ist ein tolles Buch mit einer einzigartigen Atmospärik und Sprache. Vielleicht kritisiere ich auf hohem Niveau, weil die ersten Kapitel so wunderbar waren, dass ich mir vorgestellt habe, die Geschichte könnte diese Eindringlichkeit über ihre ganze Länge durchhalten. Es hat mir trotzdem sehr gut gefallen!

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Eine Familien-Saga aus Hawaii… die mich ein bisschen ratlos zurück lässt: wie mir das Buch als Ganzes gefallen hat, kann ich schlecht sagen. Es waren Passagen dabei, die unglaublich zäh waren und dann gab es wieder Teile, in denen ich Kapitel um Kapitel verschlungen habe, in denen mich der Autor regelrecht mitnehmen konnte nach Hawaii; Passagen in denen ich als Leserin wirklich eintauchen konnte dank der atmosphärischen Beschreibungen, in denen sowohl die Natur der Inseln als auch das Innenleben der Protagonist:innen greifbar wurde. Mitte der 90er lernt man die Familie Flores kennen und begleitet sie bis ins Jahr 2009. Hawaii ist für sie nicht das touristische Paradies, die Familie kämpft gegen die Armut, nachdem die Jobs in der Zuckerrohrindustrie wegbrechen. Doch dann passiert etwas Außergewöhnliches: bei einem Bootsausflug fällt der 7 Jahre alte Nainoa ins Wasser, wo sich eine Gruppe von Haien aufhält. Alle befürchten das Schlimmste, doch als ein Hai das Kind sanft im Maul zurück zum Boot bringt, ist eine Legende geboren. Ein Zeichen der Götter, so wird es verstanden, das fortan das Leben der Familie prägt – dieses Etwas schwebt über jedem Familienmitglied und lässt sie nie ganz los. Die Geschichten über Götter, indigene Mythen und Erzählungen, das Gefühl von Familie und Heimat treffen auf die Realität. Zunächst auf Hawaii, dann auf dem Festland, wo es die drei Kinder hin verschlägt, in der Hoffnung, endlich aus der Spirale aus Armut, Rassismus und nacktem Überleben rauszukommen. Doch irgendwas ist da, etwas, das sie nicht loslässt, das sie immer wieder zurückkehren lässt. Am Ende ist alles rund und die Figuren (und auch die Leser:innen) beginnen, dieses Etwas zu verstehen, ohne es wirklich erklären zu können. 3,5 Sterne

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Kawai Strong Washburn schreibt in seinem Debüt authentisch, magisch und echt über das Leben auf Hawaii, das nur wenig mit der allgemeinen Bilderbuchvorstellung gemein hat. "Haie in Zeiten von Erlösern" ist sein erster Roman, für den er u.a. mit dem PEN/Hemingway Award ausgezeichnet wurde. Zugegebenermaßen brauchte ich ein wenig Zeit, bis ich mit dem Erzählton und der Geschichte so richtig warmgeworden bin. Was zu Beginn ein bisschen sperrig anmutet, wird im Verlauf aber immer besser und wenn man in dieser Geschichte so richtig angekommen ist, dann wird man das Buch auch so schnell nicht mehr zur Seite legen. Washburn spielt mit den Mythen und Legenden der Insel, hält dem Leser aber auch knallhart den Spiegel vor. Für die meisten Bewohner ist das dortige Leben kein Zuckerschlecken. Arbeitslosigkeit und Armut dominieren, die Familie hat immer wieder zu kämpfen, Geld fehlt an allen Ecken und Enden. Da ist es nur logisch, dass die drei Kinder aufs amerikanische Festland gehen, um dort zu studieren bzw. ihr Glück zu suchen. Um am Ende vielleicht ein besseres Leben zu führen. Aber die Sehnsucht nach der Heimat und den eigenen Wurzeln ist stark, dagegen anzukämpfen unglaublich schwer. Der Autor lässt all seine Figuren in verschiedenen Kapiteln immer wieder zu Wort kommen und verleiht allen ganz eigene und starke Stimmen. Der innere Zwiespalt und die Ängste sind omnipräsent und haben mich sehr gefesselt. In diesem außergewöhnlichen Familienroman prallen alte Traditionen, Mythen und das harte Leben aufeinander und lassen niemanden kalt. Die Geschichte ist aber auch eine über die eigene Identität und Familie. Für mich ist dieses Buch eine ganz besondere Erzählung, die mich auf unterschiedliche Arten berührt und mitgenommen hat. Ein Buch, über das man im Nachgang noch länger nachdenkt und das niemanden kalt lässt. Auch wenn der Einstieg holprig war, lohnt sich das Dranbleiben. Ich habe "Haie in Zeiten von Erlösern" gerne gelesen und wurde für einige Stunden in eine andere Welt entführt. Übersetzt von Cornelia Holfelder-von der Tann.

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VORSICHT SPOILER! "Wir machten uns gegenseitig zu der Art Person, die wir werden wollten, erzeugten die Art Erfahrungen, von der ich gar nicht gewusst hatte, dass ich sie mir wünschte, bis ich sie machte." S. 189. Nainoa lebt mit seinen Eltern, seinem Bruder Dean und seiner Schwester Kaui auf Hawaii. Als er im Alter von sieben Jahren bei einem Familienausflug ins Meer fällt, wird er schnell von Haien umkreist und alle befürchten das Schlimmste. Es kommt jedoch ganz anders als gedacht: keiner der Haie krümmt Nainoa auch nur ein Haar; stattdessen wird er im Maul des größten Tiers zum Boot seiner Familie zurück gebracht. Ab diesem Moment sind die Eltern sich sicher: Ihr Sohn ist eine Art Wunder und zu etwas Höherem bestimmt. Er wird die Familie retten, denn von sorglosem Wohlstand sind sie weit entfernt und als der Vater seine Arbeit verliert, entwickelt sich das Familienleben zum Überlebenskampf fernab von paradiesischen Touristenstränden der reichen "Haoles", wie Weiße im Hawaiianischen heißen. Alle drei Kinder ziehen aufs amerikanische Festland, um es zu etwas zu bringen, doch während der Fokus der Eltern auf Nainoa und seinen besonderen Fähigkeiten liegt, fühlen sich Dean und Kaui zunehmend unsichtbar und auch die Eltern müssen im Laufe der Zeit erkennen, dass die bittere Realität anders aussieht als das göttliche Versprechen, das sie in ihrem Sohn zu erkennen geglaubt hatten. So sehr Nainoa, Dean und Kaui auch versuchen, ihre eigenen Wege zu gehen: etwas zieht sie unaufhaltsam zurück in ihre hawaiianische Heimat. Sind es die alten Götter und deren magische Kräfte oder doch schlicht und ergreifend die Sehnsucht nach zu Hause, nach der elterlichen Geborgenheit? Der Debütroman des selbst in Hawaii aufgewachsenen Autors Kawai String Washburn verbindet hawaiianische Legenden von Magie und Gottheiten mit einer authentischen Familiengeschichte, die eine Insel zeigt, die so ganz anders ist, als die Bilder, die wir alle zweifelsohne mit Hawaii assoziieren. Die großartige Übersetzung von Cornelia Holfelder-von der Tann bringt die verschiedenen Perspektiven und ihre jeweiligen Erzählstimmen dabei hervorragend zur Geltung und muss besonders hervorgehoben werden. Ich bin ganz und gar in diesen Roman eingetaucht und kann ihn von Herzen allen empfehlen, die eine sommerliche Urlaubslektüre mit einem gewissem literarischen Anspruch suchen; die in fremde Welten entführt und Figuren zeichnet, die man lieben muss.

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