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Rezension zu
Haie in Zeiten von Erlösern

Haie in Zeiten von Erlösern

Von: Letteratura
16.11.2022

Noa ist etwas Besonderes. Noa kann Menschen heilen, Verletzungen richten, Knochen dazu bringen, zusammen zu wachsen. Ein Wunderkind also. Warum? Woher diese Gabe kommt? Von den Göttern, so muss es wohl sein, den Göttern von Hawaii, wo „Haie in Zeiten von Erlösern“ zum Großteil spielt. Noa ist der mittlere von drei Geschwistern, es gibt noch seinen älteren Bruder Dean und die kleine Schwester Kaui. Nachdem Noa bei einem Ausflug zu Haien ins Wasser fällt und sie ihn nicht etwa töten, sondern sicher ans Ufer bringen; nachdem seine Eltern also bemerkt haben, dass Noa eine Art Heiler zu sein scheint, nutzen sie das „Talent“ des Sohnes, lassen sich seine Dienste bezahlen von denen, die ins Haus kommen und auf Noas Fähigkeiten hoffen. Die Familie ist arm. Hohe Erwartungen sind das also an ihn, an denen er irgendwann zu zerbrechen droht. Kawai Strong Washburn erzählt kapitelweise aus den verschiedenen Perspektiven seiner Protagonist:innen. Er lässt die Mutter sprechen, die ihre Kinder über alles liebt, immer im Hadern mit sich selbst. Dean und Kaui zeigen, was die Sonderstellung des einen Kindes in den anderen auslöst: Neid darauf, dass sich alles nur um ihn dreht, Schuld und ein schlechtes Gewissen, das Gefühl, stets in seinem Schatten zu stehen, so dass beide auf verschiedene Art versuchen, auszubrechen und fortgehen. Mit unterschiedlichen Folgen. Washburns Roman ist eine atmosphärisch und leidenschaftlich erzählte Geschichte um diese Familie und die Frage, was es bedeutet, wenn einer von ihnen ein Auserwählter zu sein scheint. Dabei geht es weniger darum, woher diese Gabe kommt, sondern darum, dass sie Fluch und Segen zugleich ist, nicht nur, aber vor allem für Noa. Es geht um das Aufeinandertreffen von Moderne und alten Glaubenssätzen, Ritualen, einer Welt, die eine andere geworden ist, seitdem die Eltern der Geschwister jung waren. Um die Suche nach dem eigenen Weg und den Umstand, dass sich die eigene Heimat eben nicht einfach so negieren und wegwischen lässt. Wenn ich etwas an dem Buch zu kritisieren habe, dann, dass der Autor sich in meinem Empfinden mit Entscheidungen auf der Plotebene selbst die Möglichkeit genommen hat, den Roman noch interessanter zu gestalten, weiter in die Tiefe zu gehen. Ohne hier zu viel zu sagen, habe ich das Gefühl, die Geschichte hätte noch mehr Potential gehabt. Das ist natürlich ein sehr subjektiver Einwand und die Entscheidung über den Verlauf der Geschichte wurde mit Sicherheit bewusst und mit guten Gründen getroffen. So habe ich „Haie in Zeiten von Erlösern“ gern gelesen, es ist ein Roman, in dem man sich trotz seiner Melancholie und Traurigkeit wohlfühlen kann, was vermutlich an den sehr menschlich gezeichneten und liebenswerten Charakteren liegt. Vielleicht ein wenig zu unentschlossen oder auch etwas unklar darin, was die Geschichte letztlich will, empfehle ich das Buch mit leichten Abstrichen.

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