Von:
LeseJunkie
15.11.2020
Ich durfte im Rahmen eines Lesetests, veranstaltet durch Random House, den Roman „Eine bittere Wahrschein“ von Nicci French lesen.
Es geht um die Protagonistin Tabitha Hardy, die als Beschuldigte eines Mordes in Untersuchungshaft sitzt. Als Ihre Pflichtverteidigerin ihr dazu rät, sich als schuldig zu bekennen und Tabitha nicht die Unterstützung erfährt, die sie sich in ihrem Fall wünscht, feuert sie ihre Anwältin und entschließt sich, sich selbst zu verteidigen.
Das ganze Geschehen spielt sich zur Hälfte im Gefängnis und zur Hälfte im Gerichtsaalt ab. Das Dorf, wo der Mord passiert ist, kommt nur in Rückblenden und ganz kurz zum Schluss vor.
Als Leser wird man sofort ins Geschehen geworfen. Man begleitet Tabitha, wie sie ihre Tage im Gefängnis verbringt, sich durch Beweise wühlt und ohne juristische Fachkenntnisse souverän vor Gericht ihre Unschuld zu beweisen versucht. Es gibt kaum eine Vorabstory, so dass man selbst nicht miträtseln kann, wer denn nun der Mörder ist. Man verfolgt die Geschichte einfach von oben mit und ist von Seite zu Seite gespannt zu erfahren, wie das Ganze endet.
Das Buch ist sehr gut geschrieben und lässt sich leicht lesen. Die Kapitel sind nicht zu lang und haben einen sauberen Cut. Nur wenige Kapitel hören mit einem Cliffhanger auf, der im nächsten Kapitel schnell aufgegriffen wird. Trotzdem wird es nicht langweilig und die ersten 100 Seiten waren sehr schnell gelesen. Das ganze Buch handelt ausschließlich von Tabitha und ist komplett aus ihrer Sicht geschrieben, so dass man nur über die Dialoge und von Tabitha selbst etwas über die anderen Menschen aus ihrer Umgebung erfährt.
Als ich die Kurzbeschreibung des Buchs gelesen habe, hatte ich erwartet, dass das Geschehen im Dorf stattfindet und Tabitha dort nach Hinweisen suchen wird, um Ihre Unschuld zu beweisen, bzw. um ihre Verteidigung aufzubauen. Von einem Thriller erwarte ich Gänsehautfeeling und unerwartete Wendungen, besonders, wenn es um einen Mord geht. Bei diesem Roman ist es nicht ganz der Fall. Hier geht mehr oder weniger um die theoretische Detektivarbeit, da Tabitha vom Gefängnis aus, die Beweise studiert und versucht sich darauf einen Reim zu machen. Daher ist es für mich eher ein Krimi und kein Thriller.
Nichtsdestotrotz kommt man auf seine Kosten, man wird gut unterhalten und die Spannung bleibt nicht aus. Ist mal etwas anderes, einen Fall aus dem Augen eines Verdächtigen zu betrachten.
Ich konnte den Titel in der ganzen Story allerdings nicht wieder finden, was denn nun die bittere Wahrheit war, auch wenn die Story ein deutliches Ende hat.
Wer sich beim Lesen nicht so sehr ins Zeug legen will, indem er miträtselt, sondern eine Handlung nur mitverfolgen will, wird die Geschichte mögen.