Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezensionen zu
Nebenan

Kristine Bilkau

(51)
(20)
(3)
(2)
(0)
€ 22,00 [D] inkl. MwSt. | € 22,70 [A] | CHF 30,50* (* empf. VK-Preis)

Unaufgeregte Lebensrealitäten

Von: jensis_leseecke

29.05.2023

„Der Kanal ist ein Strom aus Silber. Die Felder sind wie ein Puzzle aus braunen, grünen und gelben Teilen. Die Häuser und Gärten sind wie Spielzeug, die Trampoline und Sandkisten wie kleine Formen ins Grün gestempelt.” (Kristine Bilkau, Nebenan, S. 155) In einem kleinen Ort am Nord-Ostsee-Kanal verlässt eine Familie nach dem Jahreswechsel plötzlich und unerwartet ihr Haus. Niemand weiß etwas über ihren Verbleib und niemand scheint sie wirklich zu vermissen. Bis auf die Nachbarin Julia, die erst kürzlich mit ihrem Freund und einem unerfüllten Kinderwunsch in den Ort gezogen ist. Das leere Haus der für sie eigentlich unbekannten Familie wird für Julia zunehmend zum Dreh- und Angelpunkt ihrer Gedanken und Sehnsüchte. Und auch die Ärztin Astrid, die sich rührend um ihre Tante kümmert und um eine verlorene Freundschaft trauert, fühlt sich von dem Haus und der Geschichte der Familie angezogen. Mit „Nebenan” hat Kristine Bilkau einen ungewöhnlichen und leisen Roman geschaffen, der im vergangenen Jahr auch für den Deutschen Buchpreis nominiert war. Es ist eine Geschichte über Wünsche, verpasste Chancen und über zwischenmenschliche Begegnungen. Ganz langsam entfaltet sich für den Leser diese Geschichte und das Buch hat dabei seine ganz eigene Dynamik. Bilkau gewährt teils intime Einblicke in die unterschiedlichen Lebensrealitäten ihrer Protagonistinnen. Die Sprache ist oft einfach gehalten, stellenweise jedoch gefühlvoll und zart, ohne je ins Kitschige abzugleiten. Es geht um Vertrautheit und Entfremdung, um Geborgenheit und um den gesellschaftlichen Rückzug ins Private. Ein Buch, welches unaufgeregt präzise aktuelle Lebensentwicklungen widerspiegelt und zum Nachdenken anregt.

Lesen Sie weiter

Es gelingt Bilkau meines Erachtens ausgezeichnet, die verschiedenen Handlungsstränge und Geschichten so in der Schwebe zu halten, dass man immer weiterliest, um zu erfahren, worauf das Ganze hinausläuft. Wiederholt taucht die Frage auf, wie weit es zulässig ist, in das Leben anderer einzudringen und ihnen nachzuspüren mit dem Wunsch zu helfen. Als die Ärztin Astrid versucht, dem Verschwinden der Familie im Dorf auf den Grund zu gehen, gerät ihr eigenes Leben ins Wanken. Dieses Buch ist sehr ungewöhnlich und schöpft seine Kraft aus Zwischentönen. Umso erstaunlicher und erfreulicher erscheint es mir, dass es auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises 2022 gelangte, auf der viel Trendiges und Lautes zu finden war. Auch Frau Bilkau selbst trat bei der Vorstellung ihres Buches in Frankfurt deutlich zurückhaltender auf als einige der anderen Autoren und bewies erfreulicherweise, dass es ihr um Literatur und nicht Effekt geht. Allein deshalb lohnt es sich, diese norddeutsche Geschichte zu lesen.

Lesen Sie weiter

Unaufgeregt und spannend bis zum Schluss. Zugegeben, ich hätte niemals damit gerechnet, dass ich diese Adjektive einmal zusammen in einem Satz verwenden und das Buch dann auch noch gut finden werde. Danke, Kristine Bilkau und Luchterhand Verlag, dass ihr mich mit diesem Rezensionsexemplar eines Besseren belehrt habt! Im Zentrum des zum Deutschen Buchpreis 2022 nominierten Romans stehen Julia und Astrid. Julia ist Ende 30, Töpferin und erst vor Kurzem zusammen mit ihrem Partner in das namenlose Dorf am Nord-Ostsee-Kanal gezogen. Viele ihrer Gedanken drehen sich um den unstillbaren Kinderwunsch und um die Nachbarsfamilie, die plötzlich wie vom Erdboden verschluckt scheint. Ihr Partner ist Biologe und Umweltaktivist, was sich auch im Lebensstil der beiden widerspiegelt: kein Auto, wenig Plastik usw. Astrid wiederum ist Anfang 60, steht kurz vor der Rente und ist Landärztin. Sie sorgt sich zunehmend um ihre betagte Tante Elsa, erhält Drohbriefe, die sie unter den Teppich kehrt, und sucht den erneuten Kontakt zu ihrer Nachbarin Marli. Schon bei der groben Skizzierung der beiden Hauptprotagonistinnen wird ersichtlich, wie tiefgründig und vielschichtig der Roman werden kann - und was soll ich sagen? Kristine Bilkau hat alles richtig gemacht! Nebenan hat mich sofort in seinen Bann gezogen. Die bildhaften Beschreibungen, die auf den gesellschaftlichen Normen basierenden und nachvollziehbaren Gedankengänge, den leisen Wunsch zur Weltrettung beizutragen, trotz all der menschlichen Doppelmoral, und die an vielen Stellen durchscheinende Gesellschaftskritik haben dieses Buch für mich so unaufgeregt und gleichzeitig erlebnisreich gemacht 🤩 Einziger Kritikpunkt, der eigentlich keiner ist: Meine Neugier konnte am Ende nicht gestillt werden. Ach, wie schön wäre es gewesen, wenn es zuletzt auf alle Fragen eine Antwort gegeben hätte. So spielt das Leben aber nun mal nicht 😃 Wie nachhaltig Nebenan in meinem Kopf bleiben wird, ist fraglich. Ich vermute, dass es mich nach und nach genauso still verlassen wird, wie es gekommen ist - und das ist okay. Ich habe mich durchweg gut unterhalten gefühlt und wer genau danach sucht, wird mit diesem Buch sehr glücklich werden ✨😊

Lesen Sie weiter

Ich mag die Bücher von Kristine Bilkau sehr gerne lesen. Sie erzählt Geschichten in einem ruhigen Schreibstil mit einer feinen Beobachtungsgabe und immer genau auf den Punkt beschrieben. Und so ist es auch in "Nebenan". Die Menschen leben in einem kleinen Ort nebeneinander, sie haben sehr unterschiedliche Wünschen und Sorgen. Manchmal geben sie auf einander acht, manchmal leben sie achtlos nebeneinander her. Spannend auch, wenn Dinge passieren, die dazu führen, dass sich an der Distanz zwischen den Menschen etwas ändert. Diese Geschichten zu verfolgen ist bei Kristine Bilkau ganz großes Lesevergnügen und von mir eine absolute Leseempfehlung.

Lesen Sie weiter

"Eine Trennung, ein Streit um das Sorgerecht, psychische Erkrankungen, finanzielle Probleme, die meisten Familien bemühten sich doch eher darum, jede Art von Schwierigkeit so lange wie möglich mit sich allein abzumachen. Wie gut musste man einen Menschen kennen, um etwas zu bemerken, um sicher sein zu können, dass etwas nicht stimmte? [...] Wie nah musste man einem Menschen sein, um aus einem Verdacht heraus eine Frage stellen zu können, ohne neugierig oder aufdringlich zu wirken?" Um diese Fragen dreht sich #Nebenan von #KristineBilkau, das in einem kleinen Dorf am Nord-Ostsee-Kanal spielt. Wie gut kennen wir uns, unsere Nachbarn und unsere Liebsten? Und was, wenn plötzlich die Familie, die nebenan wohnte, mit der man aber kaum Kontakt hatte, ohne ein Wort verschwindet? Wir begleiten hauptsächlich Julia, Ende 30, zugezogene Künstlerin und mit unerfülltem Kinderwunsch, sowie die nicht allzu weit von der Pensionierung entfernte Ärztin Astrid, die plötzlich anonyme Drohbriefe erhält und deren Tante erste Anzeichen einer Demenz zeigt. Es werden sehr viele Themen behandelt, und doch wirkt es zu keiner Zeit überladen, im Gegenteil, es ist ein leises, kluges Buch. Wie passend, dass bei mir ausgerechnet im Dezember das Thema "offenes Ende" auch literarisch eine große Rolle spielt. Der Autorin hat es hier, meinem Empfinden nach, meisterlich umgesetzt: Es wird nichts konkret erklärt, nichts aufgeklärt, und doch gibt es hier und da ganz leise eingestreute Hinweise, die mir persönlich total genügt haben, um das Ende in meiner Phantasie weiterzuspinnen. "Es sind die Kleinigkeiten, es sind eigentlich fast immer die Kleinigkeiten, an denen das Traurige sich festmacht, denkt sie. Achtlosigkeit zwischen Erwachsenen ist keine Straftat. Achtlosigkeit, dafür gibt es auf einem Totenschein kein Kästchen zum Ankreuzen." Ohne es direkt vergleichen zu wollen, hat mich der Vibe und die Szenerie an #ZurSee von #DörteHansen erinnert, das ich ebenfalls sehr mochte. Leseempfehlung!

Lesen Sie weiter

Buchhandlung Schreiber

Von: Dominique Stingelin aus Olten

14.12.2022

Ein wunderbarer, tiefgründiger Roman, der mich einfach überzeugt hat. Dieses Buch gibt einem durch feine Andeutungen die Möglichkeit, selbst mitzudenken und eigene Fazite zu ziehen. Ein ruhiger Roman, den ich allen empfehle, die gerne literarische Texte mögen.

Lesen Sie weiter

Das Buch lässt sich gut und flüssig lesen. Ein ruhiger Roman, der ohne viel Aufregung auskommt. Die Geschichte handelt von einer Nachbarschaft, die eigentlich gar nicht richtig vorhanden ist. Es ist ganz interessant, hat aber zwischendurch einige Längen. Die unterschiedlichen Charaktere und Schicksale und auch die komplizierten Lebensumstände der drei Frauen machen nachdenklich. Leider bleiben am Ende viele offenen Fragen, weil auch der Schluss offen und Vieles ungeklärt ist.

Lesen Sie weiter

»Sie überlegt, würde sie gefragt werden, wie gut kennst du deine Söhne?, würde sie sagen: in- und auswendig. Doch Marli hat recht. »Ich bin darauf angewiesen, dass sie mir von sich erzählen. Den Rest muss ich mir meistens zusammenreimen«, antwortet sie. Sie kann nicht genau wissen, wie viel ihre Söhne von sich preisgeben, und was für Menschen sie geworden sind, wirklich geworden sind. Sie kann ihre Söhne nur lieben.« (S.257) 💙 
 Kristine Bilkau erzählt in ihrem Roman »Nebenan«, der zur Shortlist des deutschen Buchpreises 2022 gehört, wie eine Familie aus einem Nachbarhaus in einem kleinen Dorf am Nord-Ostsee-Kanal plötzlich verschwindet und die beiden Nachbarinnen Julia und Astrid sich jede für sich damit auseinandersetzen und darüber Gedanken 💭 machen. Der Roman erzählt leise und einfühlsam die Gedanken, Sorgen, Herausforderungen, Alltage und Leben der beiden Frauen, deren Wege sich überschneiden, die aber dennoch nicht tiefer miteinander ins Gespräch kommen. Dabei fragt der Roman in seiner ruhigen und unaufgeregten Art, wie viel wir eigentlich von den Menschen in unserer engsten Nähe wissen? 
Die Autorin lässt viel Raum für Gedankenkarussels 💭🎠 in den Köpfen der Lesenden, da viele Themen bzw. Handlungswege nicht (vollständig) aufgelöst werden. Vielleicht ist es genau ein solches Gedankenkarussel, das die beiden Protagonistinnen ebenfalls verspüren? 💭 Ich verstehe sehr gut, wieso dieser Roman für viele ein Lesehighlight ist. Ich mochte den Schreibstil der Autorin sehr und fand die Art und Weise, wie die Innenwelt der Protagonistinnen beschrieben wird, sehr einfühlsam und passend. Ich hätte mir aber mehr Antworten auf mein Gedankenkarussel gewünscht. … Insgesamt ein sehr vielseitiger, ruhiger und lesenswerter Roman. 🤍 [3,5/5 ☆]

Lesen Sie weiter

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.