Das Haus hinter dem Maulbeerbaum
Von:
Stephanie Traber
02.07.2015
Ein malerisches Anwesen in den Hügeln Italiens hütet die Spuren unsterblicher Liebe und großer Schuld….
Die Münchner Architektin Agnes Behrend bekommt einen lukrativen Auftrag: Sie soll ein altes Haus in den Hügeln des Veneto in Apartments um planen. Für Agens ist es die Chance wenigstens für ein paar Wochen vor ihrem herrschsüchtigen und extrem eifersüchtigen Ehemann in die Einsamkeit der italienischen Berge zu fliehen und es sich selbst zu beweisen. Agnes ist seit achtzehn Jahren mit ihrem Mann Hans – selbst Architekt – verheiratet und arbeitet ihm im Büro als Sekretärin zu, obwohl sie doch Kunstgeschichte und Architektur studiert hat. Da kommt ihr das Angebot des Italieners Michele Vitanello, welchen sie auf dem Oktoberfest kennengelernt hatte, gerade recht. Trotz aller Versuche ihres Mannes, sie in München zu halten, widersetzt sich Agens zum ersten Mal und tritt die Reise nach Italien an, um dort das Anwesen Ca´More umzugestalten. Doch gerade erst angekommen, gehen die Probleme bereits los. Probleme, an denen der attraktive, aber sehr zurückhaltende Gärtner Matteo nicht ganz unschuldig ist….
Parallel zur Gegenwart wird der Leser geradewegs in die dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts entführt, ebenfalls ins Veneto auf das Anwesen der Vesentins, eine reiche, sehr einflussreiche Familie. Dort tritt die gerade erst zwölfjährige Elisa ihren Dienst als Magd an. Es kommt zu einer schicksalhaften Begegnung zwischen Elisa und Arturo – dem ältesten Sohn ihrer Arbeitgeber-, welche das Leben der beiden für immer verändern sollte. Für beide ist es Liebe auf den ersten Blick, doch auch als die Jahre vergehen, finden Elisa und Arturo nicht richtig zueinander. Und dann, plötzlich, Arturo weiß nicht wie ihm geschieht, ist Elisa verschwunden, verheiratet und mit einem Angestellten der Vesentins und schwanger noch dazu….
In regelmäßigen Abständen wechselt die Autorin geschickt zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart. Die beiden Geschichten beginnen, sich miteinander zu verweben und als Leser wird man wirklich gepackt.
Agnes kommt während ihrer Arbeiten in der Ca´More der Geschichte von Arturo und Elisa auf die Spur und einem damit verbundenem schrecklichen Geheimnis. Sie entdeckt alte Radierplatten des verstorbenen Vorbesitzers, eines exzentrischen, sehr zurückgezogenen Malers. Die verstaubte Druckerpresse bringt surreale Bilder zutage, die sich wie ein Puzzle zu einer unglaublichen Geschichte zusammensetzen – eine Geschichte, welche sich vor langer Zeit genau an diesem Ort abgespielt hat. Immer tiefer verstrickt Agnes sich in die Vergangenheit des Hauses und auch in ihre eigenen Gefühle. Denn sie hat sich nicht nur in das schöne Anwesen verliebt, sondern auch in Matteo. Das muss ich sagen, war so ziemlich das einzige im ganzen Roman, was man wirklich vorhersehen konnte, nämlich, dass Agnes und Matteo sich näherkommen. Doch was dann geschieht, wie es mit den beiden Liebespaaren aus der Vergangenheit und Gegenwart weitergeht, und welche Geheimnisse zutage gefördert werden, überrascht einen als Leser doch ein um das andere Mal.
Ich möchte jetzt nicht zu sehr ins Detail gehen, um nicht zu viel zu verraten oder vorwegzunehmen, aber ich habe diesen Roman wirklich gerne und sehr schnell gelesen. Er hatte genau das, was ein guter Roman braucht: Ich wollte nicht mehr aufhören zu lesen und unbedingt wissen, wie es weitergeht. Ich war gefangen und habe mitgefühlt mit Agnes, Elisa, Arturo und Matteo und muss sagen, dass Helen Abele ein sehr gutes Buch gelungen ist, für das ich fünf von fünf Sternen vergebe!