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Rezensionen zu
Schwerer als das Licht

Tanja Raich

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#bücherliebesbriefe Ich muss diese Zeilen dringend runterschreiben, weil ich die von dir hinterlassenen Abdrücke und Spuren ganz frisch festhalten und weitergeben möchte. Weil du so intensiv bist und viele Gedanken in mir angestoßen hast. Müsste ich dich ganz knackig zusammenfassen, würde ich sagen: Paranoia in Textform. Wir begleiten eine namenlose Protagonistin, die vor nicht bestimmbarer Zeit aus unbekanntem Grund am Strand einer Insel in Südostasien (meine Vermutung aufgrund der geschilderten Tier- und Pflanzenwelt) angespült wird und mittlerweile ein Teil dieser Insel ist. Oder ist sie das gar niemals gewesen? Wovor müsste sie sonst Angst haben? Warum nur erscheint es ihr/uns absolut notwendig und sinnvoll, dass sie sich auf einer Inselfestung verbarrikadiert? Wir bewegen uns mit dieser Frau in ihrer flirrenden Wahrnehmung und wissen nicht, was hier eigentlich geschieht, was real ist und was sich nur in ihrem Kopf abspielt. Sie eine unzuverlässige Erzählerin zu nennen wäre wohl die Untertreibung des Jahrhunderts. Sicher jedoch ist: du beschreibst den Anfang eines Endes. Körper und Psyche dieser Frau sind versehrt, die gesamte Natur scheint sich Schritt für Schritt und mit Höchstgeschwindigkeit dem Tode entgegenzuneigen. Wie eine auf den Kopf gestellte Schöpfungsgeschichte. Du bist düster, beklemmend und poetisch – eine Mischung ganz nach meinem Geschmack! Deine Schwere hat sich mir tief in den Magen gegraben. Dein Plot ist schmal, obwohl ganz viel passiert. Und dabei machst du mal ganz easy mehrere Zugänge auf, die unzählige Interpretationen ermöglichen, ob nun auf individueller oder gesellschaftlicher Ebene oder aber in einer Lesart im Hinblick auf dem Klimawandel. Ein Text, mit dem mensch arbeiten kann; ein Text, der unter die Haut kriecht.

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Raich führt uns auf eine tropische Insel, von exotischen Tieren bevölkert und farbenfrohen Pflanzen bewachsen. Auf der Insel lebt auch eine Frau. Sie ist allein und pflegte bisher eine harmonische Symbiose mit der Natur. Doch irgendwann begannen die Pflanzen zu sterben, alles welkte, verdorrte, wurde faulig und morsch. Nun werden die Tiere immer aggressiver und es beginnt ein Kampf um die letzten Ressourcen, bevor alles in schimmelndem Schwarz ein Ende findet. Bedrohlich ist auch das kriegerische Volk im Norden, das in wilden Trommeltänzen immer weiter in den Süden vorrückt. In ständiger Angst vor Übergriffen baut die Frau ihre Hütte zu einer Festung aus, verschanzt sich hinter einer ganzen Reihe von Fallen und Hindernissen. Doch der Augenblick, in dem sie sich der Konkurrenz stellen muss, wird kommen – wenn sie nicht verhungern will, gibt es vor der Konfrontation kein Entrinnen. Müsste ich SCHWERER ALS DAS LICHT mit einem Wort beschreiben, fiele meine Wahl auf: beklemmend. Die Atmosphäre, die Raich von der ersten Seite an aufbaut, ist dermaßen düster und beängstigend, dass es mir mit jedem Kapitel weiter die Kehle zuschnürte. Verstärkt wird dieses Gefühl durch den schnörkellosen Schreibstil: Figuren bleiben namenlos, beschrieben wird nur das Nötigste; kein Wort ist zu viel, kein Satz zu lang, nur bei den Naturbeschreibungen erlaubt sich Raich, etwas weiter über die Ufer zu treten. Dennoch ist die Prosa nicht ohne Reiz, ganz im Gegenteil. Mit ihrer präzisen, immer den Kern ihrer Aussage treffenden Sprache gelingt der Autorin eine Art dunkle Poesie, ein Text, so schwarz glänzend wie Vulkanglas. Was den Roman ebenfalls bemerkenswert macht, ist die Fülle an Interpretationsmöglichkeiten. Oberflächlich gesehen, kann das Buch schnell als Parabel auf den Klimawandel abgehakt werden, ein Kammerspiel, das den ewigen Kampf Mensch-vs.-Natur widerspiegelt. Doch bei einem tieferen Blick tun sich noch viel mehr Ebenen auf. Möglich wäre auch, dass es sich um das Psychogramm einer Phobikerin handelt, die Angst vor der Außenwelt hat – die Insel als Inbegriff diffuser Bedrohung, die Festung des eigenen Ichs als einzige Zuflucht. Oder beschreibt das Sterben aller Schönheit den Weg in eine Depression? Dieser Reigen mit den Bedeutungen lässt sich bei SCHWERER ALS DAS LICHT endlos tanzen und die Autorin liefert die passende Musik dazu. Die Fragen, die sie dabei stellt, sind sind so klar wie fundamental. Was ist Angst? Was ist Verlust? Was ist Trauer? Warum ist Leben gleich Kämpfen? Tanja Raich hat ein weiteres Mal gezeigt, dass sie zu den großen Stimmen ihrer Generation gehört. Ich erkläre SCHWERER ALS DAS LICHT hiermit zu einem großen Highlight des frisch angebrochenen Literaturherbstes.

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Marlen Haushofer 2.0

Buchhandlung Im Gegenlicht

Von: Florian Valerius aus Trier

06.09.2022

Diese - unsere - Erde könnte ein Paradies sein. Wäre da nicht der Mensch. Eine Frau „lebt“ auf einer tropischen Insel mit exotischer Flora & Fauna. Wieso und warum? Wir wissen es nicht. Eines Tages beginnt alles Leben auf der Insel zu verblühen, zu verrotten, zu vergehen und zu verwesen. Die Frau kämpft immer verzweifelter um ihr Überleben. Ist sie alleine auf der Insel? Es scheint ein (kriegerisches) Volk im Norden der Insel zu geben. Sie begegnet einem Mann, sie trifft auf Kinder. Ist dies die Realität? Ist all dies ein Traum? @raich.tanja - du bist zwar in Meran geboren, aber lebst in Österreich - ich würde daher gerne einen Vergleich ziehen: #schwereralsdaslicht zu lesen war für mich ähnlich elektrisierend wie das Buch „Die Wand“ der #granddame der österreichischen Literatur, Marlen Haushofer. Elementar, existenzialistisch und krass. Ein Roman über Frauen und Männer, Leben und Sterben, die Natur - und ihre Zerstörung. Atemlos flog ich gestern durch die 192 Seiten, getrieben wie vom Rhythmus der Trommeln, die die Frau (und Leser*innen) begleiten. Verwirrung, Angst, Beklemmung. Eine Meditation über Einsamkeit und Zerstörung. Absolute #leseempfehlung.

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Ich gebe zu: ich tue mich mit einer Rezension äußerst schwer, denn es ist wohl ein Roman, welcher beim ersten Mal lesen kaum die Gesamtheit der eingepackten Sprache entblättern kann. Es sind Kaleidoskope aus Botschaften, Aufschreie, wie wir mit unseren Leben und unserer Natur, unserem Planeten, umgehen. Tanja Raich lässt die Welt, eine Frau auf einer Insel als ihre Protagonistin, aufschreien. Sie ist durchdrungen von einer Neugier, geplagt vom Durst des Unbekannten, und hat Angst. Verlust und Zerstörung bedrohen ihre Existenz, Menschen voller Argwohn und Fremdheit wollen sie vernichten. Sie hat sich auf der Insel, auf welcher das Leben sie angespült hatte, eingenistet, versucht von dem zu leben, was die Natur ihr bietet. Doch die Natur welkt, wird schwarz und ungenießbar. In ihrer selbst gezimmerten Festung stellt sie Fallen auf, um ja nicht gefangen zu werden. Denn im Norden der Insel, da sind die Fremden, sie gehören vernichtet, zerstört, um das alleinige Lebensrecht aufrecht zu erhalten. Doch ist es so? Sind da wirklich andere Menschen, Kinder? Trommelgeräusche? Oder sind es nur Trugbilder, im Wahn vor der finalen Vernichtung der Welt gesponnen, dankbare Opfer, Schuldige, um vom eigenen Tun abzulenken? Der Ritt über die Zeilen ist mehr als ein Surfen auf den Wellen der Gefühle. Mal erzählt die Frau selbst, mal wird von außen berichtet. Mal scheint der Schrecken mehr als greifbar, mal werden Opfer zu Täter und umgekehrt. Das mag verwirrender klingen als es ist, denn wir wissen letztendlich nicht, was die wahre Bedrohung ausmacht. Ist es die Natur oder ist es der Mensch? Wer ist wohl verantwortlich für den Verlust der Lebensgrundlage? Ein Satz im Klappentext beschreibt es sehr treffend: „Ein kraftvoller, schonungsloser, sprachlich so messerscharfer wie hypnotisierender Text, der die Natur – und ihre Zerstörung - mit allen Sinnen erfahrbar macht.“ Viele mehr kann ich dazu nicht sagen, außer: kauft und lest dieses Buch. Es ist großartig! Absolute Leseempfehlung! Und ich erlaube mir hier, was die von mir gedeutete Intension angeht, einen Vergleich mit „Die Wand“ von Marlen Haushofer.

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