Amika George erzählt hier vor allem anhand des Beispiels ihrer eigenen Kampagne (FreePeriods), die sie 2017 gestartet hat, von ihren persönlichen Erfahrungen, Erfolgen, Misserfolgen, Hürden, Schwierigkeiten, persönlichen Rückschlägen und vielem mehr. Um es nicht zu einseitig (und damit letztlich wohl auch weniger aussagekräftig) zu halten, kommen zudem weitere Aktivist:innen zu bestimmten Themen und Fragen zu Wort, sodass am Ende ein stimmiges Gesamtbild entsteht und man das Gefühl hat, dass die Ansichten zu den genannten Aspekten in der Blase der Aktivist:innen repräsentativ abgebildet sind, und auf deren Erfahrung kommt es ja hier an.
Das Buch ist komplett durchgegendert und es werden mit jedem Satz wirklich alle Menschen angesprochen – das geht als Lob an die deutsche Übersetzerin und das Lektorat heraus, das war mit Sicherheit sehr viel schwieriger, als es direkt im englischen Original der Fall war, die deutsche Sprache bietet in dieser Hinsicht ja zahlreiche Fallstricke. Wer sich an dieser sprachlichen Entwicklung stört, sollte wohl die Finger davon lassen (man gehört dann aber wohl ohnehin tendenziell nicht zur Zielgruppe, sondern zu der Gruppe, gegen die sich der Aktivismus richtet).
Auffällig (wenn auch nicht erstaunlich) ist, dass sich die meisten Aktivist:innen, die hier zu Wort kommen, wie auch Amika selbst mit einem Thema beschäftigen, was übergeordnet dem Feminismus zugerechnet werden kann. Das ist überhaupt nicht schlimm, da es sich neben der Klimakrise wohl um eines der wichtigsten Themen überhaupt handelt und sich jeder Aktivismus in dieser Richtung lohnt, dennoch geht an dieser Stelle ein wenig der Anspruch als umfassender Ratgeber verloren, da einige Hinweise sehr auf den Inhalt der Bewegungen bezogen sind. Vielleicht hätten dem Buch einige Studien, wissenschaftliche Erkenntnisse oder ganz allgemein Quellenangaben zum Weiterlesen noch mehr Ausdruck verliehen.
Das ist aber eher eine Randnotiz, denn wie in der Ersten Hilfe heißt auch im Aktivismus die wichtigste und eigentlich einzige Regel: Das einzig schlimme ist, wenn man nichts tut.
Und das kann man Amika George und ihren Kolleg:innen auf keinen Fall vorwerfen, ich jedenfalls habe viel über Aktivismus und die Themen, für die sich die zu Wort kommenden Aktivist:innen einsetzen, gelernt und werde mich bezüglich des ein oder anderen Themas jetzt auch noch weiter informieren und fühle mich darüber hinaus ein wenig enthemmter, Missstände offen anzusprechen und meine Stimme zu erheben, wenn mir etwas nicht passt.
Das ist ein gutes Gefühl, Danke dafür!