Unter dem Namen Ellen Sandberg hat Inge Löhnig schon großartige Familienromane veröffentlicht. Auch ihr neuer Roman besticht durch eine gute erzählte Geschichte und interessante Personen, die gezeichnet werden. Das Geheimnis bezieht sich auf Helga, eine äußerst exaltierte Künstlerin, die freiwillig aus dem Leben schied, als ihre Tochter Ulla 15 Jahre alt war. Aber schon Jahre vorher war der Kontakt zwischen Helga und Ulla erloschen. Nach einem tragischen Unfall, bei dem Helga bekifft, einen Crash baute und Ulla verletzt wurde, war die Mutterbeziehung endgültig gekappt. Ulla wuchs nur noch bei ihrem Vater auf. Jahrzehntelang hatte Ulla kein Interesse mehr an diesem Kapitel ihres Lebens. Erst 2020, Ulla steht davor, selbst Großmutter zu werden, die Coronapandemie verändert alles, kehrt sie zurück in das kleine Haus am Chiemsee, in dem ihre Mutter in einer Art Kommune lebte. Der Roman wird nahezu gleichberechtigt zwischen 1975 und 2020 erzählt. Helga und Ulla wechseln sich ab. Ein kleiner Teil geht auch an Luise, die mit Helga gemeinsam in der etwas schrägen WG lebte. Ich habe das Buch gerne gelesen, es liest sich leicht, bewahrt aber über die Geheimnisse von Helga eine gekonnte Spannung. Knapp 430 Seiten für ein langes Herbstwochenende!