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Rezensionen zu
Das Land der Anderen

Leïla Slimani

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€ 22,00 [D] inkl. MwSt. | € 22,70 [A] | CHF 30,50* (* empf. VK-Preis)

Seitdem Leïla Slimani 2016 für ihren Roman Dann schlaf auch du mit dem Prix Goncourt ausgezeichnet wurde, gilt die 1981 in Rabat/Marokko geborene Autorin als eine der renommiertesten und einflussreichsten Autor:innen Frankreichs. Psychologisch genau, offen, nüchtern und eher knapp war auch bereits ihr erster Roman All das zu verlieren, der auf Deutsch erst 2019 veröffentlicht wurde. Nun erscheint von Leïla Slimani ein etwas anderes, auf drei Teile angelegtes Romanprojekt, das episch breiter eine Familiengeschichte zwischen Frankreich und Marokko erzählt, die sehr derjenigen der Autorin ähnelt – Das Land der Anderen ist der erste Band. 1944 lernt die junge Elsässerin Mathilde den für Frankreich kämpfenden Marokkaner Amine Belhaj kennen und verliebt sich in den gutaussehenden Soldaten. Dieser ist von der großen, blonden, unabhängigen Frau bezaubert, sie heiraten. Nach dem Krieg ziehen sie von Mühlhausen in die Nähe der Stadt Meknès am Fuße des Mittleren Atlasgebirges. Hier hat Amine ein Stück Land und ein einfaches Haus geerbt. Hier will er ein erfolgreicher Landwirt werden und versucht sein Glück mit dem Olivenanbau. Für Mathilde war die Hochzeit ein Abenteuer, ein Ausbruch aus ihrer bürgerlichen Welt, in der sie sich langweilte. In Marokko aber holt sie schnell die Wirklichkeit ein. Ihr Zuhause liegt zu weit draußen, als dass sie regelmäßig am gesellschaftlichen Leben der Stadt teilnehmen könnten. Außerdem gehört Mathilde weder ganz zur französischen Gemeinde, die in der „ville nouvelle“ ein noch weitgehend koloniales, separiertes Leben führen, noch zur marokkanischen Bevölkerung, die die Europäerin misstrauisch beäugt. Auch kehrt Amine zu den patriarchalen Gepflogenheiten seiner Heimat zurück. Hat Mathilde noch eine gewisse Freiheit, unterdrückt er seine Schwester Selma gnadenlos. Als ihr Verhältnis mit einem jungen Franzosen bekannt wird – Mathilde ist daran nicht ganz unschuldig -, verheiratet er sie mit seinem viel älteren Regimentskameraden Mourad. Mathilde, für die die Großmutter der Autorin Modell stand, fühlt sich einsam und als Außenseiterin, passt sich aber weitgehend an. Ein längerer Frankreichaufenthalt nach dem Tod ihres Vaters bietet ihr die Gelegenheit zum Ausbruch, die Liebe zu ihren beiden Kindern Aïcha und Selim lässt sie aber zurückkehren. Die kleine Aïcha wird im nächsten Band heranwachsen und ist der Mutter Slimanis nachgebildet. Die Unterdrückung der Frau in den alten patriarchalen Systemen Marokkos ist eines der Themen, die Leïla Slimani in Ein anderes Land anspricht. Mathilde wird ihre Aufgabe in einer Krankenstation finden, wo sie die einfachen Leute medizinisch versorgt, soweit sie das vermag. Aber sie leidet. „Sie hatte sich nicht vorstellen können, was Emigration wirklich hieß.“ Auch ein Freund der Familie, der ungarische Jude Dragan, den die Verfolgung nach Marokko verpflanzt hat, weiß davon ein Lied zu singen. Aber nicht nur den Frauen im Land fehlt die Selbstbestimmung. Ein ganzes Volk lebt unterdrückt von seinen Kolonisatoren, auch wenn Marokko offiziell nur ein "Protektorat" Frankreichs ist. Zu Beginn der 1950er Jahre beginnt sich dagegen Widerstand zu regen. Amines Bruder Omar ist in der Rebellenorganisation aktiv. 1956 wird Marokko unabhängig. Die Familie und besonders die Kinder Aïcha und Selim stehen zwischen den Fronten. Sie fühlen sich ein wenig wie der „Zitrangenbaum“ im Garten „‚Wir‘, sagte er, ‚sind wie dein Baum, halb Zitrone, halb Orange. Wir gehören zu keiner Seite.‘ (...) Während er leise auf den Flur trat und die Tür schloss, dachte er, dass die Früchte des Zitrangenbaums ungenießbar waren.“ Es geht Leïla Slimani also auch um Identität in Ein anderes Land. Sie entfaltet ihre Themen in einem historischen Tableau, das aber niemals üppig oder ausufernd wird. Sie erzählt fast nüchtern und leicht distanziert, eher konventionell, dabei aber atmosphärisch, lebendig und mitreißend. Durch die verschiedenen Perspektivwechsel wird die Spaltung und Zerrissenheit der Protagonisten besonders deutlich. Man darf auf die Fortsetzungen gespannt sein.

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Dieses Buch ist ganz anders als Leïla Slimanis Pageturner »Dann schlaf auch du«, aber nicht minder lesenswert. Die Sprache ist hier üppiger und bildreicher, das Erzähltempo vergleichsweise gemächlich. Die Handlung schweift ab, und streift auch das Leben der zahlreichen Nebenfiguren. Der ausschweifendere Stil passt aber gut zum Sujet, der Roman gewinnt dadurch an Tiefe und Würze. Facettenreiches Porträt einer Auswanderin, deren Träume zerplatzen und die im damaligen französischen Protektorat zwischen allen Stühlen sitzt.

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Das Land der Anderen

Von: Anna

20.07.2021

Das Land der Anderen ist ein tolles Buch, dass sehr vielschichtig ist. Hauptsächlich geht es um Mathilde und Amine, die versuchen sich ein gemeinsames Leben in Marokko aufzubauen und das gegen alle Widrigkeiten wie dürres Land, unterschiedliche kulturellen Hintergrund und dem normalen Alltagswahnsinn. Zusätzlich begleitet man die beiden Kinder der Beiden, die ebenfalls versuchen als "Mischlingskinder" ihren Platz in der Welt zu finden. Und ganz nebenbei begleitet man noch Amines Mutter und Schwester die in völlig unterschiedlichen Zeiten leben und versuchen ihr Leben als selbstbestimmte Frauen zu leben. Das Buch ist sprachlich ziemlich ruhig gehalten - es feiert ebenso bedächtig Erfolge, wie es Niederschläge nicht überdramatisiert. Am Ende des Buches möchte man gerne noch weiterlesen um zu erfahren, was nun aus den ganzen Charakteren, die einem im Verlauf des Buches ans Herz wachsen, wird.

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„War sie zu so einer Frau geworden? Einer von denen, die die anderen drängten, vernünftig zu sein, zu verzichten, die die Achtbarkeit über das Glück stellten?“ (S. 337) Wenn Lëila Slimani ein neues Buch herausbringt, werde ich sofort hellhörig, denn „Dann schlaf auch du“ hat mich vor ein paar Jahren richtig umgehauen. In ihrem neuesten Buch „Das Land der Anderen“ geht es um eine Familiengeschichte mit sehr unterschiedlichen Charakteren. Mathilde, eine junge Elsässerin, verliebt sich zur Zeit des 2. Weltkriegs in Amine, einen marokkanischen Offizier. Die beiden heiraten und lassen sich nun in Marokko nieder. So also der grobe Rahmen der Geschichte. Es war ein wenig seltsam, denn ich wurde mit keiner der Personen richtig warm. Immer, wenn sie mir ein Stück weit näher kamen, passierte etwas, was sie wieder von mir entfernte… Ging es nur mir so? Oder habt ihr das genauso empfunden? Trotzdem habe ich die Geschichte sehr gern gelesen. Das Leben in der Fremde, die Rolle der Frau, Freiheitssehnsucht, unkonventionelles Leben… sehr viele Themen werden hier angesprochen und haben mich zum Nachdenken gebracht! Slimanis Schreibstil war wie gewohnt absolut nach meinem Geschmack. Ich bin nur so durch die Seiten geflogen. Und gleichzeitig habe ich über die so oft unterschätzte, aber extrem wichtige Leistung der Übersetzer:innen nachgedacht #ameliethoma ! Denn letztlich ist so ein Buch ein ganzes Stück weit auch „ihr Werk“…!!!

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Ich habe bisher noch nichts von der Autorin Leïla Slimani gelesen, aber schon einiges von ihr gehört. Daher war ich umso gespannter auf „Das Land der Anderen“ und ich wurde nicht enttäuscht. Der Roman basiert auf der Biografie ihrer Großeltern und beschreibt das Leben in Marokko zu einer Zeit, in dem das Land unabhängig von der französischen Kolonialmacht werden wollte. In dieser wichtigen geschichtlichen Spanne erzählt Slimani die Geschichte von Mathilde und Amine. Mathilde stammt ursprünglich aus dem Elsass und ist der Liebe wegen mit Amine in sein Heimatland Marokko gegangen. Dort durchlebt sie unterschiedliche Phasen. Zunächst sind da die Neugier und Freude wegen all dem Unbekannten, die jedoch schon bald abgelöst wird, durch den harten und bitteren Alltag. Als Europäerin hat sie im fremden Land zwar mehr Vorzüge als die einheimischen Frauen, muss sich aber dennoch in gewisser Weise der vorherrschenden Mentalität beugen. Ein innerer und äußerer Streit von Mathilde mit sich selbst und ihrer Umwelt wird dargestellt, der mit zusätzlichen Informationen zu Marokkaner*innen und der politischen Situation ausgeschmückt wird. Slimani erzählt in einem ruhigen Ton. Es gibt wenige Stellen, die dramatisiert sind. Viele Situationen, die andere Autor*innen möglicherweise hervorgehoben und besonders ausgeleuchtet hätten, verschwimmen mit dem normalen, alltäglichen Leben. Doch gerade dieser ruhige, dahinfließende Erzählstil fesselte mich. Die Figuren in der Geschichte erleben keine außergewöhnlichen Dinge, sondern sind Personen des Alltags, die überall vorkommen könnten. Schwierigkeiten und Probleme sind auch in bei ihnen vorhanden, doch sie werden nicht zu Sensationen und besonderen Höhepunkten der Handlung ausgeschlachtet, sondern realitätsgetreu geschildert. Slimani möchte keine Sensationsgeschichte schreiben, um größtmögliche Spannung zu erzeugen, sondern einen kleinen Ausschnitt der Gesellschaft in Marokko der damaligen Zeit darstellen. Leïla Slimani schreibt über und für die Menschen – das macht den Charme des Buches letztlich aus.

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Ankommen in der Fremde

Von: Junefeelings

04.07.2021

In "Das Land der Anderen" beschreibt Leïla Slimani die Reise der Französin Mathilde, die ihrem Mann Amine in dessen Heimat Marokko folgt. Dort erwartet sie und bald auch ihre zwei Kinder allerdings ein karges Leben. Trotz sprachlicher und kulturelle Unterschiede stellt sich Mathilde mutig und entschlossen ihrem neuen Leben. Der Autorin gelingt es bildhaft und eindrucksvoll die Hindernisse und deren Bewältigung in einer interkulturellen Ehe zu beschreiben. Durch den eingängigen Schreibstil ist es den Leser:innen einfach möglich in die Welt der Mathilde und ihrem Umgang mit der fremden Kultur einzutauchen, die jetzt ihr Zuhause ist.

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Tiefgehende Story

Von: Daniela

03.07.2021

Das Land der Anderen von Leila Slimani ist 2021 bei Lutherhand erschienen. Das Cover ist sehr gelungen und hebt sich von anderen Covern durch das schwarz/weiß Foto ab. Das Buch besitzt 380 Seiten. Der Schreibstil der Autorin war sehr angenehm zu lesen und ich fand die Wortwahl sehr schön. Besonders die Beschreibungen fand ich gelungen. Ich brauchte einige Seiten um richtig in der Story anzukommen. Danach konnte ich es dann aber gut durchlesen und fand es auch spannend. Ein paar Stellen waren allerdings dabei die mir zu langwierig waren. Daher auch ein Stern Abzug. Die Idee der Story mochte ich sehr gerne und finde sie auch kreativ. Ich habe mit gefiebert und fand es ergreifend. Das Buch ist lesewürdig und ich empfehle es sehr gerne weiter!

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Das Land der Anderen

Von: TuGa

28.06.2021

"Das Land der Anderen" - ein Roman, der über weite Strecken im ländlichen Marokko ab Ende der 1940er bis in die 1950er Jahre hinein angesiedelt ist und einen Abschnitt des Lebens der Elsässerin Mathilde beleuchtet. Gemeinsam mit ihrem marokkanischen Ehemann Amine und den gemeinsamen Kindern lebt sie in einfachen Verhältnissen, die Kulisse bildet die Geschichte des Landes während dieser Zeit, gekennzeichnet durch aufkeimende Aufstände und Proteste wenige Jahre vor Marokkos Unabhängigkeit von Frankreich. Der Autorin gelingt es m. M. nach gut, das Land und dessen Bewohner "zu spüren" und auch das Kennenlernen der Historie ist ein Gewinn für den Leser. Allerdings gelang es mir nicht, mit der Protagonistin wirklich warm zu werden und ihre Handlungen nachzuvollziehen. Einiges wirkte verwirrend und nicht auserzählt, auch gibt es häufig Sprünge, z. B. zwischen den Erzählperspektiven. Dadurch fehlte ein wenig der rote Faden. Dennoch ist das Buch schon allein aufgrund der durchaus interessante Familien- und Landesgeschichte zu empfehlen. Man kann gespannt auf weitere Werke der Autorin sein.

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