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Rezensionen zu
Der gefrorene Himmel

Richard Wagamese

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€ 12,00 [D] inkl. MwSt. | € 12,40 [A] | CHF 17,50* (* empf. VK-Preis)

Der gefrorene Himmel

Von: Doris N.

19.03.2021

Ein berührendes Meisterwerk von einem leider bereits verstorbenen Schriftsteller, das in seiner Intensität nichts zu wünschen übrig lässt! Es ist erschreckend zu erfahren, was unsere sogenannte Zivilisation der indianischen Urbevölkerung Amerikas angetan hat. Kinder, die ihrer Familie und ihrem Umfeld entrissen werden, um sie zu "erziehen", welch ein Unrecht wurde da begangen! Die liebevolle Erzählung hat mir manches Mal Schamröte und Tränen beschert, ist doch Vieles auf jedem Kontinent vergleichbar. Dieses Buch sollte Pflichtlektüre in den Schulen werden.

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Nicht leicht zu rezensieren

Von: BzbE1982

19.03.2021

Ich bin mir wirklich nicht sicher, wie ich mir anmaßen kann, ein Urteil über das Gelesene zu fällen, und gleichzeitig dem Thema, was hinter dem Buch steht, gerecht zu werden. Aber mich hat die Geschichte sehr bewegt und auch, wenn sie aufgrund ihrer realen Vorlage teils geradezu schmerzhaft zu lesen ist, finde ich es dennoch wichtig, darüber zu schreiben und „Der gefrorene Himmel“ allen anderen Leserinnen und Lesern ans Herz zu legen. Zur Handlung muss gar nicht viel mehr gesagt werden, als es aus der Kurzbeschreibung hervorgeht: Es geht um die indigene Bevölkerung Kanadas in den 1960er Jahren, um Eishockey, um Rassismus, Unterdrückung und unvorstellbare Grausamkeit gegenüber allen, die nicht der Weiße Mann sind. War ich anfangs noch ein wenig irritiert, fügten sich im Verlauf immer mehr Steine an ihren Platz, bis keiner mehr übrig war. Ganz am Ende wird in einem Nachwort noch das Werk Wagameses kurz vorgestellt und das Buch analysiert. Das hilft einerseits bei der historischen Einordnung und der Beurteilung des biografischen, sowie historisch biografischen Anteils, liest sich andererseits aber ein wenig wie eine Klausur aus der gymnasialen Oberstufe. Das aber als einziger Punkt, an dem ich zumindest leise Kritik äußern möchte. Bedeutungsvoll, intensiv und absolut ehrlich.

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Emotional packend

Von: Lena

19.03.2021

In seinem Roman "Der gefrorene Himmel" erzählt Richard Wagamese die Geschichte von Saul, einem Ojibwe-Indianer in Kanada. Die Geschichte beginnt in den 60ern, Saul ist noch ein Kind und berichtet von der Kultur und dem Glauben seiner Herkunft. Zunächst fiel mir das Lesen durch all die unbekannten Begriffe noch recht schwer, aber sobald ich einmal drin war, konnte ich nicht mehr aufhören. Saul wird ziemlich schnell von den weißen Kanadiern eingesammelt und in ein katholisches Internat gebracht, in dem die Indianerkinder zivilisiert werden sollen. Der Umgang ist rau und ließ meinen Mund offen stehen - besonders wenn man weiß, dass sich der Autor diese Umstände keinesfalls ausgedacht hat, sondern es diese Einrichtungen tatsächlich gab. Nahezu unvorstellbar! Wie gesagt war ich plötzlich mitten in der Geschichte und konnte nicht mehr aufhören zu Lesen. Die Erzählung packt, obwohl sie recht sachlich formuliert ist. Doch es steckt so viel zwischen den Zeilen, es gibt so viel Unausgesrochenes, dass das Leseerlebnis wirklich intensiv ist! Ein zentrales Thema in dem Roman ist auch der Sport Hockey. Obwohl ich kein Sport-Fan bin, waren die Beschreibungen der Spielzüge zu keiner Zeit langweilig, denn auch hier versteckten sich stumme Botschaften, die Sauls Geschichte ungemein Tiefe geben. Alles in allem ist es ein wirklich großartiger Roman, der mich zu Tränen gerührt hat, mich fassungslos gemacht hat und der bestimmt noch lange in mir nachhallen wird. Absolut lesenswert!

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Richard Wagamese ist definitiv ein begnadeter Erzähler. Seine Romane kreisen um indigene Kultur, um Alltagserfahrungen, Rassismus, Wurzellosigkeit und damit einhergehenden Alkoholismus. In "Der gefrorene Himmel" beschäftigt er sich mit den Residential Schools, den Aufbewahrungshöllen, in die indigene Kinder eingewiesen wurden, weggerissen aus ihren Familien und ihrer gewohnten Umgebung, in denen christliche Betreuer ihnen Gottesgehorsam und "angemessenes Benehmen" mit Gewalt eindrillen, mit drakonischen Strafen und nicht selten sexuellen Übergriffigkeiten. Als gebrochene Menschen verlassen die Kinder diese Heime, haltlos und orientierungslos. Saul ist eines dieser Kinder, aufgewachsen bei seiner Großmutter, die ihn traditionelles Odjibwe-Leben lehrt und ihn vor der Obrigkeit versteckt, bis zu ihrem plötzlichen Tod. Von einem Moment auf den anderen ändert sich sein ganzes Leben. Sein herausragendes Talent für Eishockey verschafft ihm die einzigen unbeschwerten Momente seiner Kindheit. Kann dieses Talent ihm auch eine Zukunft bieten? Richard Wagamese selbst ist in Pflegefamilien aufgewachsen und hat seine eigene Familie erst spät wiedergefunden. Seine Erfahrungen lässt er in den Roman einfließen, verknüpft seine eigene Geschichte mit der seines Protagonisten. Ein stilles, eindringliches Buch ist "Der gefrorene Himmel", ein Buch, das mir nächtliche Alpträume bereitet hat, weil sein Inhalt mich bis in meine Träume verfolgt hat, ein Buch, das mich lange nicht loslassen wird und das, obwohl mir die Residential Schools nicht unbekannt waren. Viel zu sehr steckt in unseren Köpfen häufig noch der Klischee-Indianer, Winnetou und "...kennt keinen Schmerz". Es braucht Bücher wie dieses, um diesen realitätsfernen Blick gerade zu rücken.

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Beklemmend und mitreißend

Von: Honeymilky

16.03.2021

Sehr empfehlenswertes Buch, auch wenn es durchaus schwere Kost ist. Das Thema der indigenen Bevölkerung in Kanada war mir völlig fremd. Es geht u.a. um sexuellen Missbrauch, Diskriminierung und Alltagsrassismus, Gewalt und Alkoholismus. Das war beim Lesen zeitweise wirklich kaum auszuhalten. Ich mag den Schreibstil des Autors sehr und es ist sicher nicht das letzte Buch gewesen, was ich von ihm gelesen habe.

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Bittersüße Biographie

Von: Shordi

15.03.2021

In dem Buch 'Der gefrorene Himmel' von Richard Wagamese, dürfen wir Indianer Junge Saul beim Heranwachsen begleiten. Die Geschichte ist keine Biographie eines realen Menschen und doch eine, wie sie tausenden Ureinwohnern Kanadas im 20. Jahrhundert passiert ist und die auch heute noch Auswirkungen auf den Alltag hat. Getrennt von Familie und geprägt von Diskriminierung und Vorurteilen wächst Saul zunächst in einer Einrichtung auf, in der Grausamkeiten geschehen, die sich nicht in Worte fassen lassen. Glücklicherweise zeigt Saul ein Talent für Eishockey das er mit hartem Training ausbaut. Trotz allem soll ihm das Glück zu einem glücklichen Leben einfach nicht gegönnt sein. Wagamese lässt den Leser am Alltag Sauls Teil haben und spüren was es bedeutet für seine Abstammung benachteiligt zu werden. Der Leser durchläuft sämtliche Stimmungen Sauls mit, wenn Saul über das Eis fegt, fegt man als Leser mit, wird er rassistisch beschimpft, wird man wütend, ist Saul resigniert, so spürt man den Wunsch ihn wachzurütteln und dass ihm endlich das erfährt, was er verdient. Ich empfehle das Buch jedem weiter. Das was hier berichtet wird ist Allgemeinwissen über das viel zu lange geschwiegen wurde.

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Ein dunkles Kapitel in Kanadas Geschichte

Von: Bibliomarie

15.03.2021

Richard Wagamese ist ein indigener kanadischer Autor, dessen Buch „Der gefrorene Himmel“ nun auch in deutscher Übersetzung erschien. Was für ein gewaltiges und wichtiges Buch. Er lässt seinen Protagonisten Saul Indian Horse von seinem Leben berichten. Das geschieht rückblickend, als Saul in einer Suchtklinik in Therapiegesprächen von seiner Vergangenheit berichtet, er will nicht sprechen, er schreibt seine Geschichte auf. So taucht der Leser unmittelbar in sein Leben ein. Die ersten Jahre noch in der Obhut der Großmutter, die das traditionelle Leben der Objiewe aufrechterhalten will. Sauls Eltern sind gebrochene Menschen, beide haben die grausamen kanadischen Residential Schools durchlaufen und nach Großmutters Tod, macht auch Saul seine Erfahrungen mit dieser Institution. Unter dem Deckmantel der Erziehung werden die Kinder den Eltern entrissen, Sprache, Tradition, Kultur – das alles soll ausgemerzt werden. Die Schulen selbst sind Verwahranstalten, ein bisschen Lesen und Rechnen, ansonsten wartet harte Arbeit auf Saul. Er sieht die Kinder an Krankheiten sterben, sieht die Suizide der Mitschüler, die keinen Ausweg mehr sehen, wenn die Übergriffe der Patres zuviel werden. Der kleine, schmächtige Saul findet einen Ausweg im Eishockey, das die Kinder im Winter auf dem gefrorenen Feld spielen. Sein Talent fällt auf, er kommt so einer Pflegefamilie und bald werden auch weiße Talentscouts auf ihn aufmerksam. Ich konnte dieses Buch nicht aus der Hand legen und musste doch immer wieder Pausen einlegen, sonst hätten mich Grausamkeiten, die Saul er- und überleben muss, überwältigt. Das Buch ist ein Roman, aber wenn man die Lebensgeschichte Richard Wagameses liest, erkennt man durchaus Parallelen. Einen solchen Roman kann man sicher nicht schreiben, wenn man nicht selbst oder aus erster Hand von den Erfahrungen der Indigenen mit den staatlichen Institutionen weiß. Aber genauso beeindruckend sind die Schilderung der Natur und der arktischen Kälte auf den Natureisflächen, da findet Wagamese wunderschöne, poetische Beschreibungen, die mich durchatmen ließen. Der Autor klagt nicht an, aber als Leser kann ich nicht umhin, den institutionellen Rassismus zu sehen, den die weiße Bevölkerung sicher noch heute zeigt. Ein bemerkenswertes Nachwort ergänzt den Roman. Mir fiel auf, dass auch der Gender-Sprache Rechnung getragen wird. So ist der Objiwe Medizinmann ein Medizinmensch, ob das Wagamese im Original so schrieb?

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„Sie kommen auf verschiedenen Wegen, diese Zhaunagush“, sagte sie. „Ihre Reden und ihre Geschichten können dich genauso schnell wegschaffen wie ihre Boote.“ Als Kind hatte ich also Angst vor den Weißen. Wie sich zeigte, mit gutem Grund. Die Handlung des preisgekrönten Romans „Der gefrorene Himmel“ von Richard Wagamese dreht sich um Saul Indian Horse aus dem Stamm der Ojibwe. (Anishinabek) Er lebt mit seiner Familie im nördlichen Ontario. Als seine alkoholabhängigen Eltern die Familie verließen, brachte seine Großmutter den kleinen Jungen in die Stadt. Saul wird in St. Jerome’s untergebracht, einem staatlichen Heim, in dem noch viele andere Kinder indigener Abstammung leben. Um dem rauen Alltag in der Einrichtung, sowie den Grausamkeiten der Nonnen und Pater wenigstens psychisch zu entkommen, verschließt er sich in sein Innerstes und findet nur im Eishockeyspiel ein wenig Freude. „Wenn dir die Unschuld genommen wird, wenn dein Volk verleumdet wird, wenn die Familie, der du entstammst, beleidigt und bloßgestellt wird, wenn deine Stammesbräuche und -rituale als rückständig, primitiv, barbarisch gebrandmarkt werden, dann betrachtest du dich selbst nicht mehr als menschlich. Das ist die Hölle auf Erden, dieses Gefühl der Unwürdigkeit. Und das haben sie uns angetan.“ Sauls ungewöhnlich ausgeprägtes Talent für diesen Sport bleibt nicht lange verborgen und schon bald kommt er bei der Familie Kelly unter gesetzliche Vormundschaft. Er darf in der örtlichen Eishockeymannschaft „The Moose“ mitspielen, deren Mitglieder ebenfalls den First Nations angehören. Eishockey öffnet Saul Indian Horse so manche Tür, doch konfrontiert es ihn auch mit dem vollen Rassismus der Weißen. Während Saul für das Spiel lebt, wird er immer wieder auf seine Herkunft reduziert, beleidigt, beschimpft und verprügelt. Als er den Sprung in die NHL schafft, wird es umso härter. Die Presse vergleicht seine Spielweise immer wieder mit Kriegspfad, Skalps jagen oder den leuchtenden Augen eines Kriegers in voller Kriegsbemalung. „Ich wollte immer höher steigen, einer der glänzenden Sterne werden. Aber sie ließen mich nicht bloß Hockeyspieler sein. Ich musste immer Indianer bleiben.“ Wenn man sich ein wenig mehr mit Geschichte beschäftigt, kommt man nicht umhin sich zu fragen, ob es irgendetwas gibt, wo die Weißen in all ihrer Zivilisiertheit nicht eingedrungen sind und es sich widerrechtlich angeeignet haben. Richard Wagamese hat einen einfühlsamen und unvergesslichen Roman über das Leben eines kleinen Jungen geschrieben, der seinen Platz in einer Welt sucht, in der es wegen seines kulturellen Erbes keinen Platz zu geben scheint. Wenn man sich mit dem Autor ein wenig näher befasst, erkennt man hier und da ein paar autobiografische Züge, die er in die Geschichte mit einfließen ließ. Hierzu bietet das Nachwort von Katja Sarkowsky mehr Informationen und rundet das Leseerlebnis nochmals ab. Wunderbar übersetzt von Ingo Herzke. Pittoreske Sprache, zugänglich und absolut lesenswert.

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