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Rezensionen zu
Vladimir

Julia May Jonas

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Völlig anders als erwartet entwickelte sich die Geschichte unserer Erzählerin mit Vladimir.. tiefe Einsichten in eine ( zum Teil) gebrochene Seele einer Frau, die sich in der zweiten Hälfte ihres Lebens befindet. Schade, dass ihr das Älterwerden und die damit verbundenen Veränderungen des Körpers so zusetzen und an ihrem Selbstbewusstsein nagen… Schade, aber nachfühlbar.. Sehr spannend fand ich die Dynamik zwischen ihr und ihrem Ehemann. Wollen sie doch das ideale Paar sein, das ohne Eifersucht eine offene Ehe führt. Was zwischen den Zeilen fühlbar wird, hat mich berührt und verstört zugleich. Leider hat das Ende mit gar nicht gefallen, war das Buch doch bis dahin auf dem Weg ein kleines Highlight zu werden. Insgesamt ist die Stimmung im Buch düster und zynisch, was man mögen muss. Es entwickelt nach und nach einen Sog ohne zu reißerisch zu werden im Plot.

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Sagen wir mal, wir tauschten die Rollen. Wir tauschten eben nur die Rollen und nicht die eingepflanzten Muster und Strukturen, welche Denken und Tun in weiten Teilen bestimmen. Um‘s mal konkreter zu machen: Die Umkehrung der Besetzung von Martin Walsers Brandung macht aus der Protagonistin nicht einfach eine weibliche Helmut Halm. Oder noch konkreter: Die 58jährige Professorin bei Julia May Jonas ist heiß auf den 40jährigen Juniorprofessor "Vladimir". (Hat jemand eigentlich schon erwähnt, dass das ein doofer Zeitpunkt für diesen Namen auf dem Cover ist?) Ihr Mann hat gerade ein lästiges Verfahren wegen seiner zahlreichen Affären mit jungen Studentinnen am Hals, was sich für die Ehe als weitaus schwieriger erweist als die beiderseitig zugestandene Untreue. Die Besessenheit der Professorin vom sexy Toy Boy wird jedoch von Reflektionen des eigenen Alters gebrochen. Durch die nervtötende Überzogenheit der Selbstzweifel schafft die Autorin ein Statement für die Abgef*theit von (eben leider vorrangig weiblich konnotierten) Selbstzweifeln. Parallel gelingt es der Protagonistin, sich die sexuelle Obsession für ihre schriftstellerische Arbeit nutzbar zu machen und damit Kontrolle zurückzugewinnen. Auch wenn ich den Roman insgesamt etwas langatmig fand, mochte ich besonders, dass die dargestellten Männer (im Grunde alles bedürftige und manipulierbare Schwächlinge - egal wie hübsch der Waschbrettbauch auch ist) den Bechdel-Test kaum bestehen dürften. Feministische Rache ist süß!

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Der Auftakt: die 58-jährige, namenlose und emanzipierte Protagonistin steht an einem Wendepunkt in ihrem Leben. Seit fast 30 Jahren arbeitet sie als Literaturprofessorin an einem kleinen College an der amerikanischen Ostküste. Ihr Ehemann John, mit dem sie eine offene und sexuell freizügige Beziehung führt, ist bis auf weiteres vom Dienst suspendiert worden und wartet auf sein Gerichtsverfahren. Die Anklage: sexuelles Fehlverhalten gegenüber sehr viel jüngeren Studentinnen. Seitens College-Leitung und einigen Vertreterinnen der weiblichen Studierendenschaft werden Forderungen nach Beurlaubung laut und Tochter Sidney plädiert ebenfalls vehement für eine endgültige Trennung von John. In dieser angespannten Atmosphäre betritt der Auserkorene Vladimir Vladinski die literarische Plot-Bühne: Sohn russischer Einwanderer, Vater einer kleinen Tochter, experimenteller Romanautor und neuerdings Juniorprofessor am besagten College. Er wird zum menschlichen Objekt der sexuellen Begierde der Protagonistin, und gleichsam ihre beste Projektionsfläche. Ein gemeinsamer Ausflug in eine abgelegene Hütte, in der die Literaturprofessorin den jüngeren Kollegen verführen will, endet schließlich mit desaströsen Folgen - für alle Beteiligte. Nun, wo fange ich an?! Ich habe ja ein großes Herz für unangepasste Figuren, die nicht der Norm entsprechen, etwas schräg und provokativ sind. Für Romane, die zahlreiche sprachliche Spitzen enthalten, subtile Gesellschaftskritik üben und zum Perspektivenwechsel anregen. Für Romane, die erobert werden und nicht auf Anhieb gefallen wollen. Es ist demnach vielleicht auch nicht verwunderlich, dass mich der Debütroman von Julia May Jonas in der außergewöhnlichen Figurenzeichnung stark an jene Charaktere in den bislang von mir gelesenen Büchern von Ottessa Moshfegh erinnert - eine Autorin, die sicherlich spaltet, ich aber persönlich großartig finde. Und somit hat „Vladimir“ mich einerseits ziemlich abgeholt, weil in dieser Hinsicht all jene Aspekte erfüllt werden, die mein Leseherz höher schlagen lassen. Bis es zum erhöhten Pulsschlag kam, hat es allerdings leider etwas gedauert. Die erste Hälfte des Romans ist aus meiner Sicht dominiert von einer teils unerträglichen Ich-Bezogenheit der Protagonistin sowie einer absoluten Fokussierung auf Äußerlichkeiten und körperliche Merkmale. Dies mag ein wichtiges erzählerisches Motiv der Selbstreflexion und ein Abbild der inneren Zerrissenheit sein, führte bei mir aber fast zum vorzeitigen Abbruch. Weil man damit bei mir alles triggert, was man in diesem Kontext nur triggern kann. Gut gefallen hat mir wiederum, dass „Vladimir“ nicht nur zentrale Themen wie u.a. Machtmissbrauch, Fragen zu Moral und Schuld, Sexualität, Gender(politik), weiblicher Selbstermächtigung und (non-soziokonformen) Beziehungskonstrukten in den Fokus nimmt, sondern sich der Roman auch als eine pure Hommage an das Schreiben sowie die Literatur im Allgemeinen liest. Meinerseits: eine Leseempfehlung, aber mit kleineren Einschränkungen. Übersetzt von Eva Bonné.

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