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Rezensionen zu
Der Markisenmann

Jan Weiler

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Über die Schuld (k)ein Vater zu sein Rezension zu Jan Weilers »Der Markisenmann« »Mein Vater war vielleicht einer der letzten seiner Art, und auch wenn seine Arbeit eine selbst auferlegte Strafe war, so ging er ihr mit einer Freude und einer Demut nach, die man sich nur erklären kann, wenn man versteht, was es bedeutet, eine Strafe anzunehmen. Es heißt unter Umständen, sie sich zur Lebensaufgabe zu machen. Sie abzutragen wird zum Beruf. Und warum sollte man diesen nicht mit Freude absolvieren?« (S. 250) Behütet doch deplatziert. Kim ist noch mitten in der Pubertät. Um genau zu sein: sie ist fünfzehn Jahre alt. Sie wohnt mit ihrer Mutter, ihrem Stiefvater und ihrem Halbbruder in einem großen Haus, mitten in einer wohlhabenden Gegend. Wer sich hier niederlassen kann, muss wirklich reich sein. Und wenn es einer ist, dann ihr Stiefvater. Abgesehen davon hat das Leben in dieser Umgebung für Kim wenig Gutes. In der Schule rutscht sie immer weiter ab und ihr Stiefvater Heiko lässt sie bei jeder Gelegenheit spüren, dass sie doch nicht so richtig zur Familie gehöre, dass sie das schwarze Schaf sei und er von ihr zwar nichts erwarte, trotzdem aber immer wieder enttäuscht würde. So lebt sie Tag für Tag mit der Last, in ihrer eigenen Familie nicht gewollt zu sein. Diese Last ist erdrückend und eines Abends explodiert sie einfach. Aus dem Nichts, Kim selbst hatte es nicht geplant, es war keine Absicht. Es passierte einfach und zerbrach den letzten Rest familiären Halt, den sie noch hatte. Den Unfall, der ihrem kleinen Bruder beinahe das Leben gekostet hätte, wird sie nie vergessen. Ihre Schuld wird sie, trotz seines Überlebens, nie abschütteln können. Nebenbei neigt sich auch das Schuljahr seinem Ende entgegen und lädt zur familiären Urlaubsplanung ein. In die Vereinigten Staaten solle es gehen, Heiko habe schon alles gebucht und bezahlt. Es ist eine Mischung aus Urlaub und Arbeitsreise. Doch Kim wird nicht fliegen. Als ihre Mutter es ihr erzählte, war es für beide keine leichte Unterhaltung. Aber Heiko hatte entschieden und ein solches Urteil duldete keinerlei Verhandlung. Es stand fest. Kim verbrachte ihre Ferien in Deutschland, allerdings nicht allein... Der verschwommene Vater. Sie hat ihn nie kennen gelernt, er hat sich nie bei ihr gemeldet, nie zum Geburtstag gratuliert, ihr nie eine Weihnachtskarte geschickt. Auf dem einzigen Bild, das von ihm existierte, steht er verschwommen da, sodass in ihrem Kopf für immer eine verschwommene, unnahbare Gestalt die Rolle des biologischen Vaters einnahm. Und genau zu diesem Mann sollte sie nun für sechs volle Wochen ziehen. Sie fuhr mit dem Zug und er holte sie vom Bahnhof ab. Die ersten Momente waren komisch, beide waren mehr als überfordert mit der Situation und Kim wusste schnell, sie müsse sich einen Weg zu Flucht suchen, nie im Leben würde sie ihre Ferien bei diesem fremden Mann verbringen. Auch als sie sein Haus sah, rutschte der Schreck tiefer in ihren jugendlichen Körper. Er lebte mitten im Gewerbegebiet, in einer alten, heruntergekommenen Lagerhalle. Dort hatte er ein kleines, fensterloses Zimmer für sie eingerichtet, garniert mit einem Regal voller Schrauben und Nägel. Das liebevolle Ferienhaus der nächsten sechs Wochen. Doch nach und nach kamen beide ins Gespräch. Sie lernten sich kennen, trotz der Distanz, die zwischen ihnen herrschte. Sie erfuhr auch grob, warum dieser Mann, der ihr Vater war und Ronald Papen hieß, in diesem Lagerhaus lebte: Er arbeitete hier und Ronald Papen ist ein funktionaler Geschäftsmann, der sich eine Miete sparen kann, indem er einfach in seinem Ein-Mann-Betrieb lebt. Und so tat er es seit vierzehn Jahren und brachte seine erstaunliche Ware an die Menschen des Ruhrgebiets: Markisen. Aber keine neuen, gutaussehenden. Nein, Ronald Papen verkaufte einen gigantischen Altbestand an unsagbar hässlichen DDR-Markisen in zwei Varianten: Version »Mumbai« in einer Vermischung aus Braun, Orange und Gelb, sowie Version »Stockholm«, eine Musterung aus Gelb, Blau und Grün. Eines hässlicher als das Andere, verkaufte er immerhin knapp über zwanzig dieser Ungetüme. Innerhalb der letzten vierzehn Jahre... Dass ihr Vater ein erfolgloser Geschäftsmann sondergleichen war, begriff Kim innerhalb von Minuten. Doch in den kommenden Wochen wurde aus seinem Markisenhaufen das Fundament einer Beziehung, die eigentlich fünfzehn Jahre Verspätung hatte. Doch Ronald Papen wäre nicht Ronald Papen, wenn er gegen jede Widrigkeit dem Schicksal trotzen und das Beste aus seiner Gesamtsituation machen würde. Denn eines steht fest: So leicht gibt ein Ronald Papen nicht auf. Und Kim, tja. Die erlebte trotz allem den besten Sommer ihres Lebens! Die Überraschungen des Unbekannten. »Der Markisenmann« ist in erster Linie eines: eine sensationelle Überraschung. Das Cover in hässlichstem Markisenmuster gehalten und unfassbar unästhetisch. Ein perfektes Beispiel dafür, dass man sich nicht immer nur auf das Cover verlassen kann. Denn hinter diesem steckt ein Buch voller Gefühl und Tiefe, die niemand erwarten würde. Im Fokus der Erzählung steht Kim selbst, die sich Jahre später an eben jenen Sommer erinnert. Obwohl es ihre Perspektive ist, weiß sie als Erzählerin doch mehr, als sie als Charakter wissen kann. Dieser kleine Fehler wird aber schnell verziehen. Denn das Buch zieht einen hinein in das Leben des pubertierenden Mädchens, das sich nun plötzlich mit einem Vater herumschlagen muss, der vorher scheinbar nie Interesse an ihr zeigte. Es ist keine freiwillige Kontaktaufnahme, sondern Ergebnis eine ausweglosen Situation, derer sich beide nicht entziehen können. Und weil sie sich nicht entziehen können, nehmen sie ihr Schicksal an. Sie ertragen es auf die Papen-Art. Sprachlich ist das Buch punktgenau geschrieben: Aus der Sicht der Erwachsenen Kim, die zurück auf den Sommer blickt, der ihr einen Vater schenkte. Es ist eine Mischung aus der ablehnenden Sprache einer Jugendlichen, kombiniert mit der Herzlichkeit und Liebe einer Tochter zu ihrem Vater. Das Buch ist, anders als es auf den ersten Blick vermuten lässt, bis zum Rand gefüllt mit Emotionen und Fingerspitzengefühl. Jan Weiler scheint ein wahres Gespür dafür zu haben, an welchen Stellen er den Lesenden die Tränen in die Augen treibt und wann er sie zum Lachen bringt. Beides ist ihm wunderbar gelungen. Im besonderen Maße muss der Erzählstrang hervorgehoben werden, der die verschiedenen Ebenen der Geschichte verbindet und auf großartige Weise aus einem Strang mehrere formt, um sie am Ende wieder zusammen zu bringen. Die Mischung aus jenem Sommer in den frühen 2000er Jahren, gepaart mit der Geschichte des jungen Papen, Kims Mutter und ihrem Stiefvater Ende der 1980er Jahre, die sich mit dem Zusammenbruch ihrer einstigen Heimat konfrontiert sahen, ist grandios gelungen. Beide Geschichten sind so fein miteinander verknüpft, dass sie ein kompaktes neues Gesamtwerk ergeben. Das Fazit. In beeindruckender Art ist es Jan Weiler gelungen, eine Geschichte zu erzählen, die mich vollumfänglich überrascht und gepackt hat. Ohne Erwartungen öffnete ich das Buch und konnte es lange Zeit nicht aus den Händen legen. Sogwirkung ohne Ende, Figuren, die mit fortlaufender Erzählung immer sympathischer werden und deren Entwicklung als Charakter deutlich zu spüren ist und das Verweben von Geschichte und Gegenwart. Eine ganz große Gesamtkomposition und ein absolutes Highlight. Schlicht und ergreifend lesenswert. Bei diesem Buch handelt es sich um ein vom Heyne Verlag in Kooperation mit dem Bloggerportal zur Verfügung gestelltes Rezensionsexemplar. Das Buch erschien im März 2022 im Heyne Verlag.

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Der Markisenmann Jan Weiler Die 15-Jährige Kim Papen wächst bei ihrer Mutter und ihrem Stiefvater im Kölner Villenviertel auf. Eigentlich hat sie alles, was man sich für Geld kaufen kann, nur an Elternliebe fehlt es komplett. Ihr Stiefvater Heiko behandelt sie wie ein Anhängsel, als etwas, was er dazubekam, als er ihre Mutter heiratete. Er stichelt sie, zieht sie auf und beachtet sie nicht. Als ihr kleiner Stiefbruder geboren wird, verstärkt sich die Situation und Kim erfährt keine Aufmerksamkeit mehr. Von ihrem leiblichen Vater besitzt sie nur eine verschwommene Fotografie - er verliess die Familie als sie 2 Jahre alt war, seitdem hat sie nie wieder etwas von ihm gehört. Ständig denkt sie sich Entschuldigungen aus, weshalb ihr Vater sich nicht meldet. „>>Ich habe keine Zeit.<< >>Ich habe kein Interesse an dir.<< >>Ich darf nicht.<< >>Ich trau mich nicht.<< Keiner diese Sätze passte, auch nicht der Gedanke, dass er mich nicht hätte finden können. Schliesslich hatte ich ihn ja auch aufgespürt, zumindest in meinem Tagtraum.“ (S. 9) „Wenn mein Stiefvater Heiko meinen Vater erwähnte, nannte er ihn den >>feinen Herrn Papen<<. Ich wusste noch nicht, was Sarkasmus war, aber diesen feinen Herrn stellte ich mir als einen Mann mit Sonnenbrille und dreiteiligem Anzug vor, sehr groß, wie alle Väter sind, sehr freundlich auch, aber beschäftigt mit ernsten Details eines unbegreiflichen Berufes.“ (S. 9) Kims Vernachlässigung nimmt immer mehr zu, und da sie mit guten Noten nicht punkten kann, beginnt sie die Schule zu schwänzen und zu klauen. An einem Nachmittag, beim Grillen kommt es zu einem Unfall, wo ihr Bruder durch Kims Kurzschlusshandlung verletzt wird. Kim wird kurzerhand über die Sommerferien zu dem Mann abgeschoben, den sie seit 13 Jahren nicht mehr getroffen hat: Ihren Vater. So wird Kim in den Zug gesetzt und nach Duisburg geschickt, wo der "feine Herr Papen" sich als kleiner, bescheidener Markisenvertreter entpuppt, ein Mann, der in einer verfallenen Halle wohnt, ein altes Auto fährt und bescheidener sowie ehrlicher nicht sein könnte. Jan Weiler hat mit dem Markisenmann ein unglaublich feines Buch geschrieben. Es ist nicht nur eine tiefgründige Geschichte, gespickt mit einem Hauch von Sarkasmus und Humor, vielmehr ist es ein Buch über Freundschaft, Verantwortung und begangene Fehler, welche unverzeihlich und nicht mehr umkehrbar sind. Für mich ist dieses Buch nicht nur eine ganz besondere Sommergeschichte, sondern ein Buch mit Tiefgang, ein Jahreshighlight und ein MUST READ. 5 / 5

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Inhalt: Sommer, 2005. Für die Mikullas ist das Maß in Bezug auf die fünfzehnjährige Kim voll. Sie konzentriert sich nicht auf die Schule, ist schon mehrmals sitzen geblieben, klaut und ist für kein Wort offen. Und dann muss auch noch ihr Halbbruder wegen ihr ins Krankenhaus. Kurzerhand schiebt Kims Mutter sie über die Sommerferien ab – zu einem Mann, dem Kim noch nie begegnet ist: ihrem Vater. Der fristet sein Leben als Vertreter alter DDR-Markisen –irgendwo in Duisburg-Meiderich auf einem abseitigen, leicht verwahrlosten Gewerbehof. Für Kim beginnen Sommerferien, die ihr leben verändern werden. Persönliche Meinung: „Der Markisenmann“ ist ein Coming of Age-Roman von Jan Weiler. Erzählt wird die Handlung retrospektiv aus der Ich-Perspektive von Kim, die sich aus der Gegenwart an die Sommerferien 2005 zurückerinnert. Die beiden Protagonisten, Kim und ihr Vater Ronald Papen, könnten nicht unterschiedlicher sein: Gerade zu Beginn der Handlung ist Kim laut, anspruchsvoll, uneinsichtig und macht einen verwöhnten Eindruck. Roland hingegen ist verhuscht, eigenbrötlerisch und prinzipientreu; gleichzeitig aber auch voller (versteckter) Wärme. Schön gemacht ist die Entwicklung beider Figuren: Je näher sie sich kennenlernen, desto mehr tauen sie auf. Sie lernen voneinander, werden immer sympathischer und zeigen, dass sie das Herz am rechten Fleck tragen. Der Plot ist vergleichsweise simpel: Kim tingelt mit ihrem Vater quer durch das Ruhrgebiet, immer auf der Suche nach einem markisenlosen Balkon. Das DDR-Markisen-Geschäft läuft allerdings so, wie man es sich vorstellt – genau: schlecht –, sodass Kim es sich zur Mission macht, das Geschäft neu anzukurbeln. Auf ihren Fahrten durch den Pott führen Kim und Roland immer wieder humorvolle, schräge und auch tiefschürfende Gespräche. Daneben spielt die Handlung auch auf dem Gewerbehof in Meiderich: Hier freundet Kim sich mit einem Jungen an, der auf dem Schrottplatz nebenan arbeitet, und lernt die Freunde ihres Vaters kennen – allesamt Pott-Originale –, die sich tagtäglich in Rosis Pilstreff wiederfinden. Spannungselemente treten dadurch in die Handlung, dass Roland sich über die Beziehung zu Kims Mutter, den Trennungsgrund und seine Vergangenheit ausschweigt (hierzu gibt es zum Ende des Romans einige überraschende Antworten). So werden in „Der Markisenmann“ viele Themen behandelt: Freundschaft, die erste Liebe, die Vergangenheit der Eltern, die (nicht immer reibungslose) Eltern-Kind-Beziehung, das Eingestehen/Vergeben von Fehlern und das Erwachsenwerden. Weiterhin zeichnet sich der Roman durch eine große Portion Humor aus: Die Handlung wird leicht ironisch von Kim erzählt, es finden sich viele schräge Momente (u.a. das vermutlich epischste Skatturnier, das man in der deutschen Literatur finden kann), skurrile Lebensweisheiten von Roland und aus der Zeit gefallene Figuren. Das Ende des Romans ist schön gefühlvoll. Insgesamt ist „Der Markisenmann“ ein humorvoll erzählter Coming of Age-Roman und eine Liebeserklärung an das Ruhrgebiet.

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Es ist das beste Buch, das ich seit längerem gelesen haben. Es hat nur 336 Seiten, aber es hat mich zwei Wochen beschäftigt. Die Geschichte hat so viele Facetten, dass ich es genossen habe, es langsam zu lesen. Kim wird in diesen sechs Wochen bei ihrem Vater zu einem gewissen Grad erwachsen. Interessant ist die Perspektive, aus der Kim ihre eigene Geschichte in dem Roman erzählt. Sie denkt heute mit Anfang 30 zurück an den Sommer 2005, den sie als 15-/16jährige bei ihrem Vater verbracht hat. Den Sommer ihres Lebens. Sie hinterfragt ihr damaliges Handeln, hat aber ebenso Empathie für ihr Sein als Teenager. Sie blickt auf das, was sie in den damaligen Momenten hätte anders machen können und weiß, was sich bis heute nicht geändert hat. Kim versucht, sich selbst und ihre Familienverhältnisse zu verstehen. Das macht es ihr leichter, eine neue Beziehung zu ihren Familienmitgliedern aufzubauen und einen eigenen Lebensweg zu gehen. Mehr möchte ich Dir nicht verraten, zum Beispiel warum sie in diesem Sommer zu ihrem leiblichen Vater abgeschoben wird, der sich den furchtbaren Markisen dermaßen verschrieben hat, und was ihren Stiefvater und den leiblichen Vater miteinander verbindet und was die Mutter damit zu tun hat. Das findest Du am besten beim Lesen selbst heraus!

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MEIN LESEEINDRUCK: Diese *UNERHÖRT GUTE Vater-Tochter Geschichte* eines zauberhaften Ferien Sommers, spielend inmitten einer Industriebrache des Ruhrgebiets hat eine ganz eigene und besondere Ausstrahlung auf mich gehabt. Die Selbstfindung des 16 jährigen Mädchens Kim bei der Suche nach einem Teil ihrer Identität , den für sie unbekannten biologischem Vater zu begleiten, war unglaublich anregend und spannend. Der Autor hat mit sehr viel empathischem Mitgefühl ihre Gedankenwelt, eine jugendliche Zerrissenheit und doch schon die aufkommende abgeklärte Weisheit dieser jungen Frau im Verständnis von anderen Erwachsenen aufgezeigt. Kim lebt in einer auf den ersten Blick normalen und heilen Familie, die ihr alle Annehmlichkeiten und materielle Verwöhnung bietet. Plötzlich soll sie nach einem tragischen Vorfall vorübergehend in den Ferien bei ihrem für sie unbekannten Vater wohnen. Alle Protagonist*en dieses Buches wurden in ihren Charakteren und einzigartigen Lebensgeschichten unverwechselbar skizziert . Der junge Deutsch-Tunesier Alik fasziniert mit seiner Suche nach recycelbaren Metallen inmitten von verdreckten Kanälen und einsamen Fabrikgeländen. Andere dort lebende alleinstehende Männer dieser Industriebrache, wie auch Kims Vater, bekommen eine verständliche und gut beobachtete Schilderung ihres Auftretens und der jeweiligen unkonventionellen Lebensgeschichten. So auch der neu auftauchende Vater in Kims Leben. Ein erfolgloser Vertreter auf den ersten Blick, der keinerlei Ahnung von Pädagogik und/oder Familienleben hat, aber emsig und liebevoll versucht, es seiner *neuen* Tochter gemütlich und heimisch in dieser für sie ungewohnten Umgebung herzurichten. Sein Leben in einer grossen Halle inmitten seiner Markisen Produkte kommt Kim völlig chaotisch vor. Als sie als Unterkunft ein fensterloses Zimmer zur Übernachtung vom Vater zugewiesen bekommt denkt sie zu Beginn ihrer Ferien nur noch an Flucht. Doch es kommt unerwartet alles anders. Sie begleitet den unbekannten Vater bei seinen Verkaufsgesprächen und Verkäufen an den Haustüren unbekannter Wohnungen und die Beziehung zwischen Vater und Tochter nimmt rasante und ungewöhnliche Formen an..... Die Diskrepanz zwischen materieller Überversorgung der Kinder und Jugendlichen unserer Gesellschaft und mangelnder Liebe,Verständnis und seelischer Fürsorge tritt scharf in dieser Lektüre heraus. Der Schreibstil des Autors ist sehr ansprechend, fesselnd und super gut verständlich für Leser*innen jeglichen Alters. Eine sehr gute Lektüre , die ich jedem Leser*in uneingeschränkt empfehlen kann. Meine Bewertung: FÜNF ***** Sterne für diesen überraschenden und ungewöhnlichen Roman , der auch deutsche Zeitgeschichte der Wendezeit beinhaltet. Vielen Dank an den Autor und den Heyne Verlag für das Rezensionsexemplar!

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Wystup und der Bücherwurm

Von: Ilka Schwärtzke- Schönberg aus Marl

21.06.2022

Gestern habe ich das wundervolle Buch "Der Markisenmann" ausgelesen und bin begeistert. Es ist eine Runde Geschichte, voller Warmherzigkeit und besonderen Charakteren, die dazu animiert seinen Mitmenschen, der Familie und sich selbst mit Nachsicht zu begegnen. Außerdem ist es für mich eine kleine Ode ans Ruhrgebiet! Ich vergebe 5 Sterne.

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In seinem Roman „Der Markisenmann“ erschafft Jan Weiler charmante Figuren mit einem Hauch von Skurrilität und schildert warmherzig und emotional, wie sich die fünfzehnjährige Kim und ihr Vater behutsam während der Sommerferien 2005 einander annähern. Kim ist verhaltensauffällig und ein Beispiel für Wohlstandsverwahrlosung, sie fühlt sich auch aufgrund des Verhaltens ihres Stiefvaters Heiko in ihrer Familie als Außenseiterin und rebelliert. Mit ihrem Bruder Geoffrey kommt es zu einer Eskalation und als „Strafe“ muss Kim ihre Ferien bei ihrem leiblichen Vater Ronald Papen verbringen, einem Vertreter für Markisen. Diese sechs Wochen werden für Kim zum Sommer ihres Lebens, sie lernt ihren Vater kennen, hilft ihm bei seiner Arbeit, erlebt die erste Urlaubsliebe und die Vater-Tochter-Beziehung verändert sich. Auch ein lange gehütetes Familiengeheimnis wird gelüftet. Und das alles wird einfühlsam und auch mit einem Hauch von schwarzem Humor erzählt, der aber in meinen Augen nie die Grenze des guten Geschmacks verletzt. Und zum Ende hin erhält das Werk auch noch Tiefe. Berichtet wird aus der Ich-Perspektive von Kim, und zwar rückblickend, mit einem zeitlichen Abstand von 17 Jahren zu diesem Sommer. Besonders gefallen haben mir der humorvolle Erzählton und die stellenweise bildhafte und pointierte Sprache. Auch der „Ruhrpott-Charme“ kommt gut zum Ausdruck. Lustige Sprachschöpfungen tragen zur Abwechslung bei und laden zum Schmunzeln ein (zum Beispiel „die tektonischen Platten seiner Einkaufsplanung verschoben sich“, S. 89). Da wird das äußere Erscheinungsbild Duisburgs amüsant beschrieben, die Kneipe „Rosis Pilstreff“ wird grotesk dargestellt und ein gewöhnlicher Einkauf im Supermarkt wird zu einem psychologischen Abenteuer und zu einem Kampf gegen das System. Auch über das Fußballfachgesimpel zum MSV-Duisburg und über das geschilderte Skatturnier musste ich herzhaft lachen. Mein persönliches Highlight war das Verkaufsgespräch von Kim und Papen mit dem Mittelalter-Fan (vgl. S. 210 ff). Auch die Figuren sind mir während der Lektüre sehr ans Herz gewachsen. Ronald Papen, der in einer Werkshalle wohnt, ist ein unglaublicher Optimist, hinter jeder Tür sieht er die Chance eines Verkaufs, er lässt sich auch von Rückschlägen und Absagen nicht unterkriegen. Er bleibt stets gutgelaunt und arbeitet akribisch weiter. Er übt seinen Beruf mit einer unnachahmlichen Hingabe aus. Auch der Nerd Alik mit seiner multinationalen Herkunft ist ein interessanter Charakter. Die Freunde von Papen (eine „Schicksalsgemeinschaft von Frühverrenteten, Nichtsnutzen und Träumern“) sind herrlich skurril, aber jederzeit warmherzig. Man möchte mit Lutz, Achim, Oktopus und Heiko direkt ein Bier trinken gehen. Heiko, der Stiefvater von Kim, erscheint zunächst als überkandidelter Großkotz, also als eine Art Kontrastfigur zu Papen, doch der Blick des Lesers auf ihn verändert sich im Laufe der Lektüre. Das ist gut gemacht! Überhaupt ist positiv anzumerken, dass sich die Charaktere im weiteren Verlauf der Handlung weiterentwickeln, sie sind also nicht statisch angelegt. Das hat mir sehr gut gefallen. Fazit: Ein warmherzig verfasster Roman mit liebenswerten, skurrilen Charakteren, die sich im Laufe der Handlung weiterentwickeln. Das Ende verleiht dem Roman eine angenehme Tiefe, so dass auch eine gewisse Ernsthaftigkeit bei der Lektüre entsteht. Viele Stellen laden zum Schmunzeln ein. Das Werk überzeugt mit seinem humorvollen Erzählton und jeder Menge „Ruhrpott-Charme“. Ich gebe volle 5 Sterne und empfehle es auf jeden Fall weiter.

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Dank @alex_k_this_is_me, die eine regelrechte Liebeserklärung in ihrer Rezension zu „Der Markisenmann“ geschrieben hat, habe ich das Buch auch gelesen. Vielen Dank an dieser Stelle an den Heyne Verlag und an das Bloggerportal für die Zusendung des Rezensionsexemplares. Jan Weiler hat hier eine ungewöhnliche und sogleich großartige Vater-Tochter-Geschichte zu Papier gebracht, die ihresgleichen sucht! Schon die ganze Buchgestaltung ist speziell und zeigt das 70-er Jahre Design der Markisen, die der „Markisenmann“ Ronald Papen aus Duisburg unermüdlich an seine Klientel im Ruhrgebiet verkauft. Kim ist Ronald Papens fünfzehnjährige Tochter und sie erzählt in dem Buch davon, wie sie die Sommerferien bei ihrem leiblichen Vater verbringen muss, den sie gar nicht kennt. Jetzt müssen sie sechs Wochen miteinander auskommen. Mehr und mehr nähern sich die beiden an und am Ende wird noch das große Geheimnis um ihre Zeugung gelüftet. Die Kumpel von Ronald „Pappe“ Papen haben das Buch wunderbar aufgelockert und besonders die Szenen am Meiderich-Beach am Rhein-Herne-Kanal, im Fußballstadion und auch beim Skat-Turnier sind mir gut in Erinnerung geblieben. „Der Markisenmann“ ist eine Geschichte, die gespickt ist mit viel Witz und Lokalkolorit und anrührend von einer Familienzusammenführung der anderen Art erzählt. Ich habe das Buch sehr genossen und hätte gerne einmal Mäuschen bei einem der kreativen Verkaufsgespräche des Vater-Tochter-Duos gespielt. „Der Markisenmann“ ist ein Buch mit leisen Tönen und Tiefgang, das mich sehr bewegt hat. Unbedingt lesen!

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