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Rezensionen zu
Ganz gewöhnliche Monster – Dunkle Talente

J. M. Miro

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Das Buch handelt von Menschen mit besonderen Talenten. All diese Talente führen im 19. Jahrhundert dazu, dass sie gesellschaftlich geächtet werden. Aber in Schottland gibt es ein Institut, das sich ihnen annimmt - wenn da nicht noch einige Geheimnisse wären, die im Dunkeln lauern … Die Geschichte ist langsam erzählt und führt uns behutsam in die Welten der Talente ein. Viel Wert wurde hier auf die Vorgeschichten der Charaktere gelegt. Dadurch, dass man eigentlich bis zum großen Showdown am Ende nicht weiß, wer nun wirklich gut und wer böse ist, bleibt es trotzdem spannend. Allgemein sind die Charaktere moralisch grau - sie machen Fehler, handeln grausam, schämen sich dafür oder auch nicht und trotzdem kann man ihre Beweggründe meistens irgendwie nachvollziehen. Rassismus, aus der Gesellschaft ausgeschlossen zu werden und die Wichtigkeit eines Zugehörigkeitsgefühls ist thematisch fürs Buch. S3ggsualisierte Gewalt, Kindesmissbrauch, Sklaverei und Schwangerschaftsabgänge wären weitere wichtige Content-Notes. Das Buch ist recht brutal, definitiv kein Jugendbuch und hat kein Problem damit Protas sterben zu lassen. Toll fand ich auch die Sprache, die zwar recht distanziert, teilweise aber auch sehr bildlich und poetisch ist. Wiedermal hat mich hier aber die Übersetzung bzw. das Übersetzungslektorat gestört. In der Darstellung von Komaros Japan hätte ich mir außerdem mehr Erklärungen gewünscht - das blieb für mich recht abstrakt. Die Zeitsprünge im Buch werden durch die Jahreszahlen angekündigt. Für mich war das etwas schwierig, da ich diese häufig überlesen habe und dann erstmal nicht mehr wusste, in welcher Zeit wir uns befinden. Insgesamt ein tolles Buch, das mich an eine Art brutalerer „Die Insel der besonderen Kinder“ gemischt mit „Umbrella Academy“ erinnert hat. :)

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Ein sicherer Ort

Von: wal.li

17.04.2023

Die Talente werden aufgespürt, sie haben etwas Besonderes wie sie heilen von selbst, sie leuchten, sie können sich unsichtbar machen und noch andere wunderbare Dinge. Alice Quicke und Frank Coulter sind diejenigen, die sich auf den Weg machen, um die Talente zu suchen und zum Cairndale Institut in Schottland zu bringen. Die Reisen sind im Jahr 1882 etwas beschwerlich, auch weil sie die beiden beinahe um die ganze Welt führt. Nicht nur das Reisen an sich ist gefährlich, auch eine unheimliche dunkle Gestalt scheint hinter den Talenten her zu sein, besonders hinter dem achtjährigen Marlowe. Bei diesem Ritt durch viele Genre handelt es sich um den ersten Teil der Talente Trilogie. Die Kinder und Jugendlichen mit ihren besonderen Eigenschaften fallen in ihrer Umgebung auf und sind deshalb häufig gefürchtet oder verhasst, Der Ruf an das Institut wirkt da wie ein Versprechen ins gelobte Land. Im Institut bekommen sie Unterricht, sie lernen, ihre Talente zu beherrschen und sie sollten sicher sein. Die Siegel des Instituts sollten sie schützen. Doch besonders Marlowe scheint auch innerhalb der Mauern in Gefahr zu sein. Doch seine neuen Freunde und er halten zusammen und vielleicht retten sie die Welt. Manchmal denkt man, man liest einen Western oder einen Eastern, dann befindet man sich in einem spannenden Krimi und irgendwann packt einen der Horror. Das hat echt was. Auch wenn es hin und wieder ein wenig brutal zugeht, macht das Lesen dieses Romans richtig Spaß. Der kleine Marlowe, sein Freund Charlie und auch die anderen Talente sind liebenswerte Geschöpfe, die zeigen, was Freundschaft bedeuten kann. Die Geschichte hat es auch in sich, Nichts ist so wie es scheint, die Grenzen zwischen Gut und Böse sind fließend. Und die Lektüre gerät darüber überraschend und mitreißend. Man möchte zwar nicht dem Gemetzel beiwohnen, aber wie diese Staubmäntel beim Gehen hinterher wedeln, dass möchte man sich richtig gerne vorstellen und so kann man getrost auf den zweiten Teil warten.

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Cover: Mich hat das Cover sehr angesprochen, die Farbgebung mit den Schwarz, Grün und Rosa wirkte in der Kombination bereits etwas unheimlich. Das Kind mit dem Lockenkopf und dem Balken vor dem Gesicht unterstrich diesen Effekt. Alles in allem ein gelungenes Cover. Fazit: Das Buch hat mich zu Beginn sehr angesprochen, ich wurde quasi ohne Umschweife in die Geschichte geworfen und ich war davon begeistert. Besonders gut hat mir die düstere Atmosphäre gefallen. Die verschiedenen Charaktere haben mich fasziniert und ich bin wirklich gespannt wie es weiter gehen wird . Der Schreibstil hat mir an sich gut gefallen, oft war der Schreibstil aber etwas sehr ausladend. Ich glaube dies war gut um die von mir bereits gelobte Atmosphäre zu kreieren und den Leser regelreicht in diese Welt hineinzuziehen, aber mich hat es zwischendurch doch gestört, da ich wissen wollte wie es weitergeht und ich etwas ungeduldig wurde. Alles in Allem hat mir das Buch sehr gut gefallen, man sollte nur generell keine Angst vor 800 Seiten schweren Büchern haben. Ich habe diese zwar grundsätzlich nicht, aber ich bin nicht gerade durchs Buch „geflogen“. Also etwas Ausdauer ist dann doch gefragt. Von mir gibt es 4 von 5 Sterne, denn die Ausdauer hat sich gelohnt.

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„Ganz gewöhnliche Monster“ von J.M. Miro hatte ich bereits Ende letzten Jahres angefangen und habe es nach 100 Seiten dann erst nochmal auf Seite gelegt und etwas anderes gelesen. Nicht, weil es langweilig oder schlecht geschrieben war, sondern, weil ich zu der Zeit einfach etwas leichteres zu lesen brauchte! Denn dieses Buch gehört nicht zu den Büchern, die man mal so nebenher liest, da es neben vielen verschiedenen Charakteren auch einige Zeitsprünge gibt, wodurch man doch konzentrierter lesen sollte, um alles zu verstehen! Ich habe eine Weile gebraucht, um mich bei den ganzen Namen zurechtzufinden & auch wenn man die ersten 100-200 Seiten noch nicht so richtig wusste, wohin die Geschichte eigentlich geht, konnte mich das Buch direkt in seinen Bann ziehen. Grund dafür war unteranderem der Schreibstil, der für eine düstere Atmosphäre gesorgt hat, wodurch ich mich der Magie des Buches nicht entziehen konnte & unbedingt wissen musste wie es weitergeht. Jedoch waren mir einige Szenen dabei zu lang und allgemein hätte das Buch etwas kürzer ausfallen können, ohne seinen Zauber zu verlieren! Auch, wenn es sich bei diesem Buch um den 1. Teil einer Reihe handelt (das 2. Buch soll erst 2024 veröffentlich werden) und noch einiges offen geblieben ist, wurde doch ein passendes Ende gefunden, wodurch die Wartezeit auf Band 2 nicht ganz so schlimm ist! Insgesamt eine stimmungsvolle, abenteuerliche & düstere Geschichte voller toller unterschiedlicher Charaktere, die jedoch einige Längen hat! ✨

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»Ganz Gewöhnliche Monster« von J.M. Miro (Band 1 der Talents Trilogy) war eines meiner meistersehnten Bücher 2022. Gleichzeitig hatte ich Angst vor der Geschichte: die Erwartungen zu hoch, die Hoffnungen enttäuscht – wir kennen das alle. Da schiebe ich Geschichten auch gerne einmal auf. Doch das Buch konnte mich bereits von der ersten Seite an überzeugen. Wir befinden uns zu Beginn im Jahr 1874. Dem Jahr, in dem Marlows Geschichte seinen Lauf nimmt. Denn letztendlich handelt das ganze Buch von ihm, den leuchtenden Jungen, ohne dazu die Geschichte aus seiner Sicht zu erzählen. Als Baby landet Marlow in der Obhut einer flüchtigen Dienstmagd, die ihn, gefunden in einem fahrenden Zug, wie ihren Sohn großzieht. Doch um flüchtig zu bleiben, muss man unterwegs sein – und so lässt Eliza, die ehemalige Magd, Marlow zu dessen Sicherheit zurück. In den Händen ihrer Freundin Brynt. Brynt, die mit ihren zwei Metern, ihren Muskeln und dem langen grauen Zopf eine ungewöhnliche Erscheinung ist – und Amerikanerin noch dazu -, nimmt Marlow mit sich in die Vereinigten Staaten. Bis er in die Obhut seiner eigentlichen Eltern zurückkehren soll. Zusammen mit der Detektivin Alice Quicke reist Marlow zurück nach Schottland: in das Cairndale-Institut. Ein Heim, das für Kinder wie ihn erbaut wurde. Für Menschen, die etwas besonders können, die etwas besonderes sind. Für Talente. Doch es gab einen Grund, weshalb Marlow in einem Zug versteckt war, der ihn weit fortbringen sollte. Denn es ist jemand auf der Suche nach ihm. Jemand gefährliches. Die Geschichte wird abwechselnd aus mehreren Perspektiven erzählt und springt auch häufig stark in der Zeit. Aufmerksames Lesen ist da eindeutig vorausgesetzt. Gleichzeitig ist der Schreibstil sehr einfach gehalten, die Sätze kurz – wodurch man schnell durch die Seiten fliegt. Ich persönlich bevorzuge zwar oft, besonders in historisch angelegten Romanen, eine blumigere Sprache (wer Jonathan Strange & Mr. Norrell gelesen hat, weiß was lange Sätze sind), aber das sind persönliche Referenzen. Wir folgen hauptsächlich einem jungen Mann namens Charlie, der – aufgewachsen in Amerika – in Cairndale landet, einem Mädchen namens Komako, die in Tokyo aufgefunden wurde, sowie der Detektivin Alice Quicke, dem Antagonisten Jacob Marber und Mrs Harrogate, die eine Art Verwalterin für die Angelegenheiten des Instituts ist. Dadurch, dass die Protagonisten zu einem großen Teil Erwachsene sind, hat man nie das Gefühl, ein Jugendbuch zu lesen (eine Befürchtung, die zum Glück zerstreut wurde). Es ist düster und teilweise sehr brutal. Die verschiedenen Kräfte, die die Talente haben, fand ich allesamt großartig. Seien es Charlies Heilkräfte oder das Staublenken (das besonders), das Komako beherrscht – es war abwechslungsreich und ungewöhnlich. Und auch, wenn man das ein oder andere bereits aus Die Insel der besonderen Kinder kennt (eine Reihe, die ich im Übrigen wahnsinnig gern mochte), hat man trotzdem nie das Gefühl, eine ähnliche Geschichte zu lesen. Ein wunderbares Buch, das zwar mit einem Cliffhanger endet, einen aber nicht völlig aufgelöst zurücklässt. Besonders für Leser, die, wie ich, eine Schwäche für historische Fantasy haben, eine absolute Empfehlung.

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‚Ganz gewöhnliche Monster‘ von J.M. Miro, übersetzt von Thomas Salter, lässt mich etwas zwiegespalten zurück. Einerseits hat es mir ziemlich gut gefallen, andererseits hatte es zwischendurch seine Längen, die mich nur schwer Ball bleiben ließen. Gott sei Dank habe ich nicht aufgegeben, denn sonst wäre mir schon eine im Großen und Ganzen lesenswerte Geschichte entgangen. Die Ausgangssituation klingt auf jeden Fall äußerst spannend. Ein Institut in Schottland, dass übernatürlich begabte Menschen aufnimmt und ihnen lehrt, mir ihren Talenten umzugehen. Und auch wenn ich bei einigen Dingen an andere Bücher erinnert wurde, hat Miro seine „Monster“, ihre Fähigkeiten und ihre Geschichte doch zu etwas ganz anderem verwoben. Sie sind nicht die strahlenden Helden, sondern Miro zeigt, dass jede Macht auch seine Schattenseiten hat. Sei es in der Unkontrollierbarkeit der Fähigkeit oder aber hinsichtlich der Kosten, die der Einsatz der Gabe fordert. Dabei fand ich es ziemlich erfrischend, dass Miro alles im 19. Jahrhundert angesiedelt hat und nicht in der modernen Zeit. Dabei werden wir als Leser*innen z.B. mit Rassismus konfrontiert oder der nicht vorhandenen Rolle der Frau, reisen mit Dampfern, Zügen und Kutschen um die Welt. Der Erzählstil ist dabei eher ruhig, düster und wenig effektheischend, die Story wird aber an einigen Stellen trotzdem brutal und blutig, gerne sehr detailliert beschrieben. Für mich lebt die Geschichte vor allem auch von ihren vielschichtigen und lebendigen Figuren. Miro nimmt sich viel Zeit, den Leser*innen seine Charaktere näherzubringen. Dabei bedient er sich Rückblenden oder lässt die selbst ihre Geschichte erzähle, wird dabei mitunter sehr ausschweifend. Eine herausstechende Hauptfigur gibt es nicht, jedoch spielt ein bestimmtes Talent eine besondere Rolle. Meine Sympathien sind allerdings nicht klar verteilt, denn selbst die „Bösen“ der Geschichte sind nicht nur schlecht und die vermeintlich Guten entpuppen sich womöglich als weniger selbstlos und egoistisch als gedacht. Diese Vielseitigkeit der Figuren ist besonders erwähnenswert und ein großer Pluspunkt des Reihenauftakts. Alles in allem ist ‚Ganz gewöhnliche Monster‘ auf jeden Fall lesenswert, selbst wenn es hier und da seine Längen hat. Doch die Figuren trösten darüber hinweg und sorgen für einen weitestgehend spannendes Leseerlebnis. 4 Sterne.

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Ganz gewöhnliche Monster (Ordinary Monsters) von J.M. Miro erinnert auf den ersten Blick an eine Mischung aus X-Men und Charles Dickens. Doch kann dieser ungewöhnliche Ansatz überzeugen? Zwischen Charles Dickens und X-Men Auf den ersten Blick scheinen wir uns mit diesem Roman in gewohnten Fahrwassern zu bewegen: Magisch begabte Kinder, abgelegene Internate als Refugien, unklare Machtverhältnisse, dunkle Prophezeiungen – isoliert betrachtet ist wohl alles schon einmal da gewesen. Der Clou des Ganzen? J.M. Miro versetzt die Handlung an das Ende des 19. Jahrhunderts und bringt mit diesem Kniff frischen Wind in diese ansonsten schon (zu) oft durchgespielte und eingefahrene Situation. Den Mittelpunkt unserer Erzählung bildet dabei das in Schottland gelegene Cairndale-Institut, dass von dem geheimnisvollen Dr. Berghast geleitet wird. Er hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, Kinder mit übernatürlichen Fähigkeiten, Talente genannt, dort zu versammeln und vor der Außenwelt zu schützen. Als eines Tages der kleine Junge Marlowe auftaucht, dessen Fähigkeiten die anderer Talente bei weitem übertreffen, weckt er auch das Interesse dunkler Mächte, die seine Fähigkeiten für ihre eigenen Zwecke einsetzen wollen. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt. Doch auch das Cairndale-Institut selbst birgt in seinen Gemäuern so manches Geheimnis… Wer ist J.M. Miro? Bei J.M. Miro handelt es sich um das Pseudonym des kanadischen Lyrikers und Autors Steven Price. Hierzulande sind seine Romane Der letzte Prinz und Die Frau in der Themse im Diogenes Verlag erschienen und insbesondere Letzterer scheint uns mit der Schilderung Londons im 19. Jahrhundert einen kleinen Hinweis darauf zu geben, was uns in Ganz gewöhnliche Monster erwartet. Reise ins 19. Jahrhundert Das 19. Jahrhundert ist dabei das richtige Stichwort, schließlich versetzt uns der Autor in genau diese Zeit, auch wenn er sich dieses Mal nicht auf London beschränkt, sondern die gut 800 Seiten für eine erstaunlich entschleunigte Tour durch die Weltgeschichte nutzt. Neben dem bereits erwähnten Edinburgh spielen dabei auch Orte wie London, Wien, einige amerikanische Städte inklusive dem Wilden Westen und sogar Tokio eine nicht unerhebliche Rolle im Geschehen. Miro gelingt es dabei, den Leser ins 19. Jahrhundert zu versetzen, in dem er sowohl auf größerer als auch kleinerer Ebene die Eigenheiten dieser Zeit deutlich macht. Auf einer größeren Ebene können dies globale Phänomene, wie (nicht vorhandene) Frauenrechte, Rassismus und Kinderarbeit sein. Auf einer kleineren Ebene begegnen uns hingegen alltagsnahe Umstände wie die mangelhafte elektrische Beleuchtung, eine ausbaufähige Infrastruktur oder auch die Bedrohung durch Phänomene wie Regen oder Nebel. Langwierige Reiseschilderungen Ein weiteres wichtiges Mittel, um uns in vergangene Zeiten zu versetzen und gleichzeitig ein Kennzeichen der ersten Romanhälfte ist die Schilderung von Reisen. Natürlich standen keine Autos oder gar Flugzeuge zur Verfügung, sodass in den meisten Fällen ein Rückgriff auf Kutschen und Dampfschiffe nötig war – mit der Konsequenz, dass Reisen einen relativ langen Zeitraum in Anspruch nahmen. J.M. Miro hat sich glücklicherweise dazu entschlossen, diesem Umstand gerecht zu werden und belässt es in den meisten Fällen auch erzählerisch bei diesem Tempo. Gerade in der ersten Hälfte befinden wir uns damit außergewöhnlich oft und lange in diversen Transportmitteln wie Kutschen oder Zügen. Natürlich schreitet die Handlung dadurch nur sehr langsam voran, da die Positionierung der Figuren sehr viel Zeit in Anspruch nimmt. Andererseits gibt es wohl kein direkteres Mittel, um uns in das 19. Jahrhundert versetzt, als uns die damaligen technologischen Grenzen aufzuzeigen. Das soll aber nicht heißen, dass sich die Figuren die ganze Zeit auf Kaffeefahrt befinden. Natürlich hat Miro die Handlung so konstruiert, dass sich diverse Schlüsselszenen mit den Reisen überschneiden. Auch die spärlichen, aber dafür umso wirkungsvolleren Action-Szenen des Buches finden bis auf wenige Ausnahmen auf Reisen statt. Zahlreiche Rückblenden Zur Erhöhung der Spannung nutzt Miro zudem zahlreiche Rückblenden in Verbindung mit dem schamlosen Einsatz von Cliffhangern. Zielgerichtet manövriert uns Miro in spannungsgeladene Situationen, deren Auflösung wir sehnlichst herbeifiebern, nur um uns dann mit einer Rückblende zu vertrösteten. Die Rückblenden selber können dabei beachtliche Ausmaße annehmen, tragen jedoch viel zum Verständnis der Haupthandlung bei und sind nicht minder spannend als das eigentliche Geschehen. Düstere Atmosphäre Ein weiteres Kennzeichen des Romans ist die düstere und beklemmende Atmosphäre, die Miro den ganzen Roman über aufrechterhält. Dies beruht zum einen auf den zeitlichen Umständen und geht damit von den Menschen selbst aus, sei es Form einer dunklen und dreckigen Welt oder durch die Diskriminierung von Frauen und Minderheiten sowie der gnadenlosen Schilderung von Kinderarbeit. Daneben durchziehen allerdings auch Horror-Elemente die Handlung: So sind seine Talente keine Superhelden, die einmal täglich die Welt retten. Vielmehr stellt sich heraus, dass ihre Fähigkeiten viel mehr Schattenseiten haben als Anfangs gedacht. So erleiden sie bei der Anwendung physischen und psychischen Schmerz und nicht zuletzt kostet sie jede Anwendung wertvolle Lebenszeit. Auch scheut sich Miro nicht, Gewalt darzustellen: Er zögert nicht damit, diverse Verletzungen zu schildern, Figuren zu verkrüppeln und erstaunlich viele (vermeintlich) wichtige Figuren sterben zu lassen. Starkes Figurenensemble Gerade dieser leichtfertige Umgang mit dem Leben seiner Protagonisten mutet dabei seltsam an, zählt doch ein ausdifferenziertes und umfangreiches Figurenensemble zu den Stärken dieses Romans. Der Autor widmet der Darstellung der Lebensgeschichte seiner Figuren viel Zeit und lässt diese Behandlung auch noch der (vermeintlich) Nebensächlichsten Figur zugutekommen. Das Ergebnis ist eine lebendige Welt mit Charakteren, die uns als Leser wirklich etwas bedeuten und mit denen wir bei ihren Abenteuern mitfiebern. So trauere ich bis heute um eine mir sympathische Figur, deren Tod ich nicht vorhersehen konnte. Eindeutige Hauptperson kristallisieren sich dabei nicht heraus, vielmehr bedient sich Miro zahlreicher Figuren, um seine Geschichte zu erzählen. Annähernd diese Position nehmen wohl der Sechszehnjährige Charlie Ovid und die Detektivin Alice Quicke ein, die für das Cairndale Institut Talente auf der ganzen Welt einsammelt. Beide sind in ihrem jeweiligen Bereich noch genauso unerfahren wie wir Leser, sodass wir uns mit ihnen am ehesten identifizieren und gemeinsam wachsen können. Hervorzuheben sind auch die starken Frauenfiguren im Allgemeinen wie Alice Quicke, Davenshaw oder Harrington, die in einem starken Kontrast zum damaligen Frauenbild stehen und mehr als einmal damit in Konflikt geraten. Das ausdifferenzierte Figurenbild gilt gleichermaßen für die gegnerische Seite. Den Begriff böse möchte ich in diesem Zusammenhang nicht verwenden, da uns Miro auch hier Einblicke in ihre Gedanken- und Lebensgeschichte bietet und wir als Leser uns am Ende fragen müssen, ob wir wirklich auf der richtigen Seite stehen… Was bleibt? Ganz gewöhnliche Monster ist ein ausgesprochen starkes Debüt im phantastischen Bereich. Zwar erfindet Miro das Genre nicht neu und setzt auf viele altbekannte Elemente. Dafür kann er mit einem ausdifferenzierten und sympathischen Figurenensemble, wohldosierten Action-Szenen und einer atmosphärisch dichten Welt begeistern. Kennzeichnend ist weiterhin das gemächliche Erzähltempo, dass dem Roman beinahe schon die entschleunigte Wirkung einer Holmes Geschichte verleiht. Wer also auf der Suche nach einem schnellen Roman für zwischendurch ist, wird von diesem Roman enttäuscht werden. Wer dem Roman hingegen die nötige Zeit geben kann und möchte, wird mit einem der spannendsten Romane des Jahres belohnt. Lesenswert! Fazit: Ganz gewöhnliche Monster von J.M. Miro erfindet das Genre nicht neu, kann aber durch starke Charaktere, ein atmosphärisch dichtes Setting und interessante Fragestellungen begeistern. Definitiv lesenswert!

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Von besonderen Talenten, dunklen Geheimnissen und einer anderen Welt… „Ganz gewöhnliche Monster – Dunkle Talente“ ist der Auftakt einer neuen Fantasy-Reihe und hält eine Geschichte bereit, die im Gesamten außergewöhnlich und besonders ist. Angesiedelt ist die Story Ende des 19. Jahrhunderts, dessen Atmosphäre (hier eher düster, dunkel und neblig) sehr gut zur Geltung kommt. Im Jahr 1874 macht die junge Frau Eliza Grey im Waggon eines Güterzugs eine überraschende Entdeckung: Ein Baby, dessen Haut für einen Augenblick blau leuchtet. Eliza kümmert sich sofort um den kleinen Jungen, den sie Marlowe nennt – und damit beginnt für sie und den Kleinen ein ganz neues Abenteuer, dass sie an verschiedene Orte führt. Marlowe wächst unter vertrauten Personen auf – doch eines Tages ändert sich sein Leben, als eine Detektivin auftaucht, die besondere Nachrichten für ihn hat. Dieses ist nur ein ganz kleiner Einblick in die umfangreiche Geschichte, die viele Überraschungen bereithält. Marlowe ist nicht das einzige Kind mit besonderen Fähigkeiten – nach und nach lernen wir weitere besondere Personen kennen. Sowohl Talente und verschiedene Erwachsene, als auch düstere Kreaturen, die Angst und Schrecken verbreiten – und die Dunkelheit mitbringen... Anfangs besteht die Handlung aus losen Fäden, die Abschnitte wechseln regelmäßig zwischen den aktuellen Geschehnissen im Jahr 1882 und den vergangenen Geschehnissen im Jahr 1874. Erst nach und nach setzt sich Gesamtbild zusammen, das bei dem Cairndale-Institut zusammenläuft – ein Anwesen im Norden Schottlands, dass sich um Kinder mit besonderen Talenten kümmert. Doch das ist noch längst nicht alles - die Geschichte geht noch viel weiter und über manche Grenzen hinaus… Völlig überraschend ist hier der gesamte Verlauf, der völlig unvorhersehbar ist: An verschiedensten Orten, die sehr gut beschrieben sind, passiert abenteuerliches – es wird düster, unheimlich und immer mal wieder sehr spannend. Sehr gelungen sind hier die verschiedenen Charaktere: Von Kindern mit besonderen Fähigkeiten über Erwachsene mit gefährlichen Geheimnissen bis hin zu mysteriösen Wesen, die unheimlicher nicht sein können. „Diese rußartige Dunkelheit strömte von seinem schwarzen Mantel, seinem Hut, seinen Handschuhen ab. (…) Und während er sich näherte, schien der ganze Wagen mehr und mehr in Dunkelheit zu versinken.“ – Seite 186, eBook Auf 800 Seiten erwartet uns eine Mischung aus Fantasy mit historischem Flair, Mystery und auch gut gewählten Horror-Elementen. Alles sehr detailreich geschrieben und gut ausgearbeitet. Manchmal musste ich an die Fantasy-Reihe „Die besonderen Kinder“ von Ransom Riggs denken, die mir sehr gut gefallen hatte. Auch hier sind die Kinder besonders und wachsen einem ans Herz. Nur ab und an zieht sich die Geschichte etwas, aber die ganzen Besonderheiten lassen darüber hinwegschauen. Zum Ende hin werden einige Geheimnisse gelüftet und es wird nochmal sehr spannend und abenteuerlich. „Charlie fragte sich, ob es noch andere Welten als diese gab, ob es Welten hinter Welten gab. Alles schien möglich.“ – Seite 472, eBook Mein Fazit: Ein magisch-düsterer Roman mit einer Mischung aus Fantasy, Mystery und etwas Horror. Anfangs zunächst aus losen Fäden bestehend, setzt sich nach und nach ein Gesamtbild zusammen, dass sich zu einer Geschichte entwickelt, die überraschender nicht sein kann. Mal magisch und bewegend, dann wieder spannend, düster und grausam – es wird sehr facettenreich und mit einem Verlauf, der so einige Überraschungen bereithält.

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