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Rezensionen zu
Der letzte Weg

Eve Smith

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In naher Zukunft sprechen die Mehrheit der Bakterien nicht mehr auf Antibiotikabehandlungen an, die Anzahl resistenter Superbakterien wächst. Grund ist der fahrlässige Umgang mit Antibiotika durch die Behandlung von Nutztieren, wodurch sie in die Nahrungskette gelangten und das frühzeitige Absetzen der Medikamente bei Erkrankungen. Um die noch wirkungsvollen Antibiotika zu sparen, wurde in England ein Gesetz erlassen, dass Patienten über 70 Jahre vom Zugang zu Antibiotika ausschließt. Schon harmlose Infektionen stellen schließlich das Todesurteil dar. Kate Connelly arbeitet als Krankenschwester auf einer Isolierstation, wo sie erkrankten Menschen Beihilfe zum Suizid leistet. Radikale Pro-Leben-Aktivisten protestieren gegen die Regierung und die Gesetzgebung und bedrohen die Angestellten in solchen Krankenhäusern. Auch Kate wurde bereits körperlich attackiert. Ihre Adoptivmutter ist vor Kurzem gestorben, da auch ihr im fortgeschrittenen Alter nicht mehr geholfen werden konnte. Am Todesbett riet sie Kate nach ihrer leiblichen Mutter zu forschen, die sie nie kennengelernt hat. Lily Taylor steht kurz vor der Schwelle, dem 70. Geburtstag. Sie leidet an Arthritis und ist in einer luxuriösen Seniorenresidenz untergebracht, wo sie liebevoll umsorgt wird. Als sie eine Postkarte von einem anonymen Absender erhält, wird sie von ihrer Vergangenheit, die sie so lange erfolgreich verdrängen konnte, eingeholt. Ungefähr 47 Jahre zuvor, 27 Jahre vor der "Großen Krise" forscht die Engländerin Dr. Mary Sommers in Südafrika als Botanikerin an einem Heilmittel gegen Tuberkulose. Unter dem Druck von Pharmakonzernen und Wissenschaftlern, die den Tod weniger Menschen in Kauf nehmen, um eine Mehrheit zu retten, gerät Mary zunehmend in einen Interessenkonflikt, denn sie hat sich in einen der Pharmakologen verliebt. "Der letzte Weg" handelt von der Antibiotikakrise, einem Zukunftsszenario, das - nicht nur vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie - erschreckend realistisch ist. Multiresistente Keime, ein Bevölkerungsschwund, Bioterrorismus, Medikamentenknappheit und eine Ungleichbehandlung von Patienten abhängig von ihrem Alter prägen den Alltag in naher Zukunft. Grenzen sind geschlossen und die Menschen stehen unter permanenter medizinischer Aufsicht um eine Verbreitung von Krankheiten zu verhindern. Abende in Diskotheken oder spontane Umarmungen sind undenkbar. Die Beschreibungen dieser schon fast apokalyptischen Zukunftsvorstellung wirken authentisch und werden durch die die vorgestellten Charaktere und ihre Familien lebendig. Die Arbeit als Krankenschwester, die für Kate überwiegend bedeutet, den Patienten zu einem schnellen Tod zu verhelfen, ist grausam und auch die Angst alter Menschen, die sich fast ausschließlich in steriler Umgebung aufhalten müssen, beklemmend. Die Autorin verwendet Fachbegriffe, überfordert die/ den Leser*in jedoch nicht. Die Geschichte bleibt durchgehend nachvollziehbar und schlüssig. Die Wechsel der Perspektiven sorgen für Abwechslung und Mini-Cliffhanger, während die Einschübe aus Zeitungsartikeln die Fiktion noch bedrohlicher wirken lassen. Es ist eine Mischung aus Medizin-Thriller, Dystopie und Familientragödie, die nicht nur aufgrund des bedrückend realistisch beschriebenen Zukunftsszenarios sondern auch durch die Einzelschicksale der Charaktere spannend und gleichzeitig emotional berührend beschrieben ist. Am Ende bleibt nur zu hoffen, dass diese Geschichte keine Prophezeiung, sondern eine Warnung ist, rechtzeitig einzulenken, um ein solches katastrophales Szenario zu verhindern, das nicht nur die Todeszahlen in die Höhe schießen lässt, sondern auch Sozialneid hervorruft und Bürgerkriege provozieren könnte.

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Aber es könnte in einer nahen Zukunft noch schlimmer werden, denn eine wachsende Anzahl von Infektionen, die in der Vergangenheit nicht zur Sterblichkeit geführt haben, sind nicht mehr behandelbar. Darunter Blutvergiftung (durch kleine Verletzungen), Haut- und Wundinfektionen, Lungenentzündung sowie schon totgeglaubte Krankheiten wie Tuberkulose (Schwindsucht). Falsche Verwendung (wie in der Tierhaltung und Fleischherstellung) sowie Missbrauch von Antibiotika (im Gesundheitswesen durch unzulässige oder falsche Anwendung) tragen zusätzlich dem Problem bei. Dadurch ist nicht nur unser Ökosystem belastet, sondern auch unser Trinkwasser und unsere Nahrung. Diese Resistenzen breiten sich in allen Teilen der Welt aus (nicht nur in den sogenannten Industrieländern), was die WHO dazu veranlasst, diese als „unsichtbare Pandemie“ zu bezeichnen. Und die Menschen werden älter als noch vor Jahrzehnten. In dieser Situation setzt dieser Roman ein – denn die Todesursache ist nicht mehr Krebs, sondern an sich harmlose Infektionen, glaubhaft und real wird die Situation an einigen Menschen wie Kate und Lily / Mary und ihr Umfeld beschrieben. Menschen über 70 Jahren werden nicht mehr vollständig medizinisch behandelt, sie gelten als Verursacher der Resistenzen. Aber sie können sich rechtzeitig entscheiden (am besten bevor sie 70 werden) bei einer Erkrankung einen „sanften“ Tod durch Gift (makaber in verschiedenen Geschmacksrichtungen erhältlich) zu entscheiden oder schmerzhaft und allein in Isolierzimmer (menschenunwürdig) zu sterben. Kate ist Krankenschwester, doch statt Patienten zu pflegen hilft sie ihnen zu sterben (Gift). Wir erleben einige Szenen, die einem echt nahe gehen. Aber Kate ist auch privat nach dem Tod ihr (Pflege) Mutter auf der Suche nach ihrer echten (biologischen) Mutter. Sie kann nicht verstehen, wie man ein Baby zur Adoption freigeben kann. Aber es wird nicht nur die Suche nach einer Mutter, die vielleicht nicht gefunden werden will, sondern sie kommt auch langehüteten Geheimnissen und anderen Geschehnissen auf die Spur. Lily lebt in einem recht luxuriösen Pflegeheim, aber auch hier ist die Angst vor Infektionen groß. Zudem hat sie noch eine gefährliche Vergangenheit, die sie noch heute verfolgt und in Gefahr bringt. Der Roman hat mehrere Erzählstränge, einen in der Gegenwart: Kate als Krankenschwester und Lily im Pflegeheim. Aber es gibt auch immer wieder dazwischen Rückblenden in die Vergangenheit vor der großen Krise. Dort erfahren wir auch viel über das Leben von Lily alias Mary. Deshalb werden die einzelnen Kapitel auch aus der Sicht von Kate und Lily / Mary geschildert. Mit zwischen Einschüben, die damals + waren und die jeweiligen Situationen schildert. Einfühlsam, aber auch brutal und ehrlich wird der letzte Weg eines einzelnen oder sogar der Menschheit beschrieben. Der Roman ist spannend zeig uns aber auch eine beklemmende und angstmachende Zukunft. Die Handlung wirkt gut durchdacht und überhaupt nicht theoretisch – dies macht es noch realer und nachvollziehbarer. Ganz nebenbei bekommen auch Pharmakonzerne ihr Fett weg, Geld gierig und skrupellos – über viele Leichen gehend. Mich haben die Handlung aber auch die Hintergründe zu dem Thema gefesselt und ich hatte den Roman in Rekordzeit gelesen – das spricht für ihn. Das die Autorin mit dem Roman für einen Preis nominiert ist – nachvollziehbar. Nur Gemüter, die eh schon durch die jetzige Krise psychisch mitgenommen sind, sollten ihn nicht unbedingt lesen – es könnten weitere Ängste getriggert werden.

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Obwohl die Parallelen zwischen der Welt, die Smith entwirft (geschlossene Grenzen, Maskenpflicht, zu spätes Handeln der Regierungen), und unserer eigenen "Covid-Zeiten"-Äquivalentwelt unschwer zu erkennen sind, sollte man sich darüber im Klaren sein, dass dieser Roman vor der Pandemie in der realen Welt geschrieben wurde und von einer Krise handelt, die noch nicht eingetreten ist, aber eine Möglichkeit/Wahrscheinlichkeit bleibt. "Der letzte Weg" verbindet dystopische Fiktion im Stil von Atwood mit der Sensibilität eines Thrillers, um eine unheimliche, nur allzu glaubhafte nahe Zukunft zu schaffen. Die wiederholten Warnungen von Medizinern und Wissenschaftlern vor Antibiotikaresistenzen wurden ignoriert, und resistente Bakterienstämme grassieren rund um den Globus, während die menschliche Bevölkerung hinter strengen Grenzkontrollen und Hygienestationen festsitzt. Ein einfacher Schnitt kann tödlich sein, Tuberkulose geht in Europa in die zweite Runde, und die Müttersterblichkeit ist so hoch wie seit dem finsteren Mittelalter nicht mehr. Die Hauptfigur Kate arbeitet als Krankenschwester in einem Palliativkrankenhaus für über 70-Jährige, in denen Euthanasie möglich ist (wenn man rechtzeitig unterschrieben hat), Antibiotika zu bekommen jedoch nicht. Nach einer persönlichen Tragödie, die sie emotional und beruflich sehr belastet, macht sie sich auf die Suche nach ihrer entfremdeten leiblichen Mutter und stößt dabei auf ein Dickicht von dunklen Geheimnissen, sowohl persönlicher als auch epidemiologischer Art. Die Beziehungsdynamik im Buch - und davon gibt es mehrere, die sich über mehrere Generationen erstrecken - wird gut behandelt, wobei die Handlung zwischen einem Südafrika vor der Krise, das von einer humanitären TB-Katastrophe heimgesucht wird, und einem Großbritannien der nahen Zukunft, das sich in einem ähnlichen Zustand befindet, hin und her springt. Das Beängstigende daran ist, wie glaubwürdig das alles wirkt. Der einzige Teil, der mich nicht ganz überzeugt hat, war die Leichtigkeit, mit der die Regierung die entsprechenden Gesetzte verabschiedet - das schrecklich altersfeindliche Gesetz, das ältere Menschen verurteilt -, wenn man bedenkt, wie mächtig dieser Wahlblock im Vereinigten Königreich ist. Abgesehen davon war ich begeistert (obwohl ich mir wünschte, ich wäre es nicht)! Ich kann mir vorstellen, dass sich einige Leute fragen werden, ob dies die Art von Buch ist, die sie im Moment lesen wollen, aber ich würde behaupten, dass das Lesen über eine noch schlimmere Krise irgendwie kathartisch ist - außerdem ist immer noch Zeit, Maßnahmen zu ergreifen, um diese spezielle Zukunft zu vermeiden. Erinnern Sie sich noch an den Januar 2020, als wir im Westen auf die sich füllenden Intensivstationen in China blickten und dachten: "Niemals hier"? Nun, mit der Antibiotikaresistenz sind wir so ziemlich an diesem Punkt angelangt. Hoffen wir, dass dieser Roman Fiktion bleibt. 5 Sterne.

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Tief berührend und leider sehr realistisch

Von: Levkojen aus Mühlacker

08.01.2022

Antibiotikaresistenz bedeutet eine Resistenz gegenüber Medikamenten die gegen Infektionen wirken sollen, die durch Bakterien, Viren, Parasiten oder Pilze verursacht werden. Eine wachsende Liste von Infektionen – darunter Lungenentzündung, Tuberkulose, Blutvergiftung, Geschlechtskrankheiten,viele Haut- und Wundinfektionen – werden immer schwieriger und manchmal unmöglich zu behandeln. Falsche Verwendung und der Missbrauch von Antibiotika durch Menschen im Gesundheitswesen und in der Landwirtschaft haben ebenso zur Krise beigetragen wie die unverantwortliche Entsorgung von Industrieabfällen und die Belastung durch Antibiotika in Bächen und Flüssen. Neue Resistenzen breiten sich in allen Teilen der Welt aus, was die WHO dazu veranlasst hat, diese als „unsichtbare Pandemie“ zu bezeichnen. Eve Smith beschreibt in "Der letzte Weg" eine erschreckende und tief berührende Zukunftsvision, die leider sehr glaubhaft ist. Die Menschen sterben nicht mehr an Krebs, sie sterben an Blasenentzündung oder Blutvergiftung. Menschen über 70 Jahren werden nicht mehr medizinisch behandelt - sie können sich entscheiden bei Erkrankungen einen sanften Tod durch Gift zu wählen oder schmerzhaft und allein in Isolierzimmern zu sterben. Die Charaktere und deren Geschichte - Kate, Lilly und Mary werden sehr authentisch beschrieben und man ist sofort in der Geschichte gefangen. Ich habe das Buch an zwei Tagen regelrecht verschlungen und werde es definitiv weiterempfehlen. Ich lese wirklich viel aber so tief bewegende und zugleich fesselnde Bücher wie diesem begegnen einem nicht oft.

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