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Rezensionen zu
Der Flug des Raben

Richard Wagamese

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Heimkehr

Von: Verena

19.11.2021

“Ich konnte ihre Stimmen dort hören. … Stimmen aus einer Geschichte, die gelöscht worden war. Eine Vergangenheit, die nie in mir hatte leuchten können.” Garnet Raven ist Ende der 1970er Anfang 20. Er weiß, dass er indigener Abstammung ist, aber gleichzeitig weiß er nicht, was das für ihn bedeutet. Den als er grade einmal 3 Jahre alt war, wurde er seiner Familie gestohlen. Weggebracht, von der kanadischen Regierung, in Pflegefamilien, um ihm seine Kultur auszutreiben. Er kann sich nicht an seine Eltern und Geschwister erinnern, seine Vergangenheit, seine Geschichte, wurde gelöscht. Wie geht ein Mensch damit um? Mit dem Wissen, einer Familie, einer Kultur anzugehören, über die er nichts weiß außer den weitverbreiteten meist negativen Vorurteilen und kitschigen Stereotypen? Garnet versucht alles zu sein, nur nicht das was er ist. Bis einer seiner Brüder ihn ausfindig macht und ihn einlädt, nach Hause zu kommen, in das Reservat White Dog, wo im nördlichen Ontario seine Ojibwe Familie lebt. Der erste Roman des First Nations Autors Richard Wagameses erzählt die Heimkehr Garnet Ravens. Behutsam und entschleunigt führt er nicht nur den jungen Protagonisten, sondern auch die Leser:innen an das einfache Leben im Reservat, an die (Familien)Geschichte, an die Kultur, die Traditionen der Ojibwe und die Verbundenheit der indigenen Völker Kanadas zum Land heran. Garnet, dessen Leben vor dem Reservat geprägt war von Verlorenheit, lernt seine Familie und seine Vergangenheit kennen und findet dabei auch zu seiner eigenen Identität. Die Erzählung ist dabei gespickt mit erstaunlich viel Humor (vor allem im Vergleich zu Wagameses Roman “Der gefrorene Himmel”). Ein toller Roman, bei dem ich viel lernen durfte. [Einziger Wermutstropfen: Der 1994 veröffentlichte Roman wurde jetzt erstmals ins Deutsche übersetzt. Garnet verbringt in Toronto viel Zeit in der Schwarzen Community. Warum – ohne, dass es irgendeine inhaltliche Tragweite hat – in einer Übersetzung aus dem Jahr 2021 das N-Wort wörtlich übersetzt werden muss, erschließt sich mir nicht.] “Das Land ist ein Gefühl. … Verlierst du die Verbindung, verlierst du das Gefühl, zu etwas zu gehören, was größer ist als alles andere. Das ist sozusagen der Zugang zum großen Geheimnis. Den Geist, die Seele des Landes zu spüren, die auch die Seele der Menschen und deine eigene Seele ist.”

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Eigene Wurzeln

Von: Maritima Lohn

18.11.2021

Garnet wurde in sehr jungen Alter von seiner Familie getrennt und wuchs fernab seiner eigentlichen Kultur auf. Erst im Erwachsenenalter lernt er seine Familie neu kennen und gelangt in das Reservat aus dem er kommt. Im Laufe des Buches erfahren wir lesenden, wie Garnet mit dem neuen Erfahrungen seiner Kutur umgeht und wie er Stück für Stück wieder zu sich selber findet. Er beginnt eine verborgene Seite in sich zu entdecken, die mit seiner Herkunft und dem Leben als Ojibwe zusammenhängt. In leichter und dadurch sehr authentischer Sprache zeichnet Wagamese ein Bild von dem Leben in dem Reservat, von den verschiedenen Menschen, von den Schwierigkeiten der unterdrückten indigenen Bevölkerung und vorallem von dem Leben in der Natur. Dabei stellt das Leben in der Natur auch ein Leben im Einklang mit der Natur dar, wie auch Garnet stückweise erfahren darf. Gerade dadurch und indem er seine Familie, also einen wichtigen Teil von sich selbst kennenlernt, kann Garnet seine eigenen Persönlichkeit entwickeln, eine innere Ruhe aufbauen und so endlich einen Platz zum Leben finden, an dem er sich zugehörig fühlt. In der Rolle eines Geschichtenerzählers führt uns Garnet also durch seine Lebensgeschichte und Erfahrungen, die zwischenzeitlich von dem letzten Hüter der Weisheit Keeper kommetiert werden. Im gesamten gelingt es dem Autor Wagamese also, einen Einblick in das Leben einer anderen Kultur zu erschaffen.

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Spiritualität & Humor

Von: Emily1830

16.11.2021

Garnet Raven wurde im Alter von drei Jahren gemeinsam mit seinen älteren Geschwistern von seiner Familie getrennt. Während seine Geschwister immer den Kontakt untereinander und zu ihrer Familie aufrechterhalten konnten, wurde er von seinen Geschwistern getrennt und kam in eine neue Pflegefamilie. Jetzt ist er nach über zwanzig Jahren in das Ojibwe-Reservat White Dog zurückgekehrt und versucht, dort heimisch zu werden. Und herauszufinden, wer er eigentlich ist. Dabei hilft ihm Keeper, ein alter Mann, trockener Alkoholiker und ehemaliger Schüler von Garnets Großvater. Einer, der noch das „alte Leben“ kennt und gelebt hat. Außerdem ist Keeper neben dem Ich-Erzähler Garnet die zweite Erzählstimme. Und ein Geschichtenerzähler ist auch Richard Wagamese. Mit lakonischem Stil und viel Humor erzählt er ebenso von Erschütterndem wie Hoffnungsvollem. Und gewährt einen Einblick in das Leben einer indigenen Familie Kanadas, der stellvertretend für das Schicksal zahlloser anderer steht. Man bekommt eine Ahnung, was es bedeuten kann, seinen Platz im Hier und Jetzt zu suchen, ohne die Vergangenheit und die eigene Identität aufzugeben. Und damit bekommt das Buch einen universellen Charakter, der es zu einer inspirierenden Lektüre macht, auch wenn man sich nicht unbedingt für Kanada und/oder indigene Völker interessiert.

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Ich wollte das Buch unbedingt lesen, weil mich der Inhalt neugierig gemacht hat. Am Anfang war es ziemlich zäh und ich musste mich überwinden weiterzulesen, bin aber froh, dass ich es gemacht habe. Jetzt würde ich gerne einen indigenen Freund haben, um einiges zu thematisieren. Der Humor, die Lebensweisheit und die Offenheit des Stammes würde ich gerne persönlich kennenlernen. Ich kenne kenianische Stammesfamilien und ob der Herzlichkeit, die ich dort erfahren habe, möchte ich mich hier manchmal schämen wie wir miteinander umgehen. Vermutlich ist es bei den Indianern sehr ähnlich. Schade, dass alle anderen Kulturen an Ihren Traditionen festhalten und die westliche Welt sich immer mehr auseinanderlebt. Auch die Natur nimmt einen Stellenwert in dem Buch ein, ich würde am liebsten sofort losreisen... Wie gesagt, nachdem die erste Hürde überwunden ist, ist es ein ganz tolles Buch, was dem Wort FREUNDSCHAFT die wahre Bedeutung widmet.

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Viel Schmerz aber auch viel humor

Von: Maren Regelin oder DawnieK90

09.11.2021

Wagamese hat eine interessante Mischung in diesem Buch: zarte Naivität in kombination zu brutaler Menschlichkeit und allen Emotionen und was mit ihnen kommt. Die Geschichte ist erzählt in langsamen aber immer vorhanden Ärger in allen Charakteren mit der Lektion das während Wut angebracht ist in bestimmten Situationen, Wut kann großen Schaden anrichten. Da ich gelesen habe das dieses Buch viele Autobiographische Momente des Autoren enthält fällt es mir ein wenig schwer bestimmte Momente zu kritisieren. Für mich dieses Buch ist ein Buch das zeigt das der Autor etwas gelernt hat und es teilen wollte. Es ist ein Buch das eine Geschichte es heilens, des verbesseres und wachsens erzählt. Nicht alle Charakter sind perfekt - aber welcher Mensch ist das?- und manche Momente in dem Buch hätten ein wenig besser geschrieben oder geschildert werden können -aber wenn das Buch in seiner Gesamtheit betrachtet wird zeigt es das es nicht um diese kleinen Momente oder "Mängel" geht. Das Buch erzählt und zeigt eine wichtige Lektion die viele Menschen lernen und dran erinnern werden müssen. Eine Geschichte die einen daran erinnert das man manchmal stoppen sollte, sich daran erinnern wer man ist und wer man sein möchte, wie man sich verhalten sollte und was einem wichtig ist. Das die Natur viele Antworten für uns hat, die wir in unserer heutigen Welt zu oft vergessen und uns in der schnelligkeit des Alltags verlieren. Das Buch teilt einen wichtigen Teil der Nord Amerikanischen Geschichte die zu oft -immer noch!- nicht erzählt, erwähnt oder absichtlich vergessen wird, aber wichtig ist geteilt zu werden. Und macht es auf eine ehrliche offne art und weise. Eine Geschichte die es wert ist gelesen und gefühlt zu werden.

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Bote des Volkes

Von: amara5

08.11.2021

Mit „Der Flug des Raben“ erscheint das Erstlingswerk des bedeutenden und vielfach ausgezeichneten Schriftstellers und wichtigen Stimme des indigenen kanadischen Volkes Richard Wagamese – und es ist auch seine eigene berührende Geschichte. Seinen Wurzeln und seinem Reservat entrissen, wuchs er in Heimen und Pflegefamilien auf, bevor er mit 23 wieder seine Familie mit ihren Traditionen trifft. Doch wie mit dieser Entfremdung, mit der eigenen Herkunft und Identität umgehen, was sind die eigenen Wurzeln? Der Protagonist und Ich-Erzähler Garnet Raven ‚Rabe’ schildert genau diese Lebensgeschichte ergreifend, packend und mit authentischer Stimme eines jungen, zerrissenen Mannes auf der Suche. Nachdem er aus dem Ojibwe-Reservat im Norden Ontarios in ein Heim und in weitere gegeben wurde, geriet er später durch Drogenverkäufe auf die schiefe Bahn. In Schlaghose und Afro kehrt er zurück zu den Anishinabek, den ‚guten Menschen’, hadert aber mit der fremden, abgeschiedenen Lebensweise – bis ihn der erfahrene, spirituelle und weise Keeper an die Hand nimmt. Durch ihn bekommt er mehr und mehr Zugang zu seinem Herz, seinen Wurzeln und zu einem Wort, das sich ‚Zuhause’ nennt. Aber auch Raven gibt umgedreht Keeper die Kraft, seine Alkoholsucht durchzustehen. Wagamese schreibt direkt und knapp mit dichten, feinfühligen Beobachtungen und teils umgangssprachlichen Schilderungen des jungen Ich-Erzählers – durch seine bewegende Suche und persönliche Geschichte erfährt der Leser vielschichtige Fakten zu den indigenen kanadischen Völkern, aber auch über die Tiefe in Ravens Gefühlswelt und seine traumatischen Erlebnisse in der Kindheit. Mit klugem Humor und vielen Anekdoten schildert Wagamese atmosphärisch die Traditionen, kulturellen Lebensweisen und Riten in einem Reservat, aber auch eindringlich die Entfremdung, Gräueltaten und den herrschenden Rassismus. Der Rabe ist bei den Ojibwe ein Bote des Volkes in der Tierwelt – und so richtet sich durch Wagameses ergreifende und wunderschöne Literatur sowie durch seinen präzisen Erzähler Raven die Aufmerksamkeit zurecht auf das verstörende Schicksal der kanadischen indigenen Kinder durch das brutale System der Residential Schools und auf das unsterbliche, kulturelle Erbe der Ojibwe. Lesenswert, berührend, unterhaltsam – und so wichtige Literatur! „Am Morgen würde ich nach Hause aufbrechen, und genau dort, genau in dem Augenblick fing das Wort ‚Zuhause’ an, mir mehr zu bedeuten als bloß vier Wände und eine Tür. Es bedeutete alles um mich herum und in mir drin. Etwas, was ich überallhin mitnehmen konnte, wie die Adlerfeder, die ich an meine Brust drückte, während ich wieder ins Land der Träume glitt.“ S. 254

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Wichtiges Thema!

Von: Natalie

01.11.2021

Garnet Raven und Richard Wagamese ziehen in mein Regal ein und werden für immer bleiben. Der Einband hat Bezug zum Inhalt und spricht mich mit seiner ruhigen Ausstrahlung voll an. Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Der Schreibstil ist flüssig und gefühlsbetont, richtig gut geschrieben. Das Buchcover ist schlicht aber sehr schön gestaltet. Ein sehr emotionaler Roman mit äußerst wichtigem und interessantem Thema!

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Das Recht, zu wissen wer man ist!

Von: Moma58

20.10.2021

Der Roman "Der Flug des Raben" war das Erstlingswerk von Richard Wagamese. Leider verstarb dieser wunderbare Autor und Geschichtenerzähler viel zu früh. Als Vertreter der First Nation ist ihm mit diesem Roman eine einfühlsame und teils sehr ergreifende Erzählung gelungen, die zum Nachdenken anregt. Zum Inhalt: Ende der 70er-Jahre will der junge Garnet Raven alles sein, nur nicht ein Ojibwe (ein sogenannter Waldindianer). In Pflegefamilien aufgewachsen macht er sich als Jugendlicher auf in die Großstadt und kommt dort in schlechte Gesellschaft. Erst ein mehrjähriger Gefängnisaufenthalt und ein Brief seines Bruders sorgen dafür, dass er zurück in den Norden Ontarios in sein Reservat fährt. Ab jetzt beginnt ein schwerer Lebensabschnitt für ihn. Hin- und hergerissen zwischen alten Traditionen und seinem modenen Leben erfährt Garnet nach und nach die lebenswerte Art seiner Familie. Viel Hilfe bekommt er dazu von einem alten Mann. Keeper - der Hüter der Gesetze - macht ihn nach und nach vertraut mit den Riten seines Stammes. Es ist ein Eintauchen in eine andere Welt. Eine Welt der Mythen, Sitten, Riten, Tänze, Gebete. Die Natur ist allgegenwärtig und spielt eine wichtige Rolle. Alle Beschreibungen dazu könnten nicht stimmiger sein. Beide zusammen (Garnet und Keeper) ergeben nach und nach ein Ganzes. In einem flüssigen und eingehenden Schreibstil in Ich-Form beschreibt Garnet seine Suche nach Visionen und dem Leben der Väter und Vorväter. Es wurde eine intensive und berührende Erzählung. Danke Richard Wagamese!

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