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Rezensionen zu
Keine Reue

Ellen Sandberg

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„Literaturwerkstatt- kreativ / Blog“ stellt vor „Keine Reue“ von Ellen Sandberg Barbara und Gernot Maienfeld sind seit Studententagen ein Paar, haben drei erwachsene Kinder und leben zusammen glücklich in einer schönen Altbauwohnung in Stuttgart. „Niemand ahnt, dass ein Verrat ihrem Glück zugrunde liegt. Doch nun stehen die Maienfelds kurz davor, alles zu verlieren. Und der einzige Weg, der sie retten kann, stößt die Tür zu ihrer Vergangenheit auf – mit der sie längst abgeschlossen hatten. Damals, Ende der 80er Jahre, wohnten die Maienfelds mit ihren Kindern zurückgezogen in der Eifel. Scheinbar genossen sie dort die ländliche Idylle – doch tatsächlich versteckten sie sich vor dem Verfassungsschutz. Bis zu einem verhängnisvollen Tag.“ Jetzt – Jahrzehnte später – bekommen die Maienfelds zu spüren, dass die Vergangenheit einen nie so ganz loslässt… Fazit: Ellen Sandberg (Pseudonym für Inge Löhnig) hat mich einst mit ihrem Buch “Die Vergessen“ absolut überzeugt; bei „Der Verrat“ blieb einiges für mich leider offen und die Geschichte konnte mich nicht wirklich fesseln und überzeugen. Mit ihrem neuen Roman „Keine Reue“ ist es ihr aber auf jeden Fall wieder gelungen mir packende Lesestunden zu bescheren. Die Autorin schreibt wie gewohnt sehr flüssig, ohne große Abschweifungen, jedoch mit vielen Zeitsprüngen, sodas man schon konzentriert lesen muss. Ihr Roman ist gewohnt spannend und informativ. Bei dieser Geschichte hat sie mit dem Überbau „RAF“ eine gute Wahl getroffen. Eine spannende Thematik, die für mich bis heute durchaus präsent geblieben ist. Sie charakterisiert ihre Protagonisten alle sehr gut, und auch wenn manche Handlungen von Barbara und Gernot Maienfeld für mich persönlich absolut nicht nachzuvollziehen sind (vor allem die lieblose und verantwortungslose Kindererziehung), beschriebt die Autorin ihre Handlungen und Taten glaubwürdig. Um so mehr, wenn man alles im geschichtlichen Kontext der 70er Jahre und aus der Sicht von RAF-Sympathisanten und Systemkritikern sieht. Sandberg hat auch diesmal detaillierte geschichtliche Hintergrundrecherche betrieben. Gerade diese akribische Genauigkeit macht diese Geschichte mehr als interessant. Ein politischer Familienroman voller psychologischer Abgründe! Besten Dank an den „Penguin Verlag“ für das Rezensionsexemplar.

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Barbara und Gernot Maienfeld kennen und lieben sich seit der gemeinsamen Studienzeit. Von außen betrachtet erscheinen sie ihrem Umfeld als wohlhabendes Paar, das seit vielen Jahren glücklich verheiratet ist. Sie leben in einer Altbau-Eigentumswohnung in Stuttgart, die sie vor einigen Jahren mit dem Geld aus einer Erbschaft gekauft haben. Gernot betreibt seit langer Zeit einen Ein-Mann-Verlag, Barbara hat früher als Rechtsanwältin gearbeitet. Jedes ihrer drei erwachsenen Kinder führt zwischenzeitlich sein eigenes Leben, so dass Barbara und Gernot sich nur um sich selbst kümmern müssen. Gernots Verlag bringt jedoch schon seit einiger Zeit nicht mehr genügend Geld ein, immer mehr Rechnungen bleiben unbezahlt und so schlittern sie sehenden Auges auf einen Bankrott zu. Ihre beiden Kinder Leon und Louise sind nicht bereit ihnen finanziell aus der Klemme zu helfen, einzig Ben möchte darüber nachdenken, wird aber Zeuge eines brutalen Überfalles und bei dem Versuch dem Opfer zu helfen schwer verletzt. Niemand aus dem Umfeld von Barbara und Gernot weiß, dass die Beiden in den 80er Jahren der linksextremistischen Szene zugewandt waren und damit zur 3. Generation der RAF-Sympathisanten gehörten: Gernot druckte in seinem Eigenverlag Flugblätter, Barbara vertrat straffällig gewordene Linksextremisten vor Gericht; weswegen sie sich mit ihren damals noch kleinen Kindern viele Jahre in der Eifel vor dem Verfassungsschutz versteckt halten mussten. Von ihren Kindern haben sie aktuell keine finanzielle Hilfe zu erwarten, weswegen sie notgedrungen auf einen Kontakt aus der ehemaligen RAF-Zeit zurückgreifen. Nicht ahnend, dass ihnen deswegen bald ihr komplettes Leben um die Ohren fliegen wird. Mit „Keine Reue“ hat Ellen Sandberg ihren 7. Spannungsroman vorgelegt und als Fan ihrer Geschichten musste ich natürlich auch dieses Buch lesen. Wie immer greift die Autorin dunkle Kapitel unserer deutschen Vergangenheit auf und verknüpft diese mit einer fiktiven Geschichte (die sich jedoch tatsächlich so zugetragen haben könnte). In diesem Buch führt sie den Leser zurück in die 1980er Jahre, als die 3. Generation der linksextremen RAF-Fraktion mit ihren Entführungen und Morden Deutschland in Atem hielt. Die Geschichte der Maienfelds wird abwechselnd von verschiedenen Charakteren erzählt. Die Zeit in der Vergangenheit, Ende der 1980er Jahre, schildern sowohl Barbara als auch Lukas Isensee, der verschwundene Bruder von Gernot. Die Geschehnisse der Gegenwart, im Jahr 2019, werden von Ben (in Gesprächen mit seinen Geschwistern) und Polizistin Charlotte Bodmer stückchenweise aufgearbeitet. Barbara und Gernot Maienfelds Kinder sind in den 1980er Jahren aufgewachsen. Früher nannte man diese Art der Erziehung, die Leon, Luise und Ben „genossen“ haben antiautoritäre Erziehung, heute würde man es Kindeswohlgefährdung nennen oder Vernachlässigung der Aufsichtspflicht. Barbara war nie gerne Mutter und das hat sie auch immer klar und deutlich kommuniziert. Sie und ihr Mann haben sich mehr ihren politischen Zielen gewidmet, als der Erziehung ihrer Kinder. Gernot ist Inhaber eines kleinen Verlages, dessen Publikationen sich mit Themen der linksextremistischen Szene identifizieren, Barbara ist Rechtsanwältin, die sich auf die Fahne geschrieben hat, die Gesellschaft und das politische System zu verändern – indem sie Mandanten verteidigt, die sich die Paradigmen der R.A.F. (Rote Armee Fraktion) zu eigen machten: Sie strebten nach Idealen des Kommunismus, wie sozialer Gerechtigkeit und gesellschaftlicher Gleichheit. In der Gegenwart ist Sohn Ben in einen Überfall verwickelt. Er ist auf seiner Joggingrunde auf einen Streit zwischen einem Pärchen aufmerksam geworden und wollte der Frau zu Hilfe eilen, dabei wurde er schwer verletzt und die Frau starb. Ben fehlen jegliche Erinnerungen an diesen Vorfall, seine letzte Erinnerung hat mit seinem Frühstück zu tun. Dabei fällt ihm auf, dass er schon immer gewisse Erinnerungslücken hatte, die sich auf Vorfälle in seiner Kindheit beziehen und sein Gehirn hat sich die Kindheit so schöngemalt, dass er – als einziges der 3 Geschwister – fest daran glaubt, dass ihre Eltern sie nicht vernachlässig haben. Da der Täter des Überfalles einer kriminellen Bande angehört wird Ben unter Polizeischutz gestellt und er sucht – gemeinsam mit seiner Personenschützerin, Kriminalkommissarin Charlotte Bodmer – Zuflucht in der Eifel, in seiner alten Heimat. Dort plagen ihn Albträume und stückweise kommen die Erinnerungen an früher zurück. War seine Kindheit wirklich so schön, wie er sie sich die ganzen Jahre ausgemalt hat, oder schützt ihn sein Gehirn durch das Vergessen von negativen Erinnerungen vor erlebten Traumata? Durch die Wiederkehr von Bens Erinnerungen und den rückblickenden Erzählungen von Barbara und Gernots Bruder Lukas ergibt sich Stück für Stück ein Bild dessen, was damals wirklich passiert ist und zusammen mit der Lawine, die Barbara und Gernot durch die angestrebte Lösung ihrer finanziellen Probleme in der Gegenwart lostreten, zeigt sich, dass man seine kriminelle Vergangenheit nie wirklich hinter sich lassen kann. Wie gewohnt hat die Autorin Ellen Sandberg einen sehr angenehmen und gut zu lesenden Stil. Ebenfalls wie gewohnt habe ich das Buch in kurzer Zeit gelesen, wobei ich mit dem politischen Hintergrund der Geschichte nicht ganz so vertraut war und das Internet zu den Gräueltaten der 1., 2. und 3. Generation der RAF befragen musste.

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Ach ich bin echt ein Gewohnheitstier, ich liebe es in meinen Gewohnheiten zu verharren und tu mich recht schwer neue Dinge zuzulassen, daher freue ich mich auch immer Bücher von bereits bekannten Autoren zu lesen. So auch in diesem Fall, die Bücher von Ellen Sandberg haben mir immer schon gut gefallen. ‚Keine Reue‘, geschrieben von Ellen Sandberg und erschienen im Penguin Verlag. https://www.penguin.de/Buch/Keine-Reue/Ellen-Sandberg/Penguin/e617331.rhd Eigentlich könnte man Barbara Maienfeld beneiden. Sie lebt in einer schönen Stuttgarter Altbauwohnung, mit dem Mann, den sie seit Studententagen liebt. Niemand ahnt, dass ein Verrat ihrem Glück zugrunde liegt. Doch nun stehen die Maienfelds kurz davor, alles zu verlieren. Und der einzige Weg, der sie retten kann, stößt die Tür zu ihrer Vergangenheit auf – mit der sie längst abgeschlossen hatten. Damals, Ende der 80er Jahre, wohnten die Maienfelds mit ihren Kindern zurückgezogen in der Eifel. Scheinbar genossen sie dort die ländliche Idylle – doch tatsächlich versteckten sie sich vor dem Verfassungsschutz. Bis zu einem verhängnisvollen Tag. Jetzt – Jahrzehnte später – erkennt Barbara, dass das Vergangene nie wirklich vorbei ist. Und schon bald balancieren die Maienfelds zum zweiten Mal in ihrem Leben am Rande eines Abgrunds … Wie man es von Ellen Sandberg gewohnt ist, wird die Story auf zwei Zeitebenen erzählt, die Ende der 80er Jahre und in der Gegenwart im November/Dezember 2019 spielen und pendelt zwischen diesen Zeiten hin und her. Es geht zurück in die Zeit der dritten Generation der RAF und wir erleben Familie Maienfeld, wie sie finanzielle Nöte in der Gegenwart zwingen, wieder Verbindung zu ihrer Vergangenheit aufzunehmen. Die Story erfordert Konzentration, da eine Vielzahl von Figuren aus ihrer Perspektive bestimmte Erlebnisse aus beiden Zeitsträngen erzählen. Hier kann man schnell einmal durcheinander kommen, wer jetzt was gesagt hat. Der inhaltliche Aufbau ist aber so gelungen, dass sich mit der Zeit eine verständlich Verknüpfung aller Figuren und des Geschehens ergibt und ich gebannt in die unterschiedlichen Szenen und Zeiten eintauchen konnte. Der spannendste Handlungsstrang war für mich Bens Geschichte mit seiner Flucht vor dem Clan, aber auch der Aspekt, wie langsam seine Erinnerung zurückkommt. Nach und nach kann er sich an ein zurückliegendes Gewaltverbrechen erinnern, von dessen er Zeuge gewesen ist und so fügen sich die einzelnen Puzzleteile langsam zu einem schlüssigen Ganzen zusammen. Erschüttert haben mich die familiären Zustände bei den Maienfelds, die Vernachlässigung der Kinder, weil sich Barbara und Gernot mehr ihrer politischen Verblendung widmeten als dem Familienwohl. Doch dann holt sie in der Gegenwart ihr aktiver Verrat in der linksextremistischen Szene wieder ein. Wer die Romane Ellen Sandbergs kennt, der weiß, dass sie eine Meisterin darin ist, Familien- und Spannungsroman zu verbinden. Auch ihr neuer Roman überzeugt durch psychologisch ausgefeilte Protagonisten und einen Spannungsbogen, der dem eines guten Krimis gleicht. Das Ende ist zugleich gefühlvoll, knallhart und genau richtig, dieses Buch wird sicherlich noch länger in meinem Kopf herumspuken und mich nachdenklich machen. Ich bin es von Ellen Sandberg nicht anders gewohnt, daher auch hier wieder eine klare Leseempfehlung.

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Nach Aussen sind Barbara und Gernot Maienfeld ein wohlsituiertes und glückliches Paar. Sie wohnen in Stuttgart, sind ein Paar seit ihrer Studentenzeit und haben drei erwachsene Kinder. Was niemand weiß, in den 80er gehörten sie der RAF an und mussten sich später mit ihren Kindern in der Eifel vor dem Verfassungsschutz verstecken. Ben Maienfeld wird Zeuge eines brutalen Überfalls und greift couragiert ein. Doch die Täter gehören einem kriminellen Clan an und so muss Ben unter Personenschutz gestellt werden. Ben findet in der Eifel, seiner alten Heimat, Zuflucht. Dort übermannen ihn die Erinnerungen an seine Kindheit, die nicht dem üblichen Familienleben mit treu sorgenden Eltern entsprach. Ihre politischen Ansichten und die Hilfe für politische Gefangen standen stets über dem Interesse der Kinder. Ellen Sandberg verbindet in ihrem Roman zwei Zeitstränge miteinander, die Ende der 80er Jahre und in der Gegenwart. Der spannendste Handlungsstrang war für mich Bens Geschichte mit seiner Flucht vor dem Clan und der Wiedergewinn seiner Erinnerungen aus der Kindheit. Etwas erschüttert haben mich die familiären Zustände bei den Maienfelds, die Vernachlässigung der Kinder, weil sich Barbara und Gernot mehr ihrer politischen Verblendung widmeten als dem Familienwohl. Ganz interessant fand ich ebenfalls, dass das Thema 3. Generation wieder sehr aktuell ist. Das hatte die Autorin bestimmt nicht beim Erscheinen ihres Buches gedacht. Passend zum Buch, habe ich das Süßkartoffel Shakshuka von Ottolenghi, das im Buch erwähnt wird, zubereitet. Das Rezept befindet sich im Kochbuch #ottolengh #testkitchen auf S. 84 🌟"Gernot wollte das Süßkartoffel Shakshuka aus dem Ottolenghi-Kochbuch machen und verschwand in der Küche...." 🌟 S. 318 Vielen Dank @team.bloggerportal für das #rezensionsexemplar

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Das Leben in der Gegenwart wird oft durch Erinnerungen aus der Vergangenheit geprägt. Bei Barbara und Gero Maienfeld sorgt dieser Zustand für ein unstetes Leben. In großen finanziellen Problemen versuchen beide Fehler aus der Vergangenheit zu korrigieren. Doch hat sich die Welt um sie herum weiterbewegt. Unter dessen gerät ihr Sohn Ben in große Probleme, weil er zu falscher Zeit am falschen Ort ist. Eine Familie, welche nie eine richtige Familie war, steht vor einer gewaltigen Belastungsprobe. Barbara und Gero sind zwei 68iger wie sie im Buche stehen. Ihre Kontakte zu ihrer Vergangenheit weisen so einige dunkle Seiten an ihnen heraus. Ich empfand beide Charaktere als unsympathisch und ich wunderte mich so über einiges bei ihnen. Ben und die Polizistin Charlie habe ich aber von Anfang an irgendwie gemocht. Auch Charlie hat mit der Vergangenheit wie Ben nie richtig abschließen können, doch sie versucht ihre Traumata zu bewältigen. Die Handlung wird sowohl in der Vergangenheit als auch in der Zeit um das Jahr 2019 erzählt und ist somit gut einordbar. Die Zeitsprünge sorgen für keinerlei Störung beim Lesen. Sehr gut hat mir die Verknüpfung der damaligen politischen Verhältnisse mit einer Familiengeschichte gefallen. Die Verzahnung von Alltag mit dem Leben von linksradikalem Gedankengut ist der Autorin sehr gut gelungen. Die Spannung der Erzählung entwickelt sich im Laufe der Zeit sehr gut und das Ende kommt dann auch sehr überraschend, was ich aber nicht unbedingt negativ empfunden habe. Ich hätte mir nur etwas mehr Gerechtigkeit in der Geschichte gewünscht, aber das ist die kreative Freiheit bei der Entwicklung einer Story. Gut lesbar und schön erzählend ist der Schreibstil der Autorin. Das Fazit ist positiv. Spannend und mit politischem Hintergrund aus einem Stück Geschichte Deutschlands hat die Autorin einen interessanten Spannungsroman geschrieben. 9/10 Punkten

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Meine Meinung: Ich habe bisher alle Bücher von Ellen Sandberg gelesen, eigentlich schon eher verschlungen. Mich zieht ihr flüssiger, schnörkelloser Schreibstil immer wieder in ihren Bann, egal welches Thema sie in ihrem Buch gerade behandelt, denn immer geht es um ein besonderes geschichtliches Thema, dass die Hauptfiguren betrifft. In diesem Buch geht es um die politische Ausnahmesituation der Siebziger- und Achtzigerjahre und ihre Extreme, in Westdeutschland. Nach und nach deckt Ellen Sandberg dann die Zusammenhänge auf, die die Familie betrifft. Hier geht es dabei um Barbara Maienfeld, ihren Mann, hauptsächlich um den ältesten Sohn (von insgesamt 3 Kindern) und dessen Onkel Lukas. Die Geschichte setzt sich aus verschiedenen Zeitebenen und verschiedenen Perspektiven der Protagonisten zusammen, was die Handlung sehr fließend und kurzweilig macht. Die Zeitsprünge sorgen außerdem für einen soliden Spannungsbogen der sich bis zum Ende und der Auflösung stetig erhöht. Ich konnte mir bis kurz vor Schluss keinen wirklichen Reim auf so manchen Zusammenhang machen, bis sich dann plötzlich alles ineinanderfügte und passend im Finale endete. Die Figuren empfinde ich als authentisch und bildlich gezeichnet und ich kann viele ihrer Handlungen nachvollziehen auch wenn ich mich mit niemandem wirklich identifizieren konnte. Alles in allem ein sehr guter Familienroman mit dunklen Geheimnissen und solider Spannung. Ich fühlte mich sehr gut unterhalten muss jedoch sagen, dass mich andere Romane der Autorin mehr mitreißen und Nachdruck verleihen konnten. Mitreißend fand ich diese Geschichte auch, jedoch hinterlässt sie bei mir (leider) keinen Nachdruck, was jedoch jammern auf hohem Niveau ist. ;)

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Ich erinnere mich noch, dass in meiner Kindheit im Postamt Fahndungsplakate hingen. Ich wusste nicht, was ein Terrorist ist, konnte auch die RAF nicht zuordnen und habe mich fürchterlich gegruselt. Während ich mit meiner Mama in der Schlange stand, habe ich mir immer alle Menschen ganz genau angeschaut, ob vielleicht jemand von den Plakaten darunter ist. Kaum hatten wir die Post verlassen, hatte ich die unheimlichen Geschichten schnell wieder vergessen und war einfach nur ein unbeschwertes Kind. In genau diese Zeit versetzt uns Ellen Sandberg mit ihrem neuen Roman. Er spielt auf zwei Zeitebenen. Heute und zwischen Ende der 1970er und 1980er Jahre. In den 1970er Jahren gehörten Barbara und Gernot als Studenten zur Hausbesetzerszene und wollten mit dem Establishment nichts zu tun haben. Auch nach dem Abschluss des Studiums sind beide Teil der linken Szene und setzen sich als Anwältin und Autor für politische Ziele ein und gehören schließlich sogar zum Unterstützerkreis der RAF, bringen Waffen von A nach B, besorgen falsche Ausweise oder mieten Wohnungen als Unterschlupf an. Eigentlich sind sich beide genug und bekommen daher eher aus Versehen drei Kinder. Das erste, Ben, wird geboren, weil Barbara und Gernot auf dem Weg zur Abtreibung verhaftet werden und die zulässige Frist nach der U-Haft abgelaufen ist. Die 2. Schwangerschaft bekommt Barbara wegen Prüfungsstress nicht mit und so kommt noch ein Zwillingspaar zur Welt. Die Familie zieht von der Besetzer-WG in eine heruntergekommene Mühle in einem Eifeldorf. Dort werden die Kinder mehr oder weniger sich selbst überlassen. Was nach antiautoritärer Erziehung klingen könnte, weist deutliche Züge von Vernachlässigung auf. Ben ist ungefähr zehn Jahre alt als Barbara und Gernot erneut vorübergehend festgenommen werden. Gernots Bruder Lukas war an einem Bombenanschlag auf einen Staatssekretär beteiligt und so geraten auch die beiden in den Fokus der Ermittlungen. Als sie wieder frei sind, verlässt die Familie das Dorf und zieht nach Stuttgart. Für Ben ist dies ein tiefer Einschnitt im Leben, auch wenn er bis heute nicht genau weiß, warum. Inzwischen sind Barbara und Gernot über 60. Sie haben schon vor langer Zeit viele ihrer Ideale über Bord geworfen und eine große Erbschaft angenommen. Davon konnten sie jahrzehntelang auf großem Fuß leben, auch wenn ihre Jobs nicht viel Geld eingebracht haben. Das Erbe ist inzwischen aufgebraucht, genauso wie das Geld, das eine Hypothek eingebracht hat. Die Raten können beide nicht mehr bedienen. Als ihre Kinder sich weigern, die Kosten zu tragen, überlegen sich beide einen anderen Plan. Sie wissen, dass bis heute RAF-Mitglieder im Untergrund leben und ihren Unterhalt mit Bankraub und Überfällen verdienen. Da ist es doch nur gerecht, wenn man ihnen einen Teil der Beute abgibt, um nicht bei der Polizei angeschwärzt zu werden. Natürlich stellen sich Barbara und Gernot eine solche Erpressung etwas zu einfach vor. Der 2. wichtige Handlungsstrang dreht sich um Ben, den ältesten Sohn. Er lebt mittlerweile in München und ist erfolgreich in der Versicherungsbranche. Auf seiner täglichen Joggingrunde wird er Zeuge einer Messerstecherei, bei der eine Frau stirbt. Traumatisiert kann er sich nicht an die Tat erinnern, trotzdem setzt der Täter, ein führendes Clan-Mitglied, alles daran, ihn aufzuspüren. Ben zieht sich in eine Ferienwohnung in dem Eifeldorf seiner Kindheit zurück, begleitet von einer vom Dienst suspendierten Polizistin, die auf ihn aufpassen möchte. Im Gespräch mit seinen Geschwistern stellt sich heraus, dass dies nicht der erste Gedächtnisverlust von Ben ist. Auch an viele Ereignisse seiner Kindheit kann er sich nicht erinnern. Mit viel Ruhe und einem Besuch der alten Mühle, kommen nach und nach Erinnerung ans Licht. Und er findet heraus, dass seine Eltern schlimme Dinge getan und vertuscht haben. Ich könnte noch viel mehr über dieses Buch schreiben, aber ihr sollt ja noch ein paar Überraschungen beim Lesen erleben. Ellen Sandberg gelingt es wieder einmal hervorragend tatsächliche historische Ereignisse am Beispiel fiktiver Menschen einzufangen. Barbara und Gernot gab es nicht im Umfeld der RAF, aber ich kann mir gut vorstellen, dass es Paare gab, die ihnen ähnlich waren. Sympathisch waren mir die beiden überhaupt nicht und ich gönne ihnen, das was mit ihnen in diesem Roman passiert, von Herzen (nein, hier spoilere ich nicht). Beide sind sehr intelligent und handeln komplett egoistisch. Wie gesagt, Kinder waren unerwünscht und das bekommen diese auch während der gesamten Kindheit und Jugend zu spüren. Keine Teilnahme an schulischen Veranstaltungen, Wünsche werden nicht unterstützt, am 18. Geburtstag stehen die Koffer vor der Tür und Unterhaltszahlungen werden so schnell wie möglich eingestellt. Trotzdem erwarten Barbara und Gernot, dass die Kinder finanzielle Unterstützung leisten. Ein recht naiver Glaube. Der Umgang mit den Kindern ist schrecklich, auch dass niemand bei der Vernachlässigung eingegriffen hat. Lehrer haben es versucht, wurden aber unter Androhung von Gerichtsverfahren von weiteren Maßnahmen abgehalten. Die Naivität zeigt sich auch beim Erpressungsversuch. Kann man wirklich glauben, dass Menschen, die mehr als 30 Jahre im Untergrund gelebt haben, einfach Geld rausrücken und sich erpressen lassen?. Diese Stelle habe ich für sehr unrealistisch gehalten, aber – so viel sei verraten – natürlich ist es nicht so einfach, von daher muss ich diese Kritik wieder zurückziehen. Auch den Handlungsstrang, in dem es um Gernots Bruder Lukas und die minutiöse Planung des Bombenanschlags geht, fand ich sehr spannend. Für mich ist es insgesamt ein sehr gelungenes Buch. Ich habe keine tiefen Kenntnisse der RAF-Szene, kann mir aber vorstellen, dass vieles genau so oder ähnlich gelaufen ist. Warum sich jemand radikalisiert, wie die Gruppenstrukturen waren, wie ein Ereignis zwangsläufig zum nächsten Knall führt. All das macht Geschichte sehr lebendig. Immer wieder heißt es „das Private ist immer auch politisch“ und genauso ist es auch in dieser Geschichte. Das Privatleben von Barbara, Gernot und ihren Kindern ist stark von Politik geprägt, die Arbeit, die politischen Aufgaben, haben immer Vorrang vor den Bedürfnissen der Kinder. Die „kommen schon klar“, was in den Kinderseelen vor sich geht und welche Grausamkeiten sie vielleicht mitbekommen haben, interessiert nicht. Ellen Sandberg hat sich auch hier wieder einen wichtigen Stoff der deutschen Vergangenheit ausgesucht und hervorragend umgesetzt.

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Inhalt: Eben noch wollte Ben Maienfeld zu seiner Joggingrunde aufbrechen, jetzt liegt er verletzt im Krankenhaus. Von Kommissarin Charlotte Bodmer erfährt Ben was passiert ist. Selbst hat er keine Erinnerung mehr an den Vorfall. Sehr zum Leidwesen von Charlotte. Die hat nämlich mit dem mutmaßlichen Täter noch eine Rechnung offen...... Leseeindruck: Im Gegensatz zum Klappentext, in dem es um Bens Mutter Barbara Maienfeld gehen soll, handelt die Geschichte in "Keine Reue" zum größten Teil von ihrem Sohn. Allerdings werden durch ihn und seine Erinnerungen, die er langsam wiedererlangt, die damaligen Geschehnisse aufgerollt. Der Schreibstil ist flüssig. Trotzdem hatte ich am Anfang etwas gebraucht, um mich in die Geschichte hineinzuversetzen. Was vor allem an der Hintergrundstory gelegen hat. Es ging in eine politische Richtung, die nicht unbedingt mein Lieblingsthema ist. Allerdings wurde nur das wichtigste dazu erklärt. Damit konnte ich dann schließlich auch leben. Nach und nach konnte mich der Roman fesseln. Am Ende fiel es mir schwer ihn aus der Hand zu legen. Neben Bens Erzählstrang, der durch seine Aktion in Gefahr schwebt, gibt es noch den von seiner Mutter Barbara und einen von seinem Onkel Lukas, der vor Jahren im Untergrund verschwunden ist. Ben scheint etwas zu verdrängen. Denn immer wenn es einen schlimmen Vorfall gibt, blendet er sein Gedächtnis daran aus. Kommissarin Charlotte versucht alles, um seine Erinnerungen zurückzuholen. Schließlich hat sie noch eine Rechnung offen. Mit dem was am Ende in eine ganz andere Richtung herauskommt, hat aber auch sie nicht gerechnet. Barbara erschien mir von Anfang an kühl. Je mehr ich über sie und ihr Leben erfahren habe, desto mehr wurde ich bestätigt. Am besten hat mir der Erzählstrang um Lukas gefallen. Das hat dem ganzen den letzten Schliff gegeben. Fazit: "Keine Reue" braucht ein bisschen, um sein ganzes Potenzial zu entfalten. Aber dann konnte ich den Roman kaum noch aus der Hand legen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten, gefiel mir der Aufbau der Geschichte richtig gut. Denn was Ben beim Überfall passiert, hat mit den Ereignissen in der Vergangenheit nichts zu tun. Ist aber der Auslöser, dass der erwähnte Verrat aus dem Klappentext aufgeklärt wird und man außerdem erfährt, warum Kommissarin Charlotte Bodmer noch eine Rechnung offen hat. Von mir gibt es eine Leseempfehlung.

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