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Rezensionen zu
Keine Reue

Ellen Sandberg

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€ 22,00 [D] inkl. MwSt. | € 22,70 [A] | CHF 30,50* (* empf. VK-Preis)

Barbara und Gernot Maienfeld kennen und lieben sich seit der gemeinsamen Studienzeit. Von außen betrachtet erscheinen sie ihrem Umfeld als wohlhabendes Paar, das seit vielen Jahren glücklich verheiratet ist. Sie leben in einer Altbau-Eigentumswohnung in Stuttgart, die sie vor einigen Jahren mit dem Geld aus einer Erbschaft gekauft haben. Gernot betreibt seit langer Zeit einen Ein-Mann-Verlag, Barbara hat früher als Rechtsanwältin gearbeitet. Jedes ihrer drei erwachsenen Kinder führt zwischenzeitlich sein eigenes Leben, so dass Barbara und Gernot sich nur um sich selbst kümmern müssen. Gernots Verlag bringt jedoch schon seit einiger Zeit nicht mehr genügend Geld ein, immer mehr Rechnungen bleiben unbezahlt und so schlittern sie sehenden Auges auf einen Bankrott zu. Ihre beiden Kinder Leon und Louise sind nicht bereit ihnen finanziell aus der Klemme zu helfen, einzig Ben möchte darüber nachdenken, wird aber Zeuge eines brutalen Überfalles und bei dem Versuch dem Opfer zu helfen schwer verletzt. Niemand aus dem Umfeld von Barbara und Gernot weiß, dass die Beiden in den 80er Jahren der linksextremistischen Szene zugewandt waren und damit zur 3. Generation der RAF-Sympathisanten gehörten: Gernot druckte in seinem Eigenverlag Flugblätter, Barbara vertrat straffällig gewordene Linksextremisten vor Gericht; weswegen sie sich mit ihren damals noch kleinen Kindern viele Jahre in der Eifel vor dem Verfassungsschutz versteckt halten mussten. Von ihren Kindern haben sie aktuell keine finanzielle Hilfe zu erwarten, weswegen sie notgedrungen auf einen Kontakt aus der ehemaligen RAF-Zeit zurückgreifen. Nicht ahnend, dass ihnen deswegen bald ihr komplettes Leben um die Ohren fliegen wird. Mit „Keine Reue“ hat Ellen Sandberg ihren 7. Spannungsroman vorgelegt und als Fan ihrer Geschichten musste ich natürlich auch dieses Buch lesen. Wie immer greift die Autorin dunkle Kapitel unserer deutschen Vergangenheit auf und verknüpft diese mit einer fiktiven Geschichte (die sich jedoch tatsächlich so zugetragen haben könnte). In diesem Buch führt sie den Leser zurück in die 1980er Jahre, als die 3. Generation der linksextremen RAF-Fraktion mit ihren Entführungen und Morden Deutschland in Atem hielt. Die Geschichte der Maienfelds wird abwechselnd von verschiedenen Charakteren erzählt. Die Zeit in der Vergangenheit, Ende der 1980er Jahre, schildern sowohl Barbara als auch Lukas Isensee, der verschwundene Bruder von Gernot. Die Geschehnisse der Gegenwart, im Jahr 2019, werden von Ben (in Gesprächen mit seinen Geschwistern) und Polizistin Charlotte Bodmer stückchenweise aufgearbeitet. Barbara und Gernot Maienfelds Kinder sind in den 1980er Jahren aufgewachsen. Früher nannte man diese Art der Erziehung, die Leon, Luise und Ben „genossen“ haben antiautoritäre Erziehung, heute würde man es Kindeswohlgefährdung nennen oder Vernachlässigung der Aufsichtspflicht. Barbara war nie gerne Mutter und das hat sie auch immer klar und deutlich kommuniziert. Sie und ihr Mann haben sich mehr ihren politischen Zielen gewidmet, als der Erziehung ihrer Kinder. Gernot ist Inhaber eines kleinen Verlages, dessen Publikationen sich mit Themen der linksextremistischen Szene identifizieren, Barbara ist Rechtsanwältin, die sich auf die Fahne geschrieben hat, die Gesellschaft und das politische System zu verändern – indem sie Mandanten verteidigt, die sich die Paradigmen der R.A.F. (Rote Armee Fraktion) zu eigen machten: Sie strebten nach Idealen des Kommunismus, wie sozialer Gerechtigkeit und gesellschaftlicher Gleichheit. In der Gegenwart ist Sohn Ben in einen Überfall verwickelt. Er ist auf seiner Joggingrunde auf einen Streit zwischen einem Pärchen aufmerksam geworden und wollte der Frau zu Hilfe eilen, dabei wurde er schwer verletzt und die Frau starb. Ben fehlen jegliche Erinnerungen an diesen Vorfall, seine letzte Erinnerung hat mit seinem Frühstück zu tun. Dabei fällt ihm auf, dass er schon immer gewisse Erinnerungslücken hatte, die sich auf Vorfälle in seiner Kindheit beziehen und sein Gehirn hat sich die Kindheit so schöngemalt, dass er – als einziges der 3 Geschwister – fest daran glaubt, dass ihre Eltern sie nicht vernachlässig haben. Da der Täter des Überfalles einer kriminellen Bande angehört wird Ben unter Polizeischutz gestellt und er sucht – gemeinsam mit seiner Personenschützerin, Kriminalkommissarin Charlotte Bodmer – Zuflucht in der Eifel, in seiner alten Heimat. Dort plagen ihn Albträume und stückweise kommen die Erinnerungen an früher zurück. War seine Kindheit wirklich so schön, wie er sie sich die ganzen Jahre ausgemalt hat, oder schützt ihn sein Gehirn durch das Vergessen von negativen Erinnerungen vor erlebten Traumata? Durch die Wiederkehr von Bens Erinnerungen und den rückblickenden Erzählungen von Barbara und Gernots Bruder Lukas ergibt sich Stück für Stück ein Bild dessen, was damals wirklich passiert ist und zusammen mit der Lawine, die Barbara und Gernot durch die angestrebte Lösung ihrer finanziellen Probleme in der Gegenwart lostreten, zeigt sich, dass man seine kriminelle Vergangenheit nie wirklich hinter sich lassen kann. Wie gewohnt hat die Autorin Ellen Sandberg einen sehr angenehmen und gut zu lesenden Stil. Ebenfalls wie gewohnt habe ich das Buch in kurzer Zeit gelesen, wobei ich mit dem politischen Hintergrund der Geschichte nicht ganz so vertraut war und das Internet zu den Gräueltaten der 1., 2. und 3. Generation der RAF befragen musste.

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Ach ich bin echt ein Gewohnheitstier, ich liebe es in meinen Gewohnheiten zu verharren und tu mich recht schwer neue Dinge zuzulassen, daher freue ich mich auch immer Bücher von bereits bekannten Autoren zu lesen. So auch in diesem Fall, die Bücher von Ellen Sandberg haben mir immer schon gut gefallen. ‚Keine Reue‘, geschrieben von Ellen Sandberg und erschienen im Penguin Verlag. https://www.penguin.de/Buch/Keine-Reue/Ellen-Sandberg/Penguin/e617331.rhd Eigentlich könnte man Barbara Maienfeld beneiden. Sie lebt in einer schönen Stuttgarter Altbauwohnung, mit dem Mann, den sie seit Studententagen liebt. Niemand ahnt, dass ein Verrat ihrem Glück zugrunde liegt. Doch nun stehen die Maienfelds kurz davor, alles zu verlieren. Und der einzige Weg, der sie retten kann, stößt die Tür zu ihrer Vergangenheit auf – mit der sie längst abgeschlossen hatten. Damals, Ende der 80er Jahre, wohnten die Maienfelds mit ihren Kindern zurückgezogen in der Eifel. Scheinbar genossen sie dort die ländliche Idylle – doch tatsächlich versteckten sie sich vor dem Verfassungsschutz. Bis zu einem verhängnisvollen Tag. Jetzt – Jahrzehnte später – erkennt Barbara, dass das Vergangene nie wirklich vorbei ist. Und schon bald balancieren die Maienfelds zum zweiten Mal in ihrem Leben am Rande eines Abgrunds … Wie man es von Ellen Sandberg gewohnt ist, wird die Story auf zwei Zeitebenen erzählt, die Ende der 80er Jahre und in der Gegenwart im November/Dezember 2019 spielen und pendelt zwischen diesen Zeiten hin und her. Es geht zurück in die Zeit der dritten Generation der RAF und wir erleben Familie Maienfeld, wie sie finanzielle Nöte in der Gegenwart zwingen, wieder Verbindung zu ihrer Vergangenheit aufzunehmen. Die Story erfordert Konzentration, da eine Vielzahl von Figuren aus ihrer Perspektive bestimmte Erlebnisse aus beiden Zeitsträngen erzählen. Hier kann man schnell einmal durcheinander kommen, wer jetzt was gesagt hat. Der inhaltliche Aufbau ist aber so gelungen, dass sich mit der Zeit eine verständlich Verknüpfung aller Figuren und des Geschehens ergibt und ich gebannt in die unterschiedlichen Szenen und Zeiten eintauchen konnte. Der spannendste Handlungsstrang war für mich Bens Geschichte mit seiner Flucht vor dem Clan, aber auch der Aspekt, wie langsam seine Erinnerung zurückkommt. Nach und nach kann er sich an ein zurückliegendes Gewaltverbrechen erinnern, von dessen er Zeuge gewesen ist und so fügen sich die einzelnen Puzzleteile langsam zu einem schlüssigen Ganzen zusammen. Erschüttert haben mich die familiären Zustände bei den Maienfelds, die Vernachlässigung der Kinder, weil sich Barbara und Gernot mehr ihrer politischen Verblendung widmeten als dem Familienwohl. Doch dann holt sie in der Gegenwart ihr aktiver Verrat in der linksextremistischen Szene wieder ein. Wer die Romane Ellen Sandbergs kennt, der weiß, dass sie eine Meisterin darin ist, Familien- und Spannungsroman zu verbinden. Auch ihr neuer Roman überzeugt durch psychologisch ausgefeilte Protagonisten und einen Spannungsbogen, der dem eines guten Krimis gleicht. Das Ende ist zugleich gefühlvoll, knallhart und genau richtig, dieses Buch wird sicherlich noch länger in meinem Kopf herumspuken und mich nachdenklich machen. Ich bin es von Ellen Sandberg nicht anders gewohnt, daher auch hier wieder eine klare Leseempfehlung.

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Das Leben in der Gegenwart wird oft durch Erinnerungen aus der Vergangenheit geprägt. Bei Barbara und Gero Maienfeld sorgt dieser Zustand für ein unstetes Leben. In großen finanziellen Problemen versuchen beide Fehler aus der Vergangenheit zu korrigieren. Doch hat sich die Welt um sie herum weiterbewegt. Unter dessen gerät ihr Sohn Ben in große Probleme, weil er zu falscher Zeit am falschen Ort ist. Eine Familie, welche nie eine richtige Familie war, steht vor einer gewaltigen Belastungsprobe. Barbara und Gero sind zwei 68iger wie sie im Buche stehen. Ihre Kontakte zu ihrer Vergangenheit weisen so einige dunkle Seiten an ihnen heraus. Ich empfand beide Charaktere als unsympathisch und ich wunderte mich so über einiges bei ihnen. Ben und die Polizistin Charlie habe ich aber von Anfang an irgendwie gemocht. Auch Charlie hat mit der Vergangenheit wie Ben nie richtig abschließen können, doch sie versucht ihre Traumata zu bewältigen. Die Handlung wird sowohl in der Vergangenheit als auch in der Zeit um das Jahr 2019 erzählt und ist somit gut einordbar. Die Zeitsprünge sorgen für keinerlei Störung beim Lesen. Sehr gut hat mir die Verknüpfung der damaligen politischen Verhältnisse mit einer Familiengeschichte gefallen. Die Verzahnung von Alltag mit dem Leben von linksradikalem Gedankengut ist der Autorin sehr gut gelungen. Die Spannung der Erzählung entwickelt sich im Laufe der Zeit sehr gut und das Ende kommt dann auch sehr überraschend, was ich aber nicht unbedingt negativ empfunden habe. Ich hätte mir nur etwas mehr Gerechtigkeit in der Geschichte gewünscht, aber das ist die kreative Freiheit bei der Entwicklung einer Story. Gut lesbar und schön erzählend ist der Schreibstil der Autorin. Das Fazit ist positiv. Spannend und mit politischem Hintergrund aus einem Stück Geschichte Deutschlands hat die Autorin einen interessanten Spannungsroman geschrieben. 9/10 Punkten

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Ich erinnere mich noch, dass in meiner Kindheit im Postamt Fahndungsplakate hingen. Ich wusste nicht, was ein Terrorist ist, konnte auch die RAF nicht zuordnen und habe mich fürchterlich gegruselt. Während ich mit meiner Mama in der Schlange stand, habe ich mir immer alle Menschen ganz genau angeschaut, ob vielleicht jemand von den Plakaten darunter ist. Kaum hatten wir die Post verlassen, hatte ich die unheimlichen Geschichten schnell wieder vergessen und war einfach nur ein unbeschwertes Kind. In genau diese Zeit versetzt uns Ellen Sandberg mit ihrem neuen Roman. Er spielt auf zwei Zeitebenen. Heute und zwischen Ende der 1970er und 1980er Jahre. In den 1970er Jahren gehörten Barbara und Gernot als Studenten zur Hausbesetzerszene und wollten mit dem Establishment nichts zu tun haben. Auch nach dem Abschluss des Studiums sind beide Teil der linken Szene und setzen sich als Anwältin und Autor für politische Ziele ein und gehören schließlich sogar zum Unterstützerkreis der RAF, bringen Waffen von A nach B, besorgen falsche Ausweise oder mieten Wohnungen als Unterschlupf an. Eigentlich sind sich beide genug und bekommen daher eher aus Versehen drei Kinder. Das erste, Ben, wird geboren, weil Barbara und Gernot auf dem Weg zur Abtreibung verhaftet werden und die zulässige Frist nach der U-Haft abgelaufen ist. Die 2. Schwangerschaft bekommt Barbara wegen Prüfungsstress nicht mit und so kommt noch ein Zwillingspaar zur Welt. Die Familie zieht von der Besetzer-WG in eine heruntergekommene Mühle in einem Eifeldorf. Dort werden die Kinder mehr oder weniger sich selbst überlassen. Was nach antiautoritärer Erziehung klingen könnte, weist deutliche Züge von Vernachlässigung auf. Ben ist ungefähr zehn Jahre alt als Barbara und Gernot erneut vorübergehend festgenommen werden. Gernots Bruder Lukas war an einem Bombenanschlag auf einen Staatssekretär beteiligt und so geraten auch die beiden in den Fokus der Ermittlungen. Als sie wieder frei sind, verlässt die Familie das Dorf und zieht nach Stuttgart. Für Ben ist dies ein tiefer Einschnitt im Leben, auch wenn er bis heute nicht genau weiß, warum. Inzwischen sind Barbara und Gernot über 60. Sie haben schon vor langer Zeit viele ihrer Ideale über Bord geworfen und eine große Erbschaft angenommen. Davon konnten sie jahrzehntelang auf großem Fuß leben, auch wenn ihre Jobs nicht viel Geld eingebracht haben. Das Erbe ist inzwischen aufgebraucht, genauso wie das Geld, das eine Hypothek eingebracht hat. Die Raten können beide nicht mehr bedienen. Als ihre Kinder sich weigern, die Kosten zu tragen, überlegen sich beide einen anderen Plan. Sie wissen, dass bis heute RAF-Mitglieder im Untergrund leben und ihren Unterhalt mit Bankraub und Überfällen verdienen. Da ist es doch nur gerecht, wenn man ihnen einen Teil der Beute abgibt, um nicht bei der Polizei angeschwärzt zu werden. Natürlich stellen sich Barbara und Gernot eine solche Erpressung etwas zu einfach vor. Der 2. wichtige Handlungsstrang dreht sich um Ben, den ältesten Sohn. Er lebt mittlerweile in München und ist erfolgreich in der Versicherungsbranche. Auf seiner täglichen Joggingrunde wird er Zeuge einer Messerstecherei, bei der eine Frau stirbt. Traumatisiert kann er sich nicht an die Tat erinnern, trotzdem setzt der Täter, ein führendes Clan-Mitglied, alles daran, ihn aufzuspüren. Ben zieht sich in eine Ferienwohnung in dem Eifeldorf seiner Kindheit zurück, begleitet von einer vom Dienst suspendierten Polizistin, die auf ihn aufpassen möchte. Im Gespräch mit seinen Geschwistern stellt sich heraus, dass dies nicht der erste Gedächtnisverlust von Ben ist. Auch an viele Ereignisse seiner Kindheit kann er sich nicht erinnern. Mit viel Ruhe und einem Besuch der alten Mühle, kommen nach und nach Erinnerung ans Licht. Und er findet heraus, dass seine Eltern schlimme Dinge getan und vertuscht haben. Ich könnte noch viel mehr über dieses Buch schreiben, aber ihr sollt ja noch ein paar Überraschungen beim Lesen erleben. Ellen Sandberg gelingt es wieder einmal hervorragend tatsächliche historische Ereignisse am Beispiel fiktiver Menschen einzufangen. Barbara und Gernot gab es nicht im Umfeld der RAF, aber ich kann mir gut vorstellen, dass es Paare gab, die ihnen ähnlich waren. Sympathisch waren mir die beiden überhaupt nicht und ich gönne ihnen, das was mit ihnen in diesem Roman passiert, von Herzen (nein, hier spoilere ich nicht). Beide sind sehr intelligent und handeln komplett egoistisch. Wie gesagt, Kinder waren unerwünscht und das bekommen diese auch während der gesamten Kindheit und Jugend zu spüren. Keine Teilnahme an schulischen Veranstaltungen, Wünsche werden nicht unterstützt, am 18. Geburtstag stehen die Koffer vor der Tür und Unterhaltszahlungen werden so schnell wie möglich eingestellt. Trotzdem erwarten Barbara und Gernot, dass die Kinder finanzielle Unterstützung leisten. Ein recht naiver Glaube. Der Umgang mit den Kindern ist schrecklich, auch dass niemand bei der Vernachlässigung eingegriffen hat. Lehrer haben es versucht, wurden aber unter Androhung von Gerichtsverfahren von weiteren Maßnahmen abgehalten. Die Naivität zeigt sich auch beim Erpressungsversuch. Kann man wirklich glauben, dass Menschen, die mehr als 30 Jahre im Untergrund gelebt haben, einfach Geld rausrücken und sich erpressen lassen?. Diese Stelle habe ich für sehr unrealistisch gehalten, aber – so viel sei verraten – natürlich ist es nicht so einfach, von daher muss ich diese Kritik wieder zurückziehen. Auch den Handlungsstrang, in dem es um Gernots Bruder Lukas und die minutiöse Planung des Bombenanschlags geht, fand ich sehr spannend. Für mich ist es insgesamt ein sehr gelungenes Buch. Ich habe keine tiefen Kenntnisse der RAF-Szene, kann mir aber vorstellen, dass vieles genau so oder ähnlich gelaufen ist. Warum sich jemand radikalisiert, wie die Gruppenstrukturen waren, wie ein Ereignis zwangsläufig zum nächsten Knall führt. All das macht Geschichte sehr lebendig. Immer wieder heißt es „das Private ist immer auch politisch“ und genauso ist es auch in dieser Geschichte. Das Privatleben von Barbara, Gernot und ihren Kindern ist stark von Politik geprägt, die Arbeit, die politischen Aufgaben, haben immer Vorrang vor den Bedürfnissen der Kinder. Die „kommen schon klar“, was in den Kinderseelen vor sich geht und welche Grausamkeiten sie vielleicht mitbekommen haben, interessiert nicht. Ellen Sandberg hat sich auch hier wieder einen wichtigen Stoff der deutschen Vergangenheit ausgesucht und hervorragend umgesetzt.

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Mit ihrem aktuellen Roman “Keine Reue” bleibt die Bestseller-Autorin Ellen Sandberg ihrem Prinzip grundsätzlich treu, feilt aber wieder genau an den richtigen Kanten. Nachdem es ihr mit einigen Büchern schon gelungen ist, die Spannung sogar bis zur letzten Seite aufrechtzuerhalten, war nun langsam aber sicher ein Muster erkennbar. Das macht ihre überzeugende Art zu schreiben, Zeitebenen miteinander zu verweben, interessante Charaktere zu zeichnen und kaum auszuhaltende Spannung zu erzeugen, nicht schlechter. Aber eben irgendwann vorhersehbar. In diesem Roman geht es wieder um eine Familiengeschichte, eng verknüpft mit der RAF in den Achtzigerjahren. Ist Reue wirklich Verstand mit Verspätung? Bezogen auf den Buchtitel “Keine Reue” zeigt das Ehepaar Barbara und Gernot Maienfeld wenig davon, zumindest wenn es um ihre kriminelle Vergangenheit und ihr egoistisches Verhalten geht. Letzteres übertrug sich bei ihren drei Kindern auf eine Erziehung im Landidyll in der Eifel, die man bestenfalls als antiautoritär und frei, aber eben auch als vernachlässigend und kalt bezeichnen könnte. Die Kinder sind mittlerweile erwachsen und haben jeweils ihren Umgang damit gefunden, Zusammenhalt gibt es nur unter den Geschwistern. Amnesie als Schutz? Während die Zwillinge Leon und Luise auf ihre Eltern nicht gut zu sprechen sind – das beißt sich mit der Situation der Eltern, die Geldsorgen plagen und bei ihren Kindern um Unterstützung bitten – hat der älteste Sohn Ben zwar lückenhafte, aber überwiegend schöne Erinnerungen an früher. Dass es aber mit der Erinnerung von Ben nicht zum Besten steht, zeigt sich als er in einen Mordfall verwickelt wird. Er greift beherzt ein, als eine junge Frau in eine äußerst brenzlige Notsituation gerät. Er zeigt Zivilcourage, selbst wenn er ihren Tod nicht verhindern kann, kann sich leider aber an die wesentlichen Szenen nicht mehr erinnern, als er später im Krankenhaus wach wird. Das wiederum wäre aber im Sinne der engagierten Polizistin Charlie, die nämlich sehr wohl zu wissen meint, wer für den Mord verantwortlich ist. Sie hofft also auf ein rasches Erinnern von Ben und heftet sich deshalb äußerst penetrant an seine Fersen. Weißt du wirklich, wer du bist? In ihrem Buch “Keine Reue” macht Ellen Sandberg vieles von dem, was sich bisher bewährt hat und wofür ihre Leserinnen und Leser sie lieben. Sie springt zwischen früher und heute und lässt uns so immer mehr Puzzleteile und Perspektiven zusammensetzen, die die Geschichte komplett machen. Nach und nach erfahren wir so mehr über die Beweggründe für Entscheidungen, schärfen unseren Blick auf die Charaktere und kommen so in der Geschichte immer ein Stückchen weiter voran. Nebenbei erfährt man einiges über die RAF, die Fähigkeiten unseres Gedächtnisses, die Vor- und Nachteile unserer Justiz und die Ambivalenz der menschlichen Psyche. Im Vergleich zu den bisherigen Büchern, drehen sich die Eigenschaften der Charaktere nicht so stark, sie verschärfen sich erschreckend und über die Geschehnisse wird uns klar, warum sie so sind wie sie sind. Das weckt bei einigen Personen mehr Verständnis, Mitleid oder eben schlichtweg Abscheu. Viele düstere Geheimnisse Emotionale Gewalt und dysfunktionale Familien waren schon immer ein wesentlicher Bestandteil der Romane von Ellen Sandberg, mit “Keine Reue” trifft sie einen ganz neuen Nerv. Das Buch mausert sich schon nach wenigen Seiten zum Pageturner, den man mit der Bitte um baldige (Er)Lösung anschreien möchte. Durch die letzten 50 Seiten fliegt man dann nahezu, gierig endlich den letzten und entscheidenden Schnipsel zu lesen. Auch wenn am Ende alles Wesentliche geklärt scheint, lässt Ellen Sandberg ein blasses Fragezeichen stehen, man könnte theoretisch anknüpfen. Eine gute Entscheidung der Autorin, denn die Gewissheit, dass solche Menschen unter uns leben und viele derart düstere Geheimnisse mit sich tragen, ist schon eine sehr mulmige. Der Buchtitel “Keine Reue” scheint erst banal, nach der Lektüre bekommt er ordentlich Gewicht und ist Ausgangspunkt für die Frage, wem man zu wenig und wem zu viel Bedauern ausspricht.

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Wenn die Vergangenheit bedrohlich wird

Von: Tines_chamber_of_books

28.12.2023

Wie jedes Jahr habe ich mit Spannung den neuen Roman der Autorin erwartet. Ebenso welches Thema sie dieses Mal in ihre fiktive Geschichte mit einbindet. Mit ihrem flüssigen, aber bildhaften Schreibstil nimmt sie den Leser mit zu Barbara, die zusammen mit ihrem Mann Gernot in Schwierigkeiten steckt. Im Laufe der Geschichte wird bekannt, dass die beiden der RAF zugehörig waren und nun droht die Vergangenheit sie einzuholen. Sandberg hat die Charaktere schön gezeichnet und lässt,gerade bei Barbara, so manchen Leser den Kopf schütteln. Wie gefühlskalt kann man gegenüber seinen eigenen Kindern sein? Sie verfolgt nur ihre Ideologie! Erzählt wird die Geschichte aus mehreren Erzählperspektiven, hauptsächlich aber aus der Sicht von Barbara, ihrem Sohn Ben und dessen Onkel Lukas. Gerade die Geschichte von Lukas wird aus der Vergangenheit in 1988 erzählt. So wird eine unterschwellige Spannung aufgebaut, die die Seiten nur so gleichen lässt. Das Thema ist gut recherchiert und ist somit wirklich informativ. Natürlich könnte man das Ende schon irgendwie erahnen, aber der Weg dorthin war wirklich spannend und unterhaltsam.

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Sobald ein neuer Titel von Frau Sandberg erscheint, überlege ich eigentlich gar nicht lange oder lese den Klappentext, sondern ich starte einfach direkt mit dem Lesen. In dieser Geschichte geht es um Familie Maienfeld, die kurz vor dem Bankrott stehen. Sie drohen alles zu verlieren und ihre Kinder können oder vielmehr wollen ihnen nicht helfen. Was können sie tun? Vielleicht helfen da nur ihre alten Kontakte? Ich bin immer wieder erstaunt wie spannend die Autorin schreiben kann, obwohl auf weiter Strecke nicht wirklich viel passiert. Wahrscheinlich liegt es daran, weil man als Leser diverse Puzzleteile vor die Füße geworfen bekommt und sich erst nach und nach ein klares Bild ergibt. Mir hat vor allem gefallen, dass es wieder taffe Figuren gibt und eine unerwartete Wende zum Ende. Am meisten berührt hat mich das Schicksal von Ben, der bei einem Überfall schwer verletzt wird, an Amnesie leidet und nur geradeso überlebt. Doch mit der Zeit stellt sich heraus, dass die Erinnerungen seiner Kindheit nicht so wirklich der Wahrheit entsprechen. Das zu lesen hat mir doch etwas Bauchweh verursacht und ich konnte es sehr nachempfinden. Etwas amüsiert habe ich mich über Charlotte Bodmer. Ihre Art ist schon etwas anstrengend und sie ist doch sehr aufdringlich, aber kommt damit an ihr Ziel. Ansonsten habe ich schon ein paar Bücher zur RAF gelesen und fand diese Thematik hier sehr gut eingearbeitet. Man bekommt spannende Einblicke in deren Struktur und Denkweise, auch wenn die geschilderten Akteure hier die Romanfiguren sind und keine ehemaligen, echten Mitglieder. Die Spannung erzeugt die Autorin durch die vielen Figuren und Szenenwechsel, so dass man erst Stück für Stück weiß wer mit wem etwas zu tun hat und wie die Zusammenhänge sind. Mich hat diese Art der Schreibe wieder so in den Bann gezogen, dass ich das Buch innerhalb von zwei Tagen inhaliert habe. Fazit: Spannende Unterhaltung der Extraklasse. Zu Recht Bestsellerautorin. Wer es spannend und kurzweilig mag, der sollte hier zugreifen. Lesenswert!

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Hallo Ihr Lieben Keine Reue von Ellen Sandberg 🌟🌟🌟🌟,5/5 Dieser Roman fängt mit unserem Protagonisten Ben an, der einer Frau zur Hilfe eilt und dabei schwer verletzt wird. Ben kann sich nicht erinnern was vorgefallen ist, weshalb die Ermittler voerst ohne Bens Hilfe den Fall aufrollen müssen. Desweiteren lernen wir seine Eltern Barbara und Gernot kennen, die in finanzellen Schwierigkeiten geraten sind und hoffen auf Hilfe ihrer 3 Kinder. Diese erlebten ihre Kindheit eher mit gemischten Gefühlen und sehen sich demnach nicht in der Verantwortung den Eltern zu helfen. Die Autorin lenkt das Augenmerk auf die 80 er Jahre und wir erleben hautnah wie Barbara und Gernot gelebt haben und was dazu führte warum sie heute in Not sind. Aus der 2 Sicht im Hier und Jetzt werden die Geschwister allen voran Ben beleuchtet, dessen Amnesie sich nicht nur auf das aktuelle Geschehen erstreckt, sondern Teil seines Lebens geworden ist. Die Autorin ist dafür bekannt, mit viel Feingefühl ihren Protagonisten zu begegnen. Ihre Gabe dies bildhaft zu beschreiben lässt mich immer tief abtauchen. Ihr Bezug zu geschichtlichen Themen zeichnet sie ebenfalls aus. Je weiter die Geschichte voranschreitet, desto mehr wurde ich einen Sog aus Drama und Schicksalschläge gezogen. Das Ende überzeugt auf ganzer Linie und beweist somit dass Ellen Sandberg zu den ganz großen Autorinen für mich gehört, deren Geschichten berühren und den Nerv der Zeit treffen. Eine absolute Leseempfehlung für dieses Buch sowie all ihrere Romane Danke @team.bloggerportal und @penguinbuecher für das Rezensionsexemplar Rezensionsexemplar/Unbezahlte Werbung

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