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Rezensionen zu
Die Wölfe aus dem Wald der Ewigkeit

Karl Ove Knausgård

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„Wie man den Wolf auch füttert – er schaut immer zum Wald. Wir alle sind Wölfe des Urwalds der Ewigkeit.“ Wie lässt sich dieses Wunder namens Leben erklären und was bedeutet es überhaupt, am Leben zu sein? Lässt sich das Leben auf pure Wissenschaft, Religion oder Philosophie reduzieren? In seinem Roman 'Die Wölfe aus dem Wald der Ewigkeit' (erschienen bei Luchterhand) sucht Karl Ove Knausgård nach Antworten und was er dabei findet, und dem Leser präsentiert, ist eine Mischung aus Bildungs- und Ideenroman. Er nimmt seine Leser mit auf eine über 1000 Seiten lange Reise und zeigt ihnen sowohl durch das Wirken seiner Protagonisten als auch durch darin eingewobene kurze theoretisch- wissenschaftliche Einschübe, wie das Leben und alles, was dazu gehört, gedeutet oder erklärt werden könnte. Dabei drängt er sich niemals auf, sondern führt seinem Leser lediglich eine Fülle von sehr unterschiedlichen Ideen und Ansätzen vor. Von der Evolutionstheorie bis zum russischen Glauben an Unsterblichkeit ist alles dabei. Der Roman ist die Fortsetzung seines 2022 erschienen Romans 'Der Morgenstern' (ebenfalls erschienen bei Luchterhand). Erzählen tut er aber eigentlich die Vorgeschichte zu den seltsamen Ereignissen rund um das Auftauchen des neuen Himmelskörpers. Beginnend als Bildungsroman, erzählt Knausgård zunächst die Geschichte des 19-jährigen Syvert, der 1986 von seinem Militärdienst nach Hause zurückkehrt und nicht so recht weiß, was er mit seinem Leben anfangen soll. Während in Tschernobyl ein Atomreaktor explodiert und Norwegen in eine Regierungskriese stürzt, entdeckt Syvert eines Tages, dass sein verstorbener Vater ein verborgenes zweites Leben hatte, das bis in die Sowjetunion zurückführt. Und während man als Leser noch rätselt, was das alles zu bedeuten hat, wechselt die Perspektive schon zu Alevtina, einer russischen Wissenschaftlerin, die sich mit Evolutionsbiologie beschäftigt und mit ihrem Sohn grade ihren Vater besucht. Als Alevtina viele Jahre später Besuch aus Norwegen bekommt, fangen die losen Fäden langsam an, sich zu verbinden, so dass sich am Ende ein schillerndes Mosaik aus all dem, was das Leben ausmacht, ergibt. Die Wölfe aus dem Wald der Ewigkeit ist eine Erzählung voller Liebe, Vergebung, Erkenntnis und dem festen Glauben daran, dass alles auf der Welt miteinander verbunden ist. So wie das Leben selbst manchmal seiner eigenen Logik folgt und unklare Wege geht, so tut es auch dieser Roman: Er schweift aus, er geht Umwege und erzählt auch einige Dinge, die für die Handlung nicht unbedingt wesentlich sind. Darin liegt jedoch auch sein besonderer Zauber: Am Ende fügt sich nämlich alles zu einem großen Ganzen zusammen. Als Leser muss man ein wenig Geduld an den Tag legen, denn 1050 Seiten lesen sich nicht nebenbei und man muss am Ball bleiben, um den sich im Verlauf der Erzählung immer weiter aufbauenden Ideen und Theorien folgen zu können. Wer aber mit den Büchern von Knausgård bereits vertraut ist, der weiß, dass das nicht schwerfällt und dass es sich auf jeden Fall lohnt. Er überzeugt auch in dieser Erzählung durch gelungene, teils poetische Formulierungen, die stets auch eine Liebeserklärung an die Natur sind. Außerdem ist dieser Roman grade durch seine Perspektivwechsel und Zeitsprünge spannend und abwechslungsreich bis zur letzten Seite.

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Von Vergangenheit, Gegenwart und den Ewigkeitswölfen… Von Karl Ove Knausgård ist mir noch gut sein Buch „Der Morgenstern“ in Erinnerung geblieben, das im April 2022 erschienen und der Auftakt eines neuen Romanzyklus ist. „Die Wölfe aus dem Wald der Ewigkeit“ ist der zweite Band, aber keine direkte Fortsetzung, da hier einige Geschehnisse zu einem früheren Zeitpunkt angesiedelt sind. Später aber werden aber Zusammenhänge spürbar. Die Handlung erstreckt sich auf über 1.000 Seiten und schnell wird wieder der bildgewaltige Schreibstil und die präzise Figurenzeichnung des Autors sichtbar. Neben weiteren Nebenfiguren stehen besonders zwei im Mittelpunkt, die man nach und nach immer besser kennenlernt: Syvert und Alevtina. Nach einem kurzen Kapitel, das im Jahr 1977 angesiedelt ist, beginnt die Geschichte im Jahr 1986 in Norwegen. Der damals neunzehnjährige Syvert Løyning kehrt nach seinem Militärdienst zu seiner Mutter und seinem zwölfjährigen Bruder Joar zurück. Noch unsicher, wie es für ihn weitergeht, lebt er sich langsam wieder Zuhause ein. Gleichzeitig ist er rastlos, verfolgt mit Sorgen die Tschernobyl-Katastrophe und die Unruhen in der norwegischen Politik. Auch Erinnerungen an seinen verstorbenen Vater werden wieder stärker, nachdem er von ihm geträumt hat. Als er in der Scheune in dessen Nachlass einige Briefe in einer fremden Sprache findet, fragt er sich, wie das Leben seines Vaters wirklich aussah – wohn führten ihn seine beruflichen Reisen? Nach und nach erfährt er einiges über das andere Leben seines Vaters, das bis in die Sowjetunion führt. „Ich las sämtliche Briefe mehrere Male. Es war wie ein Wind, der mich durchwehte und alles, was stabil schien, durcheinanderwirbelte. Ich wusste nicht, was ich glauben, was ich denken sollte.“ (Syvert) – Seite 301, eBook Viele Jahre später in Russland: Die Wissenschaftlerin Alevtina fährt zusammen mit ihrem Sohn Seva in ihre Heimatstadt Samara – zum achtzigsten Geburtstag ihres Vaters. Dieses Wochenende ist gleichzeitig auch eine Reise voller Erinnerungen in die Vergangenheit. Auch ihre Freundin Vasilia spielt eine Rolle, sie arbeitet an einem Essay, in dem sie sich mit dem Tod, dem Leben und der Ewigkeit auseinandersetzt… Dieses ist nur ein kleiner Einblick in das umfassende Werk, das mehrere Jahrzehnte umspannt und dessen Ereignisse sich nach und nach immer mehr miteinander verweben. Mal deutlich sichtbar, mal nur leise im Hintergrund. Das Buch ist in der Ich-Perspektive aus der Sicht von fünf verschiedenen Figuren geschrieben, die mit jedem Abschnitt wechseln. Mal nur wenige Seiten lang, mal mehrere hundert Seiten am Stück. Die längsten Abschnitte sind über Syvert und Alevtina – es wird sehr ausführlich: Von kleinsten Details aus dem Alltag der einzelnen Charaktere, über den Tagesablauf bis hin zu deren Ängste, Gedanken und Träume. Obwohl manchmal gar nicht viel passiert, ist es doch auf besondere Weise fesselnd: Knausgård schreibt so atmosphärisch dicht, dass man unbedingt wissen will, wie es weitergeht. Großartig sind auch die immer wieder einfließenden Beschreibungen der Natur. „In der Ferne ging, gelbrot und verschleiert, die Sonne unter und nach und nach verschwand das Licht von den Feldern, hing noch eine Weile weit oben auf den Höhen zu beiden Seiten, ehe es auch dort losließ und die Dunkelheit langsam die Leere füllte, die es hinterlassen hatte.“ – Seite 221, eBook Und über allem kreisen Fragen zum Leben und der Ewigkeit – besonders im Abschnitt der „Ewigkeitswölfe“ wird es philosophisch. Wie schon beim Vorgänger bleibt manches offen und man überlegt, was genau nun damit gemeint ist. Wie ich festgestellt habe, gehört das aber irgendwie dazu. Durch die sehr gute Figurenzeichnung wird vieles sichtbar im Leben der Einzelnen – es wird mal bedrückend und traurig, mal nachdenklich und berührend, aber auch glückliche Momente tauchen auf. Nach und nach verwebt sich vieles miteinander – ganz langsam und anders als zu nächst gedacht – aber sehr gelungen. Auch der mysteriöse Stern bleibt nicht unerwähnt. „Er hatte die empfindsamsten Augen, die ich jemals gesehen hatte, von allen Menschen. Sie standen weit offen zu seiner Seele, und wenn er sich selbst vergaß, wie er es jetzt tat, war er vollkommen wehrlos, nichts stand zwischen ihm und der Welt.“ – Seite 415, eBook Das Buch ist sehr umfangreich, man sollte sich etwas Zeit dafür nehmen – auch braucht man etwas Geduld. Es wird auch mal sehr ausschweifend mit langen Schilderungen von eher nebensächlichen Sachen. Wenn man aber genau diese Romane mag, dann ist es die perfekte Lektüre. Mir hat es sehr gut gefallen und die letzten Sätze am Ende machen neugierig auf weitere Romane. Mein Fazit: Ein beeindruckendes Werk, das durch seine bildgewaltige Schreibweise und der starken Figurenzeichnung überzeugt. Atmosphärisch dicht und mehrere Jahrzehnte umspannend werden bei den einzelnen Charakteren Verbindungen sichtbar – mal deutlich und mal nur am Rande. Dieses ist auf besondere Weise spannend zu verfolgen. Man sollte etwas Geduld und Ausdauer für diesen 1.056 Seiten umfassenden Roman haben. Es wird sehr detailliert, ausführlich und auch mal etwas philosophisch. Ein außergewöhnliches und sehr lesenswertes Buch!

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Fazit: Als ich gegen Mitte des letzten Jahres Knausgårds „Der Morgenstern“ – Auftakt zu einem neuen fünfbändigen Romanzyklus des norwegischen Schriftstellers – gelesen habe, war die Frage nach dem Lesehighlight des – wenigstens – an literarischen Highlights für mich nicht armen Jahres 2022 umfassend beantwortet. Schon mit Zuklappen des Buches freute ich mich damals, dass danach noch sehr viel mehr davon kommen sollte, und da „Die Wölfe aus dem Wald der Ewigkeit“ zum Zeitpunkt des Erscheinens der deutschen Ausgabe von „Der Morgenstern“ bereits im norwegischen Original erschienen war, war die Wartezeit erfreulich kurz und ich konnte mich begierig auf die über 1.000 Seiten stürzen. Nur wie fasst man diese über 1.000 Seiten jetzt zusammen? Und wie beantwortet man eigentlich die im Grunde ganz simple Frage danach, worum es in diesem Roman eigentlich geht? Na, vielleicht fangen wir erst mal an Anfang an … Dort begegnet uns als erster Erzähler Helge, der auf wenigen Seiten von einer schicksalshaften Begebenheit in seiner Kindheit berichtet, von der hier nichts erwähnt werden soll, die im Zusammenhang aber wichtig ist. Bald schon verschwindet Helge jedoch von der erzählerischen Bildfläche und wird durch den jungen Syvert ersetzt. Er hat gerade seinen Wehrdienst als Koch bei der norwegischen Armee abgeleistet und kehrt zurück in sein Elternhaus in Bergen zu seiner Mutter und seinem Bruder. Sein Vater starb bereits, als Syvert etwa zehn Jahre alt war, durch einen Autounfall. Im Folgenden versucht der junge Mann, in seiner Heimatstadt wieder Fuß zu fassen und sich mit der Frage auseinanderzusetzen, wie seine weitere Zukunft aussehen soll. Auf den folgenden über 500 Seiten begleiten die Leser Syvert auf die für Knausgård typische, sehr akribische und detailgetreue Art. Sie werden Zeuge zahlreicher Konfliktsituationen mit seiner Mutter, die sich daraus ergeben, dass der junge Mann sich anfangs als bemerkenswert verantwortungslos erweist, sie beobachten ihn aber auch, wie er sich um seinen Bruder kümmert, der – ausgehend von meinen laienhaften diesbezüglichen Kenntnissen – vermutlich Anzeichen des Asperger-Syndroms aufweist, sie sehen ihn unbeholfen um die Gunst eines jungen Mädchens buhlen, und sie sind auch dabei, als Syverts Leben die Wendung vieler, nicht zu beneidender junger Menschen nimmt, die plötzlich gezwungen sind, ganz schnell erwachsen zu werden. Und die Leser sind eben auch dabei, als er in der Garage auf russisch verfasste Briefe von bzw. an seinen Vater findet. Er lässt sich die Briefe übersetzen und stellt fest, dass sein Vater offensichtlich nicht der Mensch war, für den er ihn hielt, im Mindesten aber mal gewisse Geheimnisse hatte. All das lässt sich wunderbar lesen, zumal Knausgård mit Syvert eine überzeugende Figur geschaffen hat, einen neugierigen Charakter, der sich viele Fragen über das Leben als solches stellt, naturwissenschaftliche wie metaphysische, und sich beispielsweise angesichts des zum Zeitpunkt der Handlung gerade geschehenen Reaktorunfalls in Tschernobyl fragt, was diese ominöse Radioaktivität eigentlich genau ist, was sie tut und wie sie es tut. Was dem Autor in der ersten Hälfte des Buches jedoch so ein bisschen auf die Füße fällt – auch aus der Sicht eines vergleichsweise geduldigen Lesers, für den ich mich halte -, ist eben diese akribische detailverliebte Erzählweise, die für Knausgård so typisch ist und die sich nicht nennenswert von der in „Der Morgenstern“ unterscheidet, dort aber leichter zu verkraften war, weil Knausgård darin ganze elf Erzählstimmen einführte, man in „Die Wölfe aus dem Wald der Ewigkeit“ aber eben über 500 Seiten nicht von Syverts Seite weicht, und die minutiöse Darstellung banalster Verrichtungen, verbunden mit dem Eindruck, dass sich irgendwann, überspitzt gesagt, Erzählzeit und erzählte Zeit fast die Waage halten, wirkt bald nur noch ermüdend. Aber man sollte sich durchbeißen. Nach über 500 Seiten wechselt der Autor nämlich segenswerterweise die Erzählstimme. Einfach so – weil ihm die Konventionen aus dem „Wie schreibt man einen Roman“-Handbuch vermutlich recht egal sind. Mit der Erzählstimme wechselt auch die Zeit und der Ort der Handlung, hin zu Alevtina, einer Dozentin für Evolutionsbiologie, die mit ihrem Sohn irgendwann in den 2010ern in Russland lebt. Später begegnen wir ihr nochmal zu dem Zeitpunkt wieder, an dem die Handlung von „Der Morgenstern“ einsetzt. Ab dem Zeitpunkt ihres ersten Erscheinens bilden sich erste Zusammenhänge im Bereich der Handlung heraus und man wird für das Durchhaltevermögen – abseits der Freude am Lesevorgang an sich – endlich belohnt. Da man allerdings nun Alevtina für eine gewisse Zeit folgt, stellt sich irgendwann die gleiche Wirkung beim Leser ein, wie bei den gut 500 ersten Seiten des Romans. Maßgeblich liegt das eben, wie erwähnt, daran, dass Knausgård sich auf weniger Erzählstimmen beschränkt als im Auftaktroman. Hier kommen, wenn ich mich nicht verzählt habe, nur fünf Personen als Erzähler zu Wort. Einmal der anfangs erwähnte Helge, der nach wenigen Seiten jedoch nie wieder auftaucht. Später kommt der LKW-Fahrer Jewgeni dazu, dessen erster Auftauchen als Erzählstimme ich inhaltlich vermutlich einfach nicht verstanden habe, und dessen zweites Auftauchen mutmaßlich lediglich dazu dient, hier ein dramatisches, zukünftiges Handlungselement zu teasern. Dazu gesellt sich letztlich die Lyrikerin Vasilisa, eine Freundin von Alevtina. Vasilisa findet als Erzählstimme in erster Linie Einzug über ein von ihr verfasstes Essay – Ähnliches gab es schon in „Der Morgenstern“ -, das sich inhaltlich mit der Philosophie von Nikolai Fjodorow befasst, der das religiöse Konzept der Wiederauferstehung unter naturwissenschaftlichen Gesichtspunkten betrachtete und letztlich das Ziel verfolgte, den Tod durch wissenschaftliche Mittel zu besiegen. Witzigerweise – ich finds jedenfalls irgendwie witzig – spricht Vasilisa über ihr Essay – ist Essay eigentlich Maskulimun oder Neutrum?-, in dem sie sinngemäß sagt, dass er eigentlich als Vorwort für ein Buch gedacht war, dann aber den dafür zur Verfügung stehenden Umfang sprengte, hier und da immer mal wieder was dazukam und sie selbst noch nicht so genau wisse, wohin der Text letztlich denn so führen würde. Und exakt das ist mein Eindruck von „Die Wölfe aus dem Wald der Ewigkeit“. Es wirkt, als hätte Knausgård eine Grundidee für seinen Roman gehabt, und dieser Idee erst an dieser, dann an jener Stelle noch ein bisschen Text hinzugefügt, bis er nicht nur die elementarsten Fragen nach dem Ursprung und dem Ende des Lebens beinhaltet, sondern seine Protagonisten auch noch detailliert bei der Ausübung ihres wöchentlichen Fußballtrainings begleitet. Und das meine ich grundpositiv. Nun wäre aber immer noch nicht geklärt, worum es in „Die Wölfe aus dem Wald der Ewigkeit“ eigentlich geht … Nun, vordergründig geht es um die Familiengeschichte von Syvert bzw. Alevtina und darum, was die beiden miteinander verbindet. Hinter dieser vergleichsweise einfachen Handlungsebene spricht Knausgård jedoch zahllose unterschiedliche Dinge und Fragen an, sei es das Phänomen der Mykorrhiza – einer Symbiose zwischen Pilzen und Wurzelsystemen anderer Pflanzen – und wie es dazu kommen konnte, sei es das Wesen von Farben, die Kommunikation von Bäumen untereinander bzw. des Waldes insgesamt, Radioaktivität, deutsche und russische Literatur, Musik und der Tod. Immer wieder auch der Tod, der sich als zentrales Handlungsmotiv durch den Roman zieht. Und immer, wenn sich der Roman von der Handlung ab- und einer dieser speziellen Fragen zuwendet, erreicht er seine stärksten Momente. Zwischen diesen Momenten flaniert der Leser dann durch wunderbar erzählte Alltäglichkeit, an deren Wirkung übrigens die erneut sehr gelungene Übersetzung von Paul Berf einen immensen Anteil hat. Und so wie man möglichst aufmerksam und aufgeschlossen durchs Leben gehen sollte, in Erwartung dessen, was es einem so bringt, so wandert man eben in tiefer Zufriedenheit durch diese wunderbar erzählte Alltäglichkeit und freut sich dennoch, wenn sie mal wieder von einem kleinen Exkurs unterbrochen wird. Der Roman wirkt ein bisschen so, als hätte man das Gefühl verschriftlicht, das einen zuweilen beschleicht, wenn man beispielsweise an einem wolkenlosen, späten Sommerabend, den zu haben ich sehr bald wieder hoffe, in den Himmel blickt und man sich fragt, wie das denn bitte alles -das da oben und all das hier unten – eigentlich sein kann. Dieses Gefühl, wenn man merkt, dass man beim Gedanken an all das sehr schnell an seine zerebralen Grenzen gerät, man das eigene Verständnis sehr bald überschritten sieht. „Die Wölfe aus dem Wald der Ewigkeit“ ist ein bisschen wie ein literarischer Fluss aus Gold, in dem man beim Hindurchwaten hier und da einzelne schöne Edelsteine findet. Nun mag man sagen, dass es so etwas nicht gibt. Aber wer weiß das schon so genau!?

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