Stell dir vor du bist eine der Auserwählten, welche von der Erde zu einem neuen Planeten geschickt wird. Dafür wirst du in einen künstlichen Schlaf versetzt und sollst nach 100 Jahren wieder aufwachen, um zusammen mit deiner Familie und deinen engsten Freunden den neuen Planeten zu besiedeln. Anstatt nach 100 Jahren geweckt zu werden, erwachst du jedoch tausend Jahre später, allein und auf einem Planeten, welcher dir völlig fremd ist …
Genau in dieser Situation befindet sich unsere Protagonistin Andra. Sie erwacht eines Tages mitten in einer kargen Wüstenlandschaft, umgeben von Leuten die Technologie als Magie ansehen und sie als Göttin verehren. Das ein Leben als Göttin jedoch gar nicht so einfach ist wie es scheint, wird Andra schnell klar. Weniger schnell kann sie sich jedoch erklären was das Motiv des Soldaten Zhade ist, welcher ihr hilft, sich in der fremden Umgebung zurecht zu finden. Während Andra versucht allein in einer fremden Welt voller Gefahren Antworten zu finden kommen die beiden sich näher, doch Zhade verfolgt schon lange nur noch seine eigenen Ziele …
Schon öfters hat man Bücher gelesen, oder Filme gesehen, in denen es um das Thema „Bevölkerung eines neuen Planeten“ geht. „Die letzte Göttin“ hebt sich jedoch ziemlich von all diesen Werken ab. Hier geht es nicht darum, dass die Hauptfiguren zu früh erwachen, sondern zu spät und nicht etwa am Raumschiff selbst, sondern in einer Wüstenlandschaft, umgeben von Leuten, die ihre Sprache nicht sprechen. Genau aus diesem Grund habe ich mich entschieden dieses Buch zu starten und was kann man sagen – diese Story hebt sich wirklich von allem ab was ich bis jetzt gelesen habe.
Der Einstieg in das Buch ist etwas verwirrend, man fühlt stark mit Andra mit, denn auch wir, als LeserInnen, werden in eine Welt geschmissen, welche erst nach und nach erklärt wird. Ab der Hälfte des Buches nimmt die Geschichte dann erst so richtig an Fahrt an – hier hat man sich dann auch an die neue Welt gewöhnt und hat schon etwas mehr Durchblick als zu Beginn der Story. Zum Schreibstil lässt sich also sagen: Es dauert, bis man reinkommt, aber irgendwann ist der Stil dann wirklich „kayo“ (wie Zhade sagen würde). Ich konnte anfangs allerdings nur schwer mit den Charakteren warm werden, da ich sie schon fast etwas zu geheimnisvoll oder stur fand, dies änderte sich jedoch etwas im Laufe des Buches und ich konnte mit Andra und Zhade mitfiebern.
Besonders gefallen an diesem Buch haben mir die unerwarteten Wendungen und das Ende, welches wirklich nochmal alle Plot Twists in den Schatten gestellt hat. Manchmal waren mir die Plot Twists vielleicht sogar etwas zu unvorhersehbar – mir gefällt es, wenn man als LeserIn selbst schon Ideen hat, was als nächstes passieren könnte. Gut fand ich jedoch die Perspektivenwechsel zwischen Andra und Zhade. Dies hat nicht nur Abwechslung gebracht, sondern auch einen Blick hinter die Fassade dieser zwei Persönlichkeiten gegeben. Interessant war außerdem das Einbringen einer neuen Sprache. Wörter wie „kayo“, „kristall“, „einanhalblang brauchen“ und noch einige mehr lassen sich in diesem Buch finden und gaben der Atmosphäre noch einen weiteren futuristischen Touch.
Während des Lesens ist mir aufgefallen, dass die Autorin sich bemüht, so viel Diversity wie möglich in ihr Buch zu bringen. Hierfür ein großes Lob, auch wenn mir Erwähnungen von Andras Ethnizität oder ihres Gewichts an manchen Stellen etwas zu offensichtlich vorkamen. Lora Beth Johnson hat es jedoch geschafft eine völlig neue Welt zu erschaffen, welche die Dinge ganz anders handhabt als man es bis jetzt kennt.
Kurz gesagt: „Die letzte Göttin“ ist ein Roman, welcher sich in vielerlei Hinsicht von anderen Büchern abhebt. Eine neue Welt, Romantik, Humor, aber auch Action, Lügen und Intrigen sind auf den 528 Seiten dieses Debütromans zu finden. Wer also Lust auf einen Sci-fi Roman voller Plot Twists hat, der ist bei diesem Buch genau richtig.