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Rezensionen zu
Grenzgänge

Pajtim Statovci

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€ 22,00 [D] inkl. MwSt. | € 22,70 [A] | CHF 30,50* (* empf. VK-Preis)

«Man kann nicht einfach beschliessen, nicht der zu sein, als der man geboren wurde.» «Doch, das kann man.» Die Hauptfigur in «Grenzgänge» auf nur ein Geschlecht oder gar nur einen Namen festzunageln, würde ihr nicht gerecht werden, doch irgendwo müssen wir anfangen: 1990 Tirana, Albanien. Bujar und Adim sind in den Augen der Übrigen zwei gewöhnliche Teenager Jungs, doch sehen sie mehr in sich und sich zu mehr berufen. Um der Armut zu entkommen und ihren Träumen vom westlichen Europa ein Stück weit näher zu sein, leben sie erst auf der Strasse und kratzen Geld zusammen für die Überfahrt nach Italien. Die Geschichte der beiden wird in Rückblenden erzählt. Die ersehnte Zukunft gibt es aber nur einmal. Und zwar für Bujar, der sein Geschlecht, seinen Namen, die Nationalität und Vergangenheit immer wieder wechselt, wie seine Wohnorte. Nirgendwo scheint er das zu finden, was er so gehasst und deshalb verlassen hat, eine Heimat. Weder in Rom, noch in Madrid, Berlin, New York oder Helsinki. Dafür findet er nicht nur eine Identität, sondern mehrere. Kein Titel hat jemals besser gepasst, denn hier geht es um alle möglichen Grenzen, über die man gehen kann und soll, was unsere Hauptfigur auch macht. Dies ist jedoch nicht ganz einfach und dieser Weg zur Selbstbestimmung führt durch Scham, Verzweiflung und Gewalt. Die anschliessende Freiheit kann einsam und rastlos machen, oder sie zeigt einem, dass man sich selbst genügt und treu bleiben kann, auch wenn man sich immer wieder verändert. Bujar ist natürlich ein interessanter Charakter und der Fokus liegt auf diesem, doch auch die restlichen Figuren bleiben nicht vollkommen blass, auch wenn die meisten Auftritte relativ kurz sind. Adims Kraft und die albanischen Geschichten und Mythen vom verstorbenen Vater haben mir sehr gefallen. Sprachlich überzeugte mich der Roman durch einige hervorragende Passagen. Alles in allem eine bewegende Story, die einem zwar das Herz bricht, aber auch wieder zusammesetzt.

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Kennt ihr das, wenn ihr eure Meinung zu einem Buch gar nicht richtig in Worte fassen könnt, weil ihr so ambivalente Gefühle habt? So ging es mir mit Pajtim Statovcis „Grenzgänge“. Bujar wächst zusammen mit seinem besten Freund in Albanien auf. Um der Trost- und Chancenlosigkeit zu entkommen, beschließen beide auszuwandern. In mehreren Zeitebenen begleiten wir Bujar auf dessen Reise über viele Grenzen. Er überschreitet aber nicht nur Ländergrenzen, sondern auch die zwischen den Geschlechtern und erfindet sich an jedem Ort neu. Dieses Spiel mit den Identitäten und eigenen Biografien ist spannend und gut umgesetzt. Schonungslos, bis hin zur Brutalität offen und klar schreibt Statovci über das Leben seines Protagonisten, der sich meist am Rand der Gesellschaft bewegt, immer mit einem Bein über dem Abgrund. Und so fühlt sich das Lesen bisweilen an, wie ein Schlag in die Magengrube. Trotz der Intensität des Romans, konnte ich aber keinerlei Nähe zu Bujar entwickeln. Mir blieb er über den gesamten Roman fremd und unnahbar und mit solchen Charakteren habe ich so meine Probleme. Ein kleiner Lichtblick in all der Trostlosigkeit hätte dem Protagonisten und dem Buch meines Erachtens gutgetan.

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Kennt ihr das, wenn ihr eure Meinung zu einem Buch gar nicht richtig in Worte fassen könnt, weil ihr so ambivalente Gefühle habt? So ging es mir mit Pajtim Statovcis „Grenzgänge“. Bujar wächst zusammen mit seinem besten Freund in Albanien auf. Um der Trost- und Chancenlosigkeit zu entkommen, beschließen beide auszuwandern. In mehreren Zeitebenen begleiten wir Bujar auf dessen Reise über viele Grenzen. Er überschreitet aber nicht nur Ländergrenzen, sondern auch die zwischen den Geschlechtern und erfindet sich an jedem Ort neu. Dieses Spiel mit den Identitäten und eigenen Biografien ist spannend und gut umgesetzt. Schonungslos, bis hin zur Brutalität offen und klar schreibt Statovci über das Leben seines Protagonisten, der sich meist am Rand der Gesellschaft bewegt, immer mit einem Bein über dem Abgrund. Und so fühlt sich das Lesen bisweilen an, wie ein Schlag in die Magengrube. Trotz der Intensität des Romans, konnte ich aber keinerlei Nähe zu Bujar entwickeln. Mir blieb er über den gesamten Roman fremd und unnahbar und mit solchen Charakteren habe ich so meine Probleme. Ein kleiner Lichtblick in all der Trostlosigkeit hätte dem Protagonisten und dem Buch meines Erachtens gutgetan.

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„Ich bin ein Mann, der keine Frau sein kann, der aber manchmal aussehen kann wie eine Frau, wenn ich es will. Das ist meine beste Eigenschaft, eine Maskerade, die ich an- und ablegen kann, wann es mir passt“ (S.9) 1998 in Rom nach einem Suizidversuch. Der 22-jährige Bujar erinnert sich zum Romanauftakt an den Beginn der 1990er in seiner Heimatstadt Tirana. Eine Zeit politischer Umbrüche, eingeläutet durch das Ende der kommunistischen Herrschaft. Bujar erzählt vom Tod seines schwerkranken Vaters, der eine Vorliebe für Volksmärchen hatte, von den folgenden Depressionen seiner Mutter, der Entführung seiner Schwester Ana durch Menschenhändler. Und Bujar erinnert sich an Agim - seinen besten Freund, den Menschen, den er vermutlich am meisten liebte, mit dem er sich identifizieren konnte, eine „semi-sexuelle“ Beziehung pflegte, von dem er sich verstanden fühlte und mit dem er sich einst auf der Suche nach einer besseren Zukunft auf die beschwerliche Flucht nach Italien begab. Eine jugendliche unbedachte Kurzschlussreaktion basierend auf dem Wunsch, der Trostlosigkeit, den zahlreichen Entbehrungen, der Armut, dem Hunger und familiärer Gewalt zu entkommen. Eine Entscheidung, die schwerwiegende Folgen haben wird. Jahre später begibt sich Bujar auf eine Odyssee durch verschiedene Hauptstädte Europas und in die USA. Bujar ist ein ruheloser, getriebener Grenzgänger, immer auf der Suche nach sich selbst, in verschiedene Rollen schlüpfend, lügend, geschichtenerzählend, grenzüberschreitend, bindungsunfähig, geprägt durch immense Verlusterfahrungen, ungeheilter Trauer, sich stets zwischen verschiedenen Sexualitäten, Geschlechtern, Nationalitäten und Identitäten bewegend. Wird er seine Vergangenheit jemals bewältigen und heilen können? „Grenzgänge“ des finnisch-kosovarischen Autors Pajtim Statovci hat mir trotz einiger Längen und einer leichten Idealisierung gängiger Körpernormen/Schönheitsideale des (nicht immer sympathischen) Erzählers unglaublich gut gefallen. Ein partiell sehr deprimierender und bedrückender Roman, der normative Konstrukte und Kategorien von Gender, Identität, nationaler Zugehörigkeit und Sexualität kritisch infrage stellt. Überzeugt haben mich vor allem die gelungenen unerwarteten Plot Twists, das erzählerische Spiel mit den Irritationen und die starke Figurenzeichnung. Außerordentlich berührt haben mich die Passagen, in denen die Beziehung und Fluchterlebnisse zwischen Bujar und Agim im Fokus stehen. Sehr gut gefallen haben mir aber auch im Nachhinein die Rückblenden nach Albanien, die kulturell sinnvoll eingebetteten Volksmärchen sowie das ergreifende Wiedersehen mit Bujars Mutter. Ein Buch, dessen strukturellen Aufbau und Inhalt ich persönlich erst am Ende richtig wertschätzen konnte. Warum?! - das muss man selbst erlesen😏. Das Ende ist eine emotionale Wucht und lässt letztendlich wirklich verstehen und mitfühlen. Übersetzt von Stefan Moster. TW: Vergewaltigung, Suizid, körperliche und psychische Gewalt gegenüber trans Menschen.

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