Was bedeutet es, heute jung zu sein in einer Welt, die geprägt ist durch social media, den Zwang zu umweltbewusstem Handeln und den Druck zur Selbstoptimierung? Wie findet man als junger Mensch einen Platz in dieser Welt, in der Instagramfilter manchmal wichtiger zu sein scheinen als die Realität? Mit Krötensex (erschienen im März 2012 bei Heyne) legt Franka Frei einen warmherzigen Roman vor, der genau diesen Fragen nachgeht und dabei auch noch zum Brüllen komisch ist.
Hauptprotagonistin Frieda verschlägt es für ihr Studium nach Amerika. Doch wer hier jetzt an den american dream denkt, der hat weit gefehlt, denn mit Amerika ist eigentlich ein kleiner Ort im Landkreis Mittelsachsen gemeint. Doch das ist Frieda und ihren Freunden leider erst aufgefallen, nachdem sie sich an der International School of Business eingeschrieben haben und so heißt es nun statt Burger und Freiheit erst einmal Kuttelsuppe und sächsische Provinz. So war das alles nicht geplant, vor allem weil Frieda als echte Großstadtpflanze mit zu viel Make-up so gar nicht in die Provinz zu passen scheint. Überhaupt fragt sie sich, ob sie überhaupt irgendwo dazu passt. Im Gegensatz zu ihrer perfekten Zwillingsschwester, die nicht nur mühelos attraktiv ist, sondern auch noch eingeschworene Umweltaktivistin, Feministin und in jeglicher Hinsicht eine Weltverbesserin ist, wird Frieda von Selbstzweifeln geplagt.
„Irgendwie hatten wir gelernt, wie wir zu leben hatten und mit wem. Was okay war und was nicht. Wofür man gelobt, geliebt, mit Anerkennung überschüttet wurde und wofür verstoßen, geächtet und belächelt.“
Die Autorin, selbst Jahrgang 1995, dürfte nur zu gut wissen, wie sich Frieda angesichts all der gesellschaftlichen Erwartungen und des medialen Drucks fühlt. Wir leben in einer Welt, in der wir gezwungen sind, uns ständig mit anderen zu vergleichen. Jeder spricht von Individualität und body positivity, doch sobald jemand nicht in die doch noch immer vorhandenen Schubladen passt, erfolgt die soziale Ächtung. Mit Frieda hat Frei eine Hauptprotagonistin geschaffen, die sich genau mit diesen Problemen auseinanderzusetzen hat. Als junger Mensch fühlt man sich irgendwie orientierungslos, weiß nicht so richtig, was man mit seiner Zukunft anfangen soll und überhaupt glaubt man, dass alle anderen das besser hinbekommen und ihr Leben im Griff haben. Frieda ist in dieser Hinsicht ein echtes Vorbild: Sie ist eine mutige junge Frau, die trotz aller Selbstzweifel ihren Weg findet und in einem langen Prozess der Reflexion schließlich herausfindet, worauf es wirklich ankommt.
Und obwohl dieser Roman eigentlich sehr ernste Themen verhandelt, ist er doch federleicht geschrieben und ist stellenweise einfach zum totlachen. Besonders der sächsische Dialekt treibt einem mehr als einmal die Lachtränen in die Augen. Die Autorin erzählt mit einer solchen Leichtigkeit und so viel Freude an der Sache, dass man das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen will.
Krötensex – ein wunderbarer Roman über das Jungsein, die Suche nach Sinn und der großen Liebe, Individualität, body positivity und noch so vieles mehr. Es ist ein Roman für alle, die sich in Zeiten von perfekten Instagram-Bildern auch manchmal unzulänglich fühlen oder sich fragen, was sie mit ihrem Leben anfangen sollen. Es ist ein Roman, der Mut macht, seinen eigenen Weg zu gehen, und beweist, dass es im Grunde völlig egal ist, was andere denken.
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