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Rezensionen zu
Dinosaurier auf anderen Planeten

Danielle McLaughlin

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Ich gebe zu: „Dinosaurier auf fremden Planeten“ habe ich mir in erster Linie wegen des Titels zur Rezension bestellt. Okay, vorher noch kurz englische Besprechungen gecheckt, um sicherzustellen, keinen absoluten Trash lesen zu müssen. Aber trotzdem. Dinosaurier. fremde Planeten. Das klingt zu gut, um es nicht zu lesen. Kurzgeschichten über den Titel verkaufen? Und es ist ja wirklich in erster Linie ein genialer Marketing-Titel. Vereint die beiden großen kindlichen Projektionsräume unserer Zeit: Der Weltraum, unendliche Weiten. Und T-Rex, unendliche Zerstörungskraft. Zwei Kindheitsfaszinationen so vieler, die heute erwachsen sind. Und vielleicht braucht es einen solchen Titel, um Kurzgeschichten zu verkaufen. Kurzgeschichten, gegen die sich die lesende Menschheit mit beinahe schon übermenschlicher Abwehr sperrt. Vielleicht, weil man sich von Kurzgeschichten nicht überrollen lassen kann. Sie sind kein „Zeitvertreib“. Und wir klagen zwar stets, wir hätten so wenig davon: Zeit. Aber die, die uns bleibt, wollen wir ständig vertreiben. Kurzgeschichten aber muss man tatsächlich aktiv lesen und das Kunstwerk als Kunstwerk annehmen. „Dinosaurier auf fremden Planeten“ zumindest versammelt in Wirklichkeit Kurzgeschichten aus irdischen irischen Familienleben. Moderne Familien mit all ihren Brüchen. In der titelgebenden Geschichte etwa bekommt ein Ehepaar in seinen Fünfzigern, das seit über einem Jahr nicht mehr im gleichen Bett geschlafen hat, Besuch von der Tochter und deren kleinem Sohn. In den sind die Großeltern total vernarrt. Doch die Tochter bringt unangekündigt einen neuen Mann mit, fast so alt wie die Eltern. Und die sind sowieso schon sauer, weil sie den Enkel so selten sehen. Ob es Dinosaurier auf fremden Planeten gibt, dass ist nur ein Neben-Gedanke, zu dem Großvater und der neue Mann der Tochter unterschiedliche Ansichten äußern. Die Tochter offenbart später nebenbei, dass sie plane, nach Australien auszuwandern. Ein großer Schock. Und aufgrund der Gäste ist das Ehepaar gezwungen, erstmals wieder eine Nacht im gemeinsamen Bett zu verbringen… In einer anderen, der Auftakt-Erzählung, streiten eine Mutter und ihre Tochter über eine ungewöhnliche Hausaufgabe. Die neue sehr junge Lehrerin hat den Kindern aufgegeben, sich ihre Füße abzubinden wie früher chinesische Adelsdamen, um ihnen zu beizubringen, sich in andere Menschen hineinzuversetzen. Die Mutter fängt Streit an mit der Lehrerin und erfährt dabei, dass die Tochter sich bei der Pädagogin über die zerrüttete Beziehung ihrer Eltern, die allerdings dennoch zusammen leben und sich so zerrüttet gar nicht fühlen, ausgeweint hat. Usw. Diese Texte sind sehr präzise erzählt. Dichte kurze Szenen in einer noch relativ zugänglichen Sprache. Weniger metaphorische als eher filmisch wirkende Verdichtung. Montage nur zentraler Momente, die aber immer das dazwischen Geschehene mitklingen lassen. Wirklich stark. Ein Rezept für die Zukunft der Kurzgeschichte? Leider bezweifle ich, dass selbst dieses Buch sich sonderlich gut verkaufen wird. Diese Aversion gegen Kurzgeschichten: man müsste sie aus der Leserschaft wohl erstmal herausprügeln. Beziehungsweise: Die Welt müsste eine andere werden. Eine, die es mehr Menschen erlaubt, Kunst anders denn als Zerstreuung, als Zeit-Vertreib zu erleben. Aber wenn es dennoch klappen sollte – vielleicht nehmen sich andere Verlage ja ein Beispiel? Denn das Meiste, was heute an wirklich großer Literatur erscheint, dürfte als Kurzgeschichte erscheinen. Und nur äußerst selten von mehr als ein paar Freunden der Autorin gelesen werden. Aber vielleicht reicht es ja doch, sich ein paar besonders schöne Titel zu überlegen, die irgendwie rudimentär mit einer der Erzählungen zu tun haben, um die Ware damit zu pushen. Ich bin gut in sowas. Ich helfe gern. Wie wäre es zum Beispiel mit Lavie Tidhars „Central Station“ als „Verrückte Vampire aus dem Weltraum“? Joyce‘ „Dubliners“ könnte genausogut als „Geister im Schnee“ laufen. Und Llosas „Die Anführer“ käme als „Mord und Totschlag in Limas Straßen aus Blut“ sicher besser an…

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Gesponserte Produktplatzierung - Rezensionsexemplar Preis: € 20,00 [D] Verlag: Luchterhand Seiten: 256 Format: Hardcover Reihe: - Erscheinungsdatum: 22.02.2021 Inhalt: Eine junge Frau lernt ihren Mann ganz neu kennen, als sie zum ersten Mal seine Heimat an der nordirischen Küste besuchen; eine Mutter will verstehen, warum ihr kleiner Sohn so besessen ist von Tierknochen und der Apokalypse … In diesen Geschichten ist die Welt ebenso schön wie fremd. Männer und Frauen, Alt und Jung bewegen sich durchs Leben, wie ein Tourist ein fernes Land erkundet: aufmerksam, mit einer Mischung aus Staunen und Misstrauen. Sie leben in ständiger Gefahr, missverstanden, verletzt oder abgelehnt zu werden, und wollen doch nur begreifen, wer sie sind, in welcher Welt sie leben. Meine Meinung: In elf Kurzgeschichten gibt uns die Autorin Einblicke in viele unterschiedliche Lebenssituationen, Familien und Schicksale. Früher habe ich Kurzgeschichten unglaublich gerne gelesen und auch selbst geschrieben. Daher weiß ich, wie schwierig es ist, bei einer begrenzten Seitenzahl das Wichtigste kurz und knackig zu halten. Die Autorin schafft genau das: auf den durchschnittlich 20 Seiten je Geschichte taucht man regelrecht ab und verfolgt gespannt, was den einzelnen Protagonisten passiert. Man will erfahren, wie es zu der Situation gekommen ist und was daraus resultiert. Natürlich wird nicht alles detailliert erklärt. Doch es gibt immer genug Anhaltspunkte, sodass jede Geschichte rund ist. Auf jeden Fall muss man sich konzentrieren und sich auf diese Art des Erzählens wirklich einlassen. Es ist kein Buch, das man einfach vor sich hinplätschernd lesen kann. Dann würde man viel zu viel verpassen. Gleichzeitig ist der Sprachstil leicht zugänglich und man kann der Story gut folgen. Direkt die erste Geschichte hat mich wachgerüttelt. Es geht um ein Mädchen, das sich die Füße bindet, um Empathie zu lernen. Angeblich sei dies eine Aufgabe, die ihre Lehrerin den Schülern aufgegeben hat. Doch natürlich versteckt sich viel mehr dahinter. Die eingeschobenen Zitate der Anleitung zum Füßebinden können leichten Gemütern schon den Magen umdrehen. Aus jeder der Geschichten konnte ich etwas für mich mitnehmen. Sie haben mich vor allem nachdenklich gemacht, aber auch unterhalten und inspiriert. Hier sollte jeder etwas für sich finden, da jede so unterschiedlich ist. Die Titel der Geschichten lauten: - Die Kunst des Füßebindens - Gegen die ich mich wehre, die hasse ich nicht - Alles über Alice - Die Reiher am Fluss - Die Nacht des Silberfuchses - Kein Oleander - Silhouette - Ein anderes Land - Der Geruch welker Blumen - Im Sturz - Dinosaurier auf anderen Planeten Fazit: Dieses Buch ist wie das wahre Leben. Man erhält immer nur kurze Einblicke in das Leben anderer Menschen und reimt sich zusammen, was wohl passiert ist und warum sie das tun, was sie tun. Mir hat es wirklich gut gefallen, auch wenn ich nicht alle Geschichten gleich stark fand. Daher vergebe ich vier Sterne.

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