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Rezensionen zu
Geständnisse

Kanae Minato

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„Warum habe ich also beschlossen zu kündigen? Weil Manamis Tod kein Unfall war. Sie wurde ermordet, und zwar von Schülern aus dieser Klasse.“ (S.28) Alles beginnt recht harmlos. Als Yuko Moriguchi, eine Lehrerin, ihrer Klasse mitteilt, dass sie gehen wird und ihre Schüler einen neuen Klassenlehrer bekommen werden. Doch schnell werden die Umstände klar und normal ist ab diesem Moment nichts mehr. Denn die Tochter von Moriguchi ist vor kurzem im Schul-Schimmbecken ertrunken und sie glaubt nicht an einen Unfall. Sie is der festen Überzeugung, dass es Mord war und zwei Schüler ihrer Klasse daran schuld sind. Ob das berechtigt ist, weiß man natürlich nicht und statt sich sofort auf eine Seite zu schlagen. Pendelt man unschlüssig zwischen den Schülern der siebten Klasse und der trauernden Lehrerin hin und her. Vor allem, wenn man das Geständnis hört, will man die jungen Menschen schütteln und in Sicherheit bringen. Erfährt man dann aber mehr Details über das „Warum“ steht man voll hinter Moriguchi. „Nicht zu fassen, dass sie nicht begreifen, wie großartig das hier ist. Dann zeige ich es eben jemand anderem, der es mehr zu schätzen weiß.“ (S.43) Genau genommen hat sie einen üblen Stein ins Rollen gebracht, der sich nicht mehr aufhalten lässt. Man erfährt auf den nächsten Seiten wie ihre Bekanntgabe die Schüler – egal ob schuldig oder unschuldig – beeinflusst. Wie sie sich selbstkritisch hinterfragen, wie sie frustriert alles zerstören wollen oder gar in einer stummen Seifenblase verschwinden. Aber egal wie gut man sich abschottet, das Böse keimt in jedem heran oder steht sogar bereits in voller Blüte. Wie man oben an dem Eingangszitat merkt, ist das Buch komplett aus der Ich-Perspektive geschrieben. Allerdings redet nicht nur die Lehrerin. Auch Schüler und das Umfeld kommt zu Wort. Wer genau, wird an dieser Stelle nicht verraten, da es dem Spannungsaufbau und der Aufklärung dient. Es ist von Kanae Minato jedoch sehr geschickt umgesetzt, da man so zweifeln, grübeln, vermuten und erahnen kann. Bis letztlich die Lösung komplett auf dem Tisch liegt. „Vielleicht war das damals so, als er jung war, aber heute ist es anders. Keiner hat mehr richtige „Freunde“. – ich weiß gar nicht genau, was das überhaupt bedeutet.“ (S.186) Ich kannte vor dem Buch bereits die Verfilmung „Confessions“ und halte mich daher zum Thema Spannung in der Kritik hier recht zurück. Schließlich kannte ich die Schlüsselmomente bereits und wurde nicht überrascht. Weiß aber noch, dass ich bei jeder neuen Erkenntnis erstmal schlucken musste. Vor allem wenn man begreift, was eine einzelne Aussage bezwecken kann. Letztlich werden einige an der direkten Anrede zu knabbern haben. Selbst für mich war es im ersten Moment ungewohnt, dass das Buch wirklich SO anfängt wie seine Verfilmung (an Lob an den Regisseur). Man arrangiert sich jedoch damit und ist sofort mitten in der Materie drin. Auch wer seine Problemchen mit asiatischer Literatur hat, sollte zunächst in die Leseprobe reinschnuppern und danach zugreifen. Alles in allem hab ich das Büchlein sehr gerne gelesen und kann definitiv einen Lesetipp aussprechen! Wenn man es zuschlägt und darüber nachdenkt wird einem erst einmal bewusst, wie viele zerstörte Seelen hier zu Wort kommen. Was es heißt beachtet und missachtet zu werden und was passiert wenn eine Behauptung in den Raum gestellt wird, die viele einfach hinnehmen und nur wenige sie hinterfragen.

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Von der ersten Seite an zieht der Roman den Leser zunächst durch die klare Sprache umgehend in einen Sog der Ereignisse hinein, ein Sog, der sich steigert, wenn Yoku Moriguchi, Lehrerin, vor ihrer Klasse in scheinbar kühlem, ungerührten Ton zwei Mörder identifiziert. Mörder ihrer Tochter. Wobei, so ganz klar kann man das letztlich auch nicht sagen, denn einer wollte, vollzog aber nicht und einer wollte nicht, tat es aber dann. Was an sich bereits eine interessante Konstellation im Gesamten ergibt, die dem Leser ein um das andere Mal fast Schauern über den Rücken fahren lässt, wenn er sich mehr und mehr, gezogen durch die Worte des Romans, in die Geschehnisse rund um diesen Todesfall an einem kleinen Mädchen hereinziehen lässt. Denn nichts weniger als eine Bestandsaufnahme der modernen Kultur Japans ist es, was Minato letztendlich anhand des konkreten Tötungsdeliktes dem Leser vor Augen führt. Wie in Japan jugendliche Ticken, wie auf der einen Seite Kühle ihnen gegenüber herrscht, auf der anderen Seite andere mit blinder Liebe um jeden Preis geschützt werden sollen. Inklusive Anfragen an die Lehrerin, die Mutter, vielleicht nicht genug aufgepasst zu haben. Und andererseits der lange Zeit offenen Frage, ob denn die Lehrerin nun ernsthaft und subtil ihre Rache einleitet oder mit aller Gefasstheit über den Dingen steht. Denn strafrechtlich dürfte es schwierig werden, Verantwortliche zur Rechenschaft zu ziehen. Das darüber hinaus eine „Exekutionsmaschine“ (in abgespeckter Form) Preise gewinnen kann, dass die Frage von Recht und Unrecht nach hinten durchgereicht wird und Erfolg oder nicht-Erfolg der einzige Maßstab zu sein scheint für manche der Jugendlichen und Erwachsenen im Roman, dass zudem, auch bei der konkreten Tat, verletzte Eitelkeiten eine fast stärkere Rolle zu spielen scheinen als eine persönliche Verderbtheit (und dies im Übrigen auch lange Zeit nach der Tat noch vorrangig zu sein scheint), all das ergibt eine Atmosphäre, die den Leser hin- und herwirft zwischen Verstehen und Ablehnen, zwischen dem Erschrecken vor einer solchen inneren Haltung, in der sich eine ganze Gesellschaft widerzuspiegeln scheint und dem durchaus auch vorhandenen Mitführen mit manchen Eltern im Buch. Das zudem noch die im Vordergrund stattfindenden Ereignisse an sich eine hohe Spannung beinhalten und persönliche Schicksale so nahegebracht werden, dass sie „unter die Haut“ gehen, rundet den hervorragenden Gesamteindruck dieses Romans nur noch mehr ab. Sowohl „der Fall“, als auch das Setting und darüber hinaus die tieferreichenden Reflexionen über die Richtung, welche die moderne Welt (nicht nur in Japan) nimmt, was das Zwischenmenschliche, was den Wert des Lebens, die Sucht nach Anerkennung und das zunehmende Anti-Soziale angeht werden dabei von Minato sprachlich bestens vor Augen geführt. Angefangen schon bei den nächtlichen Mails (scheinbar) verzweifelter Schüler über pragmatische Berufswahlen, die gewisse Erwartungen von Beginn an entzaubern und bei „Exekutionsmaschinen“ noch lange nicht endend. Da, wo sich im Land ein 13jäähriges „braves Schulmädchen“ in eine „geistig umnachtetet Mondgöttin“ verwandeln kann (oder beides ist). Wo eigentlich ernstzunehmende Warnzeichen in den social media ignoriert, teilweise bewundert, allgemein nicht ernst genug genommen wurden, wo in der „pädagogischen Erziehung“ Drill herrscht, der leicht als ungerecht empfunden werden kann. Von denen, die „nur laufen“, statt auch mal „den Schläger in die Hand zu bekommen“. Eine hervorragende Lektüre voll ernüchternder Erkenntnisse über die Gegenwart und Richtung „neuer“, vielfach eher destruktiver Werte. Und ein Monument der (vermeintlichen?) Rache (was die Milch angeht, die alle in der Klasse trinken), das den Leser so schnell nicht wieder loslässt.

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Kennt ihr das, wenn ein Buch schneller bei euch landet, als ihr darüber nachdenken könnt? So ähnlich ging es mir mit Geständnisse. Ich hab es im Bloggerportal gesehen, das Cover sofort geliebt und der Klappentext war ganz vielversprechend. Als es dann vor mir lag, hat es mich dann aber irgendwie nicht angemacht. Aber „Augen zu und durch“ war die Devise. Was dann kam, damit hatte ich nicht gerechnet. Der Inhalt Die kleine Tochter der alleinerziehenden Lehrerin Moriguchi ist im Schulschwimmbad ertrunken; ein tragischer Unfall, wie es scheint. Wenige Wochen später kündigt Moriguchi ihre Stelle an der Schule, doch zuvor will sie ihrer Klasse noch eine letzte Lektion mit auf den Weg geben. Denn sie weiß, dass ihre Schüler Schuld am Tod ihrer Tochter haben. Mit einer erschütternden Offenbarung setzt sie unter ihnen ein tödliches Drama um Schuld und Rache, um Gewalt und Wahnsinn in Gang, an dessen Ende keiner – weder Kind noch Erwachsener – ungeschoren davonkommt. Mit immenser Sogwirkung und einem unbestechlichen Blick auf die menschlichen Abgründe erzählt die ehemalige Lehrerin Kanae Minato eine faszinierend-verstörende Geschichte voller unerwarteter Wendungen. Ein packender Roman, dessen Stimmen den Leser noch lange begleiten. [ Quelle: C.Bertelsmann ] Meine Meinung Moriguchi ist Lehrerin einer siebten Klasse. Am letzten Tag des Schuljahres eröffnet sie den Kindern, dass sie im darauffolgenden Jahr nicht mehr an der Schule sein wird. Das hat damit zu tun, dass ihre vierjährige Tochter Manami erst vor einigen Wochen im Schulschwimmbecken ertrunken ist. Aber sie hängt ihren Job nicht wegen der erdrückenden Trauer, die sie unzweifelhaft begleitet, an den Nagel. Es ist Rache, die sie antreibt. Denn Moriguchi weiß, dass ihre Tochter nicht durch einen Unfall gestorben ist, sondern ermordet wurde. Und sie weiß auch: es waren zwei ihrer 13-jährigen Schüler, die sie umgebracht haben. Und da sie nicht an das herrschende Jugendstrafrecht glaubt, hat Moriguchi ihren ganz eigenen Plan ausgeheckt. Moriguchi verschwindet dann erst einmal von der Bilfläche und durch ihr Rache setzt sie eine Kette von Ereignissen in Gang, die sich nicht mehr aufhalten lassen. Das Buch beginnt mit einer Ansprache der Lehrerin, die sich über das komplette erste Kapitel zieht. Sie spricht dabei auch direkt einige Schüler an, die direkt vor ihr sitzen. Das fand ich im ersten Moment etwas gewöhnungsbedürftig. Die ersten 10-15 Seiten war ich mir sicher, dass dieses Buch mich nicht begeistern können wird. Doch dann beginnt Miroguchi zu erzählen… vom Tod ihrer Tochter, von ihren Gedanken und Gefühlen, von ihren Zweifeln daran, dass die Täter ihrer gerechten Strafe zugeführt wird, auch davon, warum sie dieser Ansicht ist. Die Story wickelt einen schneller um den Finger als man schauen kann. Und plötzlich kann man das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Es ist so unfassbar böse und erschütternd. Und das, obwohl mich an manchen Stellen eine kleine Stimme gestört hat, die mir einzuflüstern versucht hat, dass es doch vielleicht ein wenig unrealistisch ist. Aber hey! Zum einen lese ich hier ja keinen Erfahrungsbericht, sondern einen Roman und zum anderen: manchmal ist die Welt tatsächlich so krotesk, wie Kanae Minato es hier darstellt. Da ich noch nie ein Buch eines japanischen Autors gelesen habe (zumindest könnte ich mich jetzt daran nicht erinnern), war ich anfangs skeptisch, ob das mit Minato und mir was wird. Und man merkt die doch abweichende Mentalität und Kultur an manchen Stellen. Aber das Setting passte einfach grandios zur Geschichte. Gerade weil die Schule in Japan ja wirklich nochmal einen ganz anderen Stellenwert hat als das bei uns der Fall ist. Das Buch ist in sechs Kapitel unterteilt, wobei sich jedes Kapitel grob um das gleiche Thema dreht. Doch in jedem Kapitel wechselt die Erzählperspektive und es kommt immer „etwas“ dazu. Man erfährt immer etwas mehr über die ganze Geschichte und vor allem bekommt man das Geschehene auch aus unterschiedlichen Sichten erzählt. Das führt dazu, dass man nichts als wahr hinnimmt, bis man es auch von der Person erzählt bekommt, die tatsächlich dabei war. Das machte das Ganze richtig prickelnd spannend. Schließlich überraschte mich die Autorin mit einem recht ungewöhnlichen Spannungsbogen. Zu Ende des ersten Kapitels schießt die Geschichte direkt einmal durch die Decke. Ich hatte das erste Mal seit langem wieder diesen „Atemlos-Effekt“, den man kennt, wenn etwas in einem Buch vorkommt, das einen total umhaut. Dann schlägt die Geschichte allerdings ein etwas ruhigeres Tempo an und zieht zum Schluss hin wieder an. Durch diesen „Paukenschlag“ zu Beginn ist man als Leser aber hellwach und mittendrin. Es war einfach genial! Mein Fazit Ohne große Erwartungen, sogar etwas skeptisch, habe ich das Buch aufgeschlagen und es hat mich total eingefangen. Die Geschichte kannte ich so noch nicht. Und das ist ja zwischenzeitlich oft das Problem im Thrillerbereich. Man liest das Buch und denkt sich: die Idee hat Autor XY auch schon gehabt. Aber hier gibt es wirklich einmal etwas Neues zu entdecken. Hinzu kommt, dass Minatos Schreibstil ein ganz außergewöhnlicher ist, der mir persönlich zugesagt hat. Die Spannung war an genau den richtigen Stellen da. Alles in allem ein richtig, richtig gutes Buch! © Nellys Leseecke - Lesen bedeutet durch fremde Hand träumen

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Als ich diese Kurzbeschreibung las, wusste ich, dieses Buch muss ich lesen. Und ich wurde nicht enttäuscht. Zuerst nahm Moriguchi an, ihre Tochter sei bei einem Unfall ums Leben gekommen, aber ein paar Wochen später, am letzten Schultag, erklärt sie ihrer Klasse, zwei der Schüler hätten ihre Tochter ermordet und sie rächt sich fürchterlich an ihnen. Aber damit ist die Geschichte nicht zu Ende, denn fortan sind die Jungs Ausgestoßene in ihrer Klasse und das Unglück nimmt seinen Lauf. Wow, einfach nur Wow, das waren meine Gedanken, als ich das Buch beendete. Die Geschichte ist so komplex, psychologisch so gut ausgearbeitet und lässt einen sprachlos und nachdenklich zurück. Wir beginnen mit der Perspektive der Lehrerin und arbeiten uns zum Schluss durch 4 oder 5 weitere Perspektiven durch. Dadurch wiederholt sich die Handlung zwischenzeitlich, jedoch nur kurz und wir erfahren stattdessen viel über die Zeit nach den Ferien. Und glaubt mir, es wird zu keiner Zeit langweilig. Das Buch wurde vom Japanischen ins Englische und vom Englischen ins Deutsche übersetzt. Dadurch kann ich nicht so viel zum eigentlichen Schreibstil der Autorin sagen. Mir kam es anfangs ein wenig hölzern vor, das ändert sich aber im Laufe der Geschichte und man kann das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Ganz klar ist aber zu sagen, so ein verstörend gutes Buch habe ich schon lange nicht mehr lesen. Wahnsinn, wie sich die Autorin in die einzelnen Personen hineinversetzen und deren Geschichte niederschreiben konnte. Als Leser erkennt man die einzelnen Facetten der Charaktere oft erst, wenn sie selbst zu Wort kommen und schocken uns damit erst richtig. Fazit: Verstörend, gefühlvoll und psychologisch komplex ausgearbeitet.

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Selten passte ein Buchtitel so gut, denn nach und nach legen verschiedene Personen, vor allem zwei Schüler und eine Lehrerin, Zeugnis ab, wie der Mord zustande kam und was ihm folgte. Dabei lernt man die verschiedenen Perspektiven und ihre Fehldeutungen gut kennen. Tatsachen, welche für den einen feststehen, werden durch den anderen erschüttert. Letztendlich hat keiner die Motive, die der andere ihm zuschreibt. Unwillkürlich fragt man sich als Leser, ob es einem nicht oft auch so geht, dass man jemanden Handlungen zuschreibt, die eigentlich ganz anders waren. Man muss sich beim Lesen auf die kulturellen Unterschiede einlassen können, immer ist es mir sicherlich nicht gelungen, da die Familien etwas anders funktionieren und auch das Schulsystem ein anderes ist. Fazit Am Beispiel eines Mordes werden die Themen Wahrheit, Wahrhaftigkeit und das falsche Eindenken in andere Personen verhandelt. Ein Krimi ist das Buch keinesfalls, es beschäftigt sich mehr mit der Geschichte des Mordes und seinen Nachwirkungen.

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Die 4jährige Tochter der Lehrerin Yuko Moriguchi ertrinkt im Schwimmbecken der Schule. Warum ? Wie ist das passiert ? Wie kam die Kleine in den abgesperrten Bereich ? Schnell wird auch dem Leser klar, anscheinend steckt da mehr dahinter, viel mehr. "Geständnisse" wird aus Sicht von mehreren involvierten Personen erzählt. Anfang hat mich der Stil, in dem die Lehrerin und Mutter mit ihrer Klasse spricht etwas irritiert, da es ein seitenlanger Monolog ist, der mir fast zu emotionslos, zu gefühllos erschien. Doch dieser Monolog ist nur der Anfang von der erschütternden Geschichte. Moriguchis Rede vor der Klasse, ist, wenn auch die Form, der Stil hier ungewöhnlich ist, trotz allem aufwühlend. Zudem wird der Leser schon von Beginn an gewzungen über Schuld, Sühne, Rache, Liebe und viele andere Empfindungen nachzudenken. Im Buch kommen mehrere zu Wort, Mitschüler, Schuldige, Angehörige. Immer wieder wird die selbe kurze Zeitschiene von drei Monaten aufgerollt. Aber wer denkt, dies wäre langweilig dargestellt, der irrt. Denn je mehr Facetten die Ereignisse bekommen, desto klarer kristalliert sich nach und nach die ganze Wahrheit heraus. Und gibt es nur eine Wahrheit ? Die Autorin hat mich immer wieder überrascht, immer wieder stellen sich neue Sichten, neue Empfindungen, neue Wahrheiten heraus. Die Wendungen sind für den Leser nicht vorhersehbar, überraschen und sind sehr dramatisch. Minato spielt mit den Gefühlen der Leser, auch meine Haltung zu manch einem Protagonisten musste das ein oder andere Mal revidiert werden. Das Buch liest sich wie eine Achterbahn der Gefühle. Erschreckend, verstörend, tiefgründig und eine ganz und gar nicht leichte Kost bietet uns die japanische Autorin Minato. Mich hat einerseits die wechselnden Perspektiven gefesselt, anderseit die verschiedenen Motivationen. Aber auch der von der Autorin gekonnte verwebte Wechsel der Erzählenden, meines Erachtens ist ihr hier eine groß angelegte schriftstellerische Kompostion gelungen. Die Geschichte lässt einem beim Lesen nicht kalt. Sie hat mich herausgefordert, sie hat mich nachdenken lassen über Gut und Böse, über Schuld und Sühne, über Dinge, die beeinflussbar sind oder nicht. Über Erziehung, Moral und Strafen. Ein Buch, dass wahrlich unter die Haut geht. Das Buch erschien in Japan schon im Jahre 2008 und wurde bereits erfolgreich verfilmt. Die deutsche Ausgabe erschien nun 2017 im Bertelsmann Verlag und ich empfehle jedem, vor dem Film erst einmal das Buch zu lesen, denn ich glaube, diese subtile Geschichte ist beim Lesen viel intensiver als beim Zuschauen zu vermitteln. Fazit: Bitter, tiefgründig, ausgefeilt, harte Kost - ein Roman, der mit einer groß angelegten schriftstellerischen Komposition beeindruckt und einen nicht kalt lässt.

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Die vierjährige Manami ertrinkt im Schwimmbad der Schule, in der ihre Mutter Moriguchi als Lehrerin arbeitet. Alle Indizien deuten auf ein tragisches Unglück hin, aber im Gespräch mit ihren Schülern wird Moriguchi klar, dass Schüler der siebten Klasse Manami getötet haben. Im Bewusstsein, dass aufgrund des Alters der Schüler lediglich das Jugendstrafrecht zur Anwendung kommen würde und die Schüler aufgrund ihrer psychischen Labilität als schuldunfähig gelten könnten, rächt sich Moriguchi auf ihre Art an den vermeintlichen Mördern und hält an ihrem letzten Schultag ein raffiniertes Plädoyer vor ihrer Schulklasse. In der Konsequenz wird eine Gewaltspirale in Gang gesetzt und die Beschuldigten selbst werden zu Opfern einer Art von Selbstjustiz. "Geständnisse" wurde verfilmt und kam bereits 2011 in die deutschen Kinos. Der Roman ist in sechs Kapiteln, aus den unterschiedlichen Perspektiven der Beteiligten um den Tod der kleinen Manami, erzählt, so dass sich am Ende ein Gesamtbild für den Leser ergibt. Beginnend mit der Mutter kommen Angehörige, die die Wahrheit nicht wahrhaben möchten und die Schuldigen selbst zu Wort. Hier tun sich die menschlichen Abgründe der Seele auf. Die Grausamkeit von Kindern und Jugendlichen, der Hass und fehlende Empathie lösen Entsetzen beim Leser aus. Man fragt sich unweigerlich, wer Schuld hat am Tod und den Folgen. Wurde einfach nur die Aufsichtspflicht verletzt? Ist es die Konsequenz aus den Gedanken eines morbiden Schülers und der von ihm ausgehenden Gefahr, die ignoriert worden ist? Das strenge Schulsystem oder die japanische Gesellschaft, für die nur Leistung zählt und in der die Schüler einem unheimlichen Druck ausgesetzt werden, zu den besten zu gehören, weil sie sonst nichts wert sind. Auch wenn von Anbeginn klar ist, dass es sich bei dem Tod der Vierjährigen nicht um einen Unfall handelt, ist der Psychothriller spannend zu lesen. Stück für Stück wird aufgedeckt, wie sich das Ereignis tatsächlich ereignet hat, wie es dazu kommen konnte und welche noch weiteren schrecklichen Folgen sich als Reaktion auf die Tat ereignen. "Geständnisse" ist ein subtiler Psychothriller, der das Böse der Menschen nüchtern und ohne Effekthascherei schildert und trotzdem schockierend ist - mit einem genialen, bitterbösen Ende.

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