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Rezensionen zu
STRAFE

Håkan Nesser, Paula Polanski

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€ 11,00 [D] inkl. MwSt. | € 11,40 [A] | CHF 15,90* (* empf. VK-Preis)

Jahrzehntelang hat Max Schmeling nichts mehr von seinem ehemaligen Schulkameraden Tibor Schittkowski gehört. Mittlerweile ist Max ein erfolgreicher Autor, als ihn der Brief seines alten Freundes erreicht. Tibor rettete Max dereinst das Leben und fordert ihn nun auf, diese Schuld zu begleichen. Unter einer schweren Krankheit leidend benötigt er Max‘ Hilfe, um sich einen letzten Wunsch zu erfüllen. Aus der ungewöhnlichen aber harmlosen Bitte wird ein seltsames und gefährliches Geschehen… Die Geschichte rund um die alten Freunde Max Schmeling und Tibor Schittkowski dreht sich um die Kontraste zwischen Ruhm und Verlust, gerechten Lohn und gerechter Strafe für die Taten eines Lebens. Dabei kommt die Geschichte allerdings recht ruhig und unspektakulär daher, die Zusammenhänge werden erst Stück für Stück klar. Ganz viel an diesem Buch hat mir richtig gut gefallen: durch die Hauptfigur drehen sich viele Abschnitte der Handlung um die Grenzen zwischen Fiktion und Realität, um das Lesen und Schreiben. Das liest sich interessant und hat mir als Leseratte super gefallen. Auch die Kontraste zwischen Max und Tibor, die Rückblenden in ihre Kindheit und die dadurch entstehende Sicht auf diese beiden gegensätzlichen Charaktere haben mich gut unterhalten. Für Hakan Nesser typisch ist die Geschichte sehr ruhig und atmosphärisch verfasst, Verfolgungsjagden und knallharte Cops sucht man vergeblich, alles wirkt alltäglich und echt. Diese vielen positiven Eindrücke werden leider schließlich doch getrübt. Im Verlauf der Geschichte wird zu viel Versprochen. Große Geheimnisse werden angekündigt, man erwartet ein Feuerwerk und bekommt… ein Tischfeuerwerk. Das macht auch Spaß, das große „Aaah!“ und „Oooh“ bleibt aber leider aus. Vermutlich hätte mich das Buch sogar mehr beeindruckt (und die Konstruktion ist wirklich gelungen) wenn die Zuspitzung der Geschichte nicht so viel andeuten würde. Immer wieder erwartet man vergebens die großen Enthüllungen. So verpufft der eigentliche Clou der Geschichte leider schlussendlich ein wenig. Auf mich hat dieser gewisse Kniff zudem ein wenig unglaubwürdig konstruiert und recht losgelöst vom Rest gewirkt. So bleibe ich schwankend. Einerseits habe ich die Idee einen Autor und das Schreiben zum Zentrum einer Geschichte zu machen genossen. Andererseits lässt mich die Umsetzung ratlos zurück. Unentschiedene 3 von 5 Sternen für ein Buch das mich gut unterhalten hat, meine Erwartungen aber nicht erfüllen konnte.

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Sehr ruhig, sehr langsam entfalten die beiden beteiligten Autoren (deren Anteile am Buch man im Buch durchaus gut grob voneinander abgrenzen kann) ihre Geschichte von Nähe und Distanz, Vertrauen und Enttäuschungen und den Folgen daraus. Mit nicht breiten, aber doch immer wieder je zustechenden Erkenntnissen über sich selbst, über den Wert des eigenen Tuns, über das Leben an sich, die in kurzen Sätzen den Leser immer wieder aufrütteln. „Die Verheißungen sind erloschen, die Visionen geschrumpft“, so bedenkt es Max Schmeling, der erfolgreiche Autor, im Buch einmal. Wie auch, dass sein Schreiben eben auch nichts anderes ist, als das man „ja irgendwas tun müsse, wenn man auf den Tod wartet“. Aber scheinbar wartet auf ihn doch noch eine größere Aufgabe als der neue Roman, der nicht so recht voranschreiten will. Ein alter Schulfreund aus Jugendtagen bedarf seiner Hilfe. Einer, der ihn zweimal vor Unglücken gerettet hat, einer, dem er diesen Wunsch nicht unbedingt abschlagen will. Tibor sucht seine Tochter, nach Jahrzehnten im Gefängnis. Und Max Schmeling kann ihm helfen, denn seine Tochter bewundert den Schriftsteller. Er möge doch Kontakt herstellen, Paula finden. Zunächst widerwillig, dann doch fasziniert durch die sich zeigende Verbindung zu Max alter Jugendliebe, taucht der Schriftsteller ein in die Geschichte Tibors. Und ist zugleich dabei, eine eigene, kürzlich erfahrene Trennung zu verarbeiten. Seine Lebensgefährtin, ebenfalls eine begabte Schriftstellerin, hat ihn verlassen. Mit Grund, wie der Leser erfahren wird. Und mit einer fortschreitenden Auflösung des Bildes des Autors Schmeling. Denn er hat verraten. Auf üble Weise. Und geht zugleich mit seinen Recherchen auch einer Form von Urteil über ihn selbst entgegen. Kein einfacher Stoff mit vielen hintersinnigen Bedeutungen, und auch nicht sonderlich einfach oder gefällig im Ton und Stil, so gehen die Autoren jenem Ereignis nach, steuern auf das zu, das letztendlich der Auslöser von allem sein wird und war, was am Ende des Buches den Leser erwartet. Mit „tiefen Sätzen“, einer melancholischen, teils rachsüchtigen Grundstimmung, einer Egomanie, was Schmeling angeht, welche die beiden Autoren intensiv herausarbeiten und die vielleicht nicht nur den konkreten Autor betrifft, der real hinter den Zeilen gemeint ist, sondern ein Abbild des „Autoren an sich“ vielleicht zudem in sich trägt. Interessant, intelligent zusammengebracht am Ende in den einzelnen Erzählperspektiven, sprachlich ausgereift, mit einer überraschenden Wendung im Finale, aber auch zu ruhig verfasst, zu schwermütig und in Teilen zu langatmig, um durchgehend zu fesseln.

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