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Rezensionen zu
Der Duft von bitteren Orangen

Claire Hajaj

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€ 12,00 [D] inkl. MwSt. | € 12,40 [A] | CHF 17,50* (* empf. VK-Preis)

Kurz zum Inhalt: Salim wächst als Sohn eines arabischen Orangenbauern in Jaffa und flieht 1948 als Siebenjähriger mit seiner Familie vor den Israelis. Als Jugendlicher wandert er nach England aus, wo er studiert und die etwas jüngere Judith kennen lernt. Die beiden werden ein Paar, aber ihre Beziehung steht von Anfang an unter Spannung, denn Judith ist Jüdin. Bücher sind ja nicht billig, also kann man auch auf Äußerlichkeiten achten: Das Buch ist fest in einen hübschen hellgelben Umschlag gebunden und hat ein edles orangefarbenes Lesebändchen... Druck- oder Übersetzungsfehler sind mir nur zwei aufgefallen, das ist okay. Die Autorin lebt selber in (oder zwischen?) zwei verschiedenen Kulturen, der jüdischen und der palästinensischen. Das macht sich im Buch positiv bemerkbar, denn die Frau weiß, worüber sie schreibt. Ihre Darstellung der beiden Hauptpersonen ist sehr überzeugend und lebendig. Hier und da erklärt die Autorin für meinen Geschmack zu viel. Wo sie einfach nur erzählt, ist das Buch besser. Bei der einen oder anderen Szene schrammt sie auch mal nah an der Grenze zum Kitsch vorbei, aber trotzdem hat mich die Geschichte irgendwie gefesselt. Sehr interessant fand ich, dass die Religion in dem Konflikt auch innerhalb der Familie keine nennenswerte Rolle spielt. Salim ist Araber und sozusagen theoretisch Moslem, aber er ist überhaupt nicht religiös. Auch Judith ist nicht besonders gläubig. Sie fühlt sich eher ihrer Herkunft und ihrer Tradition verpflichtet. Der Titel bezieht sich übrigens auf die biblische Figur Ismael, den ersten Sohn Abrahams, der zugunsten des jüngeren Isaak verstoßen wurde. Ismael ist der Legende nach der Stammvater der Araber, Isaak der des Volkes Israel. Mein Fazit: Ein solider, farbenfroher und spannender Roman, der beiden Seiten gerecht wird.

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Das Buch hat mich sehr stark an David Nicchols' "Zwei an einem Tag" erinnert. In "Zwei an einem Tag" gab es so manche Stelle an der ich frustriert war, weil die Geschichte sich nicht so entwickelte, wie ich es wollte. Ähnlich war es mit "Ismaels Orangen". Ich habe für dieses Buch einige Tränen vergossen, ob aus Frustration, aus Mitleid, oder einfach weil es zu Ende war. Ich lese normnalerweise ungern realistische Geschichten, weil sie mir zu nahe gehen. So in etwa wie Koriander Bastian von der Unendlichen Geschichte abrät, weil sie nicht wie seine anderen Geschichten ist... Und erst recht keine, die von Krieg handeln... Vielleicht auch deswegen sah ich Ähnlichkeit mit "Zwei an einem Tag". Ich habe die Charaktere sehr lieb gewonnen und bin froh, dass ich das Buch testlesen durfte, da ich nicht denke, dass ich es sonst gekauft hätte. Es passt einfach nicht in die Art von Büchern, die ich normalerweise lese, was bedeutet, dass ich dieses Erlebnis verpasst hätte. Ich finde dieses Buch auf jeden Fall empfehlenswert. Jeder der sich schon einmal fehl am Platz und missverstanden oder ausgeschlossen gefühlt hat, wird die Charaktere und ihre Geschichten in sich aufsaugen.

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Ismaels Orangen von Claire Hajaj, erschienen unlängst bei blanvalet mit 448 Seiten erzählt die Geschichte von Salim und Judith, die über kulturelle und religiöse Grenzen hinaus eine Beziehung eingehen und erfahren, welche Probleme damit auf sie warten. Salim muss als Kind erleben, wie er als Palästinenser aus seinem Heimatdorf vertreiben wird, die Orangenplantage der Familie wird zurückgelassen. Der Hass gegen die Juden, denen die Schuld gegeben wird, die alle pauschalisiert werden, ist groß. Im London wächst zur selbst Zeit Judith heran, die erleben muss, welche Gesichter und Formen Antisemitismus hat. Sie lernt, dass die Araber Schuld an allem seine – zumindest an der Situation in Israel. Als beide erwachsen sind, lernen sie sich kennen und lieben, versprechen sich über den vorgefertigten Meinungen zu stehen. Jahre später, als Salim immer wieder in der Arbeit Niederschläge hinnehmen musste – weil er zwar einen britischen Pass hat, aber „kein Brite“ ist, als er will, dass seine Kinder Arabisch lernen und Judith ihnen heimlich die Menora ihrer Großmutter erklärt, ist klar, dass sie sich selbst belogen haben. Von Anfang an ist der Leser gefangen zwischen den beiden Figuren. Auf beider Seite und damit doch auf keiner. Denn nur, weil er beide Seiten kennt, heißt das nicht, dass er eine Frage auf das große „Warum“ hat. Die hat er nicht. Auch nicht nach dem Lesen des Buches. Nach dem Lesen von Ismaels Orangen weiß er aber, wie wichtig der Blickwinkel ist. Wie schnell wir uns überall angegriffen fühlen, wenn eine einzige Sache aus dem Ruder läuft. Welches Glück er haben könnte mit seiner Familie sieht Salim irgendwann nicht mehr, er vergisst, nach vorne zu blicken und sieht nur noch die Ungerechtigkeit der Vergangenheit. Besessen von den Orangen und seiner kindlichen Unschuld. So politisch, wie auf den ersten Blick der Eindruck entsteht, ist der Roman gar nicht. Es geht nicht so sehr um die großen Entscheidungen, sondern auf die Einzelschicksale, die in gewisser Weise übertragbar sind. Um viele Entscheidungen, die alle auf eine Weise falsch und auf die andere richtig sind. Um Väter, die enttäuschen und Mütter, die gehen. Um große Nähe und große Ferne und den unendlichen Wunsch nach Glück und Sicherheit. Gerade den ersten Teil des Romans fand ich sehr toll. Hier ist die Nähe zu den Protagonisten entscheidend und wichtig. Sie wird aufgebaut und muss den Roman über bestehen. Der zweite Teil ist eher distanziert. Etwas entfremdet sind Salim und Judith, sich und uns. Rückblenden und kurze Einblicke zu Schlüsselmomenten werden gewährt. Hin und her gerissen zwischen den Kindern, den jungen Erwachsenen und den Eltern, die sie geworden sind. Von der Gesellschaft nur scheinbar akzeptiert und immer wieder sich selbst und ihre Beziehung verteidigend, sind sie müde geworden, zweifeln, sind schneller bereit, stereotypisch zu werden, weil sie im der Geschwindigkeit des Alltags das Miteinander verloren haben. Was vielen Paaren passiert und hier überdeutlich zu Tage tritt. Die Kommunikation wird träge, verliert sich. Sie tragen für sich ihre Probleme und können nicht mehr zusammenkommen. Es ist interessant die Wege zu betrachten, auf denen sich Teile von Geschichten wiederholen, die Erinnerung daran in den Köpfen der Protagonisten, ihr Versuch, es aufzuhalten, der nur unweigerlicher in den alten Vorwürfen endet. Und immer vor der Kulisse des jüdisch-palästinensischen Konflikts. Das Buch hilft niemandem, diesen Konflikt besser zu verstehen oder Partei zu ergreifen. Es verurteilt niemanden, oder alle. Einzelschicksale werden übertragbar, über Generationen hinweg. Die Frage, welche Lösungen es gibt oder gegeben hätte, bleibt stehen, die Frage wie gut das Ende ist oder eben nicht ist. Einzelmeinungen. Mit klarem Stil und einem schicksalhaft gerichteten Blick greift der Roman eine Familie, die gegen alle und für sich kämpft und irgendwann nicht mehr weiß, wo sie steht. Ein Buch, das nahe geht, das zum Nachdenken anregt und die Illusion selbst desillusioniert.

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Ein bewegendes Buch voller Kraft.

Von: Cornelia TiRo

27.03.2015

Die bereits seit Jahrzehnten anhaltenden Unruhen bestimmen das Leben der Menschen in Israel und Palästina. Juden gegen Araber – Araber gegen Juden. Sie streiten um das Land. Ein Krieg, der mit rationalem Verstand schon lange nicht mehr begreifbar ist. Beide Parteien fühlen sich als betrogene Opfer und beharren unverrückbar auf ihren Standpunkt. Claire Hajaj geht mit ihrem Debütroman „Ismaels Orangen“ mitten hinein in den politischen Wahnsinn und erzählt ihre Geschichte. Salim Al-Ismaeli wächst 1948 als siebenjähriger Sohn auf der Orangenplantage seines Vaters in Jaffa auf. Er ist stolz auf das „Orangenhaus“ und wie bei seinen Brüdern, wurde an seinem Geburtstag ein Orangenbaum gepflanzt. Salim umsorgt seinen Baum und hofft, dass er schnell wachsen und reife Früchte trägt. Er fiebert seiner ersten eigenen Ernte entgegen. Dann würde er zum Mann werden – so ist es Tradition. Doch kurz bevor Salim seine erste Orange pflücken kann, bricht in Palästina der Krieg aus. Zusammen mit seiner Familie muss er fliehen. Sie lassen das Haus und die Orangenbäume zurück und verlieren schließlich alles. Das Einzige was Salim bleibt, ist ein Foto von seinem Baum und der große Wunsch, irgendwann dorthin zurückkehren zu können. Parallel schafft es Judith als Mädchen ganz alleine nach England zu flüchten. Sie ist Jüdin und hat außer den Sachen, die sie bei sich trägt, alles verloren. Sie wächst als Tochter bei weiteren Überlebenden des Holocaust in London auf. Judith wünscht sich nichts mehr, als ein glückliches Leben zu führen. Judith und Salim begegnen sich in den 60´er Jahren des letzten Jahrhunderts in London. Beide studieren an der Uni. Sie nähern sich an, lernen sich kennen und verlieben sich ineinander. Doch: „Kann Liebe wachsen, wo Hass gesät wird?“ Aller Widrigkeiten zum Trotz, entscheiden sie sich, zusammen ihren Weg zu gehen und um ihre Liebe zu kämpfen. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn ihre Beziehung wird immer wieder vor Zerreissproben gestellt. Judith und Salim geben alles – jeder für sich, mit ihren eigenen verwobenen Wurzeln, Vergangenheiten und Kulturen – , um gemeinsam ihr Leben zu leben. Egal ob in der eigenen Familie, in London, Kuwait, Tel-Aviv, Palästina oder Israel: sie stoßen immer wieder an Grenzen, die es zu überwinden gilt. Bei allem bleibt aber der bittere Beigeschmack des Verlierens auf der Zunge, den auch ihre beiden Kinder spüren müssen. Hinzu kommt der wieder aufkeimende Krieg, der sich in Judiths und Salims Liebe und Beziehung breit zu machen droht. Und dann gibt es da ja noch die Sehnsucht nach dem Orangenbaum und das Haus in Jaffa... Schon beim Lesen der ersten Seiten in „Ismaels Orangen“ verspürte ich den Wunsch, einen kleinen Orangenbaum zu kaufen und diesen zu beschützen. Direkt neben dem Baum würde ich eine Menora stellen. In Liebe vereint. Für mich war die unglaubliche Anstrengung, die dieses Leben kostete, direkt zu spüren. Diese Wut, Ohnmacht, die Zerrissenheit und die Sehnsucht. Gleichzeitig hat es die Autorin Claire Hajaj aber auch geschafft, ganz viel Verständnis, Geborgenheit und Liebe einfliessen zu lassen. Ein Drahtseilakt, welcher ihr gelungen ist. Gerade mit dem Hintergrund der Unruhen im Nahen Osten, bei denen es schon lange nicht mehr um den Einzelnen geht, sondern vielmehr politische Machenschaften im Vordergrund stehen und die Menschen zu Spielbällen werden. Claire Hajaj ist 1973 geboren und selbst Tochter einer jüdischen Mutter und eines palästinensischen Vaters. Sie weiss, was es heisst, zwischen den Kulturen aufzuwachsen. Und selbst, wenn ihr Roman „Ismaels Orangen“ fiktiv ist, so wurzelt er doch in ihrer eigenen (Familien-) Geschichte.

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Achtung evtl. Spoiler! Inhalt: Jaffa, 1948: Salim Al-Ismaeli ist sieben Jahre alt und der mittlere Sohn eines palästinensischen Orangenzüchters. Er fühlt sich dem Land seiner Familie sehr verbunden und kann es kaum erwarten, zum ersten Mal die Früchte des Orangenbaums zu ernten, der zu seiner Geburt gepflanzt wurde. Doch bevor es dazu kommt, bricht Krieg aus und Salims Familie flüchtet wie so viele andere Palästinenser vor der jüdischen Armee. Zur gleichen Zeit wird in England Judit als einzige leibliche Tochter einer jüdischen Familie geboren. Sie wächst behütet auf, kann sich allerdings nicht ganz in ihre Familie einfügen, genau wie Salim. Als sich die Lebenswege der Beiden kreuzen, ist das der Beginn einer fast unmöglichen Liebe… Meinung: Claire Hajaj erzählt in ihrem ersten Roman die Geschichte von Salim und Judit und ihrer Liebe, die sich zwischen zwei grundverschiedenen Kulturen und Mentalitäten zu behaupten versucht. Diese Geschichte ist nicht biographisch, aber sie wurzelt doch in der Familiengeschichte der Autorin, die als Kind einer Jüdin und eines Palästinensers geboren wurde. Hajajs Schreibstil fand ich teilweise etwas blumig und dadurch an manchen Stellen vielleicht etwas unrund, trotzdem war das Buch für mich gut zu lesen. Die Geschichte hat mich nicht nur gefesselt, sondern auch sehr bewegt und teilweise tief berührt, weil anhand von Salim und Judit der Schmerz und das Leid von so vielen Menschen verdeutlicht wird. Gibt es denn wirklich keine Lösung für diesen Konflikt, der nun schon so lange ausgetragen wird? Ist denn niemand in der Lage die vielen Jahrzehnte an Ungerechtigkeit, Tod und Hass ad Acta zu legen, den Mitmenschen die Hand zu reichen und an einer dauerhaften Lösung zu arbeiten, die für alle Beteiligten irgendwie erträglich ist? Diese und andere Fragen habe ich mir beim Lesen gestellt, aber keine Antworten bekommen, denn das Buch ist kein Sachbuch, sondern trotz aller Realitätsnähe und Bezugnahme auf historische Ereignisse ‘nur’ ein Roman. Daher hat mir auch gefallen, daß Claire Hajaj die meiste Zeit nicht Stellung für oder gegen eins der beiden Völker bezieht, sondern sich auf die jeweiligen Personen, deren Gefühlslage und Taten beschränkt. Leider verlieht sich diese Neutralität in meiner Wahrnehmung zum Ende hin ein wenig, aber das tut dem Buch in meinen Augen keinen Abbruch. Was ich dagegen wirklich schade fand sind die großen Zeitsprünge innerhalb der Geschichte, durch die mir ab der Mitte des Buches manche Entwicklung etwas zu schnell und nicht ganz nachvollziehbar erschien. Insgesamt ist ‘Ismaels Orangen‘ für mich ein berührendes, absolut lesenswertes Buch, das mich auch Tage nach dem Fertiglesen immer noch beschäftigt und dessen tragische Geschichte nicht leicht zu verdauen ist. Kurze Notiz am Rande: Für jede Lesermeinung, die beim Verlag eingeht, werden 3 Euro für das Projekt ‘Ferien vom Krieg‘ gespendet!

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Kann das gut gehen? Ein Araber und eine Jüdin? ... Kann eine Liebe wirklich Kulturen vereinen oder sie wenigstens versöhnlich stimmen? Salim und Judith jedenfalls versuchen es miteinander. Sie Jüdin, er Araber. Judith ist mir in der Geschichte eigentlich sehr sympathisch. Sie will Frieden, sie will nicht, dass Religion und Kultur ihre Liebe zerstören. Sie ist der Auffassung: Jude oder Araber? Was spielt es für eine Rolle, wer wir sind? Und man will gerne meinen, dass dem so ist. Das Schicksal der ganzen Geschichte entwickelt sich eigentlich erst mit den Kindern von Salim und Judith. Tragisch eigentlich, dass oft die Kinder es sind, die einen latenten Hass ausbaden müssen. Und ich fand es unendlich und unsagbar traurig, als der Sohn zum Vater sagt, dass er niemals wirklich glücklich war. Nur in einer einzigen Situation, nämlich, wenn er tanzte. Er will Tänzer werden, Balletttänzer. Damit kommt Salim nun so gar nicht klar und wirft ihm vor: "Es gibt keine arabischen Tänzer." Spätestens zu dem Zeitpunkt ist mir Salim total unsympathisch. Er ist immer wütend und aufgebracht und in der Familie wird viel gestritten, das empfand ich schon beim Lesen als extrem belastend. Und als sein Sohn ihm dann vorwirft: "Nie hältst du es länger als fünf Minuten in einem Job aus. Du warst immer wütend auf die ganze Welt, zu wütend, um uns zu lieben. Du dachtest immer nur an das Haus, das die bösen Juden dir weggenommen haben." Mit tat der Junge Leid, von Anfang an. Er hatte mit der Vergangenheit seines Vaters so rein gar nix zu tun. Aber der hat ihn da irgendwie mit hineingezogen. Und das nahm ich Salim in dem Buch übel. Tatsächlich ging es ihm immer nur um sein "Orangenhaus" in Jaffa, das er als Kind so liebte und nach dem er sich immer, immer zurück gesehnt hat. Man kann sie natürlich auch verstehen, diese Sehnsucht nach einer heilen Welt. Aber kann man so eine Liebe halten, eine Familie gründen und durchs Leben tragen?, basierend auf unterschiedlichen Kulturen, noch dazu, wenn Salim der Meinung ist: Man kann genauso wenig in zwei Kulturen leben, wie man zwei Herzen haben kann. Die Geschichte braucht ein Weilchen, bis sie in die Gänge kommt. Ein kleines bisschen zu lang für meinen Geschmack. Aber ab der Hälfte nimmt sie, aus meiner Sicht, so richtig Fahrt auf, und wird dann auch richtig spannend und interessant und eben auch tragisch. Gerade deswegen, weil Salim immer so getrieben ist und immer wieder fort muss und weil Judith weiterhin bemüht ist, die Familie irgendwie zusammen zu halten. Ganz am Anfang steht ein Brief, mit dem kann man zunächst gar nix anfangen. Erst, wenn die Geschichte sich entwickelt und entfaltet und dann erst, im letzten Drittel, begreift man, wer hier wem geschrieben hat und wer gemeint ist. Der Kreis schließt sich und doch reiht sich eine Geschichte an die andere. Denn, wie sagt Salim's Sohn: Geschichten haben weder Anfang noch Ende. Sie gehen einfach immer weiter ... Und so spannt dieser Roman auch ein weites Netz über zwei Menschen, die sich eigentlich lieben und die Menschen, die zu ihrer Familie gehören. Ich fand "Ismaels Orangen" am Anfang zu langatmig, man braucht Zeit, in die Geschichte hineinzukommen. Wer hat heutzutage schon Zeit? Da verlangt der Roman ein bisschen viel von uns. Das Eine oder Andere habe ich am Anfang tatsächlich überblättert. Was aber nichts ausmachte. Ich blieb trotzdem in der Geschichte drin. Und dann, aber der Hälfte, entfaltet sich "Ismaels Orangen" wie eine schöne Blüte ... Für Fans tragischer, opulenter Liebesgeschichten ... c) M. / 23.3.2015

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Kann das gut gehen? Ein Araber und eine Jüdin? ... Kann eine Liebe wirklich Kulturen vereinen oder sie wenigstens versöhnlich stimmen? Salim und Judith jedenfalls versuchen es miteinander. Sie Jüdin, er Araber. Judith ist mir in der Geschichte eigentlich sehr sympathisch. Sie will Frieden, sie will nicht, dass Religion und Kultur ihre Liebe zerstören. Sie ist der Auffassung: Jude oder Araber? Was spielt es für eine Rolle, wer wir sind? Und man will gerne meinen, dass dem so ist. Das Schicksal der ganzen Geschichte entwickelt sich eigentlich erst mit den Kindern von Salim und Judith. Tragisch eigentlich, dass oft die Kinder es sind, die einen latenten Hass ausbaden müssen. Und ich fand es unendlich und unsagbar traurig, als der Sohn zum Vater sagt, dass er niemals wirklich glücklich war. Nur in einer einzigen Situation, nämlich, wenn er tanzte. Er will Tänzer werden, Balletttänzer. Damit kommt Salim nun so gar nicht klar und wirft ihm vor: "Es gibt keine arabischen Tänzer." Spätestens zu dem Zeitpunkt ist mir Salim total unsympathisch. Er ist immer wütend und aufgebracht und in der Familie wird viel gestritten, das empfand ich schon beim Lesen als extrem belastend. Und als sein Sohn ihm dann vorwirft: "Nie hältst du es länger als fünf Minuten in einem Job aus. Du warst immer wütend auf die ganze Welt, zu wütend, um uns zu lieben. Du dachtest immer nur an das Haus, das die bösen Juden dir weggenommen haben." Mit tat der Junge Leid, von Anfang an. Er hatte mit der Vergangenheit seines Vaters so rein gar nix zu tun. Aber der hat ihn da irgendwie mit hineingezogen. Und das nahm ich Salim in dem Buch übel. Tatsächlich ging es ihm immer nur um sein "Orangenhaus" in Jaffa, das er als Kind so liebte und nach dem er sich immer, immer zurück gesehnt hat. Man kann sie natürlich auch verstehen, diese Sehnsucht nach einer heilen Welt. Aber kann man so eine Liebe halten, eine Familie gründen und durchs Leben tragen?, basierend auf unterschiedlichen Kulturen, noch dazu, wenn Salim der Meinung ist: Man kann genauso wenig in zwei Kulturen leben, wie man zwei Herzen haben kann. Die Geschichte braucht ein Weilchen, bis sie in die Gänge kommt. Ein kleines bisschen zu lang für meinen Geschmack. Aber ab der Hälfte nimmt sie, aus meiner Sicht, so richtig Fahrt auf, und wird dann auch richtig spannend und interessant und eben auch tragisch. Gerade deswegen, weil Salim immer so getrieben ist und immer wieder fort muss und weil Judith weiterhin bemüht ist, die Familie irgendwie zusammen zu halten. Ganz am Anfang steht ein Brief, mit dem kann man zunächst gar nix anfangen. Erst, wenn die Geschichte sich entwickelt und entfaltet und dann erst, im letzten Drittel, begreift man, wer hier wem geschrieben hat und wer gemeint ist. Der Kreis schließt sich und doch reiht sich eine Geschichte an die andere. Denn, wie sagt Salim's Sohn: Geschichten haben weder Anfang noch Ende. Sie gehen einfach immer weiter ... Und so spannt dieser Roman auch ein weites Netz über zwei Menschen, die sich eigentlich lieben und die Menschen, die zu ihrer Familie gehören. Ich fand "Ismaels Orangen" am Anfang zu langatmig, man braucht Zeit, in die Geschichte hineinzukommen. Wer hat heutzutage schon Zeit? Da verlangt der Roman ein bisschen viel von uns. Das Eine oder Andere habe ich am Anfang tatsächlich überblättert. Was aber nichts ausmachte. Ich blieb trotzdem in der Geschichte drin. Und dann, aber der Hälfte, entfaltet sich "Ismaels Orangen" wie eine schöne Blüte ... Für Fans tragischer, opulenter Liebesgeschichten ... c) M. / 23.3.2015

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Buchhandlung Jakobi Inh. Inge Jakobi

Von: Wolfgang Dietz aus Marburg

23.03.2015

Vor dem Werte-Spiegel zu stehen mag hilfreich sein. Durch ihn hindurch zu sehen aber ist große Kunst. Ein mächtiger Erstling! Therapie pur für die Blockheads der Welt!

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