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Rezensionen zu
Der Duft von bitteren Orangen

Claire Hajaj

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Eines der besten Bücher, die ich gelesen habe.

Von: Elke Kablitz, Heilpraktikerin aus Kerpen

26.08.2017

Nicht nur der Konflikt zwischen Juden und Palistinensern ist beeindruckend beschrieben, sondern auch der zwischen Vater und Sohn. Es stellt sich die Frage, was wir an unsere Kinder weiter geben und es zeigt sich die Tragik, dass wir es nicht immer vermeiden können, unbewusst unsere Tragik an unsere Kinder weiter zu geben. Ein wahres Lesevergnügen mit viel Tiefgang auch für die wenigen, die sich nicht für den Konflikt im Nahen Osten interessieren.

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Zum Inhalt: KANN LIEBE WACHSEN, WO HASS GESÄT WIRD? Jaffa, April 1948. Der siebenjährige Salim Al-Ismaeli, Sohn eines palästinensischen Orangenzüchters, freut sich darauf, die ersten Früchte des Orangenbaums zu ernten, der zu seiner Geburt gepflanzt wurde. Doch der Krieg bricht aus und treibt die ganze Familie in die Flucht. Von nun an hat Salim nur noch einen Traum: Eines Tages zu seinem Baum zurückzukehren und im Land seiner Väter zu leben. Zur selben Zeit wächst Judith als Tochter von Holocaust-Überlebenden in England auf – und sehnt sich danach, irgendwann ein normales und glückliches Leben führen zu dürfen. Als Salim und Judith sich im London der Sechzigerjahre begegnen und ineinander verlieben, nimmt das Schicksal seinen Lauf und stellt ihre Liebe auf eine harte Probe … Über die Autorin: Claire Hajaj, 1973 in London geboren, hat ihr bisheriges Leben zwischen zwei Kulturen, der jüdischen und der palästinensischen, verbracht und versucht, sie zu vereinbaren. In ihrer Kindheit lebte sie sowohl im Nahen Osten als auch im ländlichen England. Sie bereiste alle vier Kontinente und arbeitete für die UN in Kriegsgebieten wie Burma oder Bagdad. Sie schrieb Beiträge für den BBC World Service, außerdem veröffentlichte sie Artikel in Time Out und Literary Review. Ihren Master in Klassischer und Englischer Literatur hat sie in Oxford gemacht. Zur Zeit lebt sie mit ihrem Mann und ihrer Tochter in Beirut. Mein Fazit und meine Rezension: Salim Al-Ismael ist sieben Jahre alt und lebt mit seiner Familie in Palästina. Doch die Zeiten ändern sich und im April 1948 ist es dann soweit: seine Familie muss mit dem Jungen aus dem geliebten Heimatland fliehen. Weg von den Orangenbäumen, von der Plantage, die für die Familie ihr ein und alles war und für Ismael den Lebensinhalt bedeutete. Die Juden vertreiben sie aus ihrem eigenen Land und so landet die Familie später in Nazareth. Doch der junge Salim wächst auch dort heran und entwickelt sich zu einem stattlichen Mann, wohlweislich darauf bedacht, woher er stammt. Bei seinem Studium in London lernt er Judit - genannt Jude - kennen und lieben. Doch die Beiden habe es von Anfang an nicht leicht, denn Jude ist Jüdin und gehört zu dem verhassten Volk, das seine Familie einst aus dem geliebten Heimatland vertrieben hat. Schon bald muss sich das junge Paar ihren beiden Familien stellen und all den Konflikten zu trotz entscheiden: ist ihre Liebe stärker als die Vergangenheit? Salims Kindheit ist von Spiel und Spaß geprägt, doch hatte es der Junge auch nicht leicht. Obwohl sein Vater ein Großgrundbesitzer war und einen stattlichen Orangenhain sein Eigentum nennen konnte, hatte er hart zu arbeiten und litt unter den ewigen Hänseleien seiner Klassenkameraden. Doch Salim liebt seine Bäume und fiebert mit Eifer dem Tag entgegen, an dem seine Bäume endlich Früchte tragen. Bereits als kleines Kind erfährt er, was in fernen Ländern geschieht und sieht, wie sich auch alles seinem Dorf nähert. Aus der Sicht des Kindes betrachtet, ist es wirklich zunächst unbegreiflich, doch auch er lernt schnell und sieht, dass er nur aufgrund der Flucht aus seiner Heimat noch am Leben ist. Auch in der neuen Stadt Nazareth hat seine Familie zu kämpfen und leidet unter den Repressalien der Juden. Die Juden. Das Volk, das für alles verantwortlich ist. Das Volk, dass die Familie Al-Ismael aus ihrer geliebten Heimat vertrieben hat, weg von den geliebten Orangen und hin in eine düstere Zukunft. Bei solch einer Vergangenheit ist es klar, dass der junge Salim auch von Seiten seiner Familie aus den Hass miterlebt, den diese den Juden entgegenbringen. Es hätte alles so gut sein können. Doch das Schicksal will es anders. Denn Salim lernt im fernen London Judit kennen. Judit ist Jüdin und wird ebenfalls von so genannten Freundinnen gemobbt - Jude, wird sie genannt. Obwohl sie diese Anrede verletzt, behält sie sie bei, denn man gibt den anderen Menschen nur eine Angriffsfläche, wenn man seine Schwächen offenbart. Auch Judits Familie hat eine düstere Vergangenheit hinter sich. Sie haben einst in Russland gelebt und wurden von Stalin vertrieben, gelandet sind sie in London. Man merkt deutlich: beide Charaktere haben eine negativ beeinflusste Vergangenheit hinter sich - obwohl "hinter sich" falsch gebraucht ist! Denn die Beiden werden täglich damit konfrontiert - sei es in ihren Familien oder aber von Freunden oder Fremden. Da scheint es wirklich Fügung zu sein, dass eben diese beiden jungen Menschen sich in einem fernen Land finden und sich verlieben. Deutlich spürbar ist der Konflikt zwischen ihren Familien und die Angst des jungen Paares, wird hier die Liebe siegen? Ich habe mehrere Male mit dem jungen Paar gelitten und mich oft gefragt, ob man die Vergangenheit nicht irgendwann ruhen lassen kann. Natürlich ist es schlimm, was geschehen ist und es war eine Ungerechtigkeit. Es sind viele schlimme Dinge passiert, doch leider können wir die Vergangenheit nicht ändern. Wir können nur aus ihr lernen. Und das sehen auch Salim und Jude. Zunächst entwickelt sich eine wunderschöne Liebe und die Beiden sind glücklich miteinander, doch irgendwann droht der Nahost-Konflikt auch sie einzuholen und sie werden wieder zurück in die Vergangenheit versetzt: zurück in die Zeit, in der ihnen alles genommen wurde, in der man ihnen alles aberkannt hat, in der man ihnen ihre Würde geraubt hat. Wie viel kann Liebe also vertragen? Claire Hajaj beschreibt in ihrem Roman deutlich den Konflikt zwischen Israel und Palästina und zwar über die beiden Hauptprotagonisten. Wer in diesem Roman eine reine Liebesgeschichte mit Happy End und "Friede, Freude, Eierkuchen" erwartet, der ist wahrlich falsch! Denn hier geht es um so viel mehr. Es geht um die Familie, die Vergangenheit, die Ehre, allen voran aber um die Freiheit - eine Freiheit, die geraubt wurde und die nicht mehr so leicht zurückzuholen ist. Dabei werden beide Seiten beleuchtet und die Autorin schafft es zugleich neutral über das Geschehen zu berichten, ohne sich auf die eine oder die andere Seite zu beziehen. Der Leser erfährt mit dieser Erzählweise eine Darstellung, die ihm nicht vorschreibt, was er zu denken hat, er kann sich selbst ein Bild darüber machen. Auch die Protagonisten sind wirklich sehr gut gewählt! So erhält man einen Einblick in die Denkweise von beiden Seiten, versucht sie zu begreifen, mag sie vielleicht verstehen oder aber auch nicht. Die Autorin selbst ist die Tochter einer jüdischen Mutter und eines palästinensischen Vaters, weiß also, wovon sie schreibt und versteht beide Seite, da sie beide Seiten der Geschichte ebenfalls kennt. Sie erzählt uns somit nicht eine frei erfundene Geschichte, sondern gibt uns einen Einblick in ihr eigenes Leben, in ihre eigenen Ängste, Wünsche und Hoffnungen. KANN LIEBE WACHSEN, WO HASS GESÄT WIRD? Geht doch selbst dieser Frage nach und lest, was Claire Hajaj euch zu erzählen hat! Ich kann dieses Buch einfach nur weiter empfehlen!

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Von: Antje Bergamnn

24.02.2017

Danke für dieses zu Herzen gehende Juwel, das für eine Versöhnung der Palästinenser mit den Israelis wirbt - Einzig der Blick nach vorne kann dazu führen, dass der Hass begraben wird. Leider habe ich diesen berührenden Roman erst jetzt entdeckt, aber besser spät als gar nicht :)

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Der siebenjährige Ismael freut sich schon darauf, die ersten Orangen des Baumes zu ernten, der zu Ehren seiner Geburt gepflanzt wurde. Doch 1948 bricht der Krieg in Palästina aus, und die Familie muss fliehen. Nach dem Tod des Vaters verlässt wird Ismael auch von seiner Mutter verlassen und hofft, in London ein neues Leben beginnen zu können. Dort lernt er die jüdische Judith kennen, die den Holocoust überlebt hat und sich nach einem ruhigen und normalen Leben sehnt... Claire Hajaj hat in ihrem Debutroman zwar nicht die Geschichte ihrer Eltern nacherzählt, doch „Ismaels Orangen“ ist unverkennbar von ihrem palästinensichen Vater und ihrer jüdischen Mutter inspiriert. Und so erzählt sehr feinfühlig von zwei getriebenen Seelen, von Flucht und Verlust, aber auch von Liebe und dem Willen, trotz aller Widerstände zusammenzustehen. Dabei zeichnet sie ein sehr genaues Bild von den beiden Hauptcharakteren Ismael und Judith, geht zurück bis in deren Kindheit, um dem Leser dessen Gefühlswelt sehr nahe zu bringen. Und es funktioniert, schnell meint man, besonders Ismael zu kennen und fiebert mit, seine rastlose Seele wird sehr offenbar. Auch Judith, deren Wunsch nach Geborgenheit und Liebe größer ist als die Traditionen, die sie von ihren Eltern mitbekommen hat, die zurücksteckt und der ruhende Pol in der Beziehung ist, ist ein wunderbarer Charakter, wirkt sehr warm und liebevoll. Die Handlung konzentriert sich dabei recht schnell auf die Beziehung der beiden, sie ist der rote Faden. So entwickelt sich die Handlung eher langsam weiter, wirkt aber dafür umso intensiver und gefühlsbetonter. Die Konflikte, die zwischen den Familien der Protagonisten entstehen, sind sehr sinnbildlich für den immer noch schwelenden Konflikt zwischen den beiden Religionen. Und auch das ist eine Stärke des Romans, denn in die Liebesgeschichte fließen auch immer wieder politische und historische Momente mit ein. Bis die Geschichte wirklich in Fluss kommt, dauert es ein paar Seiten, doch das Durchhaltevermögen lohnt sich. Denn die in die Handlung eingebauten arabischen Begriffe, die im Anhang erklärt sind, die sich aber auch oft aus dem Kontext ergeben, bringen eine sehr reizvolle Note mit ein. Und auch ansonsten schafft die Autorin sehr klare und lebendige Szenen, die bildhafte Sprache führt zu einem sehr flüssigen Verlauf. „Ismaels Orangen“ ist ein sehr gefühlvoller Roman um zwei Menschen aus ganz unterschiedlichen Kulturen, die jedoch beide Vertreibung und Krieg erlebt haben. Trotz aller Widerstände finden sie zusammen, müssen aber immer wieder um ihre Beziehung kämpfen, was sehr liebevoll und eindringlich wurde. Dass dabei historische Gegebenheiten eingebaut sind, rundet den Roman sehr gelungen ab.

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Dieses tolle Hörbuch hörte ich in der letzten Zeit auf dem Weg zur Arbeit und zurück. Das scheinbar warme Cover führt ein wenig in die Irre, denn es handelt sich bei dem Roman der – in zwei Kulturen aufgewachsenen – Autorin keinesfalls um eine leichte, harmonische Geschichte. Im Gegenteil, im Zentrum steht der arabisch – jüdische Konflikt, der beispielhaft an einem palästinensischem Protagonisten, der früh sein Elternhaus in Jaffa und wenig später auch den Kontakt zu seiner Mutter und seinem jüngsten Bruder Raffa verliert, in seiner Entwicklung gezeigt wird. Nachdem Salim alles verlor, wird er nach England zu seinem ältesten Bruder Hassan geschickt. Dort angekommen besucht er die Schule, studiert und lernt die Jüdin Judith kennen und lieben. Damit sind die Konflikte, die die junge Ehe – und Elternzeit erst nicht beeinflussen, vorprogrammiert, denn zurück in der alten Heimat brechen sie mit brutaler Gewalt hervor. Hörbuchpreisträger Boris Aljinovic versteht es gekonnt die Geschichte von Salim und Judith in Szene zu setzen. Er liest ruhig und adressatenfreundlich. Man meint so manches Mal, neben ihm zu sitzen und ihm beim Lesen zuschauen zu können. Seine Stimme vermittelt eine wohlige Atmospäre, sodass man sich zurücklehnt und sich gerne eine Geschichte erzählen lässt. Mir gefällt seine Art ausgesprochen gut, denn sie passt zu dieser Geschichte, die trotz aller Probleme auch von einer kostbaren Liebe erzählt, von einer Liebe zur Heimat, zu einer Frau, zu Kindern und zum Leben. Wenn man bedenkt, dass Claire Hajaj diese Konflikte am eigenen Leibe er- und durchlebt hat, dann macht das die Geschichte für mich noch wertvoller. Eingeteilt in Kapitel, die die diversen Lebensabschnitte von Salim kennzeichnen, kann man der Handlung gut folgen. Für mich ein absolut empfehlenswertes Hörbuch.

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Möchte man bei diesem stimmungsvollen Cover nicht direkt in den Flieger steigen, um den nächsten Garten voller Orangenbäume zu besuchen? Doch lasst Euch von dem sonnigen gelb-orange nicht täuschen, denn hinter diesem hübsch gestalteten Buchdeckel steckt eine aufwühlende Geschichte. Das Buch liest sich nicht im Vorbeigehen, da es jüdische und arabische Ausdrücke enhält (dazu gibt es hinten im Buch ein Glossar) und sich einer durchaus blumigen Sprache bedient. Wenn Hajaj mit beeindruckenden Metaphern und Bildern arbeitet, fällt es manchmal wirklich schwer durch das Buch zu jagen, weil man sich in der Sprache verlieren und die fremde Welt aufsaugen will. Auf der anderen Seite ist die Handlung so packend, dass man sich meistens dann doch zu einem lapidaren „schöner Satz, ich komm später noch mal vorbei und würdige dich ausgiebig“ genötigt sieht. Das zwischen einem Palästinenser und einer Jüdin keine leichte Liebe möglich ist, ist aufgrund der historischen Gegebenenheiten eigentlich kaum erwähnenswert. Dennoch habe ich in einigen Rezensionen gelesen, dass es Lesern zu problembeladen und schwierig wirkte, was mich ehrlich gesagt zu einem hilflosen Schulterzucken animiert. Haben wir mittlerweile so wenig Empathie, dass wir uns nicht mehr in die Probleme, Wünsche und Hoffnungen anderer Menschen hineinversetzen können? Sei deren Kultur uns noch so fremd? Mich hat Salims und Judiths Geschichte sehr berührt und sie zeigt auch, dass es sich immer lohnt für die Liebe zu kämpfen, mögen die Umstände auch noch so widrig sein. Dabei geht die Autorin zwar durchaus auf den bis heute schwelenden Nahost-Konflikt ein, überfrachtet ihren Roman jedoch nicht mit Politik und Geschichte. Dem ein oder anderen werden deswegen vielleicht ein paar Eklärungen fehlen. Jeder hat schließlich einen anderen Kenntnisstand über den nahen Osten. Wer sich aufgrund des Romans also besser informieren möchte, muss selbst tätig werden. Eventuell könnte man hier das Fehlen einer Karte und eines geschichtlichen Abrisses monieren, wobei letzteres wohl ohnehin zu knapp wäre, um ausreichend informieren zu können. Trotzdem ist der Konflikt auch ohne weiteres Wissen spürbar, weil es die Autorin versteht sie durch die Verschiedenartigkeit ihrer Protagonisten erlebbar zu machen. Gekonnt zeigt sie Salims Zerrissenheit, dessen Heimatlosigkeit sein Wesen für immer verändert. Gerade heutzutage sollten mehr Menschen lesen, wie sich jemand fühlt, der in ein fremdes Land kommt und dort nicht geschätzt wird. Wenn man einem Mann den Stolz nimmt und dies ein Schatten über sein ganzes Leben und seine ganze Familie wirft. Man muss sich auf diesen Roman einlassen, auf fremde Kulturen, auf die farbenfrohe bildgewaltige Sprache. Man muss sein Herz öffnen für eine berührende Geschichte voller Tragödien, aber auch voller Wärme und Liebe. Wenn man das tut, dann ist „Ismaels Orangen“ einfach wundervoll!

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Meine Meinung: Dieses Buch wollte ich eigentlich sofort nach seinem Eintreffen bei mir lesen. Nur ist irgendwie immer etwas von meinem SuB dazwischen gekommen :-) Ich war total gespannt auf das Buch und hoffte, durch diese Lektüre ein wenig mehr über den Nahostkonflikt zu erfahren, den ich zwar fast täglich in den Medien mitkriege, dessen Hintergründe ich aber viel zu wenig kenne. Da ich aber der Meinung bin, dass auch diese Konflikte, die nicht direkt vor unserer Haustür stattfinden, uns alle angehen und da ich mich als Kunstschaffende beauftragt fühle, mir alle möglichen Informationen zu aktuellen Themen zu beschaffen, war klar, dass ich dieses Buch unbedingt lesen musste. Und es hat mich nicht enttäuscht, sondern einfach nur begeistert. Die Autorin, selber ein Kind einer jüdischen Mutter und einem muslimischen Vater aus Palästina, weiss, wovon sie spricht und sie schafft es nicht nur, ein differenziertes Bild beider Kulturen und des vorherrschenden Konfliktes zu zeichnen, sie vergisst dabei auch nicht, die Schönheit und Vielfalt der beschriebenen Länder in schillernden Farben zu zeichnen. Dies geht ja leider im ganzen Kriegsgeschehen und in den Berichterstattungen darum immer wieder unter. Im Zentrum des Buches stehen die Liebesgeschichte um Judith und Salim und die Lebensgeschichten ihrer Familien. Diese reagieren gar nicht begeistert, als sie von der jungen Liebe zwischen Judith und Salim erfahren und halten mit ihrer Kritik nicht zurück. Bald zeigt sich, dass der Grat zwischen Freund und Feind sehr schmal sein kann und dass es nicht immer einfach ist, Hilfe zu finden, ohne gleich zu Gegenleistungen angehalten zu werden. So sind die beiden immer mehr gezwungen, sich von ihrem gewohnten Umfeld zu distanzieren und sich eine eigene Wirklichkeit und ein eigenes Leben aufzubauen. Nur ist da immer noch dieser andauernde Krieg und immer mal wieder überschatten die Geister der Vergangenheit ihr zerbrechliches Glück. Schreibstil und Handlung: Claire Hajajs Schreistil hat mich sofort in seinen Bann gezogen und nicht mehr losgelassen. Er ist vielfältig, bunt, detailliert und sehr feinsinnig und die Autorin schafft es immer wieder, die Gefühlswelt einer Person oder eine Situationsbeschreibung mit wenigen Worten ganz genau auf den Punkt zu bringen. Sie schreckt auch vor tragischen Ereignissen und dramatischen Wendungen nicht zurück und zeigt ihre eigene Trauer über die vorherrschende Situation nicht mit grossem Pathos, sondern mit einer leisen Eindringlichkeit, die mich erschütterte. In der Beziehung zwischen Judith und Salim sehen wir unendlich viel Zerrissenheit, Nähe, Verletzlichkeit, Liebe und auch ganz viele Missverständnisse und was sie als Paar erleben, erleben auch ihr Heimatland und ihre Kulturen in noch viel grösserem Ausmass und was immer wieder unter der Flagge des - leider falschen - Stolzes und der Ehre, des Besitzanspruches und der Vergangenheit ausgetragen wird, wiederholt sich doch immer und immer wieder und erzeugt einen Strudel von Gewalt, Hass und Zerstörung. Was wir in diesem Buch nicht erfahren, ist eine eindeutige Schuldzuweisung, die so wohl auch gar nicht möglich und für die Handlung sicher nicht notwendig ist. Wir befinden uns als Leserinnen und Leser aber immer wieder ganz nahe an der selben Ohnmacht, die alle Beteiligten zuweilen erfasst, lähmt und zu absurden Reaktionen zwingt. Die wunderbar geschichtlich orientierte Handlung, die klar gezeichneten Charaktere und die traumhaft schönen aber blutbefleckten Schauplätze vereinen sich in diesem zwingend lesenswerten Buch zu einem überwältigenden Ganzen und machen aufmerksam auf einen der grössten und am längsten andauernden Konflikt in unserer heutigen Zeit und seine Auswirkungen, die sich nicht nur in Israel und Palästina selber, sondern auf der ganzen Welt abzeichnen. Meine Empfehlung: Bitte lest dieses Buch, verschliesst euch nicht vor dem, was hier beschrieben wird, erkundigt euch, recherchiert, bildet euch eine eigene Meinung und vor allem: prüft euer eigenes Leben und Empfinden auf unverrückbare Vorurteile, auf ungelöste Probleme und auf Situationen, in denen ihr es versäumt habt, um Verzeihung zu bitten und tragt die Saat der Liebe und des Friedens, die ihr bei Judith und Salim findet, immer wieder weit in die Welt hinaus und lasst sie ihre Wurzeln in eurem Herzen schlagen.

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Claire Hajaj schaffte den Spagat eine Familiengeschichte so zu schreiben, dass die gesellschaftlichen Gräben zwischen Juden und Briten sowie vor allem Juden und Arabern zwischen den 1960-er und 1980-er Jahren deutlich zu erkennen sind sowie die Probleme samt möglicher Bewältigungsstrategien innerhalb einer Familie. Judith ist Jüdin, ihre Eltern flohen aus Nazi-Deutschland nach England und sie geht dort Anfang der 1960-er Jahre zur Schule. Sie möchte gerne zu den anderen gehören, fühlt sich von der Sonntagsschule und vor allem dem Hebräischunterricht behindert. Denn sonntags finden die Schwimmwettkämpfe statt, an denen sie liebend gern teilnehmen würde. Dazu sieht sie sich als Britin und glaubt als solche in ihrem Freundeskreis angenommen zu werden. Bis sie zu einer Party bei ihrer besten Freundin geht. Dort steht ein Schild vor dem Eingang "Zutritt nicht für Juden". Zuhause erfährt sie Trost und Erkenntnisse durch die Erzählungen ihrer Oma, aus denen sie Kraft zieht. Während des Studiums verliebt sie sich - in einen Briten, der ursprünglich aus Palästina stammt. Salim ist der Sohn eines Orangenzüchters, der von den Israelis von seinem Land vertrieben wurde, und nun Jura und Wirtschaftswissenschaften in London studiert. Beide finden trotz aller Widerstände zusammen, fangen ein Leben in Kuwait an. Salim arbeitet für einen amerikanischen Konzern und muss trotz bester Qualifikation feststellen, das nur Amerikaner dort an die besten Führungspositionen gelangen. Ebenso lebt er größtenteils in der Vergangenheit und trauert der Orangenzucht nach während gleichzeitig ein militanter Bruder um Beihilfe bittet. Die Familienbande sind stark und drohen die eigene Familie von Judith und Salim zu zerreißen. Als Leser bekommt man sehr viel mehr mit als nur eine Familiengeschichte. In Kuwait bahnten sich die Vorboten des Golfkriegs an, in Beirut trafen sich die palästinensischen Widerstandskämpfer gegen Israel und über allem liegt die innerliche Zerrissenheit. Beide Protagonisten wuchsen in England auf. beide lieben ihre eigene Religion und Sprache. So kommt es auch zu religiösen Spannungen, denn Judith lehrt ihre Kinder sowohl jiddisch als auch die jüdische Religion während sie parallel einen Lehrer für den Arabischunterricht engagiert. Und der Sohn versucht in der Wüste ein Orangenbäumchen zu ziehen... Das Ende ist nicht vorherzusehen. Es ist ein vielschichtiger, hochinteressanter Roman, der sich in einem Zug durchlesen lässt und den Leser fesselt.

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