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Rezensionen zu
Aus der Welt

Karl Ove Knausgård

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€ 26,00 [D] inkl. MwSt. | € 26,80 [A] | CHF 35,50* (* empf. VK-Preis)

Die Geschichte dreht sich um den 26-Jährigen Henrik Vankel, der als Aushilfslehrer in einem winzigen Ort in Nordnorwegen eingestellt wird und dort eine hochgradig illegale Affäre mit seiner Schülerin beginnt. Allerdings wird diese Geschichte abrupt unterbrochen, als Henrik in seine Heimatstadt zurückkehren muss. Im Wechsel erzählt Henrik die Liebes- und Leidensgeschichte seiner Eltern, schildert Episoden aus seiner Jugend, verarbeitet die Konsequenzen seiner Affäre und nimmt später den noch in der Luft hängenden Handlungsstrang wieder auf. Auf den ersten Blick macht die Handlung den kleineren Teil des Romans aus: Sie ist umwoben von Henriks reflexiven Gedankengängen und existentialistischen Grübeleien. Er reflektiert seine eigene Position in der Zeit, verbindet allgemeinmenschliche Elemente der Kinder in seiner Klasse mit Biografien aus vorangehenden Jahrhunderten. „Aus der Welt“ ist, wie jeder Roman von Knausgård, eine Sammlung kulturhistorischer Perlen, literarischer Analysen, geschichtlicher Berührungspunkte. Eine ausführliche Besprechung findest Du im Blog.

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Karl Ove Knausgårds vor 22 Jahren erschienener Debütroman ist endlich auch ins Deutsche übersetzt worden (von Paul Berf). Das unter dem Titel „Aus der Welt“ bei Luchterhand erschienene Werk umfasst 925 Seiten und handelt von Henrik Vankel, einem jungen Aushilfslehrer, der im Norden Norwegens unterrichtet und lebt. Wem Knausgårds autobiografisch angelegter Romanzyklus bekannt ist, dem wird auch dieses Setting bekannt vorkommen, da Knausgård selbst im Norden Norwegens als Aushilfslehrer tätig war und dies im vierten Teil der Reihe („Leben“) ausführlich behandelt. Da ich seit einigen Monaten darüber nachdenke, diesen Romanzyklus zur Gänze noch einmal zu lesen, habe ich natürlich auch vor seinem Debütroman nicht Halt gemacht. Wie bereits in seinen anderen Werken umkreist er auch hier die Themen Selbsthass, Selbstzweifel, Einsamkeit und Schuld- und Schamgefühle – in diesem Fall jedoch noch viel zugespitzer als in seinem autobiografischen Romanzyklus. Nicht nur die Innenschau des Ich-Erzählers und die daraus resultierende äußerst detaillierte und ausschweifende Beschreibung seiner Psyche, sondern besonders auch sein Umgang mit Frauen ist sehr schwer auszuhalten. Denn Henrik Vankel ist ein alles andere als sympathischer Ich-Erzähler, viele seiner Handlungen haben mich nicht nur zum Fremdschämen gebracht, sondern sind absolut inakzeptabel. Ich musste wahnsinnig oft Kopfschütteln, „Warum??? Warum macht er das???“ laut in den Raum hineinfragen und sogar das Buch weglegen und mit der Lektüre pausieren. „Aus der Welt“ zu lesen war deshalb eine äußerst unangenehme aber auch sehr intensive Erfahrung, die ich deshalb nicht missen möchte. Zudem war ich aufgrund der hohen Intensität sehr froh, diese Leseerfahrung mit zwei Partnerinnen teilen zu können: Der Austausch mit @sophie_verstand und @caros_buecher hat so gut getan! Ich freu mich auf den zweiten Teil der Henrik Vankel Reihe („Alles hat seine Zeit“), den zumindest zwei von uns bald in Angriff nehmen werden.

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Aus der Welt“ ist der fiktive Debutroman von Karl Ove Knausgård, der 1998 in Norwegen erstveröffentlicht und ausgezeichnet wurde. Erst jetzt, 2020 wurde er ins Deutsche übersetzt. Er basiert lose auf Knausgårds eigenen Lebens- und Familiengeschichte. Der 26-jährige Aushilfslehrer Henrik Vankel zieht Ende des 20. Jahrhunderts in ein abgelegenes Dorf im Norden Norwegens. Er ist am Ende seiner Lehrerausbildung, einige Prüfungen stehen noch aus. Er will ein Jahr lang an dieser Schule arbeiten. Obwohl die Dörfler freundlich sind, fühlt er sich in der Enge dieser Gemeinschaft nicht so recht wohl. Im ersten Drittel des Buches begleiten wir den Protagonisten in seinem Lehreralltag. Wir lernen ihn ziemlich gut kennen und merken bald, dass etwas nicht mit ihm stimmt. Henrik ist psychisch instabil und hat Schwierigkeiten damit, Beziehungen aufzubauen. Er fühlt sich einsam, leidet unter Scham- und Schuldgefühlen, bezieht alles auf sich, hat manchmal fast paranoide Vorstellungen davon, dass Mitmenschen über ihn reden und sich über ihn lustig machen und wird von seinem Selbsthass und seinen selbstdestruktiven Tendenzen gequält. Manchmal verschwimmen die Grenzen zwischen Traum und Realität. Wahrscheinlich haben wir es mit einer Borderline-Struktur und -Persönlichkeit zu tun. Sein schlimmstenfalls krankheitswertiges, bestenfalls pubertär-unsicheres Wesen führt zwangsläufig zu auffälligem und befremdlichem Verhalten, so dass seine Umgebung ihn fraglich findet und skeptisch beäugt. Und dann passiert das Ungeheuerliche! Er, der selbst pubertär und unreif anmutet, verliebt sich in eine 13-jährige Schülerin. Begierde, Phantasie, der Beginn einer Affäre, eine einmalige erotische Begegnung. Was ist, darf nicht sein! Er flieht aus Angst vor Entdeckung und Bestrafung in den Süden des Landes. Dort gibt er sich intensiv seinem Innenleben hin. Er beschäftigt sich mit sich und seiner Vergangenheit, in der seine Andersartigkeit und Beziehungsstörung bereits offensichtlich waren. Schon damals legte er grenzüberschreitende Verhaltensweisen an den Tag und sein obsessiver Wunsch, eine Freundin zu finden verführte ihn dazu, zum Stalker zu werden. Wir lesen von seinen Eltern und erfahren, wie sie sich kennengelernt haben Henrik will Vergangenes aufarbeiten, überlässt sich seinen endlosen Assoziationen, überbordenden Phantasien, exzessiven Träumereien und fast zermürbenden Grübeleien. Die tiefgründigen psychologischen Analysen und interessanten philosophischen Betrachtungen waren für mich als Psychoanalytikerin äußerst interessant, wenn auch zeitweise zu ausufernd und ziemlich anstrengend. Dass der Roman aus diesem Grund derart umfangreich wurde, wundert mich nicht. Karl Ove Knausgårds wortgewaltige Sprache und die kraftvollen Bilder, sowie seine prägnanten und stimmungsvollen Beschreibungen von Landschaft und Natur gefielen mir außerordentlich gut. Das Spannende und Absurde ist, dass wir Henriks Geschichte aus seiner Perspektive erfahren und diese Tatsache dazu verführt, Vieles zu bagatellisieren, zu beschönigen und zu verstehen und Vieles so einzuordnen und in dem Licht zu sehen, wie Henrik selbst es macht. Er könnte es schaffen, einen um den Finger zu wickeln, wenn man nicht immer wieder einen Schritt zurücktreten würde, um die Geschehnisse und Entwicklungen aus einer anderen, nämlich der Fremd-Perspektive zu betrachten. Der Leser muss aufpassen, um nicht von Henrik manipuliert und beeinflusst zu werden. Er darf sich nicht verwickeln lassen. Ich musste mich immer wieder herauswinden aus seiner Sicht der Dinge, um einen klaren Kopf zu behalten. Das war oft mühevoll und unangenehm. Dass der Autor so etwas bewirkt und auslöst lässt mich bewundernd staunen! Wer sich nicht von der Dicke des Buches abschrecken lässt, wem es nichts ausmacht, viele Stunden mit einem unsympathischen Protagonisten zu verbringen und wer sich nicht daran stört, dass der Autor sich oft in Details, Beschreibungen und zusammenhanglosen Ab- und Ausschweifungen verliert, sollte dieses herausragende Werk lesen. Es war für mich kein vergnügliches, aber ein besonderes und beeindruckendes Leseerlebnis. Jetzt, nach der Lektüre dieses Erstlingswerkes, frage ich mich, was eigentlich so skandalträchtig an diesem über 900-seitigen Roman ist. Die Beziehung des 26-jährigen Aushilfelehrers Henrik Vankel zu seiner 13-jährigen Schülerin Miriam ist zwar haarsträubend, empörend und skandalös, aber ihre Entstehung ist psychdynamisch nachvollziehbar und psychoLOGISCH und deren Schilderung nimmt vergleichsweise wenig Raum ein. Nach den ersten 300 Seiten mutiert sie zur Nebensache, weil von da an Henriks Vergangenheit fokussiert wird. Mir scheint, dass es eher aufsehenerregend ist, dass öffentlich bekannt und angeprangert wird, dass Norwegen minderqualifizierte Lehrkräfte einstellt.

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