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Rezensionen zu
Morgen ist es vorbei

Kathrin Weßling

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„Morgen ist es vorbei“ ist eine Sammlung von Geschichten, die alle um das gleiche Thema kreisen: Die Liebe. Genauer: Die verlorene Liebe. Geschichten, die keine kitschige Pärchenwelt schaffen, sondern auf das eingehen, was nach der Liebe kommt: Trauer, Wut, Verzweiflung. Kathrin Wessling begleitet Menschen wie Martha, Flora, Johannes und Daniel. Alle suchen sie die Liebe, haben sie gefunden, haben sie verloren, wissen nicht, was davon auf sie zutrifft. „Morgen ist es vorbei“ ist eine Aneinanderreihung großer Gefühle, die entstehen, wenn die Liebe geht oder gegangen wird. So drängt sich etwa Hannah in die Lücke zwischen Leo und Johannes, weil sie eben genau zwischen die beiden passt. Es sind kleine Momente wie diese, die Kathrin Wessling zu großen Gefühlen macht. Kathrin Wessling schafft ein emotionales Panorama. Man fühlt sich den einzelnen Charakteren nicht richtig nahe, fühlt trotzdem mit. Wut macht sich breit, wenn Marthas Gefühle übergangen werden, Verzweiflung und Angst, wenn jemand doch keine Nachricht hinterlässt. „Morgen ist es vorbei“ liest sich wie eine Hommage an den Liebeskummer, ein Versprechen, dass man mit ihm nicht alleine ist und vielleicht irgendwann wieder bessere Zeiten kommen. „Morgen ist es vorbei“ dabei aber nur ein frommer Wunsch, auch dass Kummer seine Zeit braucht, lernen wir von Kathrin Wessling.

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In den 13 Kurzgeschichten, aus denen der Erzählband “Morgen ist alles vorbei” besteht, geht es um die Liebe, bzw. das Sich Verlieben und das anschließende ja schier unausweichliche Verlassenwerden, aber nicht nur. Kathrin Wessling beschreibt wie schon in ihrem Debüt “Drüberleben” die Abgründe der menschlichen Psyche, nur dass diese in “Morgen ist es vorbei” im Dialog, in der Interaktion mit anderen, entstehen. Während sich “Drüberleben” nach innen wendet, dort auf Sinnsuche geht und über die Dauer der Erzählung größtenteils den eigen Nabel beschaut, richtet sich der Blick der Autorin nun nach außen. Er schweift durch die Hamburger Nacht, streift gebrochene Herzen, die sich in Alkohol baden, und enttäuschte Hoffnungen, darauf endlich angekommen zu sein. Dabei läuft sie Gefahr ein und dieselbe Geschichte immer wieder neu aufzurollen, schließlich ist uns Menschen der Schmerz einer enttäuschten Liebe gemein und birgt wenig Variation auf der Gefühlsebene allein. Was uns unterscheidet ist die Art auf die wir mit dieser Enttäuschung umgehen, unsere individuelle Situation und der Platz, den wir in dieser Welt einnehmen. Es scheint also durchaus möglich sich erzählerisch wie thematisch im Kreis zu drehen und doch nie den selben Punkt zu beschreiben. Oft bleibt Kathrin Wessling in ihren Erzählung jedoch so vage, scheint mit ihren Schilderung der Ereignisse im luftleeren Raum zu schweben, dass diese beliebig austauschbar wird und im Kopf dieser Leserin mit einer handvoll ähnlich komponierter Geschichten verschmilzt. Dann gibt es jedoch auch solche Geschichten, in denen Figuren und Schauplatz ganz klar definiert sind. Zum Beispiel geht es in einer Geschichte nach Berlin, wo Hauptfigur Leo nicht nur einer schönen Rothaarigen, sondern auch dem Kokain verfällt. Hier wird Kathrin Wessling ganz konkret und auch wenn ich mir diese Entwicklung in manchen Momenten gewünscht habe, scheint sie mir nun etwas holperig zu sein. Kathrin Wessling verlässt in diesen Geschichten ihr Element und als Leserin fühle ich mich ein bisschen so als wäre ich auf einmal aus dem Ozean der Tränen ans Land katapultiert worden und dort ist alles hart und grell und es fällt mir schwer Luft zu bekommen. Trotz dieser kleinen Schwächen bin ich jedoch davon überzeugt, dass dieses erzählerische Sich-Ausprobieren notwendig ist, um Kathrin Wessling langfristig eine literarische Entwicklung zu garantieren – und das ist es schließlich, was eine Autorin für diese Leserin interessant macht. Schreibt Kathrin Wessling dann aber doch wieder über die Themen, welche sie schon in ihrem Debüt behandelt hat, gibt es kein Halten mehr. Hier zeigt sie was sie kann, seziert die Melancholie ihrer Figuren mit scharfen Messern und schneidet dieser Leserin dabei tief ins Fleisch. Dabei schreibt sie mit der Autorität einer Überlebenden, einer Frau die selbst täglich gegen die Monster kämpft, die ihre Geschichten bevölkern. Wenn in “Morgen ist es vorbei” gelitten wird, dann mit einer Aufrichtigkeit, die keine sprachlichen Experimente duldet. Insofern unterscheidet sich dieses Buch in seiner Komposition stark vom Debüt der Autorin. Kurz hat mich das enttäuscht, hoffte ich doch auf einen Nachschlag auf das linguistische Drei-Gänge Menü, das Kathrin Wessling mir zum Einstand auftischte. Es gelingt mir jedoch schnell mich zu akklimatisieren und dieses Buch, sowie die Geschichten darin als separates Stück Literatur und nicht als Fortsetzung von “Drüberleben” zu sehen. Insgesamt ist “Morgen ist es vorbei” ein eher durchwachsenes Leseerlebnis und nicht all die Pläne, die Kathrin Wessling zwischen den Seiten ihres zweiten Buchs schmiedet gehen auch auf, zumindest nicht im Kopf dieser Leserin. Zugegebenermaßen hatte ich viel erwartet, Erwartungen die manch eine Geschichte bestätigt, während die darauf folgende sie wiederum enttäuscht und so weiter und so fort. Insofern ist “Morgen ist es vorbei” keine Enttäuschung im engeren Sinne, aber das Feuerwerk ihres Debüts kann Kathrin Wessling leider nicht aufs Neue entfachen. Wer sich thematisch in ihrem Roman “Drüberleben” zu Hause fühlt, bzw. literarisch in den Marianengraben des menschlichen Erlebens tauchen will, für den hält auch dieses Buch einiges bereit. Wer sich jedoch wie ich in die Sprache der Autorin, die “Monster im Kopf und im Mund und in den Beinen” verliebt hat, der sollte vor der Lektüre von “Morgen ist es vorbei” seine Erwartungen lieber etwas herunter schrauben.

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