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Rezensionen zu
Sie sagt. Er sagt.

Ferdinand von Schirach

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Wo genau soll ich hier anfangen? Ich sagte ja mal, dass Ferdinand von Schirach ein Buch über Glasreiniger schreiben könnte, und ich es trotzdem lesen und lieben würde. Meine Meinung hat sich mit diesem Buch in keinster Weise geändert. Schirach hat mit "Sie sagt. Er sagt." ein Theaterstück vorgelegt, das aktueller nicht sein könnte. Ich als Leserin war ständig hin- und hergerissen. Wem soll ich glauben? Wem möchte ich glauben? Beide Seiten waren glaubwürdig und hatten gute Argumente. Am Ende musste ich für mich feststellen, dass es mir nicht möglich war, mich zu 100% für eine Seite zu entscheiden. Was im ersten Moment natürlich unbefriedigend ist. Will man doch, dass das "Opfer" unschuldig gesprochen und der "Täter" bestraft wird. Wie Schirach hier richtig schreibt: "Unser Strafgesetzbuch kennt den Begriff des Bösen nicht. Es beschreibt, was Vergehen und Verbrechen sind, ein Sachverhalt wird aufgelöst in Tat, Rechtswidrigkeit und Schuld. Die Folgen können Gefängnisstrafen sein, Sicherheitsverwahrung und Führungsaufsicht, nie aber Hölle und Verdammnis." Abschließend kann ich nur sagen, dass ich dieses Theaterstück, egal ob als Buch oder Verfilmung, jedem ans Herz lege, weil es für Diskussionsstoff sorgt und was kann es wichtigeres geben?

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Grandios

Von: _meetmybooks_

30.03.2024

Die Bücher von Ferdinand von Schirach sind jedes Mal aufs Neue kleine Highlights für mich. "Sie sagt. Er sagt." ist ein Theaterstück, welches den Strafprozess von Katharina Schlüter und Christian Thiede darstellt. Es geht um eine vermeintliche Vergewaltigung, bei welcher Aussage gegen Aussage steht. Ferdinand von Schirach lässt alle Beteiligten des Prozesses greifbar wirken. Es werden unterschiedliche Beweise gesichtet, es werden Zeugen befragt, es wird diskutiert. Und die ganze Zeit saß ich hinter meinem Buch und wusste nicht wem ich glauben soll. Von Schirach ist es großartig gelungen, dass ich das Buch zugeschlagen habe und nicht wusste, wem ich glaube soll. Beide Parteien haben schlüssige Argumente. Für beide Protagonisten hatte ich Verständnis. Und so stand ich nun am Ende da uns glaube jedem 50:50. Es ist eine Kunst, solche Bücher mit solchen Dilemmata auf die Beine zu stellen. Dadurch entwickelt sich ein enormer Redebedarf. Man beginnt über die Gesellschaft, das System und das Recht zu grübeln und zu reflektieren. Man bekommt völlig neue Blickwinkel in ein tiefgründiges Thema. Und ehe man sich versieht, ist das Buch auch schon wieder vorbei. 143 grandiose Seiten und ich brauche dringend Nachschub! Das Theaterstück wurde übrigens beim ZDF verfilmt. Das werde ich demnächst anschauen.

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Während es in den letzten beiden Büchern, die ich vorgestellt habe lediglich um eine negative Haltung Frauen gegenüber, um verbale Angriffe ging, wird es diesmal körperlich. In Ferdinand von Schirachs Neuestem Theaterstück „Sie sagt, er sagt“ ist ein Mann angeklagt, seine frühere Geliebte vergewaltigt zu haben. Die beiden hatten eine Affäre, trennten sich jedoch. Mehrere Monate später trafen sie sich zufällig erneut. Die alte Leidenschaft war wieder da und sie schliefen miteinander. Doch die Frau bekam plötzlich Schuldgefühle und bat ihn aufzuhören, was er jedoch nicht tat. Soweit die Anklage. Während des Prozesses werden jedoch verschiedene Seiten aufgezeigt, plötzlich erscheint alles nicht mehr so eindeutig. Beim Lesen musste ich selbstverständlich an Prima Facie denken, welches nur knapp einen Monat zuvor erschien: in beiden geht es um eine Vergewaltung, bei der der vorangegangene S*x einvernehmlich war, die Beteiligten waren jeweils sehr gebildete, beruflich erfolgreiche Personen. Zudem war Prima Facie ursprünglich auch ein Theaterstück. Die Perspektive ist jedoch jeweils eine andere: so begleiten wir in Prima Facie das Opfer, kennen jeden seiner Gedanken; bei Schirach dagegen wohnen wir einer Gerichtsverhandlung bei, können daher die Tatsachen nicht aus erster Hand kennen. Hierdurch wird eine andere Spannung erzeugt, insbesondere durch die unerwartete Wendung am Schluss. Gerade diese fand ich sehr gelungen, sie zeigt auch, wie leicht Zuschauer*innen (oder in diesem Fall eine Leserin) manipuliert werden können. Sie sagt, er sagt ist eine spannende kurzweilige Lektüre, die wieder einmal die Frage aufwirft: warum wird ein Nein nicht als solches akzeptiert?

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„𝐉𝐞𝐝𝐞𝐧 𝐓𝐚𝐠 𝐯𝐞𝐫𝐬𝐮𝐜𝐡𝐭 𝐢𝐧 𝐃𝐞𝐮𝐭𝐬𝐜𝐡𝐥𝐚𝐧𝐝 𝐞𝐢𝐧 𝐌𝐚𝐧𝐧, 𝐬𝐞𝐢𝐧𝐞 𝐅𝐫𝐚𝐮 𝐮𝐦𝐳𝐮𝐛𝐫𝐢𝐧𝐠𝐞𝐧. 𝐀𝐥𝐥𝐞 𝟑 𝐓𝐚𝐠𝐞 𝐰𝐢𝐫𝐝 𝐞𝐢𝐧𝐞 𝐅𝐫𝐚𝐮 𝐯𝐨𝐧 𝐢𝐡𝐫𝐞𝐦 𝐏𝐚𝐫𝐭𝐧𝐞𝐫 𝐨𝐝𝐞𝐫 𝐄𝐱-𝐏𝐚𝐫𝐭𝐧𝐞𝐫 𝐠𝐞𝐭ö𝐭𝐞𝐭.“ (𝐀𝐥𝐥𝐞 𝐝𝐫𝐞𝐢 𝐓𝐚𝐠𝐞) Ich bin ein absoluter Fan der Bücher von Ferdinand von Schirach. Umso mehr habe ich mich über das Rezensionsexemplar seines neusten Buches „Sie sagt. Er sagt.“ gefreut. Wieder einmal ein unglaublich wichtiges Thema, wo es sich lohnt, alle Facetten zu betrachten. 𝐊𝐥𝐚𝐩𝐩𝐞𝐧𝐭𝐞𝐱𝐭 Katharina Schlüter, eine erfolgreiche TV-Moderatorin, behauptet, ihr ehemaliger Geliebter habe sie missbraucht: Aus zunächst einvernehmlichem Sex sei eine Vergewaltigung geworden. In dem Strafprozess steht Aussage gegen Aussage – ein Dilemma, das eine ungeheure Sprengkraft entfaltet. Denn über die berufliche und private Zukunft zweier Menschen hinaus, geht es um nichts weniger als um die Werte, aber auch Vorurteile, die uns als Gesellschaft ausmachen. 𝐑𝐞𝐳𝐞𝐧𝐬𝐢𝐨𝐧 „Sie sagt. Er sagt.“ hat meine hohen Erwartungen voll erfüllt. Es zeigt auf eine sehr eindringliche und intelligente Weise, wie unser Rechtssystem funktioniert. Dabei wird nichts überdramatisiert, beschönigt oder weggelassen. Alle Facetten des Falls werden beleuchtet und ich habe wieder einmal gemerkt: Es ist nichts schwarz oder weiß, sondern alles dazwischen. Eine Meinung können sich letztendlich alle Lesenden bilden, denn das Ende wird wie immer offen gelassen. Ich habe anschließend so viele tolle Gespräche geführt und mich bei einigen Aspekten des Buches weitergebildet. Für mich ein absolutes Muss! In der ZDF Mediathek könnt ihr auch die Verfilmung sehen - ebenfalls großartig! 🏆

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SIE SAGT. ER SAGT. Ferdinand von Schirach Ein weiteres Mal entführt uns von Schirach in den Gerichtssaal. Anwesend sind u. a. Katharina Schlüter, eine bekannte TV-Moderatorin, die behauptet, dass ihr ehemaliger Geliebter Dr. Christian Thiede sie vergewaltigt hat. Zu Beginn wäre der Sex einvernehmlich gewesen, doch als sie ihn aufforderte aufzuhören, kam er ihrem Wunsch nicht nach. Zu klären ist es, ob die Vergewaltigung überhaupt stattgefunden hat oder ob sich Schlüter nur an ihm rächen wollte. Ein weiteres Theaterstück von Ferdinand von Schirach, wo das Publikum am Ende entscheiden muss, ob es eine Straftat gab. Auch dieses Buch gefiel mir wieder sehr. Seine kurzen und prägnanten Sätze konnten mich erneut in seinen Bann ziehen. Dabei zaubert er immer wieder Kaninchen aus den Hut und gibt damit dem Geschehen eine neue Wendung. Meistens lässt der Autor mich zu einem Fähnchen im Wind werden, dieses Mal nicht. Für mich gäbe es nur eine einzige richtige Entscheidung. Große Leseempfehlung von mir. 5/ 5

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SIE SAGT. ER SAGT. [Werbung - Rezensionsexemplar] Q: Habt ihr schon ein Buch von Ferdinand von Schirach gelesen? Wieder ein neues Buch von Ferdinand von Schirach 🙌🏻 ich liebe seine Bücher und habe sie wirklich alle schon inhaliert. Seine Bücher regen zum nachdenken an und bewegen. So auch „Sie sagt. Er sagt.“ - Ein Theaterstück welches sich sehr gut lesen lässt und auch unglaublich spannend war. Wir werden direkt mit in den Gerichtssaal genommen und lesen die Aussagen, Beweise und gegen Argumente. Ich für meinen Teil kann sagen, ich war oft hin und hergerissen. Was für mich erst klar war wurde nur ein paar Dialoge später wieder direkt in Frage gestellt. Es gab Aussagen und gegen Argumente. Beweise und Infos, welche die Beweise wiederlegten. Doch was ist nun die Wahrheit? Können wir diese beurteilen und an was wird es beurteilt. Dieses Theaterstück und seine Dialoge zeigt uns auf 144 Seiten so vieles auf und lässt uns vieles hinterfragen. Das Buch macht etwas mit einem und vor allem lässt es es den Leser nachdenken. Große Empfehlung ! 📖 Kleine Serviceinfo: Das Buch wurde auch verfilmt. Ich habe es noch nicht angeschaut werde es aber die Tage noch machen 🫶🏻 .

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Vorsicht, Spoiler! Kürzlich habe ich festgestellt, dass Schirach ein neues Werk herausbringt, dieses Mal wieder ein Theaterstück (seine letzten Werke waren Erzählungen). Das letzte Theaterstück, welches ich von ihm gelesen habe, war "Gott" und das hat mir unheimlich gut gefallen. So auch "Sie sagt. Er sagt". Das Stück hat lediglich 144 Seiten in einem kleinen Buch, sodass ich es bequem an einem Tag beim Pendeln lesen konnte (und jetzt sogar noch diese Rezension im Bus schreibe). Diesmal kann ich sagen, dass mir das neue Werk von Schirach wieder extrem gut gefallen hat. Ich war gefesselt und hätte auch gut und gerne noch 144 weitere Seiten gelesen. In "Sie sagt. Er sagt." geht es um eine Frau, die ihren ehemaligen Geliebten beschuldigt, sie vergewaltigt zu haben. Das ganze Stück spielt im Gerichtssaal, wo der Prozess stattfindet und verschiedene Personen (z.B. eine psychologische Sachverständige) angehört werden. Wie immer schreibt Schirach in einem sehr neutralen Stil, beleuchtet verschiedene Aspekte des Konfliktpunktes und gestaltet ein Ende, bei dem der Lesende für sich selbst entscheiden muss, was er davon hält. Wie sich die Geschichte wirklich zugetragen hat. Auf welche Seite sich der Lesende gegebenenfalls selbst stellt. Schirach lässt den Lesenden seine eigenen Moralvorstellungen hinterfragen. Wir wissen nicht, was wirklich passiert ist. Wir können uns nur unseren Teil denken. Aber ob der stimmt..? Ich muss sagen: Chapeau, Herr von Schirach. Sie haben hier wieder ein Theaterstück erschaffen, das sich mit einem sehr aktuellen Thema befasst (wie schon in "Gott", dort ging es um das Thema Sterbehilfe). Mit einem Thema, das viel diskutiert wird und viele Problematiken werden in diesem Buch auch angesprochen. Beispielsweise Vergewaltigungsmythen, die beschreiben, wie sich viele Menschen den Ablauf einer Vergewaltigung vorstellen. Je mehr die Tat davon abweicht, desto weniger wird dem Opfer tendenziell geglaubt. Dadurch kann eine sekundäre Viktimisierung entstehen, bei der Betroffene zum Beispiel bei einem Verhör erneut zum Opfer werden, weil ihnen nicht geglaubt wird, weil unpassende Kommentare angebracht werden oder ähnliches. Letzten Endes kann ich sagen, dass mir "Sie sagt. Er sagt" wieder extrem gut gefallen hat und ich mir demnächst die Verfilmung dazu anschauen möchte. Ich bin sehr gespannt und kann das Theaterstück nur weiterempfehlen! Vielen Dank an der Stelle an @btb und @bloggerportal für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares!

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Katharina Schlüter (48), bekannt als engagierte und renommierte Fernsehjournalistin, steht als Klägerin vor einem Berliner Landgericht. Sie bezichtigt ihren ehemaligen Geliebten, Dr. Christian Thiede (59), zur Zeit der Tat Vorstandsvorsitzender eines großen Konzerns, der Vergewaltigung. Beide lernen sich im Rahmen einer von Katharina Schlüter moderierten TV-Sendung kennen, an der Thiede als Gast teilnimmt. Ca. einen Monat danach nimmt sie seine Einladung zu einem gemeinsamen Mittagessen an, verliebt sich in ihn, und beide beginnen eine 4 Jahre dauernde Affäre, die laut ihrer Aussage immer inniger wird. Ihre nahezu wöchentlichen Zusammenkünfte finden stets in Hotels statt. Da beide verheiratet sind und Kinder haben, müssen sie ihre Familien laufend belügen. Diese Situation wird für sie zwar immer belastender, sie haben aber nicht den Mut, ihre Ehepartner zu verlassen. Nach einem wie immer intensiven Beisammensein beenden sie daher ihre Affäre: einvernehmlich, wie Katharina Schlüter sagt, auf seine Initiative hin, wie Christian Thiede später zu Protokoll geben wird. Obwohl sie sehr unter der Trennung leidet, haben Schlüter und Thiede keinerlei Kontakt mehr, bis es nach 4 Monaten zu einem zufälligen Treffen auf der Straße kommt. Sie geht mit Thiede in seine Wohnung, die alte Anziehung ist sofort wieder da, es kommt zu zunächst einvernehmlichem Geschlechts-verkehr, bei dem sie aktiv mitmacht. Erst nachdem er bereits in sie eingedrungen ist, wird ihr, laut Aussage klar, dass es falsch sei, dass sie nicht noch einmal unter einer erneuten Trennung von ihm so leiden wolle. Sie fordert ihn mehrmals vergeblich auf, aufzuhören, aber erst im Moment der Ejakulation gelingt es ihr, ihn von sich zu stoßen. Drei Tage später zeigt sie Thiede wegen Vergewaltigung bei der Polizei an. Während des gesamten Prozesses schweigt Christian Thiede; ganz am Schluss jedoch entschließt er sich überraschend zu einer Aussage, in der er vor allem den Sex in seiner Wohnung komplett anders schildert. Und auch von seiner Noch-Ehefrau, mit der er in Scheidung lebt, gibt es eine unerwartete Aussage. Ergo: Das Gericht muss erneut in die Beweisaufnahme gehen - es ist wieder alles offen. Resümee: Ferdinand von Schirach ist Autor und Jurist, der u.a. als Strafverteidiger in den Berliner Mauerschützenprozessen bekannt geworden ist. Dieses ist sein 4. Theaterstück, das sich unter dem Aspekt der Urteilsfindung mit dem Thema Vergewaltigung auseinandersetzt. Bei Gericht steht dabei oft Aussage gegen Aussage, und nur die Beteiligten wissen, was wirklich geschehen ist. In diesem Theaterstück herrscht folgende Situation: Sie (Katharina Schlüter) sagt: Christian Thiede hat mich vergewaltigt. Er (Christian Thiede) sagt: bis zum Ende des Prozesses nichts, entschließt sich aber dann spontan zu einer Aussage, die von der seiner Ex-Geliebten extrem abweicht. Basis für die Urteilsfindung an diesem Strafprozesstag ist also die Aussage des mutmaßlichen Vergewaltigungsopfers Katharina Schlüter, in der es zunächst um Beginn, Verlauf und Ende der Beziehung zu dem Angeklagten Christian Thiede geht. Es folgt dann ihre Schilderung der Ereignisse in seiner Wohnung 4 Monate später nach einem zufälligen Treffen, in deren Folge sie ihn nach 3 Tagen wegen Vergewaltigung anzeigt. Dabei wirft die Aussage des mutmaßlichen Opfers viele Fragen auf, vor allem folgende: . Handelt es sich im rechtlichen Sinne um eine Vergewaltigung? Das heißt, ist der zunächst absolut einvernehmliche Geschlechtsverkehr in eine Vergewaltigung übergegangen, als Thiede kurz vor der Ejakulation, als sein Penis bereits in ihr war, das mehrmalige Nein seiner bis dahin aktiv beteiligten Ex-Geliebten ignorierte? Die Klägerin gibt selbst zu Protokoll, den Sex anfangs gewollt zu haben, sich daher nicht sicher zu sein, ob sie nicht auch schuld habe, ob es falsch war, mit ihm ins Bett zu gehen, wo dann bei ihr plötzlich „ein Schalter umgelegt“ wurde. . Welches ist also das Motiv für ihre Anzeige des Mannes, mit dem sie 4 Jahre lang eine angeblich innige Beziehung hatte, zu dem sie bei dem zufälligen Treffen 4 Monate nach deren Ende sofort wieder die alte Anziehung gespürt hat? Späte Rache wegen verletzter Gefühle, weil die Trennung entgegen ihrer Behauptung doch nicht einvernehmlich war, wie Thiede später aussagt? Kaum vorstellbar, zumal der versierten TV-Journalistin bewusst war, dass sie sich dadurch privat, beruflich und durch öffentliche Schmutzkampagnen erheblichen Schaden zufügen würde. Ergänzend bestätigt ihre engste Freundin, dass Rachegelüste der Klägerin völlig wesensfremd seien, sie sogar lange mit sich gerungen habe, den Ex-Geliebten anzuzeigen. Sie gibt als Motiv an, dass sie sich in dem Moment nicht mehr ganz, nicht mehr als jemand, der über seinen Körper bestimmen kann, also benutzt gefühlt habe. . Hat sich Christian Thiede also etwas genommen, was ihm nicht zustand? Aber war Sex nicht 4 Jahre lang das dominierende Merkmal ihrer Affäre? Ein gemeinsames Leben fand nur in beider Phantasie statt. . Warum schweigt der mutmaßliche Vergewaltiger so beharrlich während des Prozesses, wenn sich die Ereignisse in seiner Wohnung angeblich ganz anders zugetragen haben, es demnach zweifelsfrei keine Vergewaltigung gab? Das heißt, warum lässt er unter dieser Voraussetzung zu, dass er als Täter verurteilt wird? . Wie aber kommen auf Grundlage seiner Schilderung dann seine Sperma-spuren auf das Kleid, das Katharina Schlüter am Tag der Tat getragen hat? War die Kleiderauswahl Zufall, die Spuren alt? Die dazu gehörte Rechtsmedizinerin sagt, dass das Alter von Sperma auf der Kleidung nicht bestimmt werden kann. Aber letztlich ist es auch nur ein Beweis dafür, dass Geschlechtsverkehr stattgefunden hat, nicht aber für eine Vergewaltigung. Meiner Meinung nach wird daher über die Maßen viel Gewicht auf dieses Beweisstück gelegt. Das Theaterstück greift weiterhin folgende Probleme auf, mit denen das Gericht gerade in einem Vergewaltigungsprozess oft konfrontiert ist: . Kann es bei Vergewaltigungen eine zweifelsfreie Beweislage, eine lücken-lose Wahrheitsfindung geben? Kaum, denn in der Regel gibt es dafür keine Zeugen, sodass nur die Beteiligten wissen, was sich wirklich zugetragen hat. . Muss also bei der Urteilsfindung der Grundsatz „in dubio pro reo“ (im Zweifel für den Angeklagten) angewendet werden? Das heißt ist der Angeklagte freizusprechen, wenn Aussage gegen Aussage steht, kein Geständnis vorliegt? Der Jurist von Schirach sagt, es gibt keine Regel, dass dies geschehen muss. Denn wenn eine genaueste Prüfung aller Aussagen des Opfers und deren Bewertung unter verschiedenen Aspekten erfolgt sei und diese glaubhaft sind, dann steht einer Verurteilung nichts im Wege. . Die Öffentlichkeit, v.a. auch die sogenannten Informations- und sozialen Medien, wirken oft im Vorfeld eines Prozesses meinungsbildend in Bezug auf die Schuldfrage. Dabei kommt es durch vorgefasste Meinungen, Sympathien / Antipathien, (Rollen-)Klischees usw. zu Vorverurteilungen, obwohl die Informationen aus dritter Hand stammen. . Hängt die Urteilsfindung auch von Sympathien / Antipathien der Jurist (-innen) für mutmaßliches Opfer und Täter ab, nicht zuletzt auch von ihrer eigenen Geschlechterrolle? Können sie immer vorurteilsfrei Recht sprechen oder lassen sie sich auch von Klischees und Statistiken leiten? Heißt: Kann es ein objektives Urteil geben? Die Ausführungen der psycho-logischen Sachverständigen in diesem Theaterstück und die Plädoyers des Verteidigers und der Verteidigerin geben einen Einblick in die Problematik. Fazit: Das Stück regt sowohl zum stillen Nachdenken als auch zum Diskutieren an – Letzteres idealerweise mit Personen gleichen sowie anderen Geschlechts. Dabei wird die Problematik in ihrer gesamten Komplexität und mit ihren zahlreichen Facetten deutlich.

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